Als junger Mensch traf mich diese Erkenntnis wie ein
Schlag: Das Böse hat keinen Schwanz, keine Hörner, keine dämonische Fratze. Es
hat ein ganz alltägliches Gesicht. Es lächelt freundlich, streichelt seinem
Kind liebevoll übers Haar, kehrt die Straße am Samstag pünktlich, hilft dem
Nachbarn bei der Apfelernte und der alten Frau über die Straße. Geht munter zur
Arbeit und tritt dort mit federleichtem Gewissen den fremden Menschen vor sich
in den Dreck, zerfetzt einem anderen die Gedärme und verabredet sich dabei
lachend mit den Kumpels zur Skatrunde am
nächsten Sonntag. Seine Frau wird Häppchen servieren. Mein Blick wurde schärfer
durch diese Erkenntnis, auch mir selbst gegenüber. Meine Seele aber schwang
sich ein in ein leises Wimmern, dass bis heute nicht verstummt ist.
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