Ganz banales Beispiel: Guter Abschluss, Mittlere Reife, gute
Ausbildung, normaler Job in Frankfurt dafür, 1400,-- Netto, kein Weihnachtsgeld
, kein RMV Ticket, aber sicherer Arbeitsplatz. Wohnung damit in Frankfurt
realistisch nicht auffindbar, also ins Umland. Dort Miete mittlerweile für
600,-- Euro plus 80,-- Strom, 80,-- Euro für Gas (Heizung/warmes Wasser) und Monatskarte 180,-- Euro. Bleiben unterm Strich
560,-- Euro. Damit kann man keine großen Sprünge machen. Hat man eh keine Zeit
dafür. Denn die tägliche Fahrzeit zur Arbeit beträgt mit den Öffentlichen anderthalb
Stunden. Einfache Fahrt. Wenn es gut läuft. An mindestens drei Tagen klappt es
so jedoch nicht. Also zwei Stunden. Insgesamt vier. Dann noch ein paar
Überstunden dazu, die aber nicht bezahlt, sondern verrechnet werden mit
Freizeit. Die man aber gar nicht nehmen kann, weil sonst der Betrieb ins
Schleudern käme.
Kein Einzelfall. Eigentlich hat dieser Mensch alles richtig
gemacht. Schule, Ausbildung, Job gefunden, der ihm auch Spaß macht. Und doch
geht es ihm nicht gut. Wenn auch nur eine unvorhergesehene Kleinigkeit
passiert, irgendwas kaputt geht im Haushalt oder er wird länger als sechs
Wochen krank, dann bricht er ein. Diese Angst ist immer irgendwie vorhanden und
nagt an ihm. Nagt und nagt und nagt.
Und dann gibt es so Idioten, die sich hinstellen und von
eigenem Verschulden reden. Von „musste halt was machen, biste selbst
verantwortlich dafür. Hättest ja dies, hättest ja das. Musste mehr Leistung
bringen. Blablablubb.“
Und dann wundert ihr euch, dass die Unzufriedenheit steigt?
Dass die Menschen aufbegehren, nachfragen, wütend werden?
Na ja, er könnte sich ja Mühe geben und doch eine Wohnung in
Frankfurt suchen. Dann würde seine
Zufriedenheit sicher steigen. *hahaha ->
Ging mir gerade noch so durch den Kopf: Wenn von Armut
geredet wird, dann werden immer nur die Menschen mit Arbeitslosengeld II oder
Sozialgeld genannt. Das ist doch eine völlig dämliche Trennlinie. Ich kenne so
viele Menschen, die liegen ein wenig über dem Satz und denen geht es nicht gut.
Sie können sich zum Beispiel keinen Zahnersatz leisten, weil sie mit 23 Cent
über der Freigrenze liegen, oder keinen Urlaub, oder ganz viele kleine Dinge
nicht tun, die ihnen zwar Freude machen würden, aber einfach im Budget nicht
drin sind. Da lässt sich etwas auseinander dividieren, was eigentlich
solidarisch zusammen gehört.
Zu den ganzen "Armutsdefinitionen" fällt mir ein:
Weder Hartz IV oder sonstige Sozialleistungen, noch die Berechnung von
notwendigen Lebenshaltungskosten, noch die Errechnung von mittleren
Haushaltseinkünften gehen doch von realistischen Zahlen aus. Das sind doch
alles nur theoretische Konstrukte und meistens auch noch seit Jahren veraltet.
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