Mir träumte
Letzte Nacht, wohl der Hitze geschuldet, träumte mir, dass
alle Kriege beendet wären und aller religiöse Fanatismus sich in Wohlgefallen
aufgelöst hätte. Die Profiteure und Kriegstreiber zeigten sich zutiefst
reumütig und stellten den zerstörten Ländern genügend Geld und Material zum
Wiederaufbau zur Verfügung. Daraufhin zogen die geflohenen Menschen voller
Freude und Tatkraft wieder nach Hause, um mit viel Anstrengung, aber auch
hochmotiviert, ihre Heimat wieder aufzubauen.
So weit, so schön. Doch, es kühlte nicht ab, düstere Farben
breiteten sich in meinem Traumgarten aus. Es fing an zu muffeln und zu stinken.
Denn die braungesättigte Brut in meinem
Lande verzagte zwar kurz ob des plötzlichen Mangels an Menschen, die zum
gemeinsamen Hassobjekt taugten. Schwieg verblüfft für einen Moment im empörten
Staunen darüber, dass die Leute wirklich lieber nach Hause denn hier bleiben
wollten und dass sie gar mit Gesang und voller Lachen die vorgebliche, nie
wirklich gemütliche und auch nicht durchgängig genutzte, soziale Hängematte
verließen. Doch sie, die Menschenfänger und ewig Gestrigen, das Gestern gar
nicht verstehend, verschwanden nicht für immer in ihren Löchern, sondern
kehrten nach kurzer Schnappatmung unverzagt daraus wieder hervor und suchten
sich neue Opfer für ihre von Selbsthass zerfleischten Seelen. Es wurde kalt und
kälter im Land und langsam vier Uhr. Ein Wind kam auf, die Luft wurde milder
und meine Träume sanfter.
So entschlossen wir uns, Familie, Freunde, Gleichgesinnte,
dieses Land des Hasses und der verrohten Engstirnigkeit endgültig zu verlassen
und machten uns auf, unseren neuen Bekannten in ihre Heimatländer zu folgen.
Das war wohl ein guter Entschluss. Die Farben wechselten in hellere
Schattierungen. Es duftete nach Rosen und tausend verschiedenen Gewürzen. Wir
wurden freundlich empfangen und bauten gemeinsam an unserer neuen Heimat.
Ich erwachte ein bissl trunken vor Glück. Hielt nicht lange
an. Die Realität überrollte mich gnadenlos. Söder spie Dreck und das Pack fraß
sich weiter geifernd dran satt.
Es wird immer heißer und stickiger. An Schlaf ist nicht zu
denken.
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