Mitgefühl und Solidarität haben ganz viele Gesichter und ich
fand sie auch in diesem Jahr wieder an völlig unvermuteten Orten.
31.12.17
30.12.17
Liebe schert sich nicht um Alter und Geschlecht, um Herkunft
und Neigung. Sie ist einfach. Wenn das doch nur endlich in Kopf und Bauch der
Leute rein ging. Nein, es ist immer noch keine Selbstverständlichkeit, auch
wenn ich das manchmal so in meiner einen kleinen Welt vergesse. Ja, es ist viel
passiert bis heute. So viel erreicht. Und doch, alles noch so fragil. Und schau
ich mich um in der Welt, dann werde ich so traurig und zornig zugleich. Immer
noch und immer wieder werden Menschen verachtet, diskriminiert, ausgestoßen,
verfolgt, geschlagen, getötet, weil sie den Falschen oder die Verbotene lieben.
Keine Zeiten um sich auf dem Erreichten auszuruhen. Ganz im Gegenteil.
22.12.17
"Ein Land, ein
Ort, in dem ich zusehen und erleben musste, wie meine Kinder zerfetzt, meine
Frau nieder gemetzelt, meine Eltern erschlagen, meine Nachbarn zu Tode
geprügelt und unsere Häuser zerbombt und dem Erdboden gleichgemacht wurden, wo
jeder, jeden verraten und verkauft hat, nur um das Leben seiner Kinder zu
retten, ist das noch mein Land, mein Ort? Meine Heimat?"
"Darauf kann ich dir keine Antwort geben, denn ich weiß
es nicht."
Jetzt kommen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen, die
großzügigen Spender, die traurige Kinderaugen Teilenden. Die, die doch auch
dabei nur immer sich selbst im Blick haben, zücken die Portokasse, Almosen selbstherrlich
lächelnd verteilend. Die, die ihr Mitgefühl das ganze Jahr in der Tiefkühltruhe
ihrer Herzen lagern, puhlen es nun mühsam verkrampft in jedwedes Kameralicht. Die,
die nun Selfies mit Obdachlosen posten, denen sie ansonsten angewidert die schimmeligen
Krümel ihrer verlogenen Heimeligkeit für die Füße werfen. Wenn überhaupt. Die,
die das ganze Jahr kreischen nach sauberer Heimat und patriotisch entflammtem
Widerstand gegen Teilhabe und Barmherzigkeit, basteln nun rührselig trunken an bunten
Krippenspielen herum. Die, die jammernd und johlend durch das Jahr wilderten,
weil sie sich selbst nicht aushalten können, vergehen nun vor mediengerechter
Selbstherrlichkeit in aufgesetztem Mitleid und drücken sich verlogene Tränchen
ab, ob all der ihnen doch so fremd bleibenden Schrecken in der Welt.
Die, die widern mich an.
21.12.17
„Unabhängig davon, dass so ein alter Baum gefällt wird,
gehen die Kosten für so einen städtischen und/oder kommunalen Weihnachtsbaum in
die Abertausende.“
„Völlig Idiotisch. Dafür könnte man auch Schlafsäcke,
Winterjacken, Heizöl, oder sonst was Sinniges kaufen.“
„Ja, aber die Tradition!“
„Man muss ja nicht jeden Scheiß immer wieder wiederholen,
bloß weil die Altvorderen es nicht blickten.“
*Anmerkung
Ja, es regt mich immer
noch auf.
16.12.17
Dann mach doch was anderes!
Was mich ankotzt und was mich wütend macht, sind Kommentare
in dieser Art:
"Du musst diese Arbeit ja nicht machen, wenn es dir zu
wenig Geld ist."
"Du musst doch nicht in diesem Loch wohnen, such dir
eine andere Wohnung."
"Du bist doch selbst dran schuld, wenn du nur ALG II
bekommst, geh halt arbeiten."
"Wenn du nicht
genug Geld hast für gute Lebensmittel, dann iss halt weniger."
"Wenn es dir auf der Straße schlecht geht, dann wohne
halt in ner Wohnung."
"Wenn es dir so schlecht geht, dann höre doch einfach
auf zu trinken!"
Etc., etc., etc..
Es ist immer eine anmaßende, von oben nach unten
Argumentation, die der realen, individuellen Lebenswelt des Angesprochenen in
keiner Weise gerecht wird. Ja, man könnte sogar sagen, das Gegenüber wird
überhaupt nicht wahrgenommen. Es ist so arrogant (die bösartige Form von
Arroganz) und widerlich, und zeigt lediglich, dass die reale gesellschaftliche
und soziale Situation in diesen Zeiten in Gänze völlig ausgeblendet wird.
Warum argumentieren Leute so? Ich vermute, es hat mit
Abgrenzung zu tun, mit der eigenen Angst vor dem Abstieg, mit Ignoranz und
Blasiertheit, mit Dummheit und mit diesem klitzekleinen Moment, in dem man sich
selbst erhöhen kann, indem man dem anderen Schuld zuschiebt.
*Anmerkung
Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin eine
vehemente Anhängerin der Haltung "Setz deinen Arsch in Bewegung und
übernimm Verantwortung für dein Leben!". Aber!, und dieses Aber ist ein
fettes, es gibt Systeme, Strukturen, Lebensumstände, gesellschaftliche Zwänge,
die es schwierig machen, das eigene Leben locker auf die Reihe zu bekommen. In
solchen Fällen habe ich Verständnis, solidarisiere ich mich, begleite und suche
Ansätze, wo man, wie man an den nicht beeinflussbaren Schrauben doch noch etwas
ganz individuell drehen könnte. Ich käme nicht auf die Idee da Schuld im
Gießkannenprinzip zu verteilen.
12.12.17
6.12.17
Manchmal bin ich total unpädagogisch und knallhart:
Die kleinen Kinder streiten sich um eine blöde Ritterburg. Alle
Vorschläge, wie man denn gemeinsam mit diesem Ding spielen könnte, werden
abgelehnt. Sie kloppen sich, hetzen, tricksen, schlagen sich drum. Sie weinen,
schreien und können sich mit nichts anderem beschäftigen. „Das ist meine Burg!“
… „Nein, meine!“ Das geht Stunden und Stunden und alle sind totunglücklich. Sie
sind so aufgedreht, werden immer gewalttätiger und finden aus dem ganzen
Schlamassel nicht mehr von alleine raus. Irgendwie geht es gar nicht mehr um
die Burg selbst, sondern nur noch um die Streiterei. Wie gesagt, jeder
Vorschlag von außen wird abgelehnt. Ich habe irgendwann diese Faxen satt, nehme
den Hammer und zerschlage diese blöde Burg. Wenn ich wohlwollend bin, bekommt
jedes Kind ein gleich großes Plastikstückchen mit dem Hinweis: „Da kannst du
dir ja jetzt in deinem! Kinderzimmer eine neue Burg draus bauen!“ Ansonsten
wandert der Mist in die Mülltonne.
*flüster …und dann träume ich davon, ich könnte dies mit
Jerusalem auch machen
4.12.17
„Denken Sie, ich bin
verrückt, Frau Müller?“
„Halten Sie sich denn
für verrückt?“
„Ich ticke anders als
andere Menschen.“
„Würde mein Urteil über Sie etwas daran ändern?“
„Eigentlich nicht. Ich bin ja so, wie ich bin.“
„Und wie geht es Ihnen so mit sich?“
„Mir geht es eigentlich ganz gut mit mir. Die anderen Leute
sind halt oft davon genervt.“
„Ändert das Urteil der anderen etwas an dem, wer und was und
wie Sie sind?“
„Nein, eigentlich nicht. Es geht mir ja gut mit mir.“
„Wer bräuchte denn dann, wenn gewollt, Hilfe und
Unterstützung?“
„Jetzt, wo Sie es so sagen, doch eher die anderen und nicht
ich.“
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