Spontane Zwischenbilanz wegen Dauerregen
Beim Nachdenken über so manche Gespräche in den letzten
Tagen fiel mir auf, dass ich mich zeitlebens in bestimmten Welten gar nicht
aufgehalten habe: Keine Versicherungen (außer normale Kranken, Renten, Arbeitslosen),
kein Führerschein, kein Auto, kein Wohnungseigentum, kein Erspartes, keine
Geldanlagen, keine besondere Altersvorsorge, kein gebuchter Urlaub, keine Gedanken
über meinen Tod/Beerdigung, überwiegend Bekleidung vom Flohmarkt, keine
Kosmetika und Wellnessdingens, Möbel vom Sperrmüll oder geschenkt, keine
großartige (sich materiell auszahlende) berufliche oder politische Karriere,
immer unter oder an der Armutsgrenze … mir würde bestimmt noch mehr einfallen.
Manche Menschen würden das wohl freundlich „gescheiterte
Existenz“ nennen. Oder noch freundlicher „Oh, da hast du aber eine Menge
verpasst!“
Hmmm … … fühlt sich nur nicht so an. Schau ich kritisch
zurück, so stelle ich fest, dass ich, mit all meinem Wissen von heute, an all
den wesentlichen Wegkreuzungen wieder die gleichen Entscheidungen wie damals
treffen würde. So ist das.
Damit kann ich gut leben, denn auf der anderen Seite der
Bilanz stehen so Dinge wie: Studium erfolgreich als Arbeiterkind, Fort- und
Weiterbildungen in allen möglichen Bereichen, Reisen und Auslandsaufenthalte, Zufriedenheit
in allen gemachten Jobs, paar Bücher veröffentlicht, tolle Kinder und Enkelkinder,
gefragte Fachkraft in unterbezahlten Bereichen, fast alles ausgekostet was es
so an Möglichkeiten und Vielfalt in Liebe, Sexualität, Beziehungen gibt, politische
Aktivitäten wann es mir sinnvoll erschien, mit 65 relativ fit und gesund, weder
müde noch hoffnungslos… … … und auch hier fallen mir bestimmt noch mehr Sachen
ein.
Allerdings fehlt mir dann im Alltag doch oft das wirkliche
Verständnis für so manche, subjektiv vom Gegenüber empfundene, alltägliche Problemlagen
in den am Anfang genannten Bereichen. Das ist blöd. Fürs Gegenüber.
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