28.3.15

"Immer öfter widert mich das ganze hastige Flirt-Gedöns in der virtuellen Welt, bei dem es letztendlich doch ganz schnell nur um das Eine geht, einfach nur noch an. Dann träum ich, kindlich naiv, von sexsuch(t)befreiten Köpfen und ebensolchen Räumen, Gesprächen oder gar Treffen."

"Aber, Frau Müller! Gerade Sie, als Paar- und SexualTherapeutin, müssten dafür doch zumindest Verständnis haben!"

"Hallo, ich bin doch nicht nur beruflich unterwegs."

"Nun, vielleicht kommunizieren Sie ja falsch, oder Ihr Auftreten hat etwas Herausforderndes, Einladendes, oder so."

"Boah, kommen Sie mir da etwa mit dem klassischen "selber schuld, warum treibt sich die Frau auch in solchen Räumen, so solchen Zeiten, in so einem Outfit rum?" Sie haben se doch nicht alle. Und wenn ich nackt auf dem Tisch tanze, ist das ein Freibrief für nix und gar nix!"

"Nicht gleich aufregen, bitte. Vielleicht haben Sie, wir reden ja über die virtuelle Welt, die falschen Bilder drin und regen damit Fantasien und bestimmte Projektionen beim Gegenüber an?"


"Sie meinen ernsthaft, das Bild sei anregend?" *andenkoppklatsch


27.3.15

Berichterstattung Flugzeugabsturz


Auch für einen Toten gilt die Unschuldsvermutung bis zu dem im gesetzlichen Verfahren erbrachten Nachweis seiner Schuld.  Was wir wirklich wissen, könnte in fünf Minuten dargestellt werden, darüber hinaus wäre Schweigen ein angemessener Zustand. Was mich am meisten an der Berichterstattungsflut stört, ist die Unsauberkeit der Sprache. Besonders in den im Stundentakt gesendeten Liveschaltungen wird in einem! Satz zwischen "möglicherweise" und "das ist so" hin und her formuliert, dass sich mir die Fußnägel aufrollen. Trauer und Mitgefühl sehen anders aus. Beide brauchen die Stille. Die Hyperrealität aber benötigt den permanenten, sich selbst inszenierenden "Gong". Es ist erbärmlich.

16.3.15

„Kein Mensch ist nur gut oder nur böse.“ Die Banalität dieser Aussage ist wie ein plumpsender dicker Stein in einen bis dahin ruhenden See. Die Wellen quirlen scheppernd bis in das Skelett meiner Seele und lassen meine Zahnwurzeln singend vibrieren. Das Leben wäre vielleicht einfacher ohne diesen Satz. Aber, wäre es dann noch Leben? 

14.3.15

„Ich habe da so ein Gefühl.“

„Ach!?“


Der differenzierte Ausdruck der eigenen Gefühle, und seien sie noch so widersprüchlich, ist eine der wesentlichen Grundlagen einer sich verständlich machenden annähernden Kommunikation. Die Vermutung, das Gegenüber könnte quasi hellseherisch in deinen Bauch und Kopf hineingreifen, ist ein folgenreicher Irrtum. Du musst dir schon die Mühe machen, deinen Gefühlen auch einen sprachlichen Ausdruck zu geben. Dies bedeutet jedoch im Umkehrschluss, dass du deinen Gefühle erst mal selbst eine reflektierende Aufmerksamkeit schenken und wie unter einem Mikroskop quasi all den Schattierungen auf die Spur kommen musst. Zum Glück verfügt unsere Sprach da über einen erquicklichen Fundus an Begrifflichkeiten
Alles hat, mit Abstand und Gelassenheit betrachtet, seinen ganz eigenen, speziellen Sinn, auch wenn einem, mittendrin, die scheinbare Sinnlosigkeit höhnisch grinsend ins Gesicht rotzt.

3.3.15

Na gut, weil ihr mich nun laufend danach fragt: Die virtuelle Empörungswelle zum Urteil in Fall E. finde ich irritierend (wohlwollend formuliert) bzw. verlogen. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die letzten Jahre eine riesige Empörungswelle in Bezug auf derartigen Kindesmissbrauch durchs Land brandete. Es ist ja auch so viel kuschelig bequemer mal wieder jemanden an der Tastatur fertig machen zu können und sich dabei so erhaben rechtschaffen zu fühlen. Ich habe weder einen bundesweiten Anstieg von Aktivitäten (damit meine ich wirklich "aktiv", meint, Freizeit einbringen, sich finanziell entlang der Schmerzgrenze engagieren, die eigene Komfortzone verlassend) gegen Kinderpornografie, noch gar das "Volk" auf der Straße gesehen. Keiner legt sich wirklich mit denjenigen an, die sich diese Scheiße leisten können. Keiner traut sich an die Produzenten und Konsumenten dieser "Ware". Denn dahinter steht Macht, viel Geld und ein unglaublich gut strukturiertes und sicherndes Netzwerk. Aber, draufschlagen auf so einen Fuzzi wie den E. Das tut so gut. Alles nur, subjektiv für einen Moment bestimmt wohlig entlastend, Seelenhygiene der etwas widerlichen Art, sonst nix.

Ich lese mich seit gestern durch die Kommentare und Threads zu diesem Thema. Boah, Leute. Ne. Keinem dieser Schreiberlinge würde ich, aufgrund von Wortwahl, Argumentationsaufbau, Intention, Zielrichtung ... also dem sabbernden, hassgefülltem Gegeifere auch nur jemals ein einziges Kind anvertrauen mögen. Ne, wirklich nicht.

Ich kann zu der juristischen Würdigung dieses "Falles" schlichtweg gar nix Vernünftiges sagen. Das wäre nämlich anmaßend, da ich gar nicht über alle relevanten Fakten, und damit meine ich die wirklichen Fakten, verfüge. Das fängt nämlich alles schon viel früher als mit der medialen Bekanntwerden an, da gibt es Verstrickungen noch und nöcher und Informationslöcher so groß wie der See der Stille auf dem Mond. Und noch weniger ist mir bekannt, wie und warum das Gericht zu diesem "Urteil" kam. Ich weiß es einfach nicht. Und deswegen erlaube ich mir, nix dazu zu sagen. Und das finde ich auch richtig. Ne Menge sagen könnte ich zum Kindeswohl, zum Missbrauch und auch zu der Situation von Menschen, die pädophil sind (und nicht alle werden zu Tätern!) und über den gesellschaftlichen Umgang mit diesen. Und ich könnte einiges erzählen über Menschen, die ihren pathologischen Sadismus und ihr verquertes minderwertiges Selbstbild an Kindern und Abhängigen austoben. Aber, an einem differenzierter Diskurs scheint, zumindest in der Debatte um Fall E., kein Interesse zu bestehen.