Damals war ja alles so toll

An die Zuckerguss-Fraktion: Mir geht euer Gejammer von wegen "Was waren das für tolle Zeiten! Was hatten wir doch für eine herrliche Kindheit!" kombiniert mit "Die armen Kinder von heute!" inzwischen ganz gehörig auf den Senkel.

Ja, es waren wirklich tolle Zeiten,

- als man uns gleich nach der Geburt unseren Müttern wegnahm und uns in ein Zimmer mit fünfzig anderen brüllenden Säuglingen steckte,

- als man uns schreien ließ, bis wir blau wurden, weil man uns nicht "verwöhnen" wollte und weil unser Geschrei angeblich Lungen und Charakter stärkte,

- als unseren Müttern vom Stillen abgeraten wurde, weil das die Figur verdirbt,

- als man ihnen Contergan als Schlaf- und Beruhigungsmittel verschrieb, wovon sie missgebildete Kinder bekamen,

- als Eltern und Lehrer uns straffrei grün und blau prügeln durften, am besten noch mit Ansage (Warte nur, wenn der Papa von der Arbeit kommt), damit wir auch genug Zeit hatten, uns ordentlich zu fürchten,

- als man uns beibrachte, uns für unseren Körper zu schämen, uns beibrachte, dass das "da unten" pfui bäh ist und uns verdrosch und ewiges Höllenfeuer androhte, wenn man uns beim Onanieren erwischte,

- als wir uns von Tanten und Onkeln, Omas und Opas und sogar von Wildfremden abknutschen lassen mussten,

- als Erwachsene uns ungebeten an die Wäsche gingen und uns rücksichtslos missbrauchten, ohne Aufdeckung zu befürchten, weil die Scham uns den Mund verschloss und uns sowieso niemand geglaubt hätte,

- als der Papa nachts im Bett schreiend hochfuhr, weil die Bilder von der Front ihn bis in den Schlaf verfolgten,

- als Mama und Oma bei jeder Silvester-Knallerei zusammenzuckten, weil sie das an die Bombennächte im Luftschutzkeller erinnerte,

- als auch die Mama sich schon mal eine einfing und für den Papa die Beine breit machen musste, ob sie Lust hatte oder nicht, weil das zu den "ehelichen Pflichten" gehörte und sowas wie Vergewaltigung in der Ehe völlig unbekannt war,

- als die Mama morgens mit blauem Auge heulend am Küchentisch saß, weil es mal wieder "so eine Nacht" gewesen war, was wir Kinder übrigens schon mitbekommen hatten, denn solche Nächte liefen nie geräuschlos ab,

- als sie ohne Erlaubnis vom Papa keinen Arbeitsvertrag unterschreiben und nicht mal ein Bankkonto eröffnen durfte,

- als Schulkameraden von Masern und Polio taub und lahm wurden oder gar dran verreckten, weil es noch keine oder nicht genügend Impfstoffe gab,

- als dieser unheimliche graue LKW auf dem Schulhof stand, der hinten eine Leinwand hatte, auf der ein Film über ABC-Luftschutzmaßnahmen gezeigt wurde, in denen Häuser zu Staub zerfielen,

- als wir bei Vollbremsungen und Auffahr-Unfällen durch die Frontscheibe flogen oder uns das Genick brachen, weil es keine Gurte, Kopfstützen, geschweige denn Airbags gab und das jüngste Kind im VW Käfer auf der Hutablage mitfuhr,

- als die Werbung uns an jeder Straßenecke, im Fernsehen und vor jedem Kinofilm entgegen brüllte, wie cool das Rauchen (und das Saufen) ist,

- als der Rhein voll toter Fische war und zum Himmel stank,

- als Chemiefabriken und Schwerindustrie ganze Landstriche verpesteten und man in manchen Regionen keine Wäsche nach draußen hängen geschweige denn vernünftig atmen konnte,

- und ja, als wir den Dreck aus Erdnuss- und Kaugummi-Automaten fraßen und dafür auch noch unser eh schon spärliches Taschengeld opferten.

Ihr habt diese Zeiten überlebt. Ihr hattet, trotz alledem, schöne und beglückende Erlebnisse, an die ihr euch gern erinnert. Seid dankbar dafür, seid zutiefst dankbar, aber hört auf, hier einen vom Pferd zu erzählen.

Manches von dem, was uns damals das Leben schwermachte, bedrückt auch die heutigen Kinder noch, anderes werden sie zum Glück nie erleben müssen. Und ja, es gibt heute Belastungen, die wir uns damals im Traum nicht hätten vorstellen können - und es gibt Freuden, von denen wir ebenfalls keine Ahnung hatten.

Was schon immer gezählt hat, sind echte Freundschaften, Menschen, die vorbehaltlos zu dir stehen, Menschen mit denen du durch Dick und Dünn gehst. Ohne sie bist du verratzt und daran hat sich bis heute nichts geändert und daran wird sich auch nie was ändern.

Jede Kindheit hat ihre schönen und schrecklichen Momente und oft liegen Horror und Glückseligkeit dicht beieinander - und das, meine Guten, hat absolut nichts mit dem Geburtsdatum zu tun.

Denn wenn die Tatsache, dass es damals noch keine Smartphones, Laptops und Internet gab, alles ist, woran ihr euch hochzieht, und wenn ihr die heutigen Kinder gar dafür bedauert, dass ihnen diese Erfindungen zur Verfügung stehen, dann seid ihr einfach nur traurige Gestalten, die sich vielleicht mal ne Therapie suchen sollten. Denn ihr verdrängt ohne Ende - was euch wiederum niemand ernsthaft vorwerfen kann, weil manche Erlebnisse wirklich zu schrecklich waren, um sie erinnern zu wollen.

Problematisch wird es aber immer dann, wenn ihr den heutigen Kindern erzählen wollt, welch schreckliches Leben sie haben. Damit droht ihr, ihnen den Mut, die Zuversicht und das Selbstbewusstsein zu nehmen, die sie zur Bewältigung ihrer eigenen Zukunft so dringend brauchen.

Danke fürs Lesen - und setzt, verdammt noch mal, die rosarote Brille ab!“

Johannes Busch

Nazis

Meine lebenslange Erfahrung: Ein Nazi bleibt immer ein Nazi, egal wie schön er redet und tut. Letztendlich wird er, wenn es ihm gerade passt, ein Messer in deinen Rücken rammen und dich den anderen Nazis zum Fraße vorwerfen. Echte Freundschaft und vor allem Loyalität sind für ihn Fremdwörter. Es geht ihm immer nur um sich, seine Befindlichkeiten und der Befriedigung seiner Gier und seinem Willen nach einem Fitzelchen von Macht. Auch wenn diese völlig irreal seien.

Dies gilt es niemals zu vergessen oder zu übersehen!

Blutdruck

Mit 69 Jahren, voller Wissen, Erfahrungen und Erinnerungen fällt es mir verdammt schwer den aktuellen Regierungsmitgliedern auch nur eine Sekunde zuzuhören. 🙁

Obwohl, ab und an tue ich es dann doch für 1, 2 Minuten, weil mir der Adrenalinstoß des aufwallenden Zorns in meinem Alter richtig guttut. Toxische Regierung als Blutdruckmedikament weil sie sonst nix zu bieten haben. Da muss man auch erst mal draufkommen.

Meine Haltung zum Israel-Iran-Konflikt

"Keine Kommentare von Ihnen zu dem Israel-Iran-Konflikt, Frau Müller?

"Wie soll man den Wahnsinn auf allen beteiligten Seiten denn kommentieren? Sachlich? Das können andere viel besser als ich. Emotional? Dann käme im Moment nur sowas raus: Tödlicher Schwanzvergleich alter Männer, die real keinen mehr hoch bekommen und absolut unempfindlich für das Leid ihrer Mitmenschen sind. Unendlicher Zorn und Hilflosigkeit auf meiner Seite. Also lass ich es lieber mit dem Kommentieren."

 

"Neutralität in Situationen der Ungerechtigkeit ist eine Wahl für den Unterdrücker."

Desmond Tutu

Da knabbere ich immer wieder dran. Es gibt Situationen, wo sich zwei oder mehr „Unterdrücker“ gegenseitig nichts schenken in ihrer abgefeimten Bösartigkeit – mit schrecklichen Folgen für so viele Unbeteiligten.

Da erscheint mir Neutralität zumindest der kleine Moment zu sein, um Luft zu holen und das komplizierte Gestrüpp etwas zu entwirren und die eigene Haltung zu finden.

Als Nachgeborene des Nazischreckens habe ich mich schon sehr früh und immer wieder gefragt: Wenn ich gewusst hätte, welche Gräuel auch von den Alliierten den Zivilisten angetan würden, wie viele sinnlose Tote es bei der Befreiung geben würde, wenn ich um die Folgen der 2 Atombomben gewusst hätte – wäre ich immer noch froh und dankbar für die Befreiung? Die Antwort war, trotz Bauchschmerzen, immer ein Ja.

Doch Zweifel erhebt trotzdem in aktuellen Situationen immer wieder sein Haupt und will überzeugt werden.

Ein ständiges Ringen um die eigene innere Haltung.

Kadavergehorsam

„Wir hatten den Befehl“

Ich kann mich sehr gut an mein Entsetzen als junger Mensch erinnern, als ich diese „Entschuldigung“ der Mörder und Schlächter aus der Nazizeit hörte. „Kadavergehorsam“ war u.a. ein Begriff für dieses Verhalten. Was macht ihr heute nun an den Grenzen? Ihr habt einen Eid auf das Grundgesetz geschworen. Ein Gericht entschied, Zurückweisungen seien Unrecht, euer Vorgesetzter scheißt drauf.
 
Denkt und entscheidet ihr noch selbst?

Unausgereifte Gedanken gegen den Rechtsruck

Wir könnten den Kampf gegen die Nazis/Faschisten nicht gewinnen.

Warum?:

Weil wir nicht populistisch genug unsere Weltsicht verbreiten.
Weil wir vor physischen Auseinandersetzungen zurückschrecken.
Weil wir an den Verstand der Menschen appellieren anstatt ans Gemüt.
Weil wir die Fähigkeiten der Mehrheit der Menschen zu vernünftigem und logischem Denken überschätzen.
Weil wir keine Führungspersönlichkeiten zur Identifizierung anbieten.
Weil wir gute Menschen sein wollen, in einem System, das gute Menschen frisst.
Weil wir so handeln wollen, als lebten wir schon in der Welt, die wir doch erst aufbauen wollen.
Weil wir den Menschen keine positiven Utopien anbieten können.
Weil…

Und doch handeln wir eben genau so, weil wir halt auch wissen, dass der gewählte Weg das Ziel und den Wegbeschreiter verändern wird.
 
Eigentlich braucht es zwei ganz unterschiedliche Typen von Akteuren: Diejenigen, die ihre Gegner mit deren eigenen, verbesserten Waffen / Mitteln bekämpfen und bezwingen. Und diejenigen, die in dieser Phase das Modell der zukünftigen Gesellschaft, die es aufzubauen gilt, nicht aus den Augen verlieren und weiter an deren Strukturen, Bedingungen, Inhalten arbeiten und sie den Menschen als Utopie immer wieder erklären und in Teilen auch vorleben.

„Brave Migranten“?

Dies gilt es zu verstehen. Für die Nazis gibt es keine "guten und braven" Migranten. Es gibt "Ausländer" und wer das ist, entscheiden sie willkürlich nach Äußerlichkeiten. Habt ihr denn nichts gelernt? Deutsche mit jüdischem Glauben schicken ihre Söhne in die Todesfelder des 1. Weltkrieges und die Nazis schickten dann deren Eltern und deren Angehörige in die Todeslager. Wacht endlich auf!