Weißt du, manchmal sitze ich da mit meinem kleinen
Bürgerinnenverstand und stelle mir vor, dass es einen noch gänzlich anderen
Blick auf die Welt geben könnte, nämlich den, dass viele Politiker gar nicht nur aus Gier und Machtbesessenheit Dummzeug in ihrem Amt Beschließen und tun,
sondern dass dieses Dummzeug nur die Wahl zwischen einem kleinen und noch viel
größerem Mist war, dass die Welt noch schrecklicher als der jetzige Schrecken
wäre, wenn es nicht den zwar löchrigen aber immerhin Puffer der Politikerkaste
zwischen reiner Kapitalmacht und den übrigen Menschen gäbe.
31.1.15
18.1.15
„Doch Monster gibt es
in Wahrheit nicht mal nachts im Wandschrank. Auch ein islamistischer Terrorist
mit Sprengstoffgürtel und Kalaschnikow hört niemals auf, ein Mensch zu sein.
Sich der Wut und Angst vor ihm nicht hinzugeben, ihn nicht zum Monster zu
machen und auszulöschen, sondern ihn als Mensch zu begreifen, das Menschliche
in ihm zu lieben, ohne ihn von Verantwortung freizusprechen, ihn zu bestrafen,
aber ihn nie und unter keinen Umständen aufzugeben, das ist unsere wirksamste
Waffe im Kampf gegen die Monster, die es nicht gibt.“ CHRISTIANE FLORIN,
(Zeit, vom 16.01.2015)
Was mir seit Tagen durch den Kopf geht: „Lügenpresse“ kann
man unsere Medien doch nur dann nennen, wenn man erwartet in derselben die
einzig eine Wahrheit (am besten die eigene unreflektierte, absolute) vorgekaut
zu bekommen. In meiner Welt gibt es aber nicht die eine und einzige „Wahrheit“,
sondern nur ganz viele unterschiedliche Sichtweisen auf Welt. Und ich bin bei
der täglichen Presse-/Medienschau immer noch der Meinung, dass, mit klaren Kopf
und ohne Erwartungshaltung, die Vielfalt der Anschauungen und Positionen, die
Vielschichtigkeit von Eigeninteressen und Lobbytum, und das Angebot an
unterschiedlichen Wahrheiten recht groß ist. Das macht es nicht einfach,
beflügelt aber den eigenen Verstand und die kritische Auseinandersetzung mit
den Texten. Nimmt man die neuen Medien hinzu, so ist die Bandbreite dessen, was
jeweils als Wahrheit angeboten wird doch immens und schön widersprüchlich. Das
find ich gut und darauf möchte ich nicht verzichten müssen zugunsten einer
einzigen mir vorgekotzten/vorgeschriebenen „wirklichen Wahrheit“. Das macht
natürlich alles Mühe und setzt Flexibilität im eigenen Denken und nicht
aufhörendes Lernen, Neugierde, Eigeninitiative bei der Informationsbeschaffung
und kritische Infragestellung des Angebotenen voraus. Ich glaube, dass denjenigen, die das Wort „Lügenpresse“ so laut und schnell über die Lippen geht,
damit schlichtweg überfordert sind. Und, ich möchte nicht die Presse haben, die
die gerne hätten. Dagegen würde ich mich mit aller Macht wehren. Denn, wenn ich
mir deren Weltbild anschaue, dann stinkt es da extrem nach Einheitsbrei und
eben einem absoluten Wahrheitsanspruch. Summa summarum: So wie es ist, könnte
es besser (vielfältiger) sein, aber es ist nicht das Schlechteste unter allem
Möglichen.
13.1.15
Jetzt geht mir die Zuordnung "naiv" (weil ich
doch tatsächlich annahm, die Staatsmänner und Frauen hätten unbedarft mit allen
zusammen in Paris demonstriert) nicht aus dem Kopp. Ich denke gerade, naiv ist
das falsche Adjektiv. "Kindlich" trifft es besser. Jedes Mal aufs
Neue überrascht werden, jedes Mal aufs Neue von Gefühlen überrollt zu werden. Jedes
Mal aufs Neue, entgegen aller Erfahrungswerte, wie beim ersten Mal mit großen
Augen staunen, dass die Welt so ganz anders ist, als ich angenommen hatte. ...
... Und ja, ich heule immer noch bei "Heidi", beim "Doppelten
Lottchen" und bei jedem Bericht aus Kriegsgebieten oder aus Folterzentren
oder, wenn ich sehe, wie Paare sich über Jahrzehnte zerfleischen oder der
einzelne Mensch mit aller Kraft gegen die Mühen des (Über)Lebens ankämpft oder
versucht, gegen alle Widrigkeiten seine innere Balance zu finden ... und, und,
und. Da klärt sich nix ab irgendwie, da wird nix kalt und abwinkend. Da fehlt
mir wohl das richtige Gen dazu. ... Ich bin kindlich. ...Und irgendwie will ich
das auch nicht ändern.
Denn, da ist ja auch die andere Seite: Das Kichern und Glucksen
und Lachen über Dinge, für die sich andere nicht mal ein beiläufiges
Mundverziehen abringen könnten. und da ist die Liebe zu den Menschen und zu mir
... und da ist immer noch Schönheit in allem Hässlichen und, und, und … Und ich
denke, das eine gibt es eben nicht ohne das andere...
Ein Vorzug des Altwerdens ist es, dass ich dem Kindlichen
in mir auch im Äußeren viel mehr Raum geben kann. Regt sich keiner mehr drüber
auf, weil es ja so toll in die eigenen und gesellschaftlichen
Vorurteilsschubladen passt. Die "Weise Alte" wird wieder zum Kind und
erscheint gerade deshalb weise. Der Kreis schließt sich und Alt und Jung tanzen
Hopsasa in der Seele.
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