23.3.17

Attentäter/London. Geboren in GB, dort aufgewachsen und sozialisiert. Aber!!! Wir brauchen dringend Mauern, Zäune, Grenzen dicht!
*andenkoppklatsch

16.3.17

Meldung heute in der Frankfurter Rundschau:

„Vor einer Beratungsstelle von Pro Familia halten sogenannte Lebensschützer in Frankfurt eine Gebets-Mahnwache gegen Abtreibungen ab. Die Organisatoren sind gut vernetzt mit rechten klerikalen Kreisen.“

Was mir dazu spontan durch den Kopf geht:

Ich habe in meinem Leben eine Menge Frauen, von ganz jung bis schon älter, bei der Entscheidungsfindung begleitet. Manche haben sich dafür entschieden, das Kind zu bekommen und manche nicht. Keine!, ich schwöre, keine, hat es sich leicht gemacht oder die Entscheidung so beiläufig getroffen. Und am Tisch saßen immer auch die Traurigkeit, der Schmerz und die Verzweiflung. Bei manchen sind sie ein ganzes Leben lang geblieben.

Meine Haltung: Jede Frau hat das Recht sich frei zu entscheiden. Jedes Kind hat das Recht in Liebe empfangen, geboren und leben zu können. Lasst uns eine Gesellschaft schaffen, in der diese Rechte nicht miteinander konkurrieren müssen, sondern sich ineinander auflösen: Menschen, die voller Freude und ohne Existenzängste jedweder Art Kinder auf ihren Weg in und durch die Welt begleiten können.

Solange dies jedoch nicht so ist, kann ich das Geschrei und aggressive Gebrabbel der janusköpfigen "Lebensretter" nicht ertragen - zumal sie meistens aus einer Richtung kommen, in der das reale (Über)Leben aller Kinder unter menschenwürdigen Umständen und unter Einhaltung der Menschen- und Kinderrechte dann eben nicht mehr im Fokus ihrer weiteren Aktivitäten steht. Eher im Gegenteil. Also, lasst es einfach. Entscheidet für euch selbst, das sei euch unbenommen, aber lasst alle anderen in Ruhe mit eurem moralinen, doppelzüngigen Geschwätz. Punkt.

12.3.17

„Frau Müller, sagen Sie etwas zur Türkei und Niederlande?“

„Ich mag dazu nichts sagen, weil ich da hin und her gerissen bin. Die Für und Widers in mir halten sich noch im Gleichgewicht. Auf der Gefühlsebene war meine erste Reaktion Besorgnis, so im Bauch drin, ganz unklar eben, einfach nur ein Gefühl, dass da etwas in einer Art eskaliert, die mich beängstigt, weil die langfristigen Folgen für mich so unabsehbar sind. Ich weiß nicht, wie ich es gerade besser beschreiben soll.

Wozu ich aber etwas sagen kann, ist der explodierende Hass hier und in den Medienkommentaren gegen die! Türken. Was sich da auf einmal kreischend und emotional aufgeladen in unterster Schublade zusammenrottet, ist erschreckend. Das lehne ich ab, aus tiefstem Herzen ab! Mich schauert und es macht mich wütend.“

8.3.17

Weltfrauentag

Nein, ich denke wir brauchen hier nicht mehr über Sinn oder Unsinn von solchen Gedenktagen zu sprechen. Auch nicht über die Augenwischerei von wegen Gleichheit und Gleichberechtigung und über die Situation von Frauen und Mädchen weltweit.

Allerdings, da ich mit jungen Männern am Rande des Abgrundes arbeitete, gehen mir folgende Gedankensplitter durch den Kopf:

Tatsache ist, dass das Fehlen eines identitätsstiftenden Männerbildes in unseren Tagen für den einzelnen Mann oft krankmachende Auswirkungen hat und für die Gesamtgesellschaft auf Dauer destabilisierend wirkt.

Die Weltgesundheitsorganisation stellt fest, dass Männer einen enormen Krankheitsvorsprung gegenüber den Frauen aufweisen. So liegen Männer weit vorn bei Aids, chronischen Leberschäden, Erkrankungen der Verdauungsorgane, Darmkrebs, Asthma, Emphysemen, Lungenkrebs, Gehirngefäßerkrankungen, Kreislaufleiden, Herzerkrankungen. Die Lebenserwartung von Männern liegt deutlich untern denen der Frauen. Zwei Drittel aller Notfallpatienten sind Männer und Männer verweilen deutlich länger im Krankenhaus als Frauen.

Männlichkeit wird heute weithin verunglimpft, lächerlich gemacht und negativ etikettiert. Das bedeutet als Auswirkung, dass es dem einzelnen Mann immer schwerer fällt, sich an einem Bild von sich selbst zu orientieren und mit einem solchen Bild zu identifizieren.

Worum es geht, haben schon 1970 Männer im kalifornischen Berkeley gezeigt, als sie das erste Männerzentrum gründeten und in einem historischen Manifest zumindest schon Mal in Worte gefasst:

„Wir als Männer wollen unsere volle Menschlichkeit wiederhaben. Wir wollen nicht mehr länger in Anstrengung und Wettbewerb stehen, um ein unmögliches, unterdrückendes männliches Image zu erreichen - stark, schweigsam, cool, nett, gefühllos, erfolgreich, Beherrscher der Frauen, Führer der Männer, reich, brillant, athletisch und heavy. Wir möchten uns selbst gernhaben. Wir möchten uns gut fühlen und unsere Sinnlichkeit, unsere Gefühle, unseren Intellekt und unseren Alltag zufrieden erleben“.

Jesses, Männer, ihr bräuchtet keinen Tag, ihr bräuchten mal ein ganzes Jahrhundert zum Innehalten, zur Besinnung und zur Neuorientierung. Und, ehrlich, langsam brennt es wirklich und ihr solltet mal in die Pötte kommen.

Es geht mir nicht darum, den "armen" Männern übers Haupt zu streicheln oder gar deren Emanzipation in weibliche Hände zu nehmen. Es geht um die banale Erkenntnis aus drei Frauenbewegungen, dass Gleichberechtigung, Gerechtigkeit zwischen und für die Geschlechter nur real möglich sein können, wenn beide Geschlechter sich bewegen und weiterentwickeln, ansonsten bleibt es insgesamt nur Stückwerk. Um darauf zu kommen müssen wir uns nicht in weite Ferne begeben, sondern uns nur hier umgucken (Stichwörter: häusliche Gewalt, Missbrauch, Alkoholismus, Lohngerechtigkeit, Verteilung in den oberen Etagen von Wirtschaft und Verbänden, etc.) und nein, es langt nicht als Gegenargument, dass auch Frauen Täter und Männer manchmal anders.

Doch warum tut sich da nix? Warum dümpelt die Männerbewegung jetzt schon seit Jahrzehnten so vor sich hin?

Keine Ahnung. Ehrlich, ich verstehe es nicht und greife deshalb auf diesen Gedanken zurück:

Warum soll ich (Mann) etwas ändern, bei dem es mir unterm Strich doch vorgeblich gut geht? Meine Erfahrung ist, dass diese innere Grundhaltung noch in vielen Männerköpfen zumindest unterschwellig vorhanden ist. Aus meiner Arbeit weiß ich, dass Veränderungen ohne einen subjektiv empfundenen Leidensdruck einfach nicht funktionieren. Du musst es ändern wollen, mit allem, was du bist, nicht nur über den Kopf. Und ich glaube, daran hapert es bei vielen Männern noch. Es geht gar nicht um Unfähigkeit, sondern der innere Druck ist halt nicht da. Wie auch, in einer Gesellschaft, wo du als Mann, egal wie du dich aufführst, innerhalb der "Männergruppe" und auch gesellschaftlich insgesamt, immer auf Förderung, Verständnis, Unterstützung, Mitleid zählen kannst.

Der Weg daraus? Das frage ich mich seit mehr als 45 Jahren. Allereigentlich denke ich, dass können nur die Männer unter sich ausmachen. Die müssten anfangen, unter sich einen Druck aufzubauen, Glaubenssätze in Frage zu stellen, sanktionieren, Männlichkeit neu definieren, Vorbildfunktionen für die nachfolgende Generation übernehmen, und, und, und...

Solange Männer in Mehrheit nicht kapieren, dass sie mit dem was sie tun bzw. nicht tun sich und den nachfolgenden männlichen Generationen Schreckliches antun, solange wird sich für die weiblichen Wesen in dieser Gesellschaft auch zukünftig nichts wirklich Grundlegendes ändern.

Wie viel Energie muss man eigentlich als Mann Tag für Tag aufwenden um den eigenen Leidensdruck nicht wahrzunehmen und den der jungen Jungs nicht zu erkennen?

Mensch Mann, was mit dieser Energie alles Sinnvolles anzufangen wäre!

7.3.17

Was Trump und seine Konsorten mir gerade vorführen, ist die Praxis meiner Theorie, dass es ihnen bei aller Hatz gegen Fremde und Ausländer letztendlich doch allereigentlich um den grundsätzlichen Umbau der Gesellschaft geht: Alle Entwicklungen, alle Errungenschaften einer fortschrittlichen Zivilgesellschaft, die den Rechtskonservativen und den Fanatikern bis ganz Rechtsaußen jedweder Couleur seit Jahrzehnten ein Dorn im vernebelten, rückwärtsschauenden Auge sind, sollen niedergebrettert werden. Die Migrationsfrage ist, weil emotional hochkochbar, nur das Einfallstor, der Augenwischer, der Ablenkungsköder, um errungene Grundrechte für alle! abzubauen.

Es ist wichtig, das zu verstehen. Das meine ich, wenn ich sage, der Umgang und die Hetze gegen Fremde ist letztendlich ein Angriff gegen dich und Dich und Sie und gegen mich. Es gehe um den Islam? Um Terrorismus? Hahaha, ich lach mich tot. Es geht um das erkämpfte Recht auf Selbstbestimmung des eigenen Lebens im Rahmen einer zivilisierten menschlichen Gemeinschaft, auch und gerade dann, wenn es dem vorgeblichen, medial aufbereiteten Mainstream oder der rechten konservativen Ecke unbequem und unerträglich erscheint.

Es geht darum, dass ich frei und ohne Zwang bestimmen und entscheiden will, wo ich mit wem, in welcher Form und unter welchen Umständen mein Leben leben und gestalten will. Dass ich über meinen Körper selbst entscheide, dass ich mit Respekt und Würde behandelt werde, dass man mir zutraut, mich eigenverantwortlich auf meine Art in die Gesellschaft einzubringen. Es geht um Rollenbilder, Frauen- und Männerfragen, um Bildungsrechte, Teilhabe und … und um vieles mehr.

Darum geht es und darum will man uns entzweien und gegeneinander aufhetzen und ablenken und für dumm verkaufen.

Wir sind aber nicht blöd. Wir haben zwei wichtige Begriffe nicht vergessen: Solidarität und Widerstand. Und die füllen wir gerade mit Leben. Überall auf der Welt.  

4.3.17

„Deshalb gibt es Regeln, weißt du. Damit man nachdenkt, bevor man gegen sie verstößt"
Lu-Tze, Scheibenwelt

Hm, ich denke da so drüber: Regeln sollte man sehr gut kennen. Die möglichen Konsequenzen eines Regelbruches ebenso. Ich frage mich immer, wäre ein Regelbruch diesen Preis wert? Bin ich bereit ihn zu bezahlen? Wenn dem so ist, breche ich die Regel. Die Folgen trage ich dann mit einem Lächeln.

Banales Beispiel: Bei roter Ampel die Straße überqueren. Erster Gedanke: Ich bin flink und schaffe es, weil ich die Situation überblicke. Zweiter Gedanke: Überblicke ich wirklich die ganze Situation? Schaut mir ein Kind zu? (Vorbildfunktion). Kann ich garantieren, dass mir nicht jemand dusselig folgt, der/die nicht so flink ist? Dritter Gedanke: Wenn ich es falsch einschätze, dann komme nicht nur ich zu Schaden (wäre meine Verantwortung und okay), sondern auch andere Beteiligte. Will ich dafür die Verantwortung übernehmen? Ne. Also kein Genuss und zu hoher Preis. Ich bleibe stehen und warte auf das Grün.

Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, habe ich in meinem Leben Regelbruch eigentlich nie verheimlicht, sondern immer offen kommuniziert. Denn es gibt da noch eine sehr persönliche Regel in mir, die ich nicht brechen will: Mach dich nie erpressbar. Regeln heimlich brechen macht aber genau das. Darum: Nöh, wenn ich breche, dann offen und mit herunter gelassenem Visier.