„Wir lebten in einer
Kultur, in der das Nachdenken und Muße keinen Platz mehr habe, sagte
Schmidbauer im Deutschlandfunk. Die Idee, man könnte sich auch mit weniger
zufrieden geben, habe in unserer Gesellschaft eine sehr geringe Akzeptanz. Die
Folge sei, dass die Menschen ihren Leistungsansprüchen selbst nicht mehr
gerecht werden könnten und dadurch auch häufiger an Depressionen erkrankten.“
Alles richtig, Herr Schmidbauer. Aber! und dieses Aber ist
ein sehr dickes und altes zwischen uns beiden -> Ich kenne eine Menge Menschen, die könnten
ihre "Depressionen" sehr gut ohne Medikamente in den Griff bekommen,
wenn sie Zeit und Muße hätten, einmal ganz und gar bei sich selbst anzukommen.
Können sie aber nicht, weil sie es sich schlichtweg nicht "leisten"
können. Sie kämpfen nämlich Tag für Tag um die Befriedigung ihrer ganz banalen
Grundbedürfnisse: Wohnen, Essen, Teilhabe. Die können nicht einfach aus
krankmachenden Verhältnissen aussteigen und sich den Luxus leisten, sich und
ihr Leben gesundheitsfördernd zu entschleunigen. Dann hängen ihnen nämlich
diverse Ämter und Gläubiger existenzbedrohend im Nacken. Mein ewiger Hader mit
den lieben Psychoanalytikern: Ihr habt wirklich wunderbare Werkzeuge
geschaffen! Aber ihr habt immer den größten Teil der Bevölkerung, nämlich die,
die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben, von dem Genuss derselben
ausgeschlossen. Manchmal kommt es mir so vor, als sehet ihr die und ihre
Lebensumstände gar nicht. Ein blinder Fleck quasi, von Anfang an und recht
nachhaltig gehegt und gepflegt bis heute.
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