20.2.14


Surreales Erlebnis hoch zehn heute: ErstBesuch bei einem Frankfurter Neurologen. Wartezeit über eine Stunde trotz Termin. Warteraum und Anmeldung sind in einem Raum. Ich kenne nun immerhin alle die Pläsierchen, gravierenden Befindlichkeitsstörungen, Krankengeschichte und Familienverhältnisse etc. der mit mir Wartenden. Der Herr Neurologe sprach dann genau drei Sätze mit mir: Sind Sie erkältet? (Nein!) Wie viel wiegen Sie? (92 Kilo) Haben sie Angstzustände? (Nein!) Während dieser fundierten Anamnese schrieb er konzentriert und machte Häkchen auf einem Formblatt. Ich schwöre, er hat mich nicht ein einziges Mal dabei angesehen! ... 10 Minuten später, er schrieb eifrig und gedankenvoll einfach weiter, bekam ich den Zettel in die Hand gedrückt für meinen Hausarzt. Darauf standen dann so Sachen wie: Bewusstsein: klar; Orientierung: Normal; Stimmung: Depressiv/Ängstlich; Antrieb: Gehemmt; Diagnose: Schweres depressives Syndrom mit Angststörungen. Empfehlungsliste von diesem und jenem Antidepressive, wobei dabei auf die vorhandene Adipositas zu achten sei. ... ... ... ... Mit dem, was ich da eigentlich wollte, hatte das alles nix zu tun. Ich war nur so im staunenden Beobachtungsmodus festgenagelt, dass ich ihn einfach nicht stören mochte in seinem hochkonzentriert stereotypen Ablauf. .... Jesses, wie ginge es einem damit, wenn es einem richtig beschissen ginge? *andenkoppklatsch

18.2.14


Ich bin keine Fachfrau auf diesem Gebiet, aber die Auseinandersetzung darum und damit beschäftigt mich schon ein Leben lang und ich mach mir einen, wenn auch laienhaften, Kopp drum:

Recht und Gerechtigkeit sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.

Dennoch beeinflussen sie sich gegenseitig.

Recht ist etwas, was durch Gesetze, Verordnungen und Gerichtsurteile bestimmt wird, Gerechtigkeit durch ein subjektives Gefühl/Urteil von dem was falsch und richtig, geboten und verboten ist. Beide, sowohl Recht als auch Gerechtigkeit, sind determiniert durch die jeweiligen gesellschaftlich-kulturellen-historischen Gegebenheiten in all ihren Verzweigungen und Fassetten. Beide sind deshalb nicht statisch, sondern entwickeln sich. Geschriebenes und gesprochenes Recht ist der gesellschaftliche Versuch, Gerechtigkeit in ein für jedermann und jederfrau gleich gültiges Maß zu gießen. Das geht manchmal mächtig in die Hose. Trotzdem ist es in meinen Augen, die einzige Möglichkeit, verbindliche und allgemein gültige Regeln für das friedliche Zusammenleben von Menschen zu schaffen. Auch wenn ich bei manchen rechtlichen Urteilen kotzen könnte, weil sie meinen Gerechtigkeitssinn bis in die Grundfesten torpedieren. Kotzen alleine bringt jedoch gar nix. Darum geht es letztendlich: Die eigene Gerechtigkeit durch Überzeugung und Engagement in den Rechtskanon als allgemein verbindliches Recht zu verankern. Boah, manchmal ermüdet es, aber aufgeben gilt nicht.

17.2.14


„Zwischen Hochmut und Demut steht ein drittes, dem das Leben gehört, und das ist der Mut.“ (Theodor Fontane)

Jesses, heute habe ich es aber mit dem Begriff "Ermutigung". Vielleicht weil du und Du, weil ich, weil wir das ab und an brauchen in diesen seltsamen Zeiten? Ermutigung ist wie ganz langsam durch atmen, sich spüren, ganz tief unten drin. Und dann kommt er, erwacht er, der Mut. Sich aufrichten, die Wirbelsäule spüren, wie sie knackst und knarrt beim Aufrichten. Der Kopf hebt sich, das Kinn streckt sich leicht nach vorne und die Augen werden hell und klar, die Stimme ein wenig tiefer. Es ist, als würde man sich selbst umarmen und ein wenig nach vorne schubsen. Ja, "Ermutigung" ist ein kraftvolles Wort.

14.2.14


Zur Causa Edathy fällt mir nix Gescheites ein, da alle öffentlichen Informationen bisher keine solche sind sondern überwiegend Vermutungen, Unterstellungen, Möglichkeiten. Gefühlsmäßig finde ich mich beim Lesen dieser NichtInformationen völlig irrational an verschwörungstheoretisch unterlegte Hollywoodfilme erinnert. Einzige Gewissheit, als quasi roter Faden: Um Schuld oder Unschuld des Herrn Edathy scheint es irgendwie gar nicht zu gehen. Ich warte mal ab.  

Nachdem die Staatsanwaltschaft nun mal was gesagt hat:

Unabhängig von all dem aktuellen undurchsichtigen Drumherum: "Die Bilder zeigten "nackte Knaben, die toben, spielen, sich darstellen - alles mit Bezug zu den Genitalien". Von Kindern im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Sorry, wer so etwas quasi konspirativ im Internet besorgt will damit bestimmt nicht Anziehpüppchen für die Kita seiner Kinder basteln. Allein die Erstellung solcher Bilder zum Verkauf verstößt gegen die Rechte der Kinder und missbraucht diese aus Eigennutz und zur Bereicherung. (Wo haben die überhaupt die Kinder her? Welche Eltern lassen dazu? Wie hat man die Kinder dazu gebracht, so zu posieren? ... ) Das ist doch wohl strafrechtlich relevant, oder? Und wer das dann kauft, macht sich eindeutig mit schuldig, auch strafrechtlich, an diesem Missbrauch. Dabei ist es völlig egal, in welcher gesellschaftlichen Position sich diese Person befindet. ... Die ganze Sache ist widerlich und gewalttätig aus Sicht der Kinder. Punkt.


11.2.14

Sentimental thinking



Jetzt sind wir beide Großeltern geworden. Jesses. Wir kennen uns seit über dreißig Jahre. Davon waren wir eine lange Weile zusammen, dann dreizehn Jahre verheiratet, sind seit 24 Jahren gemeinsam tolle Eltern. Ab und an haben sich unsere Lebenswege auch ein wenig mächtig getrennt. Ein Paar werden wir wohl nicht mehr, der Zug ist abgefahren. Aber, die Freundschaft hat sich nie in Luft aufgelöst und du bist mir in vielen Dingen näher, als es je ein Mensch jemals war und ist. Jetzt kreuzen sich unsere Wege wieder, werden wieder enger durch dieses kleine Wesen. Und dann schau ich dich an, sehe die Liebe zu diesem winzigen Kind in deinen Augen und den Respekt und die  Zärtlichkeit für deine Tochter. Gegen all die alten Werte, die immer noch in dir brodeln, und gegen all das, was du für richtig und falsch hältst, liebst du. Du liebst mit einer Selbstverständlichkeit, die mich immer wieder umhaut. Mann, Mann und dann weiß ich: Ich würde immer wieder mit dir, und nur mit dir, die Kinder bekommen. Es war richtig, einfach nur richtig. Und auch wenn wir uns als Mann und Frau gefetzt haben, oft gegenseitig missverstanden bis zum Anschlag; auch wenn wir manchmal gegeneinander gekämpft haben bis aufs Messer, obwohl da gar nichts zum Kämpfen war, so bleibt unterm Strich doch nur dieses Eine: einen besseren Vater für die Kinder hätte ich nirgends auf der Welt finden können und wir haben unseren Job als Eltern mit Bravur gemeistert. Danke. Einfach nur Danke für all das, was du warst und bist, für die Kinder, für mich und für das kleine Wesen jetzt. 
Und mal völlig unabhängig von all diesem verherzten Gedenksel, wenn ich mir die alten Bilder anschaue und die alten Filme in meinem Kopf ablaufen, dann weiß ich auch wieder, warum diese Frau nur diesen Mann und keinen anderen ...

8.2.14

Es stolpert, mein Herz. Aufregen soll ich mich nicht, ruhig soll ich bleiben. Gelassen. Geduldig. Die Zeit verlangsamen. Gemessenen Schrittes einher wandeln. Meinem Alter entsprechend gemäßigt verweilen unterm Holunderbusch. Ja sagt mal, seid´s deppert? Rennen, tanzen, singen, schreien. Mein Bauch rät mir, mein Herz mal an die Hand zu nehmen und hüpfend den Staub der letzten Jahre weg zu pusten. Ruhe wäre genau der falsche Weg. Geruht hab ich zu lange. Drum stolpert es ja und ziept.  Das Bäuchlein war schon immer der beste Ratgeber. So sei es denn.