Wenn ich mit jungen Menschen über ihre Unlust zu wählen
spreche, dann sagen mir die:
"Guck mal, du
hast ein konkretes Problem. Dann suchst du gemeinsam mit Fachleuten nach einer
Lösung. Habt ihr eine gefunden, dann suchst du nach Leuten, die die Lösung
kompetent umsetzen können. Wenn das passiert ist, dann geht man wieder
auseinander. Dann hast du ein anderes Problem und suchst dir wieder kompetente
Leute. Das können ganz andere sein, als vorher, weil ja auch das Problem ganz
andere Kompetenzen verlangt. Das ist vernünftig und lösungsorientiert. Was die
ganzen Vereine, Institutionen, Organisationen und Parteien machen widerspricht
dem total. Da geht es doch gar nicht um Kompetenzen in den jeweiligen
Bereichen, sondern nur um Postenschacherei. Also wieso sollten man die dann
wählen? Da ist keine Kompetenz in Problemerkennung, Lösungsfindung, Umsetzung,
Überprüfung. Die können nur ein Geschäft, nämlich Politik. Das kann der oder
die vielleicht sogar richtig gut. Das hat aber mit den benötigten Kompetenzen
für Fachfragen doch gar nichts zu tun. "
Ich kann das verstehen.
Das Witzige daran ist ja, dass es in den vielen
Projekten, in denen ich als Teamchefin gearbeitet habe, genauso lief. Und wenn
ich Bekannten zuhöre, läuft dies doch in der freien Wirtschaft mittlerweile in
den modernen Unternehmen genauso. Kann
bitte mal jemand ein Modell entwickeln, wie sich das auf die Politik in einer
Demokratie übertragen ließe?
Als ersten Schritt wären zum Beispiel gut durchdachte
Anforderungsprofile für die jeweiligen politischen Posten eine Möglichkeit,
oder? (flüstern: da würden aber ne Menge der jetzt gewählten
Kommunalpolitiker bei uns in Hessen ruckzuck wieder rausfliegen)
Und dann stellt sich die Frage: Könnte man die Leute, die
in die Politik wollen nicht vorher unterrichten? Immerhin ist es ja quasi ein
Beruf mit ziemlich guter Vergütung.
So als Gedankenspiel: Es gäbe so etwas wie Politikerhochschulen.
Wer da raus kommt, stellt sich zur Wahl. Keine Parteien mehr. Ich würde die
Person wählen, die mir gegenüber auch eine Rechenschaftspflicht hätte und nicht
mehr eine Partei, wo dann irgendwelche Personen aus was weiß ich für Gründen
auf diesem und jenem Listenplatz stehen. ... ... ... Unausgegoren, ich weiß. Aber
müssten wir nicht anfangen, mal querzudenken. Zumindest zu denken. Mit
möglichen Modellen spielerisch ausprobieren, was wie ganz anders gehen könnte,
ohne dass wir uns von dem demokratischen Grundgedanken verabschieden?
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