28.12.19


"Meine Oma ist ne alte Umweltsau"

Jesses, da schießen die Wut und Hass Fontänen in den Himmel. Selbst bis dato recht gelassene Leute echauffieren sich bis kurz vor dem Herzkasper.

Holen wir die Leute jetzt sofort aus den Flüchtlingslagern, bevor sie alle dort elendig verrecken?

Zwingen wir unsere Regierung endlich dazu, Waffenexporte ein für alle Mal zu verbieten?

Nehmen wir die großen Dreckschleudern, die unsere Umwelt vergiften, endlich in die Verantwortung?

Stellen wir uns endlich massenhaft vor die Kinder, die in und von ihren Familien gequält, missbraucht, gedemütigt, getötet werden?

Und, und, und ... ... ... nein, wir regen uns lieber über ein umgetextetes Kinderlied auf, was anscheinend recht vergnüglich von Kindern dargeboten wurde.

Wird diese dämlich sinnlose Aufregung, sinnlos im Angesicht des täglichen erschreckenden Irrsinns, eigentlich von jemandem bewusst gesteuert?

Übrigens, ich bin eine Oma und ich war bis vor einiger Zeit mein Leben lang schlichtweg eine Umweltsau. Könnte man wohlwollender formulieren, vielleicht. Ändert aber nichts an der Tatsache.


Ergänzung: 

Wenn ich das richtig sehe, dann wurde vorher mit den Eltern und den Kindern über den Text ausführlich gesprochen und alle fanden ihn vertretbar. Sie sahen auch recht fidel aus beim Singen.
Mich erinnert der Text an die Umdichtungen von kleinen Kindern von Reimen und Kinderliedern. Höre ich immer wieder mal im Kindergarten. Die Kinder singen das mit Kichern und mit erwartungsvollen Augen, ob ich mich dadurch provozieren lasse. Meistens kichere ich mit. Wenn es mir zu ausfällig und diskriminierend erscheint, mach ich ein Thema in den nächsten Tagen daraus.

Das Bohei um das OmaLied kam eindeutig aus der rechten, sehr rechten Ecke und wurde auch auf deren Seiten (ich war letzte Nacht auf sehr vielen davon) regelrecht befeuert. Was ich da lesen musste ging weit, sehr weit über die "Respektlosigkeit" des Liedes hinaus und befand sich zum Teil im strafrechtlich relevanten Bereich.

By the way: Jede/jeder kann den Liedtext schräg, frech, ungehörig, respektlos finden und sich entsprechend darüber äußern. Da habe ich kein Problem mit. Genauso gut kann man ihn aber auch witzig, satirisch, provozierend gut, oder sonstwas finden. Alles im grünen Bereich. Das, was ich jedoch in den Kommentaren in den sozialen Netzwerken in Masse dazu gelesen habe, geht aber weit, weit über diesen grünen Bereich hinaus. Da ging es nicht mehr das Lied oder die Kinder, sondern um Zensur, um Rundumschläge gegen die Medien, um das Auskippen von uralten Vorurteilsschubladen, um Hass gegen alle und jeden, die auch nur im Ansatz versuchten zur Mäßigung beizutragen. Da! wurden Liedtext und die Kinder wirklich instrumentalisiert - für das Baden in und die Verbreitung von einem kranken und widerlichen Menschen- und Weltbild.

Und das geht so gar nicht.

24.12.19


"... Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen."

Haben Schmerz und Leid
eine Farbe, ein Geschlecht, ein Alter,
eine nationale Herkunft, eine Religion?
Nein! Sie sind immer nur eines:
Schmerz und Leid.

22.12.19


Es gibt nur einen wirklichen Grund etwas zu verändern: Du hältst es einfach nicht mehr aus.

Wenn kein innerer Leidensdruck vorhanden ist, dann gibt es auch keinen Drang etwas ernsthaft ändern zu wollen.

Gilt nicht nur für Therapie und Coaching, sondern, nach meinen Erfahrungen, auch für alles andere.

Auch aus diesem Grunde wird das zum Beispiel nichts mit weltweiten, grundlegenden, nachhaltigen Aktionen gegen den Klimawandel. Die verursachenden Globalplayer empfinden alles Mögliche, nur keinen Leidensdruck oder gar eine Bedrohung.

14.12.19


Irgendwie dachte ich ja: Kinder sind groß. Haben zum Teil eigene Familie. Also, endlich zumindest mal kein Dekoweihnachtsgedöns.

*Hahaha. Geht ja gar nicht. Immerhin seien sie meine Kinder, es gebe ja  jahrhundertealte Familientraditionen und, mit strengem Blick das absolute Totschlagargument: 

"M A M A! Du hast jetzt Enkelkinder!!!“

Okay. Sie schleppten den tollsten Baum an („Der sieht aus wie du, Oma!“), schmückten ihn mit viel Spaß, Selbstgebasteltem und euphorischem Kindergesang ... ... ... und ja, es ist sooooo lieb und süß von ihnen.




10.11.19


Man überlebt
eine Vergewaltigung
nicht nur einmal,
sondern jeden Tag

Shiori Ito

Es gibt Verletzungen, die schlagen Wellen und Risse bis in den kleinsten Teil der Persönlichkeit. Die Vernarbungen bilden neue Muster, reiben an Vorhandenem und manchmal brechen sie, auch an unvermuteten Stellen, wieder und wieder auf. Heilung? Gänzlich? Nein. Lernen, damit umzugehen? Sich Pflege der Narben und grundlegende Selbstfürsorge aneignen? Ja. Überleben? Manchmal ja, manchmal nein.

9.11.19


Die Frauenbewegungen haben mich als sehr junge Frau sehr viel gelehrt. Sie haben mich ermutigt, erschüttert, enttäuscht, erschöpft, ermuntert, beschenkt. Ich habe mich in und mit ihnen groß und klein gefühlt. Schwach und mächtig. Aufgehoben und ausgestoßen. Belächelt und ermutigt.

Das Allerwichtigste jedoch geschah ganz am Anfang in den ersten Frauengruppen Mitte der siebziger Jahre und war für alle Bereiche meines Lebens fortan tragend: Ich war nicht allein! Nicht allein mit meinen Gedanken, meinen Zweifeln, meinen Visionen, meinem Körperempfinden, meiner Sprachlosigkeit, meinem Zorn, meinen verwirrenden Erfahrungen als Mädchen und Frau. Und hinter diesem „Du bist nicht allein!“ steckte ja noch ein zweites, nicht weniger Prägendes: „Du bist okay, so wie du bist!“

Ich wünsche mir seitdem, dass jeder Mensch einmal in seinem Leben diese Erfahrung bis zum Grunde auskosten kann. Eine Quelle nie versiegender Energie und Kraft. Die Ressource überhaupt um mit den Widrigkeiten und dem fordernden Durcheinander, dem Auf und Ab eines Menschenlebens auch nur irgendwie angemessen umgehen zu können.


Wenn wir zu allen Stunden grausige Geschehnisse
mitansehen und mitanhören müssen,
so verlieren wir schließlich,
selbst die von Natur Zartesten unter uns,
durch die ständige Folge der quälenden Eindrücke,
jegliches Empfinden für Menschlichkeit.

Marcus Tullius Cicero

Abstumpfen, sich an Unsägliches gewöhnen. Was hilft? Mir hilft: Ich goutiere Schönheit. In Bildern, Klängen, Wörtern, Dingen. Ich bade in fantasievollen Geschichten, atme Wunder und Wunderbares in kleinsten Dingen. Genieße das Zusammensein mit Familie und Freunden, plaudere über und lausche Alltäglichkeiten. Singe, tanze, lache. Teile meine Zeit mit Kindern und gebe meinem inneren Kind Raum zum Spielen. Die Balance zwischen der Grausamkeit und den Schönheiten des Lebens muss stimmen, ansonsten verrottet man innerlich.

8.11.19


Jedes Jahr, immer wieder, immer noch. Ich könnte es auch jetzt nicht anders formulieren. Und ich bin mir so sicher, dass er heute an unserer Seite wäre, um sich gegen die alten und neuen Rechten, mit all dem was er ist und kann, einzubringen.

Hallo Opa!

Heute wäre dein Geburtstag und wie jedes Jahr an diesem Tag spukst du vermehrt durch meinen Kopf und mein Gemüt. Ich vermisse dich so sehr, auch wenn du oft der Quell meines Leidens und meines Zorns warst. Du warst ein solch elendiger Patriarch und hast deinen „Weiber“haushalt mit strenger Hand geführt. Nur mir gegenüber warst du immer freundlich zugewandt und so wurde ich das Mädchen mit der weißen Fahne im Haushalt und immer vorgeschickt, wenn deine Töchter etwas von dir wollten.

Du warst derjenige, der mir Lesen und Schreiben beibrachte, denn als alter Gewerkschaftler warst du der festen Überzeugung, dass Bildung die Grundlage für jede Veränderung sei. Du hast Bücher über Bücher angeschleppt und mir damit so viele neue Welten eröffnet.

Du hast mir vom Krieg erzählt und von der Nazidiktatur. Schonungslos in deiner bildgewaltigen Offenheit. Es war dir egal, dass ich da manchmal in meiner kindlichen Seele überfordert war und für und um dich und all die anderen Menschen nächtelang weinte.

Du warst derjenige, der immer am Radio und dann später im Fernsehen Nachrichten hörte und sie mir geduldig erklärt hat. Du warst derjenige und einzige, der sich freute und verstand, als ich gegen jede Familientradition Abitur machte und studierte. Du warst derjenige, der meinen Mann willkommen hieß und ihm klar machte, dass dich persönlich Nationalitäten und Herkunft einen Scheiß interessierten, wenn da nur ein ganzer Kerl endlich seiner Enkelin, zu ihrer Sicherheit, ein paar Zügeln anlegen würde. Ihr zwei Machos habt euch prima verstanden.

Du warst derjenige, der meinen Sohn so sehr liebte und tatsächlich seinen Hintern bewegte und so oft bei uns war wegen ihm. Du warst derjenige, der mich immer ermutigte und erdete, wenn ich vor Zorn glühte wegen all der Ungerechtigkeiten in der Welt und der mich stärkte, als ich immer weiter und weiter in diese Welt hinausging und sie mir per Trampen und Gelegenheitsjobs eroberte.

Du warst derjenige, der immer ein Ohr für mich hatte und an dessen Tisch ich immer freundliches Verständnis und Speisen aus meiner Kindheit vorfand. Du warst allerdings auch derjenige, der meinen Vater vor mir verschwieg, meinen Bruder ablehnte und mich nach dem Tod deiner Frau in die graue Welt der Pflegeeltern schickte. Wir haben das später geklärt und nichts blieb ungesagt vor deinem Tod.

Du fehlst mir so sehr und das tragende Bild heute in meinem Kopf ist die Fahrt zwischen unserem freien Schrebergarten und dem so weit entfernten Zuhause auf deinem kleinen Moped. Laut singend – dir war so gar nichts peinlich, niemals und nirgendwo - hieltst du mich kleinen Fratz dabei fest vor dir auf dem Sitz und zeigtest mir deine Stadt mit all ihren schönen und schauerlichen Geschichten.

Ich habe so viel gelernt von dir, im Guten, wie im Schlechten und ich bin unendlich dankbar dafür, dass du mich eine Weile in meinem Leben begleitet hast. Du fehlst, verdammt, du fehlst.



29.10.19


„Ihr Kommentar zur Wahl in Thüringen, Frau Müller?“

„Alle tun so überrascht. Wo haben die denn die letzten Jahrzehnte gelebt?“

26.10.19


Dieser ganze Pseudo-Diskurs über angeblich bei uns nicht mehr vorhandene Meinungsfreiheit, geht mir sooooo auf die Nerven.

Klare Ansage von meiner Seite: Du darfst alles sagen, was du willst. Allerdings trägst du dann bitte auch ohne Rumgejammer und Gekreische die Verantwortung dafür. Bist ja schließlich kein Kleinkind mehr. Verantwortung bedeutet: Das, was du von dir gibst, hat Konsequenzen. Manchmal auch strafrechtliche. Manchmal klopfen dir Leute dafür auf die Schulter und manchmal bekommst eine geknallt. Manchmal hören dir viele zu, manchmal interessiert es niemanden. Manchmal bist du dann in bestimmten Berufen und Kreisen nicht mehr erwünscht und manchmal bekommst du eine Gehaltserhöhung und findest die Liebe deines Lebens. Das Schöne ist, mit ein wenig Einsatz von Verstand und Interesse kannst du die eventuellen Konsequenzen schon vorher einschätzen und selbst entscheiden, ob du sie in Kauf nehmen willst, oder doch lieber schweigst und noch mal nachdenkst. Deine Entscheidung. Deine Verantwortung. Also hör auf zu heulen, verdammt!

Und es ist ja nicht nur dieser Diskurs. Da reden Idioten über Bürgerkrieg, Diktatur, Polizeistaat, und, und ... hätten wir ... hier bei uns. Die haben alle doch gar keine Ahnung, nicht mal ein Fünkchen davon, was es wirklich bedeutet in solchen Zuständen und Systemen zu leben. Och, es regt mich auf!

1.10.19


All die Geschichten und Erzählungen in meiner Kindheit lehrten mich doch vor allem eines:

Egal ob du ein Pfannkuchen, ein kleiner Junge, ein hässliches Entlein, ein Einhorn, ein glupschäugiges Tentakelwesen, ein Drachentöter, eine Prinzessin, eine Lokomotive, ein Drache, eine Königin, ein Monster, eine buntbestrumpfte Heldin, ein sternfangendes armes Hascherl oder ein Stäubchen im weiten Weltall bist: Deinen Schmerz, deine Freude, deine Traurigkeit, deinen Mut, deine Treue, deine Einsamkeit, deinen Verlust, deine Hoffnung, deine Ängste, deine Beharrlichkeit, dein Suchen nach Liebe, Freundschaft, Glück, deine ganze Gefühlswelt eben, all das finde ich auch in mir.

So fing es wohl an mit meinem unverbrüchlichen Wohlwollen für alle Menschen und für alle Kreaturen.

Jetzt bin ich alt und es hat sich nichts daran geändert. Also kommt mir nicht damit, dass ich irgendjemanden nicht mögen oder gar hassen sollte, nur weil er irgendwie anders ist als ich. Ne, tut mir leid, dafür bin ich nicht geschaffen. Dafür gibt es keinen Raum in mir, denn dort tummeln sich immer noch die verrücktesten Wesen aus meiner Kinderzeit in vergnüglich stiller Eintracht. Und das ist gut so.

22.9.19


Ich habe gerade auf Twitter ein Video angesehen, in dem ein Vater sein kleines Kind ins Gesicht schlägt, damit es stehen lernt.

Ich teile dieses Video nicht. Ich geh kotzen.

Danach werde ich versuchen meine zerbröselnde Menschenliebe aufzukehren. Ob ich sie diesmal endgültig in den Mülleimer schmeiße oder versuche sie noch einmal zu kitten (zum wie vielten Mal eigentlich?), weiß ich noch nicht.

20.9.19

Beiläufige, ganz persönliche Anmerkung:

Da wird in diesen Tagen immer wieder davon gesprochen, dass Hass und Hetze der Nährboden von Gewalt seien. Sorry, Hass und Hetze, gesprochen oder geschrieben, sind für mich Gewalt. Waren es schon immer. Genauso demütigend, verletzend und manchmal tödlich wie körperliche Gewalt. Ich mag und kann da keinen Unterschied oder gar eine Abstufung machen. Es ist Gewalt. In unterschiedlichen Formen, sicher. Aber es ist Gewalt. Punkt.

7.9.19


Ermutigung zur Lebensfreude.

Auch und gerade in diesen Zeiten. Wieder und immer wieder. Sich daran erinnern und es wiederholen:

Das Leben ist schön und wunderbar. Genieße es!!

Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde wach und bewusst das eigene Leben mit allen Sinnen goutieren.

Das darfst Du!

Sicher, die Welt ist nicht nur schön. Es gibt so Vieles, was im Argen liegt, so viel Leid, Elend, Schmerz und Tod. So vieles zu verbessern, zu verändern, neu zu gestalten.

Es gibt tausendundeinen Grund traurig und zornig zu sein.

Aber es gibt auch ein unschlagbares Argument, das für den Genuss des eigenen Lebens spricht:

Nur so, und wirklich nur so, bekommst Du die Kraft und die Energie um wieder und wieder gegen den Strom zu schwimmen und den Mund aufzumachen gegen Unrecht und Ungerechtigkeit und laut und deutlich „Nein!“ zu sagen.

Nur so kannst Du wieder und wieder aufstehen und Dich, mit allem was Du bist, für Dich und andere einzusetzen. Nur so kannst Du den blutigen Windmühlenflügeln mit der Musik Deines Lachens einen neuen Rhythmus beibringen.

Und nur so wächst und gedeiht Deine Gewissheit, dass das Leben lebenswert ist und die Welt besser wird, weil Du so bist, wie Du bist und weil Du Dich einbringst, kämpfst und Dich mit Deinem eigenen Leben für die Schönheit des Lebens wieder und wieder verbürgst.

Also, genieße Dein Leben, auch und gerade in den widrigsten Momenten! Tanze, singe, weine, schreie, zerberste vor Liebe und vor Zorn und vor allem schmeiß Dein helles Lachen und Kichern in diese Welt des Leidens und des Schmerzes. Es ist ansteckend.

Dein Lachen heilt. Dich und andere.

2.9.19


Es gibt einen Satz, wenn ich den sage, da verdrehen die meisten meiner politischen Gesprächspartner genervt die Augen:

"Holt die Leute da ab, wo sie sich befinden!"

In den Stadtteilen, den Dörfern, der Nachbarschaft. Lebt mit ihnen, teilt ihre Sorgen und Nöte und löst gemeinsam ganz pragmatische Herausforderungen des Alltags und des Miteinanders. Arbeitet und feiert gemeinsam, lacht und weint, tanzt und trauert, empört euch und wütet gemeinsam. Seit auf einer ganz pragmatischen Ebene solidarisch. Dann hören sie euch auch zu und nehmen eure Gedanken und Vorschläge ernst.

Die Rechten haben das nach dem Mauerfall ziemlich gut in manchen Gebieten im Osten auf die Reihe bekommen. Als ich darauf hinwies, mal laut, mal leise, hat man mich ausgelacht und von oben herab abgekanzelt. Man sei ja schließlich keine Sozialarbeiteragentur.

Nun ja. Ich denke immer noch, dass dieser von mir aufgezeigte Weg ein richtiger wäre.

Verfassungsschutzbericht AfD

Damit niemand sage, man hätte es nicht wissen können.


Falls der Text irgendwann gelöscht wird, kann man bei mir eine Kopie bekommen. -> heidrunmllr@gmx.de

1.9.19


Meine Hoffnung auf Frieden und Freundlichkeit
unter allen Menschen weint leise vor sich hin.

Doch lasst euch nicht beirren und entmutigen
durch all den Schrecken und all dem Leid.
Bleibt beharrlich in eurer Menschenliebe,
eurem Mitgefühl, eurer Hilfsbereitschaft
und eurer unverbrüchlichen Solidarität.

Es gibt keine Alternativen. So gar keine.

10.8.19

Kompromiss


Ich mache Euch ein Angebot, das Ihr nicht ablehnen könnt:

Ihr halbiert die Anzahl der Bundestagsabgeordneten und verringert generell den gesamten staatlichen Verwaltungsaufwand, reduziert die Ausgaben für die Bundeswehr drastisch und erhöht dafür die für die Bildung erheblich, baut den öffentlichen Nahverkehr aus und macht ihn bundesweit kostenlos, beendet das zwei Klassensystem im Gesundheitswesen, führt das bedingungslose Grundeinkommen in realistischer Höhe ein und erhöht den Mindestlohn auf mindestens 12 Euro. Ihr verbietet ab sofort die Massentierhaltung und erlaubt keinen Import mehr von unter diesen Bedingungen produzierten Fleisch- und Wurstwaren, und zu guter Letzt sorgt Ihr für den Kohleausstieg bis Ende 2020. 

Dafür wäre ich dann gerne bereit ohne Murren eine Fleischsteuer und eine CO2-Steuer, oder wie Ihr es sonst nennen wollt, zu bezahlen.

*Anmerkung

Ja, ich weiß, es gibt noch viel mehr Baustellen. Aber ich bin erstmal großzügig und will nicht überfordern.

8.8.19


Im Bärtierchenarchiv, hinterste Ecke links, wühlt ein kleiner Junge in einem riesigen, vergammelten Berg von Papierschnipsel, die nur noch deshalb erhalten waren, weil die alte Archivarin nichts wegwerfen konnte und ab und an nach Lust und Laune einen zellerhalten Stoff über die Reste sprühte.

"Guck mal, Papa, wir standen schon einmal in der Zeitung!"

"Ach Kind, das ist jetzt schon ein paar tausend Jahre her. Der Planet hat sich damals ja von dem schrecklichen Parasiten Mensch befreit, hat sich erholt und ist allereigentlich recht hübsch. Es gibt sogar einen täglichen Shuttledienst vom Mond zum Erdbahnhof Napata. Dort in der Nähe gibt es auch ein Museum, in denen es gut erhaltene Fragmente aus der Kultur der Erdmenschen zu sehen gibt. Das würde dich bestimmt belustigen. Wir fragen die Familie, ob sie Lust hat, einen kleinen Ausflug zu machen."


1.8.19


Im Laufe meines Lebens habe ich ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht, mich durch die Menschheitsgeschichte gelesen und abertausende Diskurse geführt.

Je älter ich werde, umso mehr reduzieren sich die Antworten auf meine Fragen, werden viel einfacher und meine Glaubenssätze grundsätzlicher und ja, das denke ich, wahrhaftiger.

Eigentlich ist in dem Fundus der gesamten bisherigen Erkenntnisse der Menschheit schon alles Wesentliche gesagt und weitergegeben worden.

Ich fange mal an zu sammeln. Habt Ihr auch Ideen, Anmerkungen? Dann bitte ergänzen! ->

Der Mensch braucht den Menschen, um sich als Mensch zu erkennen und Mensch zu sein.

Der Kaiser ist nackt.

Macht korrumpiert.

Armut macht krank.

Alle Menschen haben die gleichen Rechte.

Die Würde des Menschen ist unantastbar.

Alle Kinder haben Rechte.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein. Das Bewusstsein kann im Handeln das Sein verändern.

Eine Gesellschaft schützt ihre Kinder, die Alten, die Hilfsbedürftigen.

Nie wieder Krieg.

Eine Gesellschaft braucht zum friedlichen Zusammenleben ein Rechtssystem, dem alle in Gleichheit unterstellt sind.

Jeder Mensch ist sterblich.

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf und ein liebendes Gegenüber. Der Mensch kann zwischen beidem und all den Schattierungen dazwischen wählen. Das ist seine Freiheit und seine Verantwortung.

Das Leben ist ein Prozess. Alles verändert sich.

Gewalt ist niemals eine Lösung.

Kommunikation ist die Grundlage für alles. 

Jeder Mensch will glücklich sein.

28.7.19


Ich mag Winter und Schnee nicht und doch träumte ich heute Nacht, auf der Bank vor dem Haus, weil es dort allemal ein Stückchen kühler war als in den überhitzten Räumen, von der Schneekönigin, der Liebreizenden, die mich in Eis und Schnee badete. So weit ist es nun schon. *snief

26.7.19

X Faktor


Da immer noch 32° in den Räumen und ich den Anpassungsprozess nicht in dieser Schnelle vollziehen kann (bin ja kein Evolutionsturbo), den ganzen Nachmittag mit YouTube und Musik hören verbracht. Dabei bin ich auch auf die Zusammenschnitte diverser X-Faktor Sendungen gestoßen.

Klar, das Format an sich, die Verarschung der TeilnehmerInnen und vom Publikum, die dreisten Lügen, die Gelddruckmaschinerie – geschenkt.  Was mich jedoch beim Ansehen fasziniert hat, war die Vielfalt der dort singenden Menschen. Ihre Herkünfte, ihr Können, ihr Mut, da aufzutreten. Sicher, eine Menge Pfeifen dabei, Rundreisende im Auditions Karussell.

Aber, die anderen, bei denen man, oft unerwartet, sieht, dass sie sich reinknien in ihre Musik und in ihre Vorträge, die ihnen wohl mehr bedeuten als nur die Teilnahme an so einer Show, und die so gar nicht den Mainstreamvorstellungen von SängerInnen entsprechen – ja, die haben mir gefallen und die haben meinen Respekt.

Ich bin wieder in meiner Überzeugung bestärkt worden, dass in jedem Menschen so vieles steckt, was nie eine Chance bekam hervorzubrechen und sich zu entfalten.


„Kommst du mit zur Klimademo?“

„Du weißt, dass ich von dem Klimakrisegedöns nicht viel halte.“

„Komm doch mit. Vielleicht lernst du was Neues.“

„Ne, lass mal. Ist auch viel zu heiß. Vierzig Grad. Tut mir nicht gut.“

„Ach?!“

Sei, wie du bist!


Es gibt so Sätze, wenn ich über die nachdenke, dann bekomme ich Knoten im Gehirn: "Sei, wie du bist!" oder "Sei du selbst!" zum Beispiel.  

Wer bin ich denn? Tausend sich widersprechende Puzzleteile. Dunkle Schatten, hellstes Licht. Dazwischen sich lustig tummelnd alle Schattierungen in allen Farben. Manches offenbart, einiges gelöst und transformiert. Vieles wartet noch am Schalter der Reflexion.

"Du bist der Regisseur deines Lebens." Bei sowas denk ich immer an "Und weil der Mensch ein Mensch ist, drum braucht er was zum Fressen bitte sehr. Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt, das schafft kein Essen her."

Da soll ich dem alten Mann, dem gerade nach 46 Jahren die Wohnung gekündigt wird oder der jungen Frau nach der dreihundersten Bewerbung, dem dritten Hausbesuch vom Jobcenter und der letzten Abmahnung wegen Rauchen in der eigenen Wohnung sagen: "Sei jetzt mal ganz du selbst! Handle mal ganz aus deinem Bauch raus! Bleib mal ganz bei dir!" Bestenfalls bekomme ich eine gewischt.

Das waren dann wohl die falschen Adressaten für diese Sprüche Die können sich solche Sprüche eh nicht leisten. Und die, die sie sich leisten könnten, die brauchen sie eigentlich nicht. Also was soll das dann?

Politikverständnis


„Sie haben aber auch nicht viele politisch organisierte Leute auf ihrer Freundesliste, Frau Müller. So wird das nichts mit Ihren Netzwerken.“

„Sie irren sich. Alle meine Bekannten sind in irgendeiner Art und Weise höchst politisch unterwegs. Die eine rettet Tauben, der andere Kinder. Die eine pflegt ihre Mutter, der andere kauft für die Nachbarin wöchentlich mit ein. Der eine organisiert Kinderfeste, die andere begleitet Menschen aufs Amt. Die eine hat immer ein offenes Ohr, der andere hilft dem kranken Bauer die Ernte einzubringen. Die eine bietet Busfahrten in die Stadt an, der andere zu Demos gegen rechts. Der eine ist bei der freiwilligen Feuerwehr, die andere macht täglich Krankenbesuche. Der eine holt die Kinder der kranken Nachbarin vom Kindergarten ab, die andere hängt Obst an den Gartenzaun … . Könnte ich als so weiter machen.“

„Ein sehr altmodisches Bild von politischer Arbeit, Frau Müller!“

„Alt? Nein, das ist die Basis von allem Guten in meiner Welt. Ohne diese Menschen gäbe es nichts, für dass es sich lohnen würde zu kämpfen und zu streiten. Sie sind der Boden und die Wurzeln jedweder organisierten politischer Arbeit. Berufspolitiker wie Sie vergessen das oft und immer öfter, oder hatten gar nie einen wirklichen Zugang dazu. Darum wird das auch nichts mit Ihrer Partei.“

„Wir haben sehr viel erreicht in den letzten Jahren!“

„Ja klar. Gesichertes Einkommen vom Feinsten, neues Auto, dreimal Urlaub im Jahr. Und die Frau Gemahlin trägt nur noch Designerklamotten. Oh, ich denke, Ihr Haus ist jetzt auch bald abgezahlt, oder?“

„Jetzt werden Sie aber persönlich, Frau Müller!“

„Politik ist immer persönlich. Immer!“

23.7.19


Gilt immer noch:

Warum diskutiere ich mit Menschen, die nicht meiner Meinung sind? Warum sind so viele Menschen mit unterschiedlichen Haltungen und Weltanschauungen in meinem realen Bekanntenkreis und auch in der virtuellen Welt auf meinen Kontaktlisten?

Weil ich das so will.

Weil mir diese Gespräche Spaß machen und viele auch sehr lehrreich und bereichernd für mich sind.

Weil ich die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen habe und mich in manchen Dingen auch irren kann. Und ich mich ab und an in meinem Leben mächtig lehrreich verrannt habe.

Weil ich meine Grenzen sehr genau kenne und diese auch allen gegenüber bei Bedarf setzen und einhalten kann.

Weil ich manche dieser Menschen persönlich kenne und ich, bei allen Differenzen, die wir so hier und da haben, weiß, wäre ich in Not, dann würde ein gehauchtes "Hilf mir" reichen und sie würden Himmel und Hölle in Bewegung setzen um mir zu helfen.

Darum.

21.7.19


"Es gibt eine tolle App, Frau Müller. Die zeigt Ihnen, wie Sie mit 60 aussehen werden!"

"Ähm. Aus dieser Zeit habe ich schon Fotos von mir."

"Aber diese geile App!"

"Schade, dass es keine gibt, die einem quasi synchron durch kreischende Piepser mitteilt, wenn die eigene Denkfähigkeit spontan aussetzt. Das wäre affengeil. Obwohl, wohl eher Lärmbelästigung bei Dauertönen im Umfeld."


„Keinen Kommentar von Ihnen zum Gedenken an Herrn von Stauffenberg, Frau Müller?“

„Er war ein Nazi durch und durch und hundertprozentiger Antisemit. Was sollte ich mehr dazu sagen?“

17.7.19


„Zum ersten Mal wird eine Frau EU-Kommissionschefin. Das müsste Sie doch freuen, Frau Müller!““

„Was hat das Geschlecht mit Integrität, Kompetenz, Aufrichtigkeit, Menschenfreundlichkeit und Ähnlichem zu tun? Ausgerechnet in der Politik. Wir hatten und haben da einige Damen weltweit, die sich an Inkompetenz, Erbärmlichkeit, Grausamkeit, Machtgier und Menschenrechtsverachtung locker mit männlichen Probanden der gleichen Güte messen konnten und können. Ne, hier gibt es keinen Frauenbonus von mir.“

30.6.19


„Man muss sich an Recht und Gesetz halten.“

„Ja.“

„Na also!“

„Und manchmal muss man eigenverantwortlich entscheiden, dass manches Gesetz schlichtweg Blödsinn ist. Unvereinbar mit den eigenen Werten und/oder feststellen, dass es einem übergeordneten Gesetz widerspricht. Dann verstößt man bewusst gegen dieses Gesetz und trägt die Konsequenzen. Oder man protestiert dagegen und versucht eine Bewegung in Gang zu bringen. So manches dumme, veraltete, ungerechte Gesetz wurde damit schon zu Fall gebracht. Recht und Gesetz befinden sich in einem ständigen Prozess der Überprüfung. Manches hat Bestand, manches verändert sich. Wandel ist ihnen immanent.“
 
Neben den Beispielen auf dem Foto (gefunden auf Facebook) fallen mir spontan ein:

Vergewaltigung in der Ehe als Straftat
Streichung des § 175
Das Recht des Kindes auf gewaltfreie Erziehung

Es gibt bestimmt noch mehr.



29.6.19


Mit dem Umgang der Rettung von ertrinkenden Menschen im Mittelmeer, aber auch mit eurer gesamten Flüchtlingspolitik, verratet ihr, ihr Politiker, alles, was an Europa für Millionen Europäer seit Jahrzehnten so wunderbar, einzigartig und verteidigungswürdig war und ist.

Und für was? Für diese paar Idioten mit ihren Grenzen in Köpfen und Herzen, für diesen ganzen nationalistischen Scheißaufguss? Die vertreten doch nicht die Mehrheit der Menschen in Europa. Ja, sie sind gewalttätiger, skrupelloser, lauter, kreischender. Aber, sie sind nicht die Mehrheit! Und von solchen Altvorderen lasst ihr euch scheuchen und schleimt sie an? Das kann nicht sein, oder?

Ihr seid doch nicht dumm. Also geht es doch um etwas ganz anderes, oder?

Geht es um eure Pöstchen und euer kurzfristiges, privates Wohlbefinden? Geht es um die Gelder, die euch da und dort und dort zusätzlich zugeschoben werden? Geht es um euer Ego?

Wenn dem so wäre, dann wäre zumindest Ehrlichkeit angesagt und nicht so ein Rumgeeier und Geseier. Dann sagt es doch klipp und klar:

„Wir wissen nicht, wie wir das mit den Menschen in Not und Elend auf der Welt lösen können. Wir wissen nicht, wie das ohne einen grundsätzlichen Reset unserer Politik und Wirtschaft zu lösen wäre. Und wir wollen es auch nicht wissen. Unser Leben ist auch nur endlich und wir wollen unsere Vorteile aus dem Jetzigen nicht verlieren. Also gehen uns diese Menschenleben schlichtweg am Arsch vorbei und sie stören uns nur, wenn sie vor unserer Haustür krepieren und unsere Bürger*innen rebellisch und dann vielleicht noch gar solidarisch werden lassen. Also sorgen wir dafür, dass es stiller um sie wird und sie in Lagern weit weg von uns verschwinden, so wie Abermillionen seit Jahrzehnten. Wir, ja wir wollen uns darum nicht tiefer gehend kümmern. Sie nerven uns. Sie nerven uns. Sie nerven uns. Wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Denn damit geht es uns gut. Und wenn das nur geht, indem wir Mauern hochziehen und Menschenrechte auf den Müll kippen und wir Millionen Menschen irgendwo elendig dahinvegetieren oder verrecken lassen müssen, dann geht es halt nur so. Das tut uns wirklich leid. Ehrlich. Aber mehr halt auch nicht.“

Aber, dafür habt ihr ja die Eier nicht in der Hose.

Bäh! 

13.6.19


Die schlauen Erwachsenen diskutieren im Sonnenschein darüber, wie man denn das Hahn Problem unblutig lösen könnte. Immerhin schmecken die nicht und Eier legen sie auch keine. Also, wohin und wofür mit all den Hähnchen? Es wird schon ein bisschen laut und aufgeregt. In einer Atempause meint das Kind: "Wir essen alle einfach keine Hühnchen und Eier mehr, dann gibt es auch keinen Stress."

So ein kluges Kind. Der Preis ist einfach zu blutig hoch für ein bissl Hühnerfleisch ab und an und Eier auf dem Frühstückstisch.

Huch, was ein Geschrei und Gezeter. Du willst darauf nicht verzichten? Na, dann halte dir halt eigene dafür! Artgerecht! Mit allem Drum und Dran. Weißt du eigentlich, was die so jeden Tag essen und wie viel die kacken? Und das Schlachten und Rupfen! Also ich würde darüber nochmal nachdenken. So groß ist deine Wohnung nun ja auch nicht.

7.6.19


Pfingsten: Ich dachte als Kind wirklich für eine lange Zeit, dass da die Köpfe der Menschen mit Geist, Klugheit und allem Wissen der Menschheit gefüllt würden, die Dummheit ein Ende hätte. Das metaphorische „Heiliger“ im Begriff, als Gegenpart zur Vernunft, hatte ich völlig übersehen.

3.6.19


"So, Frau Nahles ist zurück getreten. Das ist doch gut!"

"Ähm... ja ... nun ... denn ... aber ..."

"Was passt Ihnen denn jetzt schon wieder nicht, Frau Müller? Können Sie nicht einmal etwas ausschließlich Positives sehen?!"

"Ach, wissen Sie, wir sind so Personen fixiert. So als wenn nur der einzelne Mensch der Träger von Schulddingens wäre. Da können wir so schön hetzen und geifern und uns erhaben fühlen. Aber! das lenkt doch nur ab. Und wenn wir dann jemanden zerrissen und fertig gemacht haben, dann denken wir, jetzt wird alles gut. Das ist aber Quatsch. Das System Partei ist ein modriger Moloch, der wird nicht in Frage gestellt durch den Rücktritt einer sogenannten Führungsperson. Da wären andere Dinge notwendig. Reset, Verweigerung, Austritte, etc. Das System bleibt und die Pfründeschröpfer ebenso. Kein Grund zur Freude also."

1.6.19


„Sie sind doch eine Linke, Frau Müller!“

„Und Sie sollten endlich mal an der schon so lange anstehenden Fortbildung teilnehmen. Käme gut.“

„Häh, welche Fortbildung denn?“

„Wie sortiere ich kompetent und zügig meine Ablage jenseits des alten Schubladensystems.“

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„Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass Sie eine Linke sind, Frau Müller. Man muss einfach nur Ihre Beiträge verfolgen, um sich in dieser Annahme bestätigt zu sehen.“


„Die "Linke" gab und gibt es nicht. Und der Partei mit diesem Namen stehe ich skeptisch gegenüber. Ich könnte jedoch, wenn es denn sein muss, folgende Schubladen anbieten: Menschenrechtlerin, Weltenbürgerin, Kinder- und Frauenrechtlerin, Suchende, Lernende, Lehrende, Zweiflerin, Emphatin, Grenzgängerin, Naivchen, Seniorin, Diabetikerin, Autorin, Leseratte, Überlebende, Nervende ... und ... und .... Und all das und mehr immer in einer sich verändernden Mischung, mal dies, mal das, mal jenes herausragender, voller Widersprüche, Risse und Gebrösel. Standhaft nur in meiner Liebe zu den Menschen und meinem sicheren, subjektiven Bauchgefühl für Recht und Unrecht.“

27.5.19


"Ihr Kommentar zur EU Wahl?"

"Manche Menschen verstehe ich schlichtweg nicht. Natürlich habe ich sowohl soziologische als auch psychologische Erklärungsansätze. Aber, so von Mensch zu Mensch verstehe ich sie wirklich nicht wirklich. Und Dummheit dererseits als Erklärung wäre eventuell kurzfristig erleichternd für meine Seele, aber so richtig genügt mir das nicht."

"Nun, Überfremdung und Sicherheitsbedürfnis scheinen in Ostdeutschland den Wählerwillen ja stark beeinflusst zu haben."

"Überfremdung? In den zwei Bundesländern mit den niedrigsten Ausländeranteilen in der Bevölkerung? Sicherheitsbedürfnis? Und dann diejenigen wählen, die das höchste Sicherheitsrisiko darstellen? Na, ich weiß ja nicht. Dann würde ich doch eher, wenn wir die grenzwertigen intellektuellen Fähigkeiten dieser Wählergruppe mal außen vorlassen, auf den Autoritären Charakter als sinnigeren Erklärungsansatz tippen."

„Auch irgendwas Erfreuliches?“

„Ja, das Wahlverhalten der jungen Menschen. Das gibt Hoffnung.“

19.4.19


Der Bundesgerichtshof sagt,
Schuld sei das, was einem Menschen
persönlich vorgeworfen werden könne.
Es gibt keine Sippenhaft, keine Erbschuld,
und jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Biografie.

Ferdinand von Schirach aus „Die Würde ist antastbar“

Sippenhaft. Eine der widerwärtigsten Ausgeburten menschlicher Konstrukte. Eines der mächtigsten Instrumente von Diktaturen, tyrannischen Herrschaftssystemen und bis zum tödlichen Overkill von den Nazis auf die Spitze getrieben. Und immer wieder erhebt sie ihr Medusenhaupt. Da und dort und hier. Gestern und heute.

10.3.19


Solange Männer in Mehrheit nicht kapieren, dass sie mit dem was sie tun oder nicht tun, sich und den nachfolgenden männlichen Generationen Schreckliches antun, solange wird sich auch für die weiblichen Wesen in dieser Gesellschaft nichts wirklich stabil Grundlegendes ändern.

Wie viel Energie muss man eigentlich als Mann Tag für Tag aufwenden um den eigenen Leidensdruck unter all den vorgeblichen Bequemlichkeiten des konditionierten Mannseins nicht wahrzunehmen und den der jungen Jungs nicht zu erkennen? Mensch Mann, was mit dieser Energie alles Sinnvolles anzufangen wäre.

15.2.19


Am realen Bedarf vorbei.

Ich kenne eine Menge Menschen, die könnten ihre psychischen Dissonanzen und die daraus folgenden körperlichen Beschwerden sehr gut ohne Medikamente in den Griff bekommen, wenn sie Zeit und Muße hätten, einmal ganz und gar bei sich selbst anzukommen. Können sie aber nicht, weil sie es sich schlichtweg nicht "leisten" können. Sie kämpfen nämlich Tag für Tag um die Befriedigung ihrer ganz banalen Grundbedürfnisse: Wohnen, Essen, Teilhabe. Die können nicht einfach aus krankmachenden Verhältnissen aussteigen und sich den Luxus leisten, sich und ihr Leben gesundheitsfördernd zu entschleunigen und begleitende Hilfen anzunehmen. Dann hängen ihnen nämlich diverse Ämter und Gläubiger existenzbedrohend im Nacken. Mein ewiger Hader mit den lieben KollegInnen: Ihr habt wirklich wunderbare Werkzeuge geschaffen! Aber ihr habt immer den größten Teil der Bevölkerung, nämlich die, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben, von dem Genuss derselben ausgeschlossen. Manchmal kommt es mir so vor, als seht ihr die und ihre Lebensumstände gar nicht. Ein blinder Fleck quasi, von Anfang an und recht nachhaltig gehegt und gepflegt bis heute.

9.2.19


„Es gibt zwei Wörter, die dir im Leben viele Türen öffnen werden: 
ziehen und drücken.“

(Spruch an einer Hauswand)

„Erinnert mich an viele Coaching Formate, in denen Selbstverständlichkeiten verpackt in wohlklingende Worthülsen und als die absolut neuste Erkenntnis des Universums teuer verkauft werden.“

„Das ist in der Therapie ja auch nicht anders, Frau Müller.“

„In unseriösen Angeboten, in denen es vor allem darum geht den (zahlenden) Klienten bei der Stange zu halten und in aus jeder Sitzung mit einem kurzfristig glückseligen Gefühl nach Hause zu schicken, sicher. In einer verantwortungsvollen und kompetenten Therapie geht es jedoch vor allem darum, genau solche Worthülsen, die sich oft als standhafte und Leid hervorrufende Glaubenssätze manifestieren, zu hinterfragen und aufzulösen. Da kommt man mit oberflächlichem Geplapper und banalen Wortreihungen nicht wirklich weiter.“

2.2.19


„Das ist ein Schutzstein. Den trage ich immer in meiner Jackentasche.“

„Wie überraschend, Frau Müller. Ich wusste gar nicht, dass Sie auch eine esoterische Seite haben und mit Steinen arbeiten. Sehr schön!“

„Klaro, ich bin da ausgesprochen flexibel. Ich trage den bei mir, damit ich mit ihm, falls ich mich bedroht fühle, laut `Feuer, Feuer´ schreiend, die nächste Fensterscheibe einwerfen kann. Die Chance, dass dann jemand zur Hilfe herbeieilt, vervielfacht sich dadurch erheblich.“

„Oh, aber ich dachte.“

„Außerdem erhöht sich damit die Wahrscheinlichkeit, dass der/die vermutlichen Täter irritiert werden und zumindest kurz inne halten. Das gibt mir die Zeit, den Umständen entsprechend zu agieren.“

„Ähm, ich dachte, wir sprechen hier über Heilsteine.“

„Rauchquarz, leicht angeschliffen, mit scharfen Kanten. Schutzstein. Sonnenaufgeladen. Sagte ich doch. Präventionsmagie.“  





25.1.19


"Dürfen Schüler streiken?"


"Ähm. Dürfen? Der Sinn eines Streikes ist es, sich trotz der Verbote und den anzunehmenden negativen, persönlichen Konsequenzen vehement für etwas einzusetzen, dessen Notwendigkeit bei Weitem diese Konsequenzen und die ihnen zugrunde liegenden Regeln überwiegt. Kurzfassung? Ja."

13.1.19


„Es ist kein Anzeichen von seelischer Gesundheit, an eine zutiefst gestörte Gesellschaft angepasst zu sein.“
Jiddu Krishnamurti

Und doch fühlen sich die meisten Pädagogen, Erzieher, Eltern und ja, auch Therapeuten mit schrecklicher Energie Tag für Tag dazu berufen, die ihnen anvertrauten Menschen passgenau zurecht zu schleifen. Warum? Weil alles andere das kranke System, das letztendlich ihre Daseinsberechtigung zementiert, sprengen würde.

9.1.19


„Immer wieder stellen Staatsanwälte die Verfahren gegen Rechte ein, die andere bedrohen - mit geradezu absurden Begründungen.“

Wenn ich so etwas immer öfters lesen, dann gehe ich mal kurz in den Keller und krame mein Aluhütchen raus und denke mir, entweder hängen die selbst in der rechten Ecke, oder, ja ich guck und lese viele Krimis, die sind irgendwie, und sei es nur auf ganz subtile Art, erpressbar. Andere Erklärungen fallen mir, auch ohne das Hütchen, nicht ein.

8.1.19


Seitdem ich mich mit den neuen Medien beschäftige, und dazu zähle ich auch Handys, habe ich für mich folgende Regeln aufgestellt:

1.     Rede und schreibe so, als würdest du es laut deinem fremden Nachbarn in der vollen U-Bahn erzählen oder mitten auf der Zeil mit einem Megafon stehen. Du weißt nicht wer dir zuhört; du weißt nicht, wie das, was du sendest, bei wem wie ankommt. Du weißt nichts über die Motivationen deiner Zuhörer; du weißt nicht ob sie dir wohlgesonnen sind. Du weißt nicht, was die oder derjenige mit dem was sie von dir hören, anfangen werden.

2.     Sei in dem, was du sagst, wahrhaftig. Damit meine ich, dass du vorher nachgedacht hast und zu dem stehst, was du da kommunizierst. In jeder Situation, vor jedem Menschen.

3.     Dinge, von denen du nicht willst, dass sie irgendwem öffentlich zugänglich sind, kommunizierst du nur in realen Gesprächen und mit realen Personen. Face to face halt.

4.     Manches behält man einfach für sich. Manches ist noch nicht spruchreif, egal ob persönlich privat oder im Öffentlichen. Manches verbleibt schlichtweg im inneren Dialog.  

5.     Lebe dein Leben bewusst und authentisch. Stehe zu dem, wer und was du bist. Mache dich niemals, unter gar keinen Umständen, erpressbar.

Die neuen Medien waren und sind für mich ein wunderbares Werkzeug für reflektierte Kommunikation, Informationsaustausch, Wissenserwerb, Organisation und Logistik von Alltag und Freizeitspaß. Ich möchte sie nicht missen. Und mit den obigen Regeln bin ich bis jetzt sehr gut gefahren.