„Merkel ist dies
und das und jenes. Merkel muss weg!“
„Genau. Und du
übernimmst das Amt und machst alles anders.“
„Ähm“
„Oder wer sonst?“
Was es zu verstehen gilt: Es ist unterm Strich - bis auf
ganz seltene, wirklich selten seltene Menschen – doch keine Personenfrage.
Woher kommt dann dieses Personen Bashing?
Es hat unter anderem etwas mit mangelnder Transparenz zu
tun. Bei meinen kurzen Ausflügen in die aktive (Kommunal)Politik habe ich
dieselbe immer ganz schnell schreiend wieder verlassen, weil mich dieses
"das darf der und die nicht wissen" bzw. "der darf das, die darf
jenes, der darf nur dieses Teilstückchen erfahren" in den Wahnsinn
getrieben hat. Und man durfte und sollte nicht darüber reden. Dabei wäre es
doch so einfach, wenn ich als Politikerin meine Verstrickungen auch öffentlich
benennen dürfte, so alá "Ja, ich
finde dieses Gesetz auch aus diesen und jenen Gründen beschissen, aber ich
stimme dafür, weil ich dann von der Lobby Zugeständnisse für das andere, auch
wichtige Gesetz bekomme." Oder: "Ich
bin der Meinung, dass ...., aber zur Zeit sind die Machtverhältnisse und
Abhängigkeiten halt so und so und deswegen kann ich nur so entscheiden, in der
Hoffnung dafür beim nächsten Mal weniger Gegenwind für dies und das und jenes
zu bekommen."
Es geht um Deals und um Kontenausgleich der
Gefälligkeiten, jedes Mal wieder. Ohne Ausnahme bei allen! Und um Abhängigkeiten.
Und ja, es würde alles viel klarer und einfacher machen, wenn endlich mal
viele, viele Leute im politischen Geschäft damit anfingen Klartext zu reden und
nicht erst in ihren Biografien die Katze ein bissl aus dem Sack gucken ließen.
Die Menschen spüren doch intuitiv, dass es neben den öffentlichkeitswirksamen
Blubber Aussagen noch etwas anderes geben muss, etwas Tiefgehenderes, Hintergründigeres,
das ihnen vorenthalten wird. Sie fühlen sich deshalb mit der Zeit verarscht und
angelogen.
Ich wünsche mir, dass über die verschiedenen Ebenen und Verwicklungen
bei einer politischen Entscheidungsfindung auch im Politikunterricht intensiv gesprochen
würde, damit u.a. endlich das Märchen vom Tisch käme, dass ein Kanzler oder ein
Minister alleine und unabhängig auch nur irgendwas so locker vom Hocker weg
entscheiden könne.
Bleibt die Frage: Warum sollten Politiker offen und ehrlich
kommunizieren? Was sollte ihr Antrieb sein, wenn der Schwur, ausschließlich zum
Wohle des Volkes zu handeln allein nicht ausreicht?
Banale Antwort: Gleiches
Geld für viel weniger Energieaufwand. Oder anders ausgedrückt: Diese ganze
gelebte Schizophrenie hat auch für das Individuum ihren Preis. Der
Energiehaushalt bricht zusammen und die landen dann irgendwann bei mir auf der
Couch oder gleich auf der Intensivstation. All dieses Gehabe und Gemauschel zerrt
den Menschen auf. Aus rein egoistischen, auf sich selbst bezogenen Gründen
sollten sie es lassen. Meistens jedoch kapieren sie es zu spät, denn sie sind
verblendet und beratungsresistent bis zum Anschlag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen