26.7.13


Es gibt so Sätze, wenn ich über die nachdenke, dann bekomme ich Knoten im Gehirn und doch werden sie einem immer wieder als die Erkenntnis überhaupt vor die Füße geknallt: "Sei, wie du bist!" ; "Ich bin so, wie ich bin."; "Sei du selbst!"; "Ich bin, wie ich bin, und das ist gut so."; etc.; etc.; -> Wer bin ich denn? Tausend sich widersprechende Puzzleteile; Teile davon kaum aushaltbar, weder für mich noch für meine Gegenübers. Was ist mit sozialer Kompatibilität? Was ist mit Selbstkontrolle durch innere Werte und Instanzen? Was ist mit Entwicklung und auf dem Weg sein? Was ist mit Kommunikation und Reflexion? Was mit all den bisher unentdeckten und ungelösten Teilen von mir? Und, und, und ... Diese obigen Sätze sind Fischfutter und deren Funktion ist Absolution, Ablenkung, Entschuldigung, Ausrede und oberflächliches Gebrabbel und, letztendlich, Verdummungsgesalber. Die Realitäten und Wahrheiten des eigenen Ichs sind doch jeweils Kontext gebunden, protzenhaft und wahrnehmungsabhängig in Zeit und Raum verstrickt. So einfach is das alles net.


Ergänzung: Jetzt mal ernsthaft: Da sag ich dem alternden Mann oder der jungen Frau nach dreihundert vergeblichen Bewerbungen, dem dritten Hausbesuch von der ARGE und der letzten Abmahnung wegen Rauchen in der eigenen Wohnung: "Sei jetzt mal ganz du selbst! Handle mal ganz aus deinem Bauch raus! Bleib mal ganz bei dir!" Und zack, brennt und explodiert es auf einmal und der und die und der da hinten auch bekommen eins in die Fresse... Ja gucke mal guck! Das waren dann wohl die falschen Adressaten für diese Sprüche. Ham ja auch net viel oder gar nix für bezahlt. Kann ich ja gar net davon leben und meinen ZumirselbstfindenAbenteurUrlaubinderKaribik von finanzieren ... tssst ... So en Scheiß. ... Was sich da so auf dem Markt der Lebensberater, Coaches und Therapeuten tummelt macht mir Bauchgrimmen und Herzklopfen vor Zorn.

14.7.13


„Sag mal was zu Bushido!“ ... „Bushidō ist der Kodex jener moralischen Grundsätze, welche die Samurai beachten sollen.“ ... „Ne, du Dussel, der Sänger und sein neustes Lied.“ ...“Ach, du meinst diesen kleinen Rapper, der es immer wieder schafft, sich mit provozierenden Texten ins Gespräch zu bringen? Ach weißt du, dazu fällt mir nur ein: Wie schön, dass es wieder ein gemeinsames Feindbild gibt. Das empörte Volk schreit „Zensieren, verbieten, ausweisen, Rübe ab!“ und in der Welt verrecken elendig die Leuts. Diese Empörung geht mir genauso wie ein solches Lied am Hintern vorbei. Alles nur Schein und Trug und Übersprungshandlung. Eine Demokratie müsste sowas wie diesen Text aushalten und einfach beiläufig belächeln können. Unsere Demokratie kränkelt aber, und deshalb ist es so schön erleichternd sich über einen Text aufzuregen und wenn die Leute real totgeschlagen werden, weil sie nicht die rechte Gesinnung oder das gewünschte Äußere haben, mal schnell die nächste Chipstüte aufzumachen oder nen Edelpuff aufzusuchen. Die Verhältnismäßigkeiten in den Reaktionen stimmen einfach nicht und geben Hinweise auf das darunter liegend Eigentliche: Verdrängung, Ablenkung, Entlastung. Das macht mich traurig und zornig.“

1.7.13

So ist es.

Leute, ich schwöre euch, ich hatte noch niemals einen derartigen Scheißjob von den Rahmenbedingungen her wie als Erzieherin in einer Krabbelstube: Bezahlung miserabel; permanente Überstunden, die nicht ins nächste Jahr mitgenommen werden dürfen und auch nicht ausbezahlt werden; kein Jobticket; kein Urlaubsgeld; vorgegebene Urlaubszeiten und Urlaubssperren in den Wintermonaten; miserabler Personalschlüssel der keine Flexibilität erlaubt, sondern immer nur Überstunden erfordert; Vor- und Nachbereitungsstunden gehen für normale Arbeit mit den Kindern drauf; du weißt, trotz Dienstplan eigentlich nie sicher, wann du morgen oder die Woche zu welchen Zeiten arbeitest. -> Was bin ich froh, dass ich net Erzieherin gelernt habe.  In der freien Wirtschaft wäre so ein Job, mit dieser hohen Flexibilität und den verlangten fachlichen Kompetenzen hoch dotiert. Es ist zum Kotzen. Punkt.