Am realen Bedarf vorbei.
Ich kenne eine Menge Menschen, die könnten ihre psychischen
Dissonanzen und die daraus folgenden körperlichen Beschwerden sehr gut ohne
Medikamente in den Griff bekommen, wenn sie Zeit und Muße hätten, einmal ganz
und gar bei sich selbst anzukommen. Können sie aber nicht, weil sie es sich
schlichtweg nicht "leisten" können. Sie kämpfen nämlich Tag für Tag
um die Befriedigung ihrer ganz banalen Grundbedürfnisse: Wohnen, Essen,
Teilhabe. Die können nicht einfach aus krankmachenden Verhältnissen aussteigen
und sich den Luxus leisten, sich und ihr Leben gesundheitsfördernd zu
entschleunigen und begleitende Hilfen anzunehmen. Dann hängen ihnen nämlich
diverse Ämter und Gläubiger existenzbedrohend im Nacken. Mein ewiger Hader mit
den lieben KollegInnen: Ihr habt wirklich wunderbare Werkzeuge geschaffen! Aber
ihr habt immer den größten Teil der Bevölkerung, nämlich die, die in prekären
wirtschaftlichen Verhältnissen leben, von dem Genuss derselben ausgeschlossen.
Manchmal kommt es mir so vor, als seht ihr die und ihre Lebensumstände gar
nicht. Ein blinder Fleck quasi, von Anfang an und recht nachhaltig gehegt und
gepflegt bis heute.