31.12.20

Ich gestehe, Silvester hat und hatte für mich immer nur eine untergeordnete bis gar keine Rolle im Jahreszyklus gespielt. Wintersonnenwende und Frühjahrsbeginn – finde ich gut, weil sie für mich mit so viel Positivem verbunden sind. Das ganze Silvestergedöns fand ich eher nervig. … … Bis auf die Münchner Lach- und Schießgesellschaft und die Stachelschweine, damals. Die fand ich gut. 😊

Seit Monaten sitze ich überwiegend zuhause fest. Soziale Kontakte auf ein Minimum beschränkt. Nach dem Sommer kam kaum jemand außer den Kindern in meine Wohnung. Neue Dekorationen, Hobbies, das Menschenrecht auf Langweile bis auf den Grund ausgekostet. Bis jetzt ganz nett, so als neue Erfahrung mit und über mich

Jetzt langt es langsam und ich merke, wie mein Aggressionspegel zügig ansteigt. *grummel

Der Notizzettel mit all den Sachen, die ich ja mal machen könnte/müsste (Staubsaugen und wischen, Ablagen, Schreibtisch, Haushaltsbuch, … … … ) wird immer länger, länger, länger …
 
Aber! Da gibt es so ein uraltes Stimmchen in mir, das glatt behauptet, dass man zwischen den Jahren überhaupt nichts muss! Und das Stimmchen wird lauter, lauter, lauter ….
 
Also erstmal eine neue Runde Siedler, der Zettel vergammelt ja nicht. 

29.12.20

Fragile Männerseelen bekommen Schnappatmung beim Thema
„kostenlose Tampons“. *andenkoppklatsch
 
„Wenn Frauen kostenlose Tampons fordern, dann fordere ich kostenlose Einwegrasierer und Rasierschaum für Männer. Wir können nichts für unseren Bartwuchs!“
 
„Kennt man ja, dass bei Männern plötzlich und unerwartet der schmerzhafte Bartwuchs einsetzt und sie dann innerhalb von Sekunden einen Rasierer benötigen, weil sie sonst leider nicht mehr am Alltagsleben teilnehmen können.“ (Twitter)

27.12.20

Ich habe jetzt aus purer Langeweile zum dritten Mal den Mülleimer innerhalb von zwei Tagen gründlich ausgewischt, obwohl er zwischenzeitlich überhaupt nicht benutzt wurde. Mein 16jähriges Ich schaute mir recht angewidert dabei zu und meinte anmerken zu müssen, dass ich wohl ein multimutierendes Hausfrauengen in mir trüge, welches meine weibliche, lebensbejahende Seite doch mächtig beeinträchtigen würde. Was sie übrigens schon immer gewusst hätte.
 
Nun ja, wir waren ja alle sehr rebellisch in dem Alter. *grummel

25.12.20

Ich habe, ganz subjektiv, mit dem ganzem Weihnachtsgedöns nichts am Hut. Und trotzdem kann ich mich an der Freude der Kinder erfreuen. Besonders wenn KleinMadame mit erklärt, dass die Weihnachtsgeschichte, die sie perfekt nacherzählen kann, eine Art Märchen sei und das Märchen immer! eine Warnung enthalten, die unsere Aufmerksamkeit erfordern. Ich liebe sie auch dafür. Sie lernt unter anderem so schnell lesen, weil sie mir meine Bücher vorlesen will, falls ich einmal nicht mehr in der Lage sei, sie noch zu lesen. 



20.12.20

"Können Sie nicht mit Kritik umgehen, Frau Müller?"
 
"Kritik ist Bereicherung. Immer. Ich kann sogar andere Meinungen locker stehen lassen und rege mich nicht drüber auf. Aber es gibt einen für mich wesentlichen Unterschied: Die innere Haltung des jeweiligen Menschen. Ich kenne in meinem Umfeld und auch hier viele Menschen, die sagen und schreiben ab und an in meinen Augen wirklichen Quatsch und trotzdem höre ich ihnen aufmerksam zu und lass ihnen bei mir Raum für ihre Ansichten. Warum? Weil es liebe, freundliche Menschen sind, die sich, genau wie ich, ab und an verirren, die aber grundsätzlich die gleichen Werte (Menschenrechte) teilen und die, ganz subjektiv, bei Nachfrage sofort mit Beistand dabei wären. ... Und dann gibt es die, die bösartig sind, unberührbar, arrogant, anmaßend, ideologisch verklärt und resistent gegen jedwede andere Meinung oder gar Fakten. Die habe ich gefressen und die mag ich nicht mehr um mich haben. Es sei denn, sie riefen um Hilfe.“
 
War das jetzt verständlich? Irgendwie?

Weltweit bisher mindestens 1.687.304 Todesfälle. Und du blökst von Fakes und Einschränkungen deiner! Freiheiten. Mein Arsch ist empathischer als du es jemals sein wirst. Deshalb benenne ich dich niemals mehr nach ihm, sondern lasse dich in deiner Dreckshaltungswelt einfach nur links liegen. Du berührst mich nicht mehr.

Weihnachten, die Zeit zwischen den Jahren und Silvester sind die gefährlichsten Tage für Kinder und Frauen in Bezug auf Gewalt in den Familien.
 
Es zerzaust mir mein Herz, wenn ich an die kommenden Tage unter den gegebenen Umständen denke.

19.12.20

 Womit mein Klientel sich rumschlägt. Und dann die ganzen Trigger, die dadurch ausgelöst werden. Es ist ein Scheißzeit. Punkt.



16.12.20

Ich schaue mir gerade die Befragung der Bundeskanzlerin durch die Abgeordneten im Bundestag an. Die Fragen gehen quer Beet (EU, Corona, Maßnahmen, Kinderechte, China, etc.). Meine Hochachtung für die jeweils kompetente und ruhige Beantwortung durch Frau Dr. Merkel. Sie ist in fast allen Bereichen bestens auf dem neusten inhaltlichen Stand und wenn nicht, dann kann sie gelassen zugeben, dass sie es nicht abschließend beantworten kann. Ich finde das toll.

*Anmerkung
Es geht mir nicht um die jeweilige Wertung der nachgefragten politischen Entscheidungen, sondern lediglich um die Art, wie kompetent sie damit umgeht.

12.12.20

Was ich nicht mag und was mich richtig zornig macht:

Da ergießt sich eine Häme und offene Freude über einen Menschen, der, das sei in keiner Weise in Frage gestellt, vom rechtsextremen Rand kommend, lauthals seine verquerte Weltsicht, auch über Corona, herausposaunte, und der nun an dem Virus verstorben ist.

Sagt mal, habt ihr sie noch alle?! Das ist doch genau die gleiche menschenverachtende Haltung, wie wir sie bei den Rechten zu recht kritisieren und ablehnen.

Jeder Mensch, egal welcher Weltsicht er auch angehört, verdient im Sterben und im Tod unser Mitgefühl. Warum? Weil er ein Mensch ist. Das macht den feinen und doch so grundlegenden Unterschied!

Mein Mitgefühl ihm und seinen Angehörigen.

Verdammicht!

 

9.12.20

Da reden sie über einen „harten Lockdown“ während oder nach den Feiertagen. Hallo! Wir haben heute den 9. Dezember. Jeden Tag mehr als 500 Tote. Rechnen könnt ihr doch, oder? Die paar tausend Tote nehmen wir noch mit. Warum? Für was? 

Mir ist speiübel.

8.12.20

Bis dato fand ich den Begriff „Querdenken“, im Sinne von „die eigenen Wahrnehmungsfilter flexibel und, unvoreingenommen offen benutzen und interdisziplinäre Grenzen überschreitend“, ausgesprochen positiv. Dass er nun derart einschränkend, im Sinne von „einseitig, starr verharrend, unflexibel, Fakten resistent“, vereinnahmt wurde, ärgert mich ungemein. *grummel

2.12.20

Es hat geschneit. Die Kinder haben sich gefreut, Schneebälle geworfen. Schneemann bewundert. Schneeschaufeln wurden erfolgreich eingesetzt. Frau Müller ist heil durchs Dorf geschlittert. Das reicht, der Tradition wurde Genüge getan. Wir könnten jetzt bitte direkt in den Frühling übergehen. Danke.

Überraschung? Politiker und Amtspersonen, werden dabei erwischt, dass sie, entgegen ihrer geifernd öffentlichen Hasstiraden über jedwede „abnorme“ Sexualität, im Privaten eben genau diesen Gelüsten heimlich exzessiv frönen. Mein Opa lacht dröhnend aus dem Grab. Er nannte es lakonisch die bürgerliche Doppelmoral und lehrte mich schon als Kind, Geschichte unter genau diesem Aspekt aufmerksam zu studieren. Alles nix Neues unter dieser Sonne. Bäh!

27.11.20

„Leiden Sie eigentlich sehr unter der Corona-Situation, Frau Müller?“
 
„Leiden? Nein Leiden würde ich das wahrlich nicht nennen. Leiden ist ein gänzlich anderes Niveau und auf diesem befinde ich mich sicher noch nicht. Ich fühle mich allerdings in vielen meiner Bequemlichkeiten eingeschränkt und durch die Selbstisolation etwas berührungsmäßig vernachlässigt. Auf der anderen Seite ermöglichten mir die vergangenen Monate das Ein- und Erarbeiten bereichernder Themenbereiche (Computerspiele, neue Kommunikationstechniken, Zeichnen und Hausaufgabenbegleitung einer Grundschülerin). Mein Zeitverständnis hat sich verändert, da ich frei über dieselbe verfügen kann. Mein Biorhythmus dankt es mir. 
Der Preis für all das? Finanziell ist alles ausgereizt. Absolut Lebensnotwendiges geht gerade noch so. Aber, das bin ich ja gewöhnt.“
 
„Also auch keine Ängste? Von wegen Ansteckung und so?“
 
„In denen habe ich im April gebadet, sicher. Die Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod sind mir jedoch schon sehr lange vertraute Denkbereiche. Da braucht es keine Versöhnung mehr. Und meine körperlichen Beschwerden, die trage ich schon seit Jahren mit mir rum. Haben nichts mit Corona zu tun. Ich kümmere mich um sie und um mich. Meine Verantwortung.“
 
„Also alles gar nicht so schlimm?!“
 
„Was ist los mit Ihnen? Nicht schlimm? Da verrecken hunderttausende Menschen elendig. Andere verlieren Arbeit und Brot und ihre sozialen Auffangnetze. Alles was Freude, Spaß, Befriedigung von Körper und Seele schafft, unterliegt sinnigen und unsinnigen Verboten. Wir treiben und werden getrieben in einem uns oft unverständlichen Strom von Ungeheuerlichkeiten. Wie unter einem Brennglas knallen uns die gesellschaftspolitischen Verfehlungen der letzten Jahrzehnte um die Ohren. Schlimm? Es ist nicht schlimm, es ist entsetzlich!“

26.11.20

Gestern, „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Wir haben gewettet, wie schnell unter den jeweiligen Beiträgen dazu der Kommentar „Es gibt auch Gewalt gegen Männer!“ auftaucht. Von den eingenommenen Geldern könnte ich jetzt schon mal das Öl fürs nächstes Jahr bestellen.

4.11.20

Jedes Opfer ist eines zu viel und ungeheuerlich. Mein vollstes Mitgefühl, meine Trauer und meinen Zorn.

Trotzdem sei es erlaubt kurz anzumerken: 

Die meisten Opfer islamistischer Terroristen sind Muslime.

Unglaublich. Die Wähler überwiegend: weiß, männlich, bildungsfern. 


 

23.10.20

Offenbach, frühe Morgenstunden. Alter Mann, schmächtig, verhuscht, die Kleidung ein wenig derangiert, sucht in den Abfalleimern rum. Schon fast an ihm vorbei, drehe ich mich um und drücke ihm einen Fünfer in die Hand. Irgendwas von Danke stammelnd pisselt er sich sichtbar ein.

Keine Pointe.

Wieso wird in fast allen Medien leerhülsenwortreich darüber berichtet, dass das Gespräch der Präsidentschaftskandidaten USA einigermaßen gesittet verlief? Sollte das nicht als Standard gelten, dessen es keiner weiteren Worte bedarf? Oder bekommen die beiden alten Herren jetzt Glitzersternchen wie im Kindergarten dafür?

16.10.20

„2020 ist das Outing, dass man selbst schon einmal Therapie in Anspruch genommen hat, für viele Menschen immer noch ein Tabuthema bzw. sie verschweigen das lieber, aus Angst vor den Reaktionen ihres beruflichen und sozialen Umfeldes. Bisher dachte ich, dass sei mittlerweile doch übertrieben, aber heute las ich, dass Lehrer nicht verbeamtet werden können, wenn sie schon einmal in Therapie waren.“

„Das betrifft in vielen gesellschaftlichen Kreisen nicht nur KlientInnen. Frag mich mal. Die Schwiegereltern meiner Tochter halten mich für moralisch absolut desaströs, weil ich u.a. auch als Sexualtherapeutin arbeite und vermeiden jeden Kontakt mit mir. Könnte ja irgendwas ansteckend sein.“  *andenkoppklatsch
 
 
Ernsthaft: Ich dachte wirklich bei der Verbeamtung ging es um sowas wie pädagogische Kompetenz, fachliche Qualifikation und auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. Für Interessierte -> Verbeamtung

„Ich will aber dies! Ich will aber das!“ *heulkreischDramaschiebend

„Nein.“
 
Und dann setzt man sich still in die Nähe des tobenden Wesens, signalisiert, dass man da ist; wedelt ab und an einladend mit dem MNS und klammert sich dabei an die Hoffnung, dass es so einem Erwachsenen, ebenso wie fast jedem Kleinkind, irgendwann gelingen wird seine Affektsteuerung in den Griff zu bekommen.

14.10.20

Heute Märchenbuch (Grimm) mit KleinMadame und dem Kleinen Lord gelesen. Wobei „lesen“ wohl übertrieben ist. Ich war begeistert davon, wie sie nach den ersten Sätzen einfach jeweils die ganze Story perfekt erzählen konnte. Ich wusste gar nicht, dass sie sie alle so genau kennt. Das Vorlesen konnte ich mir sparen.

Amüsant war, dass sie bei „Aschenputtel“ an genau der gleichen Stelle hängen bleibt, wie ich als Kind: Warum braucht der Prinz einen Schuh um sie zu finden? Der hat drei Nächte mit ihr getanzt und erkennt sie nicht wieder? Wo hat der hingeguckt die ganze Zeit? Oder war der blind? Schlaues Kind, eindeutig. 

8.10.20

Blitzlicht beim ersten Kaffee: Was so in meinem Leben eher an mir vorbei gerauscht ist und Bereiche, die mich nie wirklich interessiert haben ->

Alles rund um Autos. Hatte nie einen Führerschein.
 
Modegedöns. Ich kaufe meine Kleidung seit über vierzig Jahre auf dem Frankfurter Flohmarkt. Eine Mark, später ein Euro.
 
Inneneinrichtung. Sperrmüll. Überlassenes.
 
Gastronomie. Jazzkeller. Sinkkasten. Italiener um die Ecke. Dönerbuden.
 
Hotels und Touristik. Trampen, Bahnkarte, Campingplatz, Schlafsack am Strand, klitzekleine Pensionen.
 
Ernährung. Aufgrund von multiplen Allergien und Unverträglichkeiten eher gestörtes Verhältnis zur Nahrungsaufnahme. Erfahrungswerte zählen.
 
Alles rund um Geldanlagen: Keine sonstigen Versicherungen. Keine Aktien. Keine Anlagen. Kein Sparbuch. Ein Konto und eine Pfennig/Centdose.
 
Parteien. Zweimal kurz rein geschnuppert und panisch verlassen.
 
Es gibt bestimmt noch mehr Bereiche, die mich so im Großen und Ganzen nicht wirklich tangiert haben. Und natürlich gab es berufsmäßig auch Ausnahmen bezüglich Unterkunft, Reisen und Gastronomie. Das waren dann Wunderwelten, die ich mit kindlichem Staunen durchschritt.
 
Was es allerdings immer gab: Bücher, Bücher, Bücher. Zeitungen und Musik. Später und nun noch alles, was mit PC und dem Drumherum möglich ist.
 
Ein Grundmotiv: Könntest du jetzt und gleich eine Tasche packen und gehen, ohne dass dein Herz an irgendwas Zurückgelassenem hängen würde? Die Antwort lautete immer und noch: Ja. Denn mich nehme ich ja mit. 😊

7.10.20

Nach zwei Tagen Ärztemarathon in Frankfurt: Mit absoluter Selbstverständlichkeit tragen die Leute ihre Masken. Insgesamt habe ich nur wenige Menschen ohne gesehen und diese wiesen für mich eindeutige Anzeichen schwerer psychischer Störungen auf. Das meine ich nicht abwertend, ist nur mein Eindruck.
 
Interessant fand ich, dass es rund um den Römerberg tatsächlich Touristengruppen gab, die ganz begeistert schienen.
 
Erschreckend fand ich, dass so viele der kleinen, auch alteingesessenen Geschäfte und Lokale geschlossen hatten.
 
Wartezeiten in den Praxen und Kliniken maximal 10 Minuten. Völlig verstörend. 😉
 
„Marathon“ oben ist übrigens bewusst gewählt. Da die Straßenbahnen nicht fuhren, alles zu Fuß. Mein Schrittzähler war kurz vorm kollabieren. 

5.10.20

 Frankfurt, heute in den frühen Morgenstunden (7h):
 
Autoverkehr bis zum Anschlag. Überall liegen Müllberge, Fahrräder, Roller (diese elektrischen Dingers) rum.
 
Obdachlose schlafen unter ihren Decken oder räumen schon ihr Zeugs zusammen.
 
Am Main die ersten Jogger und viele, viele Leute auf Fahrrädern.
 
Sinnlicher Eindruck: Die Stadt ist dreckiger, lauter und stinkt mehr als ich sie in Erinnerung hatte.
 
Doch immer noch ist sie bunt und lebendig.
 
Heimweh.
 
*Anmerkung
Wegen Corona scheinen Fachärzte ihre Termine mit mehr Logistik zu vergeben. Kaum noch Wartezeiten. Das kann so bleiben, bitte. 

2.10.20

Würde ein Mensch, auch wenn er eine abscheuliche Weltsicht hätte, krank und in Not sein, würde ich diesem helfen, Erstversorgung machen und in kompetente Hände weitervermitteln. Und ich würde ihm gute Besserung wünschen. So einfach ist das (für mich) im realen Leben.
 
In der virtuellen Welt kann ich oft nicht einschätzen, ob dieser Mensch wirklich in Not und/oder krank ist, oder nur ein blödes, gar böses Spiel spielt. Deshalb halte ich mich in der Regel raus und mit irgendwelchen in die Luft gepusteten Besserungswünsche zurück. Es sei denn, ich werde konkret und direkt um Hilfe gebeten. So einfach ist das (für mich) auch in der virtuellen Welt.

1.10.20

„Zählt eigentlich noch jemand die Einzelfälle?

„Wieso? Man fängt doch immer wieder mit Null an. Sonst wären es ja keine Einzelfälle.“
 
„Ach so. Ich Dummerchen aber auch.“

30.9.20

Frau Karliczek (leitet das Bundesministerium für Bildung und Forschung) fordert von Schülern und Lehrern mehr Disziplin von wegen Corona und so.
 
War da nicht was mit neuen Fenstern und Luftfilteranlagen?! Scheint wohl an ihr vorbei gerauscht zu sein. *andenkoppklatsch
 
Ich fordere Sachkompetenz von Politikerinnen und Politkern. 

Ob das noch was wird in diesem Leben? Meine Hoffnung darob krabbelt unter der Teppichkante rum. 


 

„Unterirdisch!“
 
„Was meinen Sie, Frau Müller?“
 
„TV Duell zwischen Trump und Biden.“
 
„Ja, wie im Kindergarten.“
 
„Sorry, sowas würden kleine Kinder nie bringen. Dafür sind sie viel zu klug und empathisch. Es erinnerte mich eher an einen Seniorenchat. Alte weiße Männer, die sich gegenseitig anrotzen.“
 
Es war einfach nur Bäh.

23.9.20

 

Septembermorgen
 
Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.
 
Eduard Mörike
 
 
 
„Es herbstelt, die bunte Blätterpracht entfaltet sich. Wie schön.“
 
„Ja gut, dann springen mir zumindest die vertrockneten Blätter der verdursteten Bäume nicht mehr so aufs Gemüt. Aus Zorn wird Melancholie. Immerhin.“

 

Dicke fette Spinne an der Zimmerwand.
 
Ich: „Also ohne Mietvertrag geht hier gar nichts!“
 
Schwupps ist sie weg.
 
Die Macht der Worte. *blinzel

20.9.20

 

Einsamkeit in einer digitalisierten Welt

"Wie erfreulich, dass dies endlich mal wieder thematisiert wird. Ich rede davon seit Jahrzehnten und mit jedem Jahr werden meine Eindrücke, dass der Mensch in unserer Gesellschaft immer mehr vereinsamt, wieder und wieder bestätigt."

"Aber durch die Sozialen Medien kommunizieren die Menschen doch viel mehr als vorher miteinander, Frau Müller."

"Ja, vielleicht. Aber irgendwann machst du die Kiste aus und dann ist da ja niemand, der dich anschaut, dich in den Arm nimmt, mit dir einen Spaziergang durch die Nacht macht, einfach nur körperlich anwesend ist. Meiner Meinung nach wird das subjektive Gefühl der Einsamkeit durch die virtuelle Kommunikation nur gesteigert, solange diese nicht einfach nur ein Medium ist um Kontakte in die reale Welt hinüber zu ziehen. Und da Einsamkeit in meiner Welt bedeutet, dass Alleinsein nicht mehr aktiv verändert werden kann, zementiert die ausschließlich virtuelle Kommunikation nur die individuelle Einsamkeit, sie hebt sie jedoch nicht auf."

 

Artikel in der Frankfurter Rundschau

16.9.20

Nazis und Rassisten bei der Polizei und Bundeswehr? Jesses, da bin ich aber erstaunt *andenkoppklatsch
 
Mein Opa hat sie mir damals alle gezeigt, all die Drecksäcke, die wieder in ihren Schulräumen, Kasernen, Büros, Kammern, Behörden, Praxen nach 45 untergekommen sind. Und nein, es gab in den Jahrzehnten danach für mich keine Hinweise darauf, warum sich da heute solch nachgeborenes Gesocks nicht mehr einnisten können sollte. Also, keine Überraschung auf meiner Seite. So gar keine.

13.9.20

 

Ich glaube, es ist eine traurige Wahrheit,
dass wir unserem Affenzustand noch
sehr nahe sind und dass die Zivilisation
nur eine sehr dünne Decke ist,
die sehr schnell abblättert.
 
Fritz Bauer
 

Ich denke, wir tun den Affen
Unrecht, wenn wir ihr
Sozialverhalten mit dem
doch oft barbarischen
Verhalten des heutigen,
sogenannten zivilisierten
Menschen gleichsetzen.
 
Heidrun Müller

11.9.20

„Bevor wir Flüchtlinge aufnehmen müssen wir uns erstmal um unsere Armen, Alten und Obdachlosen kümmern!“
 
„Gute Idee. Was haben Sie und die Regierung denn so in den letzten Jahren für unsere Armen, Alten und Obdachlosen gemacht?“
 
„Nun, wir haben … ähm … wir haben … und überhaupt, Sie verwechseln da ja Äpfel mit Birnen!“
 
„Sie haben mit diesem Quatsch doch angefangen.“
 
 
Für jeden nicht aufgenommen Flüchtling eine bezahlbare Sozialwohnung und einen realistischen ALGII Satz. Für jedes ertrunkene Kind eine angemessene Rente. Für jedes elendig gestorbene Menschenleben auf der Flucht ein bedingungsloses Grundeinkommen – meinen die sowas mit diesem Argument? *andenkoppklatsch
 
Glaubt irgendwer wirklich, dass es den Menschen, die hier bei uns unter der Armutsgrenze leben, auch nur einen Deut besser ginge, weil wir keine Flüchtlinge aufnehmen? Wie kommt man auf solch irrsinnige Gedanken?


 

10.9.20

 

"Der Berliner Verfassungsschutz hat die kurzzeitige Besetzung der Reichstagstreppe bei der Corona-Demonstration am 29. August als "spontane" und nicht vorhersehbare Aktion eingeordnet." (via @dpa)

Ja klar. Konnte man in keinem rechten Chat vorher von lesen. Und die ganzen Planungen in Gruppen auf Telegramm waren in Geheimsprache. Vielleicht sollten wir dem Verfassungsschutz mal unsere Fake Accounts dort zur Verfügung stellen. Die armen Hascherls bekommen ja sonst gar nichts mehr mit. *andenkoppklatsch

*flüster Es stand sogar in den Medien. Vorher. Und auf YouTube, Twitter, Facebook ... ... ... Haben die beim Verfassungsschutz vielleicht nur Fax und Morseapparat?

9.9.20

Dieses anmaßende Geplärr und Gehetze jetzt, weil es ja Brandstiftung durch dort sich aufhaltende / festgehaltenen Personen (nein, ich nenne sie nicht "Bewohner", denn von "wohnen" kann dort nicht die Rede sein) gewesen sein könnte. Und wenn es wirklich so wäre? Was erwartet so ein deutscher Durchschnittsbürger denn von Menschen, die man jahrelang zusammenpfercht, ohne einen Mindeststandard an Infrastruktur zum Überleben, ohne Hoffnung, ohne vernünftige medizinische Versorgung, ohne, ohne .... und zum Teil hoch traumatisiert? Schweigen? Hinnehmen? Dankbarkeit? In Stille verrecken? Bäh, bäh, bäh!


 

Moria brennt.

Die Kommentare unter vielen Meldungen triefen nur so von rechtem Hass und menschenverachtender, hämischer Dummheit.

Mein Herz schreit und mein Verstand versinkt, sich ergebend, in einem Sumpf von Trauer und Hoffnungslosigkeit.

2.9.20


Was ich in all den Gesprächen und Interviews mit Teilnehmenden in und nach Berlin nicht gehört habe: „So ein Scheiß, dass sich die Rechten hier so anhängen und hier mitlaufen und versuchen, das zu übernehmen! Was kann man machen?“

Gehört habe ich nur Verleugnung, Abwieglung oder gar Rechtfertigung.  

Und das, genau das macht mich zu einer zutiefst besorgten Bürgerin.

28.8.20


Las ich gerade auf Twitter, dass ein Junge sich für die nachmittags AG „Nähen“ entschieden hätte und von der Schule mitgeteilt bekam, er könne diesen Kurs nur belegen, wenn sich nicht genug Mädchen angemeldet hätten. Sag mal, geht´s noch?

Erinnert mich daran, dass ich 1967! einen riesigen Aufstand machen musste um als Mädchen in den Werkunterricht zu kommen. Ich hasste Handarbeiten.

Aber, wir haben 2020. Und noch immer so einen Scheiß?  

26.8.20


Meldung in der Tagesschau vom 24.8.2000 ->  

„Schnellere und flächendeckende Verbreitung von Internetanschlüssen in Deutschland fordert eine D21-Studie. Alle Schulen sollten mit Internet-Unterrichtsräumen ausgestattet werden. Ohne Zugang zum weltumspannenden Computernetz drohten erhebliche soziale Nachteile.“

Nur nicht hetzen!

25.8.20


Kennst du das Land…  wo Neonazis wie Höcke selbstverständlich lange Interviews bekommen, aber man ewig lang, wenn überhaupt, darauf warten muss, dass endlich Betroffene zum Thema Rassismus eingeladen werden?

19.8.20


Ich halte die Gewaltenteilung und damit auch die dritte Gewalt/Exekutive (Polizei) für einen absolut notwendigen Bestandteil unseres Staates.

Ich respektiere die Arbeit, die die Menschen dort leisten und begegne ihnen mit Freundlichkeit und Respekt.

Und genau deshalb erlaube ich mir auch eine auf Fakten (nach bestem Wissen und Gewissen) basierende Kritik zu üben, falls dort meiner Meinung nach etwas völlig schief gelaufen ist.

Denn auch diese ist ein notwendiger Bestandteil unseres Staatswesens.

16.8.20

Und weil es gerade mein Thema ist: Was regt mich eigentlich an den "Anti-Corona-Maßnahmen-Demos" so auf? Abgesehen davon, dass sich Rechtsextreme da dran hängen und versuchen den Diskurs zu bestimmen?

Es geht mir gar nicht um das jeweilige Für und Wider in der Sache. Da habe ich täglich hunderte Male meine eigene Achterbahnfahrt. Es ist dieser Hass, diese kreischende Dummheit, diese Verlogenheit und diese unreflektierte und anmaßende Übergriffigkeit so vieler Menschen in diesem Diskurs.

Die Interviews von den Demos sind mir sogar körperlich zuviel. Sie kapern und unterlaufen mein bisher überwiegend positives Menschenbild. Und das macht mich sooooo wütend!!!

Was gar nicht geht: Einen Politiker wegen seiner Homosexualität in den Dreck reden / schreiben. Ebenso wenig wegen Geschlecht, Aussehen, Alter, und, und, und... ... und ja, auch der Kauf einer Millionen Villa geht niemanden etwas an, solange das Geld dafür kein dreckiges ist. Ich denke, es gibt genug Sachthemen, über die man mit Politikern streiten kann/muss.


"Manieren machen uns zu Menschen!"
Kingsman

Als einziges Kriterium? Da würde es eng. Manchmal.


Manieren: Konkrete Verhaltensgewohnheiten, Handlungs- und Kommunikationsmuster.

Gesellschaftlich und kulturell in Zeit und Raum verortet.

Die Art und Weise, wie ein Mensch in bestimmten, sozialen Situationen interagiert.

Synonyme: Umgangsformen, Benehmen

7.8.20


„Warum ist Cannabis immer noch verboten?“

„Naja, vielleicht weil man bekifft keine Lust auf sinnloses Shopping, politisches Gedöns, Krieg, Gewalt und all so ein Zeugs hat.“

Meine Meinung: 

Wird Cannabis aus, alternativlosen, medizinischen Gründen genommen - okay

Wird Cannabis ab und an reflektiert zum eigenen Wohlbefinden genommen - okay

Bekommst du dein Alltagsleben nicht mehr in den Griff ohne Cannabis - nicht okay. Hol die Hilfe.

Ich sehe hier zwei grundlegende Problemfelder: Thema Sucht und Kriminalisierung. Beide haben Rattenschwänze von Konsequenzen, von Für und Widers. Ich würde mir einen unaufgeregten gesellschaftlichen Diskurs dazu wünschen.


Medienkompetenz bedeutet unter anderem auch:

- Wenn eine Meldung, eine Nachricht, ein Kommentar nicht deiner persönlichen Haltung, deinen Erwartungen, deinen subjektiven Wahrheiten entsprechen, handelt es sich dabei nicht automatisch um gesteuerte Lügen, Verschwörungen, Propaganda. Es könnte auch einfach nur eine andere Meinung sein.

- Du weißt, dass es eine absolut objektive Berichterstattung nicht gibt und niemals geben wird. Also erwartest du ein solche auch nicht.

- Du schaust dir deine Informationsquellen sehr genau und kritisch an, informierst dich über ein Ereignis aus ganz unterschiedlichen Quellen und bildest dir aus diesem Sammelsurium von widersprüchlichen Informationen, Fakten, Einstellungen , Meinungen und deiner eigenen Haltung, deinem bisheriges Wissen und deiner persönliche Erfahrung, etc. deine eigene, wiederum subjektive, Meinung.

Deswegen kann ich zum Beispiel mit dem Begriff "Lügenpresse" nichts anfangen, denn dieser Begriff setzt ja voraus, es gäbe eine "Wahrheitspresse", die es aber in meiner obigen Vorstellung gar nie nicht geben kann.

Also ist die Benutzung dieses Begriffes entweder reine Kampfrhetorik oder ein romantisierender Schluckauf.

6.8.20

Aus meiner Erfahrung   

Pathologische Narzissten (männlich wie weiblich) sind Therapie resistent, da sie keinen Leidensdruck in Bezug auf ihr SoSein empfinden.

Es geht in Beziehungen mit Narzissten nicht um „Schuld“, obwohl die einseitige Schuldverteilung durch Narzissten zu deren Grundhandwerkszeug gehört.

Aus einer Beziehung mit einem Narzissten/einer Narzisstin kommt man nicht ohne Beschädigungen heraus.

Labile Persönlichkeiten locken Narzissten an wie das Licht die Motten.

Stabile und starke Persönlichkeiten erhöhen jedoch den Jagd- und Einverleibungstrieb des Narzissten.

Narzisstische Elternteile untergraben jede Form des Selbstbewusstseins und der Autonomie eines Kindes.

Narzissten leiden, aber nicht an sich, sondern an den ihnen angeblich unverschämt zugemuteten Ungerechtigkeiten der Welt, der Gesellschaft, des Partners, der Nachbarn, des Wetters, der Natur und überhaupt.

Narzissten sind eben nicht „selbstverliebt“, denn die Liebe zu sich selbst ist ihnen schon ganz früh in ihrem Leben abhanden gekommen bzw. haben sie sie nie kennen lernen dürfen.

Narzissten sind im Grunde arme Hascherls, die ganz tief in sich drinnen vor Selbstmitleid, Gefühlsleere, undefinierter Sehnsucht und einem Hunger nach bedingungsloser Liebe aufgefressen werden.

Sie sind sich dessen absolut nicht bewusst und verweigern jedwede Bewusstwerdung. Lieber beißen sie tollwütig um sich.

Das macht sie gefährlich und in manchen Fällen tödlich.

2.8.20


Wir hatten ein Jahrhundert der "Schwarzen" Pädagogik und heraus kamen 2 Weltkriege, Völkermord, Rassismus, Kadavergehorsam, Faschismus… Ich verstehe bis heute nicht, wie man den Zusammenhang nicht verstehen kann.

31.7.20


Wenn ich manchem Politiker im Moment zuhöre, dann überfällt mich das Bedürfnis denn geöffneten Gefrierschrank zu umarmen, um wenigstens dort ein wenig Wärme zu finden.

Nein, ich rede nicht von Kaltschnäuzigkeit, denn diese kann ich im politischen Geschäft sehr wohl nachvollziehen; ich rede hier von nicht vorhandener Mitmenschlichkeit und Empathie, von mangelndem Mut und fehlender Zivilcourage. Öde, kalt, eingefroren.


Bäh!




„Gibst du mir deinen Schnuller,

dann darfst du auch mit meinem

Hühnchen spielen!“

28.7.20

Spiegelbilder - auf so unterschiedlichen Ebenen.



Sie spiegeln mich. Wir spiegeln uns.

Sie spiegeln einander, sie spiegeln meine Kinder.

Ich spiegele mich in ihnen, die Ahnen lassen grüßen ebenso.


18.7.20


„Ach, hören Sie doch auf, Frau Müller! Die meisten Coronatoten hatten doch Vorerkrankungen und wären eh bald gestorben.“

„Ja sicher, einige schon. Aber sie wären nicht elendig und alleine auf Intensivstationen verreckt, sondern wären vielleicht zuhause, im Kreis ihrer Lieben oder liebevoll begleitet in einem Hospiz gestorben. Und sie hätten vielleicht noch genug Zeit gehabt, einiges zu regeln und/oder in ihrem Sinne abzuschließen. Sich zu verabschieden. Das macht ja wohl schon einen Unterschied, oder? Oder!?“

19.6.20


Ich komme aus einem absolut sozialdemokratischen, zum Teil kommunistischen Milieu. Gerade deshalb hat mich als Jugendliche das Religiöse im geschichtlichen Kontext sehr interessiert und ich bin dankbar dafür, dass mir von Seiten der Familie erlaubt war, mich intensiv damit auseinanderzusetzen. Viele meiner wichtigen Wegbegleiter in den letzten Jahrzehnten kamen aus einem religiösen, breit gefächerten Kontext und ich bin dankbar dafür, dass sie mich niemals missionieren wollten, sondern immer bereit waren, jede meiner Fragen und kritischen Gedanken mit Inbrunst und Wahrhaftigkeit zu beantworten und mir Wege wiesen, mich selbst schlau(er) zu machen und eine eigene Haltung zu entwickeln. Niemals traf mich von ihrer Seite bis heute ein Vorwurf oder eine Ablehnung. Ja, dafür bin ich zutiefst dankbar. Wir können uns einfach mit Respekt einfach sein lassen, wie wir sind.


„Erinnern Sie sich, damals, als man behauptete, eine ganze Schüler*innen Generation würde für immer im Leben scheitern, weil Sie samstags nicht mehr die Schule besuchen mussten?“

„Gleiche Argumentation, als wir in den 70igern wegen der Berufsverbote im Schulstreik waren.“

„Oh ja, oder als sie freitags, statt zur Schule zu gehen, versucht haben, ihre Zukunft auf diesem Planeten zu retten?“

„Und?“

„Nichts weiter. Erinnerungen, mehr nicht.“

16.6.20


Da setzt man die SchülerInnen einzeln an weit auseinander stehende Schultische und stopft sie vorher und anschließend in völlig überfüllte Busse. *andenkoppklatsch

15.6.20


"...am 14. Juni 1976, wurde das Familienrecht novelliert. Seither müssen Frauen nicht mehr ihre Ehemänner um Erlaubnis fragen, ob und wie viel sie arbeiten möchten. Seither dürfen sie frei und eigenverantwortlich über ihr Vermögen bestimmen und können ihre Arbeitsverträge ohne Unterschrift des Herrn Gemahl einfach selber kündigen."

Da war ich gerade zwanzig.

„Festgemauert in der Erden …“ – nichts ist für die Ewigkeit.

Leben ist Veränderung.

So, oder so.

Attention pleace! Aufpassen.


„Don't dry your pet in the microwave. Menschen denen man sowas mit erhobenem Zeigefinger schriftlich geben muss, die wählen auch Trump.“

„Frau Müller! Das ist unterste Vorurteilsschublade!“

„Ja. Die habe ich auch und die poppt manchmal vor dem ersten Kaffee einfach auf. Kann ich mit leben.“

12.6.20

Wir sollen mehr konsumieren. Ankurbelung der Wirtschaft.

Aha. Allereigentlich ist doch das menschliche Konsumverhalten der Dünger für so viele bedrohliche Schieflagen auf unserer Erde. Wäre da nicht eher weniger Konsum angesagt? Motto: Reflektierter, bewusster Konsum – weniger ist mehr. 

11.6.20


„So wenig Kommentare von Ihnen in diesen Tagen, Frau Müller?“

„Ja, im Moment bin ich müde. Seit Jahrzehnten wiederhole ich mich. Gegen Kindeswohlgefährdung, gegen Vorurteile, Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, für Kinderrechte, für die Einhaltung der Menschenrechte, gegen Krieg, Folter, Unmenschlichkeiten. Und, und, und. Immer die gleichen Themen, weil wir als Menschheit drei Schritte vor, vier zurück, drei vor, Schlenker nach rechts, Schlenker nach links, Päuschen, Hüpfen auf einem Bein, zwei Schritte vor… Bah! Zurzeit ist mir das alles einfach zu doof.“

„Oh. Was hilft?“

„Action in der realen Welt.“ 😊



8.6.20


Väter, Mütter, Priester/Pfarrer, Lehrer, Trainer … Menschen, denen wir Kinder anvertrauen, üben Gewalt und sexualisierte Gewalt gegen diese aus. Wie kommt man dann auf den dünnen Ast, dass es bei ErzieherInnen anders sein könnte? Weil die Kinder dort doch noch so jung seien? Weil die Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, besonders liebevoll und kompetent mit Kindern seien? Weil …? Alles Quatsch. Gewalt und sexualisierte Gewalt an Kindern findet in allen gesellschaftlichen Bereichen statt. Als Gesellschaft und als einzelner Mensch haben wir nur viele, viele blinde Flecken im Auge und im Kopf. Weil wir es nicht sehen wollen. Weil es uns unter die Haut geht. Weil es bequemer ist. Weil es uns auf uns selbst zurück wirft. Weil es unseren idealisierten Blick auf Welt zerschmettern würde.

Kindheit ist einer der gefährlichsten Lebensabschnitte im Leben eines Menschen. Auch bei uns.


2.6.20


Vorbestellter Tisch in Nobelbar in Frankfurt.

Halbe Stunde zu früh da.

„Kommt doch später nochmal wieder.“
„Können wir schon vorbestellen.“
„Klar.“

Stunde später.

„Tut mir leid, ihr könnt hier nicht rein. Wir hatten erst letztens mächtig Ärger mit einigen von eurer Sorte. Die Chefin will euch nicht. Kann ich nichts machen.

„Häh? Sorte?

„Zigeuner!“

Ich nenne sowas Rassismus und Sippenhaftung. Da kannst du nur noch schreien. Nicht das erste Mal, sondern wieder und wieder.

*Anmerkung
Anscheinend scheint das Geschäft auch in dieser Zeit für die Bar so gut zu laufen, dass sie locker auf ein paar Hunderter verzichten kann.

15.5.20


Persönlicher Stressfaktor Corona

Ich gehöre eindeutig (Allergikerin, Asthmatikerin, Diabetes 2, Übergewicht, Herz, Alter) zur sogenannten Risikogruppe. Ansage meiner medizinischen Begleiter, dass ich bitteschön diesen Virus nicht bekommen solle, da er für mich lebensbedrohend sein könnte. Betonung liegt auf "könnte".

Der für mich höchste Stress in den letzten Wochen, neben finanziellen Jonglierereien und der ständigen Zerrissenheit zwischen Selbstfürsorge und beruflicher Verantwortung, die zwar nervend, aber letztendlich händelbar sind, ist, dass mich jetzt jede körperliche Befindlichkeitsstörung, jeder Infekt, jede Reaktion auf Pollenflüge, jede ausufernde Bronchitis, jedes Zipperlein sofort in eine unverhältnismäßige Furcht schleudert. Ist das nun schon Corona? Muss ich ins Krankenhaus? Stehe ich mit einem Bein schon im Grab? Bäh! In solchen Momenten tanzt die innere Dramaqueen freudig kreischend im Quadrat und der Verstand sitzt muffelnd in der Ecke. Unerfreuliche Nebenwirkung: Das Ausbalancieren dieser Zustände kostet Kraft, die Körper und Seele eigentlich für die Heilung der aktuellen körperlichen Störungen bräuchte.

Es nervt, nervt, nervt!

*Anmerkung
Warum ich das hier schreibe? Ist doch eher Jammern auf höchstem Niveau, oder? Klar ist es das. Was aber nichts daran ändert, dass das subjektive Leidensgefühl ernst genommen werden möchte. Und sollte. Darum schreibe ich drüber. Als Ermutigung und Anregung für andere, kurz inne zuhalten und über die eigenen Inneren Zustände in diesen Zeiten zu reflektieren. Nichts wegdrücken. Sich nicht selbst belügen. Holt einen sonst später doch nur ein.

11.5.20



"Wer Angst hat, soll zu Hause bleiben." hin gerotzt von einem Herrn Kubicki im TV.

Sehr geehrter Herr Kubicki, ich kenne eine Menge Menschen, die gerne zu Hause bleiben würden, eben weil sie zu den Risikogruppen gehören und ihnen ihre Ärzte sagen, dass, wenn sie sich mit Corona infizieren würden, es mit höchster Wahrscheinlichkeit ihr Tod sein könnte. Sie bleiben aber nicht zu Hause, weil sie sonst ihre Mieten und ihre Lebenshaltungskosten nicht mehr begleichen könnten; weil sie sich in ihrem Beruf für andere Menschen verantwortlich fühlen; weil sie der Gesellschaft nicht auf der Tasche liegen wollen und aus vielen Gründen mehr. Also gehen sie zur Arbeit. Tag für Tag. Innerlich zerrissen von dem Anspruch auf Selbstfürsorge, ihrem sozialen Verantwortungsgefühl und ihrer Angst.

Ihr Spruch oben ist ein Schlag ins Gesicht dieser Menschen, Herr Kubicki. Schlichtweg ein arroganter Arschlochspruch von einem Menschen, der von der Lebensrealität sehr, sehr vieler Menschen meilenweit entfernt vor sich hindümpelt. Schämen Sie sich!

10.5.20


„Wir leben in einer Diktatur! Deshalb habe ich gestern dagegen demonstriert.“

„Du lebst aber noch, oder?“

„Klar.“

„Bist körperlich unversehrt und nicht im Knast?“

„Ja sicher.“

„Deine Familie wurde auch nicht wegen deiner Teilnahme an der Demo von Polizei oder anderen Staatsorganen behelligt?“

„Natürlich nicht!“

„Und du kannst auch offen und frei über deine Teilnahme in den sozialen Medien und in deinem sozialen Umfeld berichten?“

„Also hör mal, natürlich! Wo denken Sie, leben wir denn?“

„Eben! Wir leben ganz, ganz sicher nicht in einer Diktatur!“

20.4.20


Corona – Zwischenstand

Die wenigen Fakten, die wir über Corona zur Verfügung haben, bekomme ich nun seit Wochen in den Medien jeden Tag wieder und wieder in allen möglichen schriftlichen Variationen und Aufmachungen vorgekaut. Hinzu kommen dann Vermutungen, Wahrscheinlichkeiten, abstruse Fantasien.

Das nervt, das nervt wirklich.

Fakten, so wie ich sie für mich wahrnehme:

Das Virus gibt es.
Es ist ansteckend.
Der Verlauf geht von nix spüren bis ganz extreme körperliche Reaktionen.
Menschen sterben an diesem Virus.
Man versucht, auf unterschiedliche Art und Weise, sich und mich vor einer Ansteckungswelle zu schützen.
Die staatlich verordneten Regeln haben individuelle und gesellschaftliche Folgen, die wir bisher nicht in Gänze überblicken.
Handlungsbedarf gibt es für Eigenverantwortung und Solidarität.
Die gesellschaftlichen Strukturen (Macht Ohnmacht, Arm, Reich, etc.) werden von dem Virus nicht geschaffen, nicht verändert, nicht tangiert. An manchen Stellen macht er diese Strukturen jedoch sichtbarer.
Medikamente und Impfungen gibt es bisher nicht.

Alles andere ist Gebabbel. Es wäre hilfreich auf manche Fragen schlichtweg mit: Weiß man nicht; weiß ich nicht zu antworten. Es würde mir und vielen anderen das konkrete, alltägliche Leben erleichtern.

13.4.20



Es gab Zeiten, in denen ich in bestimmten Situationen sofort zwecks Personenkontrolle umzingelt gewesen wäre. Hach, und jetzt finden das alle so löblich. Entzückend.

*inErinnerungenschwelgend


4.4.20


Maske tragen.

Nach ein paar Minuten bin ich ein Blindfisch, weil die Brille elendig beschlägt.

Nach einigen Minuten mehr kommt ein Teil meines Hirns, in dem sich die Asthmatikerin gerne aufhält, einen Koller: Panikschleife: "Ich bekomme keine Luft. Hilfe, ich kann nicht atmen. Mach es weg, mach es weeeeg!" Es nutzt nichts, dass der andere Teil meines Hirns genau weiß, was da gerade passiert und versucht sachlich zu argumentieren. Ich bekomme dann nämlich, rein körperlich, wirklich einen Asthmaanfall. (Ausatmen geht nur schwer, Keuchen, nach Luft schnappen, aber es geht ja kaum noch was rein, weil ja nicht vernünftig ausgeatmet. Sauerstoffgehalt im Blut sinkt). Ja, ich habe es jetzt mehrmals zuhause ausprobiert, mit allen Tricks. Bringt nix, es lässt sich etwas verzögern, aber letztendlich nicht austricksen.

Und das erkläre jetzt mal jemanden. Ist keine Ausrede, da ich sehr für das Maskentragen in gemeinsamen öffentlichen Räumen bin. *grummel

10.3.20


"2015 darf sich nicht wiederholen!"

"Ähm, was war nochmal 2015 so Schlimmes in unserem Land passiert?"

"Na, die Millionen Flüchtlinge bei uns!"

"Und? Was hatte das denn für konkrete negative Folgen für dich? Also, Sachen, die es vorher nicht auch schon gab und dir unterm Arsch brannten?"

"Äh. Ja. Nun... Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit ... und so was."

"Ach, die gab es vorher nicht?"

"Sie verstehen gar nichts, Frau Müller!"

"Stimmt, ich verstehe dich nicht. Aber, da ich ja keinen Auftrag von dir habe und somit nicht deine Therapeutin bin, muss ich das zum Glück auch nicht."

*Anmerkung
Ich kann das Gerede von dem schrecklichen 2015 nicht mehr hören. Es ist reine Propaganda. Und auch die Linken bedienen mittlerweile diese Schiene. Klartext: Es ist nichts Schreckliches 2015 in der BRD passiert. Gar nichts. Außer, dass sich deutsche Waffenexporte erhöht hatten, die Schere zwischen Arm und Reich sich weiter geöffnet hat und Nazis Angst-Legenden aufgebauten, die ihnen dann Stimmen und Wähler zugespült haben.

6.3.20


Da heulen einige Kerle panisch rum, weil sie keinen Mundschutz mehr bekommen. Aber ein Kondom überzustreifen wegen Aids, das trifft sie dann doch zu sehr in ihrer Männlichkeit, da verzichten sie lieber drauf. *andenkoppklatsch

2.3.20


Bei all dem Schrecklichen und Unsäglichen, was zurzeit auf uns einprasselt und das uns erschöpft und uns verzagen lässt, so gilt doch immer noch und immer wieder: Nicht aufgeben!



1.3.20


„Sie machen sich jetzt also ernsthaft große Sorgen darüber, ob Sie eine Quarantäne bei sich zuhause mit fließendem Wasser, Strom, Heizung, sanitären Anlagen, Telefon und Internet überstehen würden? Ernsthaft? Also psychisch wandeln Sie damit allemal schon in weniger gesunden Gefilden!“

17.2.20


"Leitkultur" ?

Klar haben wir eine Leitkultur.
Hauptpunkt: Nie wieder!

Und weil es so gerne genommen wird, vielleicht noch die christlichen Werte: Mitgefühl; Barmherzigkeit; Gastfreundschaft; Liebe deinen Nächsten; nicht lügen, gieren, töten ... hui, da wird es aber schon sehr, sehr eng für manche MitbürgerInnen.

1.2.20


"Armut nimmt mitten im Wohlstand, 
mitten im Gesättigten unauffällig Platz."


Armut schweigt und schämt sich. Das hat mich immer wütend gemacht. Ich habe unsere zeitweise Armut nie verschwiegen. Weder vor den Kindern, noch im Freundeskreis, noch sonstwo. Das hat mir geholfen, immer. Wie oft wusste ich vor dem Ende des Monats nicht, wie das Essen auf den Tisch zu bringen sei. Da musste ich rödeln und kreativ sein. Beispielsweise an dämlichen Marketingumfragen in der Innenstadt teilnehmen, um entweder ein bissl Geld oder Kekse für die Kinder zu bekommen. Bücher und CDs verkaufen zu einem Spottpreis, oder kreatives Kochen mit billig Nudeln, Tomatenmark, Sardinnen und Tütensuppen üben. Um abgelaufene Lebensmittel bitten. Klamotten nur vom Flohmarkt. Möbel vom Sperrmüll. Und, und, und. Alles manchmal ganz schön nervenaufreibend. Verzweiflung? Nicht oft. Denn dafür hatte ich Zeit mit den Kindern, tolle Zeiten. Viel Ehrenamt auch und politisches Engagement. Letzteres denke ich, fehlt heute einfach und wäre ein wichtiger Faktor für Resilienz. Denn ein politisches Verständnis würde zumindest einige Menschen aus der elendigen, lähmenden "Ich-bin-schuld-Falle" führen und eingesperrte Energien freisetzen.

Was würde darüber hinaus helfen?

Aktive, niedrigschwellige Nachbarschaftshilfen initiieren, offene Gespräche über Armut, Enttabuisierung, Wissen und Erfahrungen teilen bzw. weitergeben, neue und alternative Formen der Selbstorganisation kreieren, die Menschen in ihrer Verzweiflung und Scham ernst nehmen, wahrnehmen, abholen. Das tägliche Überlebenspotential als starke, positive Ressource ansehen und für neue Aktivitäten fördern, Entsprechende Aus/Weiter/Fortbildung für relevante Bezugspersonen (Pädagogen, Lehrkräfte, Sozialarbeiter, etc.) Politische Lobbyarbeit. Und, und, und ... dafür müssten jedoch viele kluge, wertschätzende und liebevolle Menschen endlich aus ihren Status Türmen herauskommen und sich ernsthaft, (vor)urteilsfrei einlassen auf "die da unten". War früher mal ein wesentlicher Aspekt aktiver politischer Arbeit an der Basis.

Könnte man doch glatt wiederbeleben.

31.1.20


Mein Sohn hat heute seine Bachelor Arbeit abgeben und sich gleich für den Masterstudiengang angemeldet. Für mich bedeutet dies sehr viel. Mehr als ich je ausdrücken kann. Es bestätigt mir mein tiefstes Vertrauen von Anfang an in dieses Kind. Es bestätigt mir, dass meine innere Haltung, dass Beziehung mehr wert ist als jede verkrampfte Erziehung, grundlegend richtig ist. Es bestätigt mir, dass Disziplin nur durch authentische Selbstmotivation genährt wird. Und es bestätigt mir, dass man so vieles schaffen kann, gegen manche äußeren Widerstände, wenn das entsprechende soziale Umfeld und die wohlwollende Begleitung durch ganz unterschiedliche, aber immer liebevoll akzeptierende Bezugspersonen vorhanden ist.

Leistungssportler, Ringen, MMA, Studium, Trainer, Coach, Partner, Freund, Onkel, Sohn – und das alles authentisch, verlässlich, zugeneigt, verantwortungsvoll.

Boah, wie genial haben wir, hast letztlich du, vor allem du!, die letzten dreißig Jahre gerockt!

Danke dafür!




16.1.20


Weil es mir in meinen digitalen Netzwerken immer öfter auffällt, dass sich da mir sehr lieb gewordene Menschen über die furchtbaren und schrecklichen Entwicklungen der Menschen in der letzten Zeit grämen und ab und an ganz hoffnungslos zu werden scheinen, erlaube ich mir diesen Beitrag von mir hier auch nochmal hochzuziehen ->

Ja, ich sehe die Schrecknisse. Jedoch sehe ich hier auch einen Denkfehler, wenn man meint, das sei alles so neu: Es ist heute eben nicht schlimmer als es früher schon war.

In meinem Leben gab es die entsetzlichen Bilder und Erkenntnisse der Zeit 33 bis 45, die Gräuel im Gulag, in Biafra, Ruanda, Griechenland, Chile, Kosovo … die medizinischen Versuche an Heimkindern, der RAF Terror und seine Folgen, Gewalt gegen Frauen und Kinder, das Elend der Vertriebenen, die Brutalität in den sogenannten heilen Familien, hinter Kirchentüren und in Jugendeinrichtungen, die Folterzentren rund um den Globus, die Kriege überall auf der Welt, und, und, und ... ...

Der Mensch war schon immer auch ein elendiges Mistvieh von unvorstellbarer Grausamkeit.

Wir bekommen heute nur mehr mit davon. Können hören und sehen und lesen. Das macht diesen Eindruck, es sei alles so viel schlimmer. Und natürlich die Propaganda jedweder Couleur, die unsere hochgezüchtete Angst braucht, um sich an ihr zu nähren.

Nein, es ist nicht schlimmer, nur sind sich heute viel mehr Menschen darüber bewusst, dass daran und auch daran überhaupt etwas Schlimmes sein könnte. Und genau das, dieses wachsende Gefühl für Unrecht überall auf der Welt, macht mir Hoffnung.

*Anmerkung
Würde ausschließlich oder doch überwiegend in allen Medien laufend über all das Gute und Positive hier im Land und auf der Welt berichtet werden, dann sehe unser aktuelles Welt- und Menschenbild ganz anders aus. Denn, obwohl der Mensch dem Menschen ein grausamer Schlächter ist, gab und gibt es die andere Seite eben auch. Immer. Überall. Auch, gerade, trotz all der Grausamkeiten und unvorstellbaren Szenarien reicht der Mensch voller Freundlichkeit, voller Engagement, voller Liebe und Mitgefühl auch immer seine Hand dem anderen Menschen. Überall auf der Welt.

13.1.20


Gilt immer noch:

Jedes Mal aufs Neue überrascht werden, jedes Mal aufs Neue von Gefühlen überrollt zu werden. Jedes Mal aufs Neue, entgegen aller Erfahrungswerte, wie beim ersten Mal mit großen Augen staunen, dass die Welt so ganz anders ist, als ich angenommen hatte.

Ja, ich heule immer wieder an den gleichen Stellen in längst bekannten Filmen und weine mir die Seele aus dem Leib bei jedem Bericht aus Kriegsgebieten, über jede Ungerechtigkeit, oder wenn ich sehe, wie Paare sich über Jahrzehnte zerfleischen, oder der einzelne Mensch mit aller Kraft gegen die Mühen des (Über)Lebens ankämpft, oder versucht gegen alle Widrigkeiten seine innere Balance zu finden. Ich bebe vor Zorn über all die aggressive Dummheit und Gnadenlosigkeit vieler Menschen und werfe meine Wut unbedacht laut schreiend in die Arena der zwischenmenschlichen Kommunikation ... und, und, und.

Denn, da ist ja auch die andere Seite: Das Kichern und Glucksen und Lachen über Dinge, für die sich andere nicht mal ein beiläufiges Mundverziehen abringen könnten. Da ist die Liebe zu den Menschen und zu mir ... und da ist immer noch Schönheit in allem Hässlichen … und, und, und.

Da ist nichts abgeklärt, da ist nichts kalt und abwinkend geworden. Da fehlt mir wohl das richtige Gen dazu. Ich bin kindlich. Und irgendwie will ich das auch nicht ändern.

7.1.20


Je mehr ich über die Vorfälle im Leipziger Stadtteil Connewitz in der Silvesternacht, und vor allem über die Berichterstattung dazu und in den diversen Kommentaren aus dem politischen Spektrum lese, desto mehr beschleicht mich der Verdacht, dass bestimmte Kreise recht froh gewesen wären, wenn dem Polizisten/den Polizisten  wirklich Schlimmeres passiert wäre.

Warum?

Für mich unterscheiden sich bisher im Aktuellen bei uns unterm Strich linke und rechte Gewalt vor allem dadurch, dass sich überwiegend nur die rechte Gewalt gezielt und absichtsvoll gegen Leben und körperliche Unversehrtheit von Menschen richtet. Und weil das so ist, musste man in den Berichten und Kommentaren wohl auch die RAF! bemühen um die angeblich aktuelle, staatsgefährdende linksextreme Gewalt in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung zu schieben und somit das alte Feindbild in konservativen Kreisen mal wieder aus der Mottenkiste zu holen, abzustauben und in Position zu bringen.

Das ist so lächerlich wie gefährlich und erinnert mich, wenn auch in (noch) wesentlich kleinerer Dimension, irgendwie an den Reichstagsbrand.

Die Gefahr für unsere Demokratie kommt derzeit ganz sicher nicht aus der linken Ecke. Wirklich nicht. Ich kann mir bildlich vorstellen, wie sich Rechtsextremisten über das ganze Gehetze in die falsche Richtung gerade einen ablachen und sich vor Häme nicht mehr einkriegen.