„Schreib doch mal was Positives! Berichte doch mal über das,
was klappt, was gut und schön ist! Oder darüber, wie es sein könnte. Erzähl
doch mal von dem, für das sich all der Aufwand, der Verzicht, die Qual, das
Sterben und das Leben lohnen!“
Stimmt. Es brennt und schmerzt, verseucht und tötet an allen
Ecken der Welt und in unserer Gesellschaft. Bei der täglichen Medienschau ist
es kaum möglich mal eine erfreuliche Meldung zu finden. Ist wie die Suche nach der
Stecknadel im Heuhaufen.
Das macht was. Mit den Menschen und mit mir. Doch bevor ich
im Zorn verglühe, in Traurigkeit ertrinke, der Schmerz der Welt mich in den
Wahnsinn treibt oder die Hoffnungslosigkeit mich gänzlich lähmt und ich im
Zynismus taumelnd schwelge, hilft mir
immer eines: Ich dreh das Fernglas um und schau auf das Kleine, das dann auf
einmal groß und mir ganz nah ist. Da sehe ich Nachbarschaftshilfe, praktische Solidarität,
aktive Anteilnahme; sehe wie man zurück steckt, damit es dem Anderen ein
klitzekleinwenig besser geht. Da ist so viel Mut und Stärke, soviel gemeinsamer
Überlebenswille und Überlebensfähigkeit. Davon zu erzählen und zu berichten ermutigt
und stärkt.
Da findet sich, unter all dem Lebenskampf und der trotzigen
Lebensfreude, diese Sehnsucht nach einer besseren Welt. Da sind Träume und
Ziele, Utopien und ganz konkrete Vorstellungen, von dem, wie es sein sollte und
könnte. Dieses in Worte zu fassen, in Bildern zu malen, in Tönen einen Ausdruck
zu geben – das macht es leichter. Für! etwas sein, dem Dafür eine Gestalt
geben, auch und gerade in den kleinen Dingen, so dass es wächst und gedeiht in
den Köpfen und Herzen der Menschen, so sehr, dass man bereit ist, für das Dafür
gemeinsam zu kämpfen. Das ist eine feine Haltung und sie ist ansteckend.
Doch sie ist nicht nur ansteckend, sondern genau in dem
„Dafür“ trennt sich die Spreu vom Weizen. Gerade in diesen Zeiten treffe ich
beim „Dagegen“ immer wieder und immer öfter auf Menschen, mit denen ich im
Dagegen sehr wohl einer Meinung bin, in dem Dafür jedoch entsetzt zurück
schrecke. Rattenfänger sind unterwegs. Das hat mich in letzter Zeit sehr
verwirrt und irritiert. Erst als ich den Blick wieder für das Dafür schärfte,
bekam ich mich selbst wieder klar und weiß, wo ich mich wie laut und deutlich
abzugrenzen habe.
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