28.8.24

Blutlinien

„Was ist denn für dich ein richtiger Deutscher?“
„Na jemand mit deutschen Eltern und Großeltern und mehr, ganz geschichtlich nachweisbar.“
„Meine Kinder haben laut Geburtsurkunde eine deutsche Mutter und einen iranischen Vater. Sind beide deutsche Staatsbürger. Das sind dann aber nach deiner Definition keine Deutschen?“
„Der Pass ist egal. Auf die Blutlinie kommt es an. Also aufgepasst, das sind keine wirklichen Deutschen.“
„Was sind sie denn dann?“
„Eher Ausländer. Deutsche auf alle Fälle nicht.“
„Und Ausländer sollen raus aus Deutschland. Weil sie keine Deutschen sind?“
„Ja genau. Deutschland nur den Deutschen.“
„Junge Mann, wenn ich mich recht erinnere, dann kamen deine Vorfahren damals aus dem heutigen Polen ins Ruhrgebiet, oder?“
„Willst du mich jetzt verarschen?“
„Ne, das machst du schon selbst ganz gut.“

Gewöhnung

Es ist diese Gewöhnung an Unsägliches, die mich so erschreckt. Dieses "jeden Tag ein bisschen mehr Menschenverachtung" als Selbstverständlichkeit, über die man dann einfach hinweggeht, weil man müde wird, immer wieder die gleichen Argumente zu wiederholen. Das ist gefährlich, denn dieser Scheiß nistet sich ein, ist dann die neue „Normalität“, die mit brutalster Gewalt verteidigt werden wird. Das hatten wir schon einmal und wir wissen alle, was daraus geworden ist. Schweigen tötet. Schreit!

25.8.24

Zu Solingen, 24.08.24

Da rotzt das rechte Pack gerade kübelweise dummdreisten Islamhass ins Netz wegen Solingen, bekommt aber heiße Höschen und große, begehrliche Augen wegen der Tugendgesetze in Afghanistan. Boah, ihr hirnverbrannten Arschlöcher, hier wie dort, ihr unterscheidet euch in euren Drecksideologien und Gewaltfantasien in nichts, aber auch gar nichts.
 
*Sorry, bei aller Trauer um die Opfer und tiefem Mitgefühl für die Hinterbliebenen, das musste jetzt einfach mal raus.

19.8.24

Die Alten

Mein Leben lang waren es in meiner Wahrnehmung vor allem „die Alten“ die mich am meisten mit ihrem Hassgerede, ihren Vorurteilen, ihrem Rassismus, ihrer Verblendung und ihrer Dummheit genervt und gefordert haben. Meistens ältere weiße Männer, und ja, auch Frauen. Und dann lese ich mich mal wieder durch rechte Nazikommentare und siehe da, auch hier wieder überwiegend diese ältere Bagage. Und dann trifft es mich wie Thors Hammer: Die sind so alt wie ich, meine Generation! Boah, Leute, das muss ich jetzt erstmal verarbeiten. Was ist bei denen denn schiefgelaufen? Wo haben die denn gelebt die letzten Jahrzehnte? Was ist denn an denen an Entwicklung so völlig folgenlos vorbei gegangen?

*Anmerkung
Anscheinend nehme ich mich nicht als "alt" wahr. Darüber muss ich nachdenken. Blinder Fleck oder okay? 

14.8.24

Gewitter

Boah, was für ein (zwei, drei, vier?) Gewitter heute Nacht. So lang, so viele Blitze hintereinander. Eine irre hohe Energie. Ich fühlte mich wie besoffen, ganz neben mir und jetzt wie ausgekotzt. Erschöpft. Halsweh bis zum Anschlag, gerade so als hätte ich den Donner gebrüllt.

12.8.24

Nazis

„Sind die A💩D und ihre angegliederten/verbandelten Verbände und Organisationen rechtsextrem?“
„Ja!“
„Sind die A💩D und ihre führenden Köpfe Nazis?“
„Ja!“
„Na, Sie scheinen sich ja sehr sicher zu sein, Frau Müller!“
„Ja!“
„Und deren Wähler und Mitläufer?“
„Wählen und laufen mit aus genau den obigen Gründen!“
„Aus welchen Gründen?“
„Wollen, oder können Sie nicht folgen?“
 
 
*Was wäre bösartiger: Ihm Dummheit/Unvermögen oder taktische Absicht zu unterstellen?

Menschen, bäh!

Wenn mich Menschen mal wieder total ankotzen. Ermutigung: Ich schaue bewusst in den Spiegel: "Mag ich den Menschen, den ich da sehe? Ja klar, sehr. Ist dieser Mensch perfekt? Natürlich nicht. Er ist arrogant, anmaßend, freundlich, hilfsbereit, zugewandt, schräg, ab und an bösartig, zynisch, liebevoll, kämpferisch, neugierig, offen, immer lernbereit und bereit subjektive Wahrheiten in die Tonne zu kloppen. Wissen: Wenn es mich gibt, muss es auch andere wie mich geben. Wenn ich mich lieben kann, dann kann ich auch andere Menschen lieben. Und gut ist wieder.

11.8.24

Freundinnen

Was eine Freundin kann: Ich hänge in den Seilen, rutsche mich selbst bemitleidend am Rande des Weltschmerzes entlang, neige mich Richtung Jammertal – dann kommt sie. Eine von denen. Schleppt mich mit zum Brunchen. Plappert, quatscht mich in den Boden, füttert mich, ertränkt mich in ihrem Lachen. Und, Schwupps, ob ich will oder nicht, die Sonne geht auf. Jedes verdammte Mal wieder. So lange schon. Was wäre dieses Leben ohne meine Weiber? Ein ödes, kahles Land. Danke, ihr Lieben, danke!

3.8.24

Anpassung

Du passt dich an. Aus Bequemlichkeit, Ermüdung, für kurzfristige Vorteile, um zu Überleben. Und irgendwann merkst du gar nicht mehr, dass daraus ein sich verselbstständigtes Muster geworden ist. Passt dich an Dinge und Verhältnisse an, die du eigentlich innerlich ablehnst. Auf die Idee, dass du dich auch verweigern könntest, kommst du irgendwann gar nicht mehr, weil die Muster zu eingefahren sind. Du entscheidest nichts mehr, weil du nicht mehr bemerkst, dass du ja entscheiden könntest.
 
Da auszubrechen ist ein schwieriger Prozess. Erst wenn die innere Ablehnung groß genug ist, so dass ein Leidensdruck entsteht, der dich zu zerreißen droht, kannst du dir vielleicht Hilfe holen. Schrei dann laut, damit wir dich hören! Du bist nicht allein!

2.8.24

Herr Schuh

Als ich ein kleines Kind war, gab es im Frankfurter Zoo in der Vogelhalle den Herrn Schuh. Mein Lieblingstier damals. Er strahlte Wissen, Arroganz und Gelassenheit aus. Später begleiteten mich dann andere Tiere. Wolf, Widder, und vor allem die Löwin. Machttiere. Heute unterhalte ich mich wieder lieber mit ihm, der mir ob all meinem Rumgehampel im bisherigen Leben nie nicht einen abfälligen Blick oder eine zynische Bemerkung schenkt, sondern nur wissend lächelnd.
*nix Esoterik, nur Metaphern