15.2.19


Am realen Bedarf vorbei.

Ich kenne eine Menge Menschen, die könnten ihre psychischen Dissonanzen und die daraus folgenden körperlichen Beschwerden sehr gut ohne Medikamente in den Griff bekommen, wenn sie Zeit und Muße hätten, einmal ganz und gar bei sich selbst anzukommen. Können sie aber nicht, weil sie es sich schlichtweg nicht "leisten" können. Sie kämpfen nämlich Tag für Tag um die Befriedigung ihrer ganz banalen Grundbedürfnisse: Wohnen, Essen, Teilhabe. Die können nicht einfach aus krankmachenden Verhältnissen aussteigen und sich den Luxus leisten, sich und ihr Leben gesundheitsfördernd zu entschleunigen und begleitende Hilfen anzunehmen. Dann hängen ihnen nämlich diverse Ämter und Gläubiger existenzbedrohend im Nacken. Mein ewiger Hader mit den lieben KollegInnen: Ihr habt wirklich wunderbare Werkzeuge geschaffen! Aber ihr habt immer den größten Teil der Bevölkerung, nämlich die, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben, von dem Genuss derselben ausgeschlossen. Manchmal kommt es mir so vor, als seht ihr die und ihre Lebensumstände gar nicht. Ein blinder Fleck quasi, von Anfang an und recht nachhaltig gehegt und gepflegt bis heute.

9.2.19


„Es gibt zwei Wörter, die dir im Leben viele Türen öffnen werden: 
ziehen und drücken.“

(Spruch an einer Hauswand)

„Erinnert mich an viele Coaching Formate, in denen Selbstverständlichkeiten verpackt in wohlklingende Worthülsen und als die absolut neuste Erkenntnis des Universums teuer verkauft werden.“

„Das ist in der Therapie ja auch nicht anders, Frau Müller.“

„In unseriösen Angeboten, in denen es vor allem darum geht den (zahlenden) Klienten bei der Stange zu halten und in aus jeder Sitzung mit einem kurzfristig glückseligen Gefühl nach Hause zu schicken, sicher. In einer verantwortungsvollen und kompetenten Therapie geht es jedoch vor allem darum, genau solche Worthülsen, die sich oft als standhafte und Leid hervorrufende Glaubenssätze manifestieren, zu hinterfragen und aufzulösen. Da kommt man mit oberflächlichem Geplapper und banalen Wortreihungen nicht wirklich weiter.“

2.2.19


„Das ist ein Schutzstein. Den trage ich immer in meiner Jackentasche.“

„Wie überraschend, Frau Müller. Ich wusste gar nicht, dass Sie auch eine esoterische Seite haben und mit Steinen arbeiten. Sehr schön!“

„Klaro, ich bin da ausgesprochen flexibel. Ich trage den bei mir, damit ich mit ihm, falls ich mich bedroht fühle, laut `Feuer, Feuer´ schreiend, die nächste Fensterscheibe einwerfen kann. Die Chance, dass dann jemand zur Hilfe herbeieilt, vervielfacht sich dadurch erheblich.“

„Oh, aber ich dachte.“

„Außerdem erhöht sich damit die Wahrscheinlichkeit, dass der/die vermutlichen Täter irritiert werden und zumindest kurz inne halten. Das gibt mir die Zeit, den Umständen entsprechend zu agieren.“

„Ähm, ich dachte, wir sprechen hier über Heilsteine.“

„Rauchquarz, leicht angeschliffen, mit scharfen Kanten. Schutzstein. Sonnenaufgeladen. Sagte ich doch. Präventionsmagie.“