24.12.15

Mag ich nicht. Der Bundespräsident Gauck hat mich mit seinem Satz "Wir haben gezeigt, was in uns steckt" in seiner Weihnachtsansprache mal wieder verärgert. Wen er bloß mit dem „wir“ meint? Also, ich habe nicht gesehen, dass er mal irgendwo aktiv zugepackt hätte. Weder an Stränden, noch an Bahnhöfen, noch in Zeltlagern, noch auf den Strecken, noch an den Grenzübergangen sah ich einen Herrn Gauck in Regen, Wind und Dreck seine vorgeblich menschenfreundlichen Hände tatkräftig sich beschmutzen. Zugepackt haben da ganz andere. Es ärgert mich, wenn sich da (wieder einmal) einer mit einem lockerflockig hingeschmetterten „wir“ Lorbeerkränze um den Hals hängt, die da ganz bestimmt nicht hingehören.  Bäh. 

11.12.15

Wenn du mich mit Beleidigungen überschüttest, mich bestiehlst, betrügst, mir mit Gewaltsprüchen kommst oder gar mir gegenüber gewalttätig wirst, dann wehre ich mich und zeige dich an. Immer.

Deine Nationalität, deine Hautfarbe, dein Geschlecht, dein Glauben, deine sexuellen Neigungen, deine politischen Haltungen, deine Bildung, dein Einkommen, deine Herkunft, ob du deine Socken links oder rechts gedreht in die Waschmaschine stopfst und ob du wunderschön singst im Badezimmer, deine kaputte Kindheit und dein Seelenschmerz, all das und noch viel mehr interessieren mich da einen Scheiß.

So einfach ist das. 

10.12.15

„Sie hören doch als Therapeutin, zumal als Sexualtherapeutin, bestimmt eine Menge sehr privater Dinge. Erzählen Sie uns doch bitte heute einfach mal etwas sehr Intimes von sich, Frau Müller.“

„Ach? Das habe ich in meinen Büchern vor einigen Jahren doch schon getan. Intimer geht ja wohl nun nicht. Das langt für die nächsten drei Leben!“ *allerliebstlächelnd.

„Nun, vielleicht etwas Aktuelles?“

„Na gut. Am Ende des Duschvorganges haue ich immer schon den Kaltwasserknopf übergangslos auf eiskalt. Früher habe ich das geräuschlos hingenommen. Seit einiger Zeit kreische ich dabei wie ein pubertierendes  Mädchen, wenn der Wolf so unvermutet aus dem Gebüsch auf sie zuspringt. … Das ist wohl das Alter.“
  

„Ähm. Nun. Ja. Danke.“

9.12.15

Wie furchtbar muss es sein, wenn man trotzdem gehen muss um sein (Über)Leben irgendwie zu retten. Eine ganze Weile dachte ich, es würde helfen, wenn man doch die Gewissheit hätte, dass man seine Wurzeln in sich trage. Ja, es hilft. Sicher. Aber es bleibt doch immer dieser Rest, dieser verflixte kleine Rest, der sich sehnt, so sehr sehnt nach den altbekannten Düften, den vertrauten Plätzen und Winkeln und dem Singsang der eigenen Sprache in beiläufigen Plaudereien. Und auch wenn es all dies, durch die Zeit zerlegt, real so gar nicht mehr wiederzufinden gäbe, so bliebe doch dieser leise Schmerz ein lebenslanger Begleiter. Ja, ich kann das verstehen. Es macht mich traurig. Eine Lösung fand ich bisher nicht. 

8.12.15

Da es bei Tschador, Burka, etc. ja vor allem darum gehe die Frauen vor dem unbändigen Trieb der Männer und deren bitte nicht anzuregende Fantasie durch weibliche Reize und somit vor allem um den Schutz der Frauen gehe, wäre es doch innerhalb dieser Logik viel logischer, anstatt die Frauen zu verschleiern den Männern Keuschheitsgürtel und Fäustlinge anzuziehen, oder?

7.12.15

Lehrstück eben beim Einkaufen im Supermarkt, Kurzfassung:

Zwei Damen streiten sich:

Junge Dame: „Sie haben mich an der Kasse geschubst. Und als ich sagte, Sie sollen aufhören, wollten Sie mich schlagen! Ich habe es genau bemerkt!“
Ältere Dame: „Ich komme aus Afghanistan. Mein Mann hat gute Arbeit. Meine Kinder, sie studieren. Ich gute Frau! Ich nicht schlagen!“
Junge Dame: „Was erzählen Sie mir da für einen Scheiß! Das interessiert mich nicht! Was interessiert mich, was ihr Mann macht oder ihre Kinder? Sie haben mich geschubst!“
Die ältere Dame versucht es nochmal und erzählt aufgeregt, was genau ihr Mann arbeitet und was ihre Kinder studieren. Für die junge Dame und die Zuschauer kommt sie damit jedoch einfach nicht auf den eigentlichen Punkt. Und irgendwie wirkt sie dadurch schuldig. So als würde sie drum herum reden und/oder ausweichen.

Das ist ein gutes Beispiel für misslungene interkulturelle Kommunikation. In vielen Kulturen, und ich kenne es z.B. aus dem Iran und aus Afghanistan, gehört es bei einem Streitgespräch, vor allem in der Öffentlichkeit, zu einem unbedingten Muss und zum guten Ton, dass man zuerst recht ausführlich erklärt, wer man ist, welchen gesellschaftlichen Status man hat. Für die eigene Reputation einer Frau ist da die Stellung von Mann und Kindern ein wichtiger, ja gar der wichtigste Baustein. Damit wird die eigene Integrität und Glaubwürdigkeit nach außen festgestellt. Erst danach spricht man über den eigentlichen Gegenstand des Streites.
Das hat mich oft zur Weißglut gebracht (der Vater meiner Kinder brachte es fertig, als die GEZ vor der Tür stand, immer wieder das Argument vorzubringen, dass sein Sohn Ringer in der Nationalmannschaft sei  – die kamen nicht wirklich in ihrem Gespräch auf einen grünen Zweig, weil beide sich missverstanden fühlten ;-) ). Aber, mal abgesehen von den verquerten gesellschaftlichen Implikationen in Bezug auf die Rolle der Frau, habe ich feststellen können, dass der Aggressionspegel schlichtweg sinkt, wenn man sich erstmal über die Familien unterhält.


Ein gutes Beispiel auch dafür, dass in einer Einwanderungsgesellschaft eben nicht nur die Zuwanderer, sondern auch die heimische Bevölkerung Integrationskurse benötigt, am besten gemeinsame. Dann funktioniert es vielleicht besser mit dem gegenseitigen Verständnis und der Kommunikation. 

4.12.15

Am 04.12.1975 starb Hannah Arendt. Eine Große.

„Es war ja auch zu schrecklich, was beim Jerusalemer Eichmann-Prozeß herauskam: Da stand keine kalt berechnende Bestie in Menschengestalt im schußsicheren Glaskasten, sondern ein Hanswurst.“


Dieser Satz hat mich damals als junge Frau an der Uni sehr erschüttert. Das Böse konnte, ja durfte nicht banal sein. Es musste groß, hässlich, entmenschlicht sein. Die Täter abseits jedweder Menschlichkeit. Nur so erschien mir das Unsägliche überhaupt ertragbar. Und dann kam dieses Weib und schleuderte mich mitten hinein in ein Gedankengebäude, das in späteren Jahren in der Frage gipfelte: Unter welchen Umständen könntest auch du zur Täterin werden? Nix war mehr einfach, nix war mehr mit hier Gut, dort Böse. Leichten, eindimensionalen Antworten war der Weg ein für alle Mal verbaut. Der Verstand kreischte und es blieben ihm doch nur das Denken, Hinterfragen, Zerlegen und Durchkauen jedweder noch so wohltuenden einfachen Kausalität. Ich habe sie gehasst für ihre Gedanken und den unbequemen Rattenschwanz, den diese in mir ausgelöst hatten. Und ich bin ihr dankbar. 
Dem Menschen, dessen Haut zerfetzt, dessen Körper zerrissen wurde, ist es scheißegal vom wem aus welchem Grunde die Bombe abgeworfen wurde.
Zuerst waren es Märchen und dann folgten schon recht früh Science Fiktion und Fantasy Literatur. All diese Geschichten lehrten dem kindlichen/jugendlichen Gemüte: Egal ob du ein Pfannkuchen, ein kleiner Junge, ein hässliches Entlein, ein Einhorn, ein glupschäugiges Tentakelwesen, ein Roboter, ein Drachentöter, ein Raumschiffpilot, eine Prinzessin, eine Lokomotive, ein Drache, eine Königin, ein Monster, eine buntbestrumpfte Heldin, ein sternfangendes armes Hascherl oder ein Stäubchen im weiten Weltall bist: Dein Schmerz, deine Freude, deine Traurigkeit, dein Mut, deine Treue, deine Einsamkeit, dein Verlust, deine Hoffnung, deine Angst, deine Beharrlichkeit, dein Suchen nach Liebe, Freundschaft, Glück, deine ganze Gefühlswelt von A bis Z machen sich nicht fest an den Äußerlichkeiten, der Herkunft, deinem Status oder sonstigem Quatsch. Sie gleichen sich. So fing es wohl an mit meinem unverbrüchlichen Wohlwollen für alle Menschen und alle Kreaturen. Jetzt bin ich fast sechzig Jahre alt und es hat sich nichts daran geändert. Also kommt mir nicht damit, dass ich irgendjemanden nicht mögen oder gar hassen sollte nur weil er irgendwie anders ist als ich. Ne, tut mir leid, dafür bin ich nicht geschaffen. Dafür ist keinen Raum in mir, denn dort tummeln sich immer noch die verrücktesten Wesen aus meiner Kinder- und Jugendzeit in vergnüglich stiller Eintracht. Und das ist gut so.  


3.12.15

In Syrien tummeln sich nun Assads Truppen, diverse syrische Rebellen, der IS, die Russen, Amerikaner, die Türkei, die Kurden, Turkmenen, der Irak, der Iran, Saudi Arabien, Schiiten und Sunniten, Franzosen, Briten … hab ich wen/was vergessen? Bestimmt. Ach ja, die Deutschen wollen da jetzt auch noch mitmischen. Für was? Für wen? Mit welchen Zielsetzungen? Blicken die da überhaupt noch wer da mit wem und gegen wen und wofür? Manchmal denke ich, das ist lediglich der abstruse Abenteuerspielplatz für WaffenHerstellerHändler und ausgerastete Militärfreaks. So einfach ist es natürlich nicht, ich weiß. Aber egal, würde ich da wohnen und mir gingen die nebulös verquasten Zielvorstellungen all dieser Spielteilnehmer am Arsch vorbei, dann würde ich auch zusehen, dass ich von da so schnell wie möglich weg käme.