(Zitat)
Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben.
Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen.
Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen, wie eine erbettelte Gnade und
ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng
geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen. Es ist eine blecherne Flinte und
ein hölzerner Säbel, womit nur ein Deutscher die Abgeschmacktheit begehen
konnte, Soldatchens zu spielen. Unsere Landstände sind eine Satyre auf die
gesunde Vernunft, wir können noch ein Säculum damit herumziehen, und wenn wir
die Resultate dann zusammennehmen, so hat das Volk die schönen Reden seiner
Vertreter noch immer teurer bezahlt, als der römische Kaiser, der seinem
Hofpoeten für zwei gebrochene Verse 20,000 Gulden geben ließ. Man wirft den
jungen Leuten den Gebrauch der Gewalt vor. Sind wir denn aber nicht in einem
ewigen Gewaltzustand? Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken
wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen
und einem Knebel im Munde. Was nennt Ihr denn gesetzlichen Zustand? Ein Gesetz,
das die große Masse der Staatsbürger zum fronenden Vieh macht, um die
unnatürlichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl zu
befriedigen? Und dies Gesetz, unterstützt durch eine rohe Militärgewalt und
durch die dumme Pfiffigkeit seiner Agenten, dies Gesetz ist eine ewige, rohe
Gewalt, angetan dem Recht und der gesunden Vernunft, und ich werde mit Mund und
Hand dagegen kämpfen, wo ich kann.
(Zitat-Ende)
Georg Büchner aus seinen Briefen an die Familie aus Straßburg
April 1833.
185 Jahre her. Da fällt einem Ermutigung in heutigen Zeiten doch manchmal recht schwer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen