31.12.18


„Immer mehr Menschen verzichten aus Liebe zu den Tieren auf die Silvesterböllerei. Sogar einige Super- und Baumärkte verkaufen deshalb keine Feuerwerkskörper mehr. Ein Verbot des privaten Feuerwerks zum Jahreswechsel steht quasi in den Startlöchern!“

„Hm.“

„Frau Müller, ein bisschen mehr Enthusiasmus wäre schon angebracht! Schauen Sie sich doch die Kommentarspalten und Beiträge zu diesem Thema an. Die Menschen sind endlich aufgebracht und engagiert“

„Wenn Sie meinen.“

„Na, Sie müssen doch eine eigene Meinung zu diesem Thema haben. Also los, was fällt Ihnen spontan dazu ein?“

„Krieg, Hungersnot, Gewalt, Missbrauch, Klimakatastrophe, Armut, Waffenhandel, Korruption, Ausbeutung, Hartz IV, Wohnungsnot, Bildungsmisere, Pflegenotstand, Macht, Gier, Rechtsradikalismus, marode Infrastruktur, Pöstchenschieberei, soziale Kälte, moderne Sklaverei, Menschenhandel, Gewalt gegen Kinder, Rassismus, Ausgrenzung, Mord, strukturelle Gewalt, Staatsmacht, Entmündigung, Völkermord… … .“

„Stopp! Wie kommt man denn auf solche Themen, wenn es um Böllerei geht? Können Sie das auch kürzer fassen?“

„Verlogenheit?!“

17.12.18


"Würden Sie ein Kind im Kinderladen aufnehmen, deren Eltern beide aktive Rechtsradikale sind, Frau Müller?"

"Aber sowas von sicher! Erstens gibt es in meiner Welt keine Sippenhaftung. Zweitens sagt mir meine ganze Erfahrung, dass alles was ich mit dem Kind tue und wir gemeinsam erleben, Spuren legen wird. Oh ja, ich würde solche Spuren hinterlassen. Das Kind würde für immer wissen, das man auch anderes miteinander umgehen kann und dass man die Welt aus vielen unterschiedlichen Perspektiven sehen kann. Und es würde lernen, dass es geliebt und geachtet wird, völlig unabhängig davon, was seine Eltern so treiben. Eine so wichtige Lektion, die ihm spätere Entscheidung vielleicht leichter machen werden."

"Ja, aber die Eltern!"

"Was? Ich will sie ja nicht politisch erziehen. Wir würden uns in konkreten Situationen mit dem Wohl des Kindes beschäftigen. Ich würde auf dieses Wohl bestehen und wir würden sehen, wie weit wir damit zusammen kommen. Da die Eltern von sich aus darauf gekommen wären ihr Kind zu mir zu bringen, denke ich, das es da irgendwo eine gemeinsame Basis im Sinne des Kindeswohl geben könnte. Von vorneherein abzulehnen halt ich auf alle Fälle, zum Wohle des Kindes, für eine Anmaßung."

Wie kommt man nur auf so eine Idee *grummel

14.12.18


Orakel für 2019 von Heidrun Müller

1.     Stelle eine Frage in Bezug auf das kommende Jahr.

2.     Schreib folgende Buchstaben auf einen losen Zettel: Den zweiten deines Vornamens, den vierten deiner Lieblingsstadt, den fünften deiner Wohnstraße, den ersten deines Lieblingsessens, den dreiundzwanzigsten des Alphabets, den sechsten des Wortes Hausmeister in spanischer Übersetzung, den zwölften des Wortes Streichholzschächtelchens, den vierten deines Lieblingseises und den ersten deines Nachnamens.

3.     Falte den Zettel dreimal.

4.     Lege ihn auf deinen Stuhl.

5.     Setze dich 10 Minuten drauf.

6.   Öffne nun den Zettel und streiche den zweiten und den fünften Buchstaben und füge zwei beliebige in der Mitte hinzu.

7.     Falte den Zettel viermal.

8.     Nimm eine Schere und schneide die vier Ecken ab und öffne den Zettel.

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Du hast jetzt drei Möglichkeiten:

9a. Du denkst dir, was ist denn das für ein Mist und schmeißt den Zettel weg und suchst dir auf andere Weise die Antwort für deine Frage.

9b. Du versuchst aus dem Buchstabensalat auf dem entfalteten Zettel eine für dich sinnvolle Antwort auf deine obige Frage zu finden.

9c. Du rätselst immer noch rum, was die Mitte von Fünf ist.


Und wie wird das nächste Jahr für dich?

(Meines wird toll, wie immer, weil ich mich mit so einem Scheiß erst gar nicht beschäftige.)

4.12.18


Armut ist Mangel an Geld.
Sonst nix.
Oder?

Aber was ist mit: Innerer Reichtum, Geld allein macht nicht glücklich, Liebe kann man nicht kaufen…

Über all die netten Dinge, die ihr da anführt, kann man sehr gut reden, wenn man ein Dach über dem Kopf hat, ausreichend zu Essen und zu trinken, die gesundheitliche Versorgung klappt, es Gesetze und eine Rechtsprechung gibt, die einen schützen und für alle verbindlich und gleich sind. Und wenn es Frieden gibt. Für die ersteren braucht es in unserer Gesellschaft nun mal Geld und, so richtig bedacht, für die anderen auch. Unterhaltet euch mal mit jemanden, der heute Abend nicht weiß, wo er die Nacht im trockenen verbringen kann, dem viele Zähne fehlen, der nicht weiß, wann und ob er wieder eine warme Mahlzeit bekommt. Dem erzählt dann mal was vom "Reichtum" der Seele und dem Glück nicht käuflicher Liebe. Wenn er euch eine knallen würde, dann könnte ich es verstehen... aber nein, wäre dieser Mensch so reflektiert, die Anmaßung wirklich zu verstehen und darauf mit Zorn zu reagieren, dann, ja dann hätten ihn seine Lebensbedingungen nicht schon innerlich so sehr geschreddert. So wird er nur den Kopf einziehen, leise sein und sich für alles weiter selbst verantwortlich machen und daran zerbrechen.


Kreative Ideen der Politikerkaste aus den letzten Wochen:

Du hast keine Wohnung? Dann kauf dir eine!

Du hast Angst, dass deine Rente später nicht reicht? Dann kauf Aktien!

Zu wenig Pflegepersonal? Dann müssen die halt Überstunden machen!

Die SPD hat Hartz IV eingeführt? Dann wähl sie, damit sie es vielleicht wieder abschafft!

Wir wollen Fluchtursachen bekämpfen? Dann verkaufen wir eben mehr Waffen!

Klimawandel? Dann sperren wir ein paar Straßen für Dieselautos!

Rechtsextremismus? Wir müssen die Gefahr von Links stärker bekämpfen!

Zu wenig Geld für den Bildungssektor? Dann erhöhen wir mal den Militärhaushalt!

23.11.18


„Von Ihnen kommt ja wenig bis gar nichts zu den Bewerbungen um den CDU Vorsitz, Frau Müller.“

„Stimmt. Was sollte ich dazu auch sagen? Die schenken sich nichts. Pech und Schwefel, Pest und Cholera. Verlogen und dreist. Machtgier und Pöstchengegeier. Die sagen und zeigen schon selbst, wer und was sie sind, was und wie sie was wollen. Braucht keine Kommentare. Die es verstehen wollen, verstehen es. Die es nicht verstehen wollen, denen helfen auch keine noch so klugen Worte. Es gibt wichtigere Dinge, die klare Ansagen brauchen. Das ewig gleiche Personenkarussell in verhärteten Strukturen gehört meiner Meinung nach nicht dazu. Lenkt nur ab, soll es wohl auch. Muss man sich nicht daran beteiligen.“


"Unser System leidet an sozialer Schizophrenie!"

"Wie kommen Sie denn jetzt auf sowas, Frau Müller?"

"Na, auf der einen Seite lässt es die Wohnungsnot zu, und fördert die oft geradezu noch. Auf der anderen Seite fühlt es sich belästig durch selbst gebaute Unterkünfte aus herum liegenden Materialien und räumt diese sofort. Oder verhängt Bußgelder für draußen schlafen und schließt mögliche öffentliche Plätze zum Übernachten. Auf der einen Seite fehlen Pflegekräfte an allen Ecken und Enden und auf der anderen Seite werden laufend gut ausgebildete Fachkräfte abgeschoben. Auf der einen Seite blubbert man dies, auf der anderen Seite tut man das genaue Gegenteil. Tausend Beispiele dafür, kann jeder für sich selbst ergänzen."

"Also ist das System krank? Medizin, Therapie?"

"An den Stellen, wo noch was machbar wäre, scheitert es daran, dass der Patient keine Krankheitseinsicht hat. An anderen Stellen ist er quasi austherapiert."

"Boah, ist das pessimistisch!"

"Manchmal muss man Realitäten benennen, bevor man sie grundlegend verändern kann."

6.11.18


Viele Menschen, mit denen ich in den letzten Monaten gesprochen habe, wünschen sich so sehr einmal folgende Erfahrung zu machen:

Beispiel ->

Konkrete! Ansage (z.B. während eines Wahlkampfes): "Wir werden das Kindergeld um 50 Euro erhöhen."
Kurze Zeit danach: Das Kindergeld wird um 50 Euro erhöht.

Die Menschen, mit denen ich sprach, sind müde, erschöpft und genervt von pauschalen Ansagen, denen dann keine oder nur lachhafte, konkrete Umsetzungen folgen. Genannt wurden Beispiele aus allen gesellschaftlich relevanten Bereichen.

Unterm Strich lässt sich die Stimmung so zusammen fassen:

Werdet endlich konkret. Macht klare, eindeutige Ansagen und setzt diese genauso um. Keine Floskeln, keine Märchenstunde, keine Schönrednerei, keine falschen Versprechungen mehr. Seid endlich ehrlich und zuverlässig. Wenn ihr das Kindergeld (um beim obigen Beispiel zu bleiben) nicht erhöhen wollt, oder könnt, dann sagt es uns. Nennt uns eure Gründe. Vielleicht könnten wir die sogar verstehen. Immerhin wüssten wir dann, woran wir sind. Das gäbe uns Sicherheit. Das würde Vertrauen schaffen. Und nur das.

Was ist so schwer daran, dies umzusetzen? *grummel

15.10.18


Gedankensplitter zum Thema „Gewalt“ (zwischen Erwachsenen).

Jemanden mit Worten runtermachen, erniedrigen, demütigen, beleidigen, anschreien, anpöbeln und Ähnliches war und ist für mich schlichtweg Gewalt.

Körperliche Gewalt jedoch hatte und hat für mich immer noch eine andere Dimension. Mit der verbalen Gewalt kann ich, als ERWACHSENE, lernen umzugehen, kann mich abgrenzen, ignorieren, mich wehren und, das Wichtigste, ich kann einfach gehen. Der körperlichen Gewalt habe ich, in der Regel, nichts entgegenzusetzen. Ich kann sie weder mit Worten noch mit körperlichem Einsatz abwehren. Ich bin ihr ausgeliefert. Ich kann mich ihr nicht entziehen. Ich kann, in schlimmen Fällen, nicht einmal mehr weglaufen.

Deshalb verstehe ich nicht, mit welcher Lockerheit in letzter Zeit der Einsatz von körperlicher Gewalt als Reaktion auf verbale Angriffe entschuldigt bzw. banalisiert wird.

Das ist ein falscher und gefährlicher Weg. Körperliche Gewalt ist niemals banal und ein durch nichts gerechtfertigtes Mittel der Auseinandersetzung. Da wird gerade eine Grenze überschritten, die mir im Alltäglichen Angst macht.

Einfacher: Muss ich jetzt, wenn ich mich verbal mit dir auseinandersetze, damit rechnen, dass ich eins in die Fresse bekomme? Sind wir schon wieder soweit?

Gewalt ist Gewalt. Es geht mir nicht um eine Relativierung von psychischer und physischer Gewalt, sondern nur um die Auswirkungen in diesem, einen konkreten Moment. Wenn ich zusammengeschlagen in der Ecke liege und mein Körper sich jeder Anweisung des Kopfes verweigert, dann kann ich nicht gehen. Ich kann, auch wenn ich wollte, das „Spiel“ des anderen nicht verlassen.

In abhängigen Beziehungen ist es oft so, dass die verbale Gewalt ausreicht, weil die körperliche Gewalt als Drohung im Raum hängt und sich die abhängige Person genau an sie und ihr körperliches Ausgeliefertsein erinnert. Sei es, weil sie diese schon erlebt hat, oder weil sie Zeugin davon war. Oder weil sie um die obig benannte Hilflosigkeit im Falle einer Gewaltanwendung schlichtweg weiß. Nur so funktioniert zum Beispiel das Ausführen von Anweisungen, die einem selbst oder jemand anderem schaden.

Meine Erfahrung: Wenn die Grenze zur körperlichen Gewalt einmal überschritten ist, dann gibt es kein Zurück. Meint, auch darauf folgendes, zeitweiliges „Wohlverhalten“ des Täters/der Täterin verhindert nicht, dass es jederzeit wieder zu Gewaltausbrüchen kommen kann (wird).

10.10.18


Innenminister Seehofer gibt bekannt: „Weniger Flüchtlinge als erwartet nach Deutschland eingereist. 2018 sind bisher rund 100.000 Geflüchtete und Migranten in die Bundesrepublik gekommen. Das ist weit unter der von der CSU verlangten Schwelle.“

Spontane Gedankensplitter beim Lesen dazu:

An den Fluchtursachen hat sich jedoch nichts geändert.

Auch wenn gar keine Flüchtlinge mehr nach Deutschland kämen, würde es ja die Propaganda der Rechten nicht verändern. Die brauchen nämlich das reale Subjekt gar nicht, da sie mit irrealen Projektionen Angst und Ressentiments befeuern.

Wo sind jetzt eigentlich die angeblichen Millionen, die seit Jahren in den Startlöchern stehen um uns zu überrollen?

Hinter diesen angeblich so positiven Zahlen versteckt sich unendliches menschliches Leiden.

Hurra, die verrecken jetzt alle elendig daheim und unterwegs. Hauptsache sie kommen nicht zu uns. So können wir weiter heile Welt spielen und ungestört unsere satte Behäbigkeit und unsere Vorgärten pflegen.

Verkauft der Seehofer das jetzt wirklich als eine positive Nachricht und gar als sein Verdienst? Bäh!

9.10.18


„Alle Ausländer raus, damit wir Deutschen wieder unsere Heimat für uns haben!“

„Häh? Alle? Kleiner geht es wohl nicht. Wer fällt denn bei dir alles unter den Begriff Ausländer?“

„Alle die, oder deren Eltern und Großeltern, Familienmitglieder, nicht in Deutschland geboren wurden.“

„Also auch die mit deutschem Pass?“

„Die sowieso!“

„Na dann: Tschüss!“

„Wie, tschüss?“

„Gehört eure Familie nicht zu den Spätaussiedlern?“

„Doch, aber…“

„Nix aber. Konsequent ist konsequent. Ohne Wenn und Aber. *hackenzusammenknall Übrigens wohl eine zugeschriebene urdeutsche Tugend. Stehst du doch drauf. Also, fang schon mal an zu packen.“ *allerliebstlächelnd

Jetzt hat er mich blockiert. Kannst du dir nicht ausdenken.

30.9.18


„Sind Sie etwa egoistisch, Frau Müller?“

„Natürlich bin ich auch egoistisch.“

„Das kommt jetzt aber überraschend. Sie sind doch immer so hilfsbereit und fürsorglich. Wie könnten Sie da egoistisch sein?“

„Ach geh. Mein wohlwollendes Verständnis, meine Hilfsbereitschaft und meine Empathie dienen, ob ich es will, oder nicht, doch auch dazu ein feines Netz der Macht in meinen Händen zu spinnen. Ein liebevolles, sicher, aber eben auch ein machtvolles. Die Kehrseite von Altruismus ist immer auch Macht, beinhaltet immer auch ein Oben und ein Unten. Das ist gilt es im Blick zu haben, für Ausgleich zu sorgen, zu kommunizieren, transparent und verantwortungsvoll damit umzugehen. Und ja, manchmal habe ich diese Macht, im Privaten, in meinem Leben auch genutzt. Zu meinem Vorteil, zum Vorteil der Menschen, die zu mir gehören. Darum, ja klar, ich bin auch egoistisch.“

Anderer Aspekt ->

Glaubenssatz:  Gut geht es mir nur, wenn es dir auch gut geht. Also sorge ich aus purem Egoismus dafür, dass es dir wohl ergehe.

20.9.18


Was mich richtig ärgert: Es kenne eine Menge guter und kompetenter Menschen im Rhein-Main-Gebiet aus den unterschiedlichsten Parteien, die machen seit Jahren eine verdammt gute Arbeit. Sei es in den Dörfern, den Gemeinden, im Kreis, in den Kommunen, den Stadtteilen, den Städten. Sie sind ansprechbar, lösungsorientiert, bürgernah, anfassbar, solidarisch, nachbarschaftlich, engagiert und, wie gesagt, hoch kompetent. Tolle Leute, die, wenn es um konkrete Lösungen geht auch über alle Parteistreitigkeiten hinweg, gemeinsam zupacken. Und genau die, bekommen immer wieder durch die "hohe" Landes- und vor allem Bundespolitik ihrer Parteien, Knüppel zwischen die Füße geworfen. Müssen Vertrauensverluste wieder ausbügeln, bekommen den oft berechtigten Zorn der Bürgerinnen und Bürger ins Gesicht geknallt. Es ist zum Kotzen. Kann man denn dieses ganze Parteiengedöns nicht endlich mal reseten, oder völlig neu aufziehen? Braucht es für eine funktionsfähige parlamentarische Demokratie denn überhaupt Parteien? Gibt es da in unserer Zeit nicht etwas Besseres? Können Menschen nicht einfach konkrete Menschen wählen, die dann in den jeweiligen Gremien die Interessen aller vertreten? Irgend sowas in der Art.

5.9.18


Aufgrund vieler Diskussionen in den letzten Tagen ->

Mit wem will ich reden? Mit den Menschen, die völlig abgenervt sind von all dem Links und Rechts Gedöns, weil sie allereigentlich gar nicht wissen, was jeweils damit gemeint ist. Die keine Ahnung, keine Bilder dazu im Kopf haben, was denn nun dies oder das jeweils in seiner Vielfältigkeit bedeutet (danke liebes Schulsystem). Die aber auch, aus dem Bauch heraus Gewalt, Ausländerhass, Xenophobie, Sexismus und Homophobie ablehnen. Die sich aber nicht wiederfinden in irgendeiner Partei oder Bewegung. Die Angst haben vereinnahmt zu werden, weil sie nicht mehr durchblicken, was Lüge, was Fakten sind, eben weil ihnen ein ganzes Stück Grundlagenwissen fehlt. Die immer verzweifelter werden und genervter und ängstlicher. Ja, mit denen will ich reden und mich austauschen. Zuhören, Bilder liefern, Gedanken aufgreifen, ausbauen. Nicht um sie von irgendeiner Ideologie zu überzeugen, sondern um ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, wieder, oder endlich, selbst eigenverantwortliche Entscheidungen in diesem Bereich zu treffen.

Davon gibt es so viele. Lassen wir sie nicht allein!

3.9.18


Meine Erfahrung:

Rassisten waren schon Rassisten bevor damals die "Gastarbeiter" zu uns kamen. Sie waren es, bevor Flüchtlinge kamen, sie waren es vor 2015, und sie wären es auch dann noch, wenn von jetzt auf gleich alle nicht Deutschen das Land verlassen würden. Weil der Rassist finden und erfindet die Objekte seines Hasses immer wieder neu. Mal ist dies durch die vorhandenen, jeweils aktuellen gesellschaftlichen Zustände ganz einfach, mal ist es schwieriger. Funktionieren tut es immer.

Will man Rassismus, und seine Geschwister Xenophobie, Sexismus, Homophobie, wirklich langfristig aus der Menschheitsgeschichte verbannen, dann geht dies meiner Meinung nach nur durch tiefgreifende, gesellschaftliche Veränderungen. Deswegen scheuen Rechtsradikale/Rechtsextreme auch soziale und wirtschaftliche Themen wie der Teufel das Weihwasser. Sie haben hier keine Konzepte und keine Utopien. Deshalb sind sie genau da auch am angreifbarsten.

Zwingen wir ihnen diese Themen auf und verweigern wir uns deren rassistischen Diskursen.

Die einzigen Diskussionen, die ich im Moment noch anregend und spannend finde: Leg offen, in welcher Gesellschaft du leben willst. Wie soll diese konkret aussehen? Für was stehst du ein? Was ist dein "Dafür"? In welchen Bereichen sollen welche Veränderungen wie stattfinden? Ich bin mir sicher, dass dann auf der einen Seite die unerwarteten Übereinstimmungen überraschende Erkenntnisse bringen und auf der anderen Seite die Trennlinien (auch überraschend) deutlicher zutage treten werden.

Versteht irgend jemand, was ich meine?

1.9.18


"Wenn wir davon ausgehen, dass es in Deutschland 25 bis 30% gibt, die dem rechten Gedankengut mehr oder weniger nahe stehen, dann finde ich das erschreckend, Frau Müller!"

"Och, ich finde eher die 70 bis 75 % derer, die dagegen in dieser oder jener Weise gefeit sind, ziemlich erfrischend. Auf die sollten wir uns konzentrieren, denn die machen das aus, was dieses Land so lebens- und liebenswert macht."

"Die sind aber sehr still. Zu still vielleicht?"

"Viele von denen sind mit wichtigeren Sachen beschäftigt. Zum Beispiel dem Kampf und das Ringen um bessere Arbeitsbedingungen, um mehr und bezahlbaren Wohnraum, um Verbesserungen im Gesundheitswesen, um brennende Fragen des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum, um Infrastruktur und Bildungswesen, um Rentenfragen und Altersbilder, um gleichen Lohn und Abbau von Sanktionen bei Hartz IV, Kinderschutz- und Kinderrechte, und, und, und."

"Wichtigeres? Gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Hass und nationalistisches Gedankengut aufzustehen ist doch viel wichtiger. Immerhin bedroht das die Gesellschaft insgesamt."

"Das eine schließt das andere ja nicht aus. Da gibt es schon Überschneidungen. Aber sich immer wieder am Nasenring von den Rechten durch deren kleine Arena führen zu lassen? Das machen schon die Medien irrsinnigerweise seit Jahren, das braucht es nicht. Denen, den Rechten, würde bestimmt die Luft ausgehen, wenn nicht alle immer wieder auf deren thematisch ja eher eng begrenzte Diskursvorgaben anspringen würden. Denn mehr haben die nicht zu bieten. Und glaub mir, den Menschen ist ihr alltägliches Überleben und gutes Leben im Alltag unterm Strich wichtiger als das Thema Ausländer und Migranten. Also, wohin mit all der Energie? In die Themen, die AfD und Konsorten nicht mal im Ansatz abdecken können. Dann wird das auch was mit der Solidarität und dem Zusammenleben. Denn da gibt es mehr Verbindendes denn Trennendes. Kann man sehr gut auf kommunaler Ebene beobachten. Sollten wir lernen von. "

(Auszug aus einem Chat)
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Ich falle übrigens auch immer wieder und wieder drauf rein. Weil ich zu viele Bilder von der Zeit zwischen 1933 und 1945 im Kopf habe. So schreckliche, unfassbare, nicht zu verarbeitende Bilder. Jede unverschämte, unglaublich anmaßende Ansage aus dem rechten Spektrum bringt mich deshalb von Null auf Gleich auf 150 vor Zorn. Das kostet viel Energie, zu viel für diesen Rotz.

Ich arbeite dran.



28.8.18


„Ein Deutscher wurde brutalst ermordet!“

„Was ist denn für dich „ein Deutscher?“

„Na jemand mit deutschen Eltern und Großeltern und mehr, oder so.“

„Meine Kinder haben laut Geburtsurkunde eine deutsche Mutter und einen iranischen Vater. Das sind dann keine Deutschen?“

„Der Pass ist egal. Auf die Blutlinie kommt es an. Also aufgepasst, das sind keine wirklichen Deutschen.“

„Was sind sie denn dann?“

„Eher Ausländer. Deutsche auf alle Fälle nicht.“

„Und Ausländer sollen raus aus Deutschland. Weil sie keine Deutschen sind?“

„Ja genau. Deutschland nur den Deutschen.“

„Der junge Mann, der da ermordet wurde, hatte wohl eine deutsche Mutter und einen kubanischen Vater.“

„Willst du mich jetzt verarschen?“

„Ne, das machst du schon selbst ganz gut.“


(Man kann sich sowas einfach nicht ausdenken.)

18.8.18


Und wenn ich dann die Kommentare dazu lese (mehr Erziehung, mehr Strenge, mehr Disziplin, mehr Autorität der Eltern), bekomme ich die Krise. Meine Erfahrung ist nämlich genau eine gegenteilige: Es sind in der Regel die Kinder, die von der Geburt an nur das ständige, inkonsequente Gequengel der Eltern, das stetige „Nein! Lass das! Hör auf! Sitz still! Schlaf ein! Iss anständig! Schrei nicht rum! Lauf langsam! Sei anders!“ gehört haben, die in außerhäuslichen Situationen kein Maß zu kennen scheinen. Vielleicht auch gerade deshalb, weil sie wissen, dass sie hier ihre Eltern in die Bredouille bringen, da diese sich im Öffentlichen weniger schreiend und demütigend, oder gar gewalttätig verhalten. Da ist der öffentliche Raum auf einmal Experimentierfeld für Macht und Ohnmacht, für Provokation, für ganz neue Grenzen auszuprobieren, für Abreagieren, für Maßlosigkeit, weil die bisherigen Maße nicht stimmig waren. Gar nicht so dumm von den Kindern, sondern eine gesunde Reaktion auf all den bisherigen Unsinn. Kinder, die mit einer sicheren Bindung aufgewachsenen sind, die nach eigenem Rhythmus die Welt erkennen und lernen durften, die Menschen um sich haben, die Respekt und Rücksichtnahme, auch und vor allem auch ihnen gegenüber, vorleben, die haben in der Regel kein Problem damit, flexibel und kompetent auf unterschiedliche Umgebungen mit deren eigenen Regel zu reagieren. Im Gegenteil. Es ist dann ein wunderbares Spiel.

*Leise Anmerkung
Das ist jetzt nur eine Kurzfassung. Natürlich. Nicht aus Büchern, sondern aus jahrzehntelanger Erfahrung in der Kinder- und Elternarbeit. Wer mehr wissen möchte, fragt einfach. Oder ladet mich ein für eine Gesprächsrunde. 😊

**Laute Anmerkung
Von einer „Professorin für Psychologie und Erziehungswissenschaften würde ich mir persönlich schon ein bissl mehr Kompetenz erwarten. Interessant auch, dass gerade bei solchen Themen nicht auch Leute aus der Richtung wie Hüther, Juul, Largo oder Spitzer nachgefragt werden. Wäre bestimmt eine spannende und lehrreiche Diskussion mit der Dame.

Artikel

12.8.18


„Ich geh!“
„Okay. Wohin?“
„Weg.“
„Kommst wieder?“
„Klar.“
„Okay.“

Minimalismus in der Kommunikation.

Manchmal erfrischend.
Manchmal erschreckend.

Manchmal mit einem Rattenschwanz an Ungesagtem.
Manchmal Projektionsfläche für Vieles.

Manchmal ein Zeichen tiefster Nähe und Vertrautheit.
Manchmal ein dicker Hinweis auf unüberbrückbare Distanz.

Manchmal ist gänzliches Schweigen der nächste Schritt.
Manchmal genügen lange, wohlige Gespräche mittendrin.

*Hinweise: Was macht der obige Dialog mit dir? Welche Bilder und Assoziationen hattest du spontan?

11.8.18


"Jetzt regen sich viele auf, dass Menschen, die hier arbeiten und Steuern zahlen, Kindergeld für ihre Kinder bekommen, die im Ausland leben."

"Jesses, die armen Kinder. Ich kenne Menschen, Frauen, die hier in der Pflege und auf Putzstellen arbeiten und ihre Kinder bei Verwandten zuhause lassen müssen, weil sie gar nicht so viel verdienen um sie hier adäquat betreuen zu können. Natürlich sollen sie auch das Kindergeld erhalten. Aufregen tut mich eher, dass hier seit Jahrzehnten das Kindergeld von den Sozialleistungen abgezogen wird. Das ist eigentlich der Skandal! Von all den Steuerflüchtlingen wollen wir gar nicht erst reden."

"Was soll also die ganze Aufregung?"

"Ablenkungsmanöver. Die Leute regen sich anscheinend lieber über so einen Scheiß auf, als über die wirklichen Missstände. Warum? Weil sie dann ihren Hintern nicht bewegen und etwas verändern müssen. so kann man sich schön moralisch empören und satt und vollgefressen sich weiter in einer scheinbaren Behaglichkeit suhlen. Alles nur verlogen bis zum Anschlag."

"Na ja, vielleicht denken die auch, dass sie selbst mehr Kindergeld bekämen, wenn die anderen nicht?"

"Genau. Diese Verarsche wir unterschwellig natürlich mit transportiert. Als ob Kinder und Arme schon jemals von Überschüssen profitiert hätten. Ein völlig realitätsfernes Denken. Genau wie das, dass manche denken, dass die Gelder, die für Flüchtlinge ausgegeben werden, ihnen zukommen würden, wenn es denn keine Schutzsuchenden mehr gäbe. Ich lach mich tot."

8.8.18


Warum ich Die Linke wähle, mich an der "Aufstehen" Bewegung beteilige, Teile der Antifa unterstütze und mich in anderen Bewegungen und Initiativen gegen Rechtsradikalismus querbeet, ja auch in kirchlichen und konservativen, engagiere? Weil eine der grundlegenden Erfahrungen unserer Geschichte ist, dass das Streiten um theoretische Verschiedenheiten innerhalb demokratischer Kräfte nur einen Gewinner hatte und hat: Die Rechten. Darum bin ich jetzt sofort für ein breites und tiefes Bündnis gegen Rechtsradikale über alle Schranken hinweg.

Nicht was trennt uns, sondern was vereint uns, ist jetzt die grundlegende Frage.  

Unser kleinster gemeinsamer Nenner:  Menschenrechte, Grundgesetz, Demokratie, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit. Darauf könnten wir uns doch einigen, oder?   

Alles andere als das, fände ich gefährlich und absolut verantwortungslos. Sowohl für jeden von uns als auch für und gegenüber den kommenden Generationen.

Konkreter: Ja, ich würde mich auch gemeinsam mit CSUlern an einer Blockade gegen einen AfD Aufmarsch beteiligen. Natürlich. Darum geht es doch. Genau darum.


Hitzegedanken

Die Angst des „Weißen“ vor dem „Farbigen“ hängt wohl auch damit zusammen, dass er sich sehr gut vorstellen kann, mit welch tiefem Hass und unkontrollierbarem Zorn er selbst auf all die unsäglichen Gräuel, die die Weißen den Farbigen angetan haben und auch heute noch antun, reagieren würde. Er hat Angst vor sich selbst, wenn er sich an die Stelle des anderen denkt. Das muss ja zu irrsinnigen Abwehrmechanismen führen.

„Weiß“ und „Schwarz“ als Metapher für Macht und Ohnmacht, für Teilhabe und Ausgeschlossensein, Herrscher und Beherrschte, Ausbeuter und Ausgebeutete, freier Mensch und unfreier Mensch, Rechteinhaber und Rechtloser, Täter Opfer … käme auch hin, oder?

Eine irrationale Auflösung der inneren Spannungen und Ängste ist unter anderem dadurch möglich, die altvorderen Rechtfertigungen unkritisch ins Hier und Jetzt zu übernehmen. Aus Opfern werden Täter gemacht durch fantasierte Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen, die einzig und allein in der Person des Anderen liegen.

Verleugnung des Täterstatus, da man eigentlich ein Opfer der unnatürlichen, nicht menschlichen, nicht angepassten, nicht der Norm entsprechenden Eigenschaften des Anderen war und ist und den man zum Schutz einer willkürlich gesetzten natürlichen Ordnung erziehen, kontrollieren, abwehren, bestrafen, ausmerzen musste und muss.  

Es bleibt irre.   

4.8.18


Bei der Hitze habe ich ein langes, nasses Tuch tief in die Stirn um meinen Kopf geschlungen. In Österreich und Dänemark müsste ich wohl aufpassen, dass ich damit nicht auf die Straße renne.

An was mich das erinnert? Als ich im Iran lebte, trug ich im Haus keinen Tschador. Doch wenn es klingelte oder ich schnell zum Bäcker um die Ecke flitzen wollte, musste ich unbedingt daran denken das Ding über zuwerfen.

Der einzige Unterschied? In Dänemark und Österreich ist die Strafe wohl eher ein Bußgeld. Im Iran hätte ich mein Leben riskiert.

Unterm Strich jedoch kotzen mich beide Verbote an, weil sie mich als Frau betreffen. Völlig unabhängig von meiner Religion, meiner Haltung, meinem Sein.

1.8.18


Wir werden Rassismus nicht überwinden, solange wir uns nicht grundlegend mit der Entstehung von Vorurteilen und Stereotypen und dem anscheinend im Menschen angelegten latenten Hang, zum eigenen inneren und äußeren Vorteil, andere Menschen aufgrund von kultureller Herkunft, Status, Religion, Alter, Geschlecht, sexueller Neigung zu diskriminieren, auseinandersetzen.

"Welchen tieferen Beweggrund haben Menschen, sich über andere zu stellen und was erlaubt ihnen nicht, sich selbst und ihre Meinung zu hinterfragen?"

"In Kurzform*: Wenn das eigene Selbstbewusstsein in der Kindheit geschreddert wurde, braucht es sowohl ein Subjekt/Objekt, dem gegenüber es sich erhaben und wertvoller fühlen kann, als auch eine Autorität, die die Hoffnung nährt, von ihr bei Wohlverhalten geliebt und befürsorgt zu werden, um sich für jeweils kurze Momente heil und ganz zu fühlen.
Würde man dieses Konstrukt realistisch hinterfragen, würde das irreale Selbstbild in sich zusammenbrechen und da wäre erstmal nur ein Nichts bzw. das verzweifelte, überforderte, geschredderte kleine Kind. Das macht so unendlich viel Angst, eine Angst, deren sich alle Abwehrmechanismen vehement entgegenwerfen.

Aufgebrochen werden kann dies nur, wenn die Risse in dem irrealen Konstrukt zu einem bewusst realisierten Leidensdruck und dem Willen führen, sich damit nicht mehr zufrieden zu geben."

*Anmerkung
Und natürlich abgesehen von all den tausendundeins Variablen, Mustern, Begriffen, Abzweigungen, Zusammenhänge, Verwobenes, etc.

23.7.18


Weil es heute, auch im Messenger, wieder mal Thema war, hier kurz meine Gedanken dazu:

Warum diskutiere ich mit Menschen, die nicht meiner Meinung sind? Warum sind so viele Menschen mit unterschiedlichen Haltungen und Weltanschauungen in meiner Freundesliste?

Weil ich das so will.

Weil mir diese Gespräche Spaß machen und viele auch sehr lehrreich und bereichernd für mich sind.

Weil ich die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen habe und mich in manchen Dingen auch irren kann. Und ich mich schon öfters in meinem Leben mächtig lehrreich verrannt habe.

Weil ich meine Grenzen sehr genau kenne und diese auch allen gegenüber bei Bedarf setzen und einhalten kann.

Weil ich manche dieser Menschen persönlich kenne und ich, bei allen Differenzen, die wir so hier und da haben, weiß, wäre ich in Not, dann würde ein gehauchtes "Hilf mir" reichen und sie würden Himmel und Hölle in Bewegung setzen um mir zu helfen.

Weil ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen kann.

Weil Menschen sich verändern können. Auch in die falsche Richtung. Dann gibt es halt eine Trennung. Na und? Gehört zum Leben dazu.


In Berlin zwei Obdachlose angezündet.

Einfach so.

Während sie schliefen.

In Brand gesteckt.

Während sie schliefen.

Einfach so.

Zwei Menschen.

Angezündet.

Einfach so.

Ein Menschenleben hat keinen Wert mehr.

Nein, das sind nicht die Computerspiele.

Das ist euer Hass und euer heiteres Zusehen beim Sterben überall auf der Welt.

Das macht etwas.

Mit dir, und dir, mit Ihnen, mit mir, mit uns.

Einfach so.

21.7.18


In einer Zeit, in der Geschichte, Weltanschauungen, ja gar Utopien weichgespült zusammengefasst und mit passender Werbung unterlegt zum reinen Konsumgut mit kurzfristigem Haltbarkeitsdatum verkommen sind, wäre es da nicht angebracht einen Schritt zur Seite zu machen und sich auf die Suche zu begeben nach der Ideengeschichte der Menschheit und in Muse in derselben zu baden und sich neu inspirieren zu lassen von all dem Großartigen und Schönen, zu dem Menschen seit alters her auch in der Lage zu erschaffen waren? Die Mühe lohnt, und aus ihr wird, ich spreche aus eigener Erfahrung, sobald eine tiefergehende Bereicherung.

11.7.18



Tote im Mittelmeer. viele der Leichen werden an die Küsten angeschwemmt. 

Darum geht es, wenn die feinen Herren und Damen über Grenzen, Mauern, Rettungsverbote und all den anderen Scheiß schwadronieren.

Darum geht es.

Ja, das lässt mittlerweile viele Menschen kalt. Geht ihnen am Arsch vorbei. Stört nur die eigenen Befindlichkeiten. Will man nicht sehen. Oder wenn doch, freut man sich noch lauthals darüber. Die Kommentare in den Medien quellen über vor hasstriefendem Unsäglichen. Diese Freude und Häme fressen sich in meine Seele. Das sind keine Verwirrten, keine armen Besorgten, keine vom eigenen Unglück Übermannten. Nein, die die sich da öffentlich die Hände reichen und "Absaufen! Absaufen! Absaufen!" grölen, das sind diejenigen, die kaltschnäuzig die Kugeln abfeuern, Gesichter eintreten, Körper aufreißen und anschließend gut gelaunt beim gemeinsamen Grillen mit den Nachbarn über die Vor- und Nachteile dieses oder jenes Bieres, des letzten oder nächsten Urlaubsortes palavern würden. Diejenigen, die ihre Kinder und Frauen herzen und am nächsten Morgen froh gelaunt ihrem Job mit Gewehr, Knüppel und Spaten nachgehen würden. Vielleicht noch ein Selfie für Onkel Herbert an den Gruben.

Zynisch? Nein, mein Zynismus hat sich schon lange verabschiedet. Nicht mal er wird damit noch fertig.


„Was soll man bloß machen in Zeiten, in denen sich sowohl gute als auch schlechte Nachrichten immer wieder im Nachhinein als Fakes heraus stellen? Was ist wahr, was ist eine Lüge? Was ist richtig, was ist falsch?“

„Mir helfen in solchen Momenten diese Fragen: Wer, in welchem Kontext, wie und warum. Oder, wem nützt es? Und wenn mir das alles zu viel wird, dann schließe ich für eine Weile die Türen zur Informationsflut und beschäftige mich den sogenannten kleinen Dingen. Den Gerüchen im Garten, dem Geschmack eines reifen Stück Obstes, dem Strahlen in Kinderaugen, dem Gefühl des eiskalten Wassers auf der Haut, dem Wind in den Haaren, der Zärtlichkeit beim Spüren jeder kleinsten Bewegung meines Körpers, dem Fließen meines Atems. Gehe quasi vom Makro in den Mikrokosmos. Das erdet mich und stärkt mein Bauchgefühl. Und dieses ist, unterm Strich, eh der beste Begleiter durch die Vielfalt der Nachrichten, Meldungen, Informationen von außen.“

30.6.18


Vergessen, relativieren, schönreden, abtun, verächtlich machen, verdrängen, abschließen. Kommt mir nicht damit. Niemals. Die Haltung, das Schweigen, das Wegsehen, das Verdrehen, das Leugnen, das Mitläufertum, das Glorifizieren – es hat ja nie aufgehört. Der Boden, aus dem diese Schrecklichkeiten erwuchsen, reicht weiter zurück als 1933 und gärt und brodelt seit 1945, mal mehr, mal weniger genährt, vor sich hin. Und jetzt erhebt der braune Dreck wieder erstarkt sein Haupt. Und weil es diese widerwärtige Linie gibt, in die Geschichte hinein und bis in unsere Gegenwart, müssen wir das Vergangene begreifen, um im Jetzt zu widerstehen, damit das Zukünftige davon nicht mehr verseucht sein wird.

"Heute hör‘ ich, wir soll‘n das in die Geschichte einreihen,
Und es muß doch auch mal Schluß sein, endlich, nach all den Jahr‘n.
Ich rede und ich singe und wenn es sein muß, werd‘ ich schreien,
Damit unsre Kinder erfahren, wer sie war‘n:
Der Älteste war siebzehn, der Jüngste grad vier Jahre,
Von der Rampe in Birkenau in die Gaskammern geführt.
Ich werd‘ sie mein Leben lang sehn und bewahre
Ihre Namen in meiner Seele eingraviert."


Die Kinder von Izieu

29.6.18


Mit diesen ganzen halbgaren Entschlüssen zur EU Flüchtlingspolitik verratet ihr, ihr Politiker, alles, was an Europa für Millionen Europäer seit Jahrzehnten so wunderbar, einzigartig und verteidigungswürdig war. Und für was? Für diese paar Idioten mit ihren Grenzen in Köpfen und Herzen, für diesen ganzen nationalistischen Scheißaufguss? Die vertreten doch nicht die Mehrheit der Menschen in Europa. Ja, sie sind gewalttätiger, skrupelloser, lauter, kreischender. Aber, sie sind nicht die Mehrheit. Und von solchen Altvorderen lasst ihr euch scheuchen und schleimt sie an? Das kann nicht sein, oder? Ihr seid ja nicht dumm. Also geht es doch um etwas anderes? Geht es um eure Pöstchen und euer kurzfristiges, privates Wohlbefinden? Geht es um die Gelder, die euch da und dort und dort zusätzlich zugeschoben werden? Geht es um euer Ego? Wenn das so wäre, dann wäre zumindest Ehrlichkeit angesagt und nicht so ein Rumgeeier und Geseier. Dann sagt es doch klipp und klar: „Wir wissen nicht, wie wir das mit den Menschen in Not und Elend auf der Welt lösen können. Wir wissen nicht, wie das ohne einen grundsätzlichen Reset unserer Politik und Wirtschaft zu lösen wäre. Und wir wollen es auch nicht wissen. Unser Leben ist auch nur endlich und wir wollen unsere Vorteile aus dem Jetzigen nicht verlieren. Also gehen uns diese Menschenleben schlichtweg am Arsch vorbei und sie stören uns nur, wenn sie vor unserer Haustür krepieren und unsere Bürger*innen rebellisch und dann vielleicht noch gar solidarisch werden lassen. Also sorgen wir dafür, dass es stiller um sie wird und sie in Lagern weit weg von uns verschwinden, so wie Abermillionen seit Jahrzehnten. Wir, ja wir wollen uns darum nicht tiefer gehend kümmern. Sie nerven uns. Sie nerven uns. Sie nerven uns. Wir wollen, dass alles so bleibt, wie es ist. Denn damit geht es uns gut. Und wenn das nur geht, indem wir Mauern hochziehen und Menschenrechte auf den Müll kippen und wir Millionen Menschen irgendwo elendig dahinvegetieren oder verrecken lassen müssen, dann geht es halt nur so. Das tut uns wirklich leid. Ehrlich. Aber mehr halt auch nicht.“

Aber, dafür habt ihr die Eier nicht in der Hose. 

19.6.18


Brennendste Probleme in Deutschland:

Fehlendes Personal in den Krankenhäusern
Mangel an Pflegekräften überhaupt
Altersarmut
Arbeitslosigkeit
Mindestlohn
Hartz IV
Hohe Mieten und kein bezahlbarer Wohnraum
Mangelnde und fehlende Kinderbetreuung
Marode Schulen und Lehrkräftemangel
Kaputte Infrastruktur (fehlende Ärzte, ÖPNV, Einkaufmöglichkeiten, etc.) auf dem Land.
Umweltschutz und Klima
Was dir sonst noch einfällt.

Und du glaubst allen Ernstes, ein einziges dieser Probleme ließe sich dadurch lösen, dass wir die Grenzen dicht machen? *andenkoppklatsch

16.6.18


Meine Meinung.

Die wesentlichen Grundpfeiler unserer Gesellschaft ->


„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

„Die Menschenrechte gelten für alle Menschen dieser Welt.“

„Rechtsicherheit und Gleichheit vor dem Gesetz als wesentlicher Bestandteil unseres Rechtssystems.“

„Die Gemeinschaft sorgt für und schützt ihre schwächsten Mitglieder.“

Da steht nichts von Ausschlussgründen. Keine Ausnahmeregeln bezüglich Geschlecht, Herkunft, Status, Religionszugehörigkeit, Alter, sexuelle Neigung, Meinung, Haltung, Handlung. Nichts, nada, gar nichts schränkt diese Grundsätze ein.

Ja klar, es wird sich im Alltäglichen nicht immer daran gehalten. Natürlich sind wir in vielen Bereichen noch meilenweit von einer hundertprozentigen Umsetzung entfernt. Aber, und dieses ABER ist ein dickes, wir bemühen uns, reflektieren, streiten, decken auf, kritisieren, korrigieren, verändern, drehen an dieser oder jener Schraube. Ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist. Das bisher Erreichte jedoch gilt es zu schützen und zu verteidigen. Ohne Wenn und Aber.

Warum ich mir darüber einen Kopf mache? Meine Erfahrungen lehrten mich, dass ich mich sehr wohl sehr heftig mit einem Menschen über bestimmte politische Haltungen und Blickwinkel streiten kann, wenn, ja wenn ich weiß, dass wir uns über die obigen Grundpfeiler einig sind. Darum geht es gerade jetzt. Dialog und Zusammenarbeit zwischen diesen Menschen. Gemeinsam gegen diejenigen, die diese Grundpfeiler unserer Gesellschaft grundsätzlich in Frage stellen und sie zerschlagen wollen.

Darin, und nur darin liegt unsere Hoffnung.

12.6.18


Freier und schneller Informationsaustausch, freier Zugang zu Wissen und Fakten, weltweite Kommunikation und Vernetzung ohne Zensur, freie Bild- und Filmberichterstattung, schnelle und offene Bildungs-, Forschungs- und  Weiterbildungsmöglichkeiten, etc. sind gefährlich für den Erhalt von Machtstrukturen und dem Missbrauch derselben.

All das Gequatsche und Geblubber, all die neuen Gesetze und Vorschriften von wegen Datenschutz, Urheberrechte, etc., gerade von denjenigen, die doch genau darauf scheißen, sind meiner Meinung nach nur Versuche, all das, was den freien und unzensierten Zugang für Millionen Menschen so wertvoll macht, einzudämmen. Und natürlich will man damit auch hier und da noch Kohle und Gewinn machen.

3.6.18


Mich trieb die ganze Nacht die Frage um, was wohl mit „erfolgreicher 1000 jähriger deutscher Geschichte“ gemeint sein könne. Also las ich mich noch einmal durch viele historische Texte und Berichte, die mir bei der nächtlichen Recherche so über den Weg liefen. Von der traditionellen Geschichtsschreibung (Kaiser, Päpste, Fürstentümer, Kriege, Schlachten, Verträge) bis zu differenzierteren Beschreibungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen der unterschiedlichen Stände und Klassen. Mein Kopf brummte und ich hatte das Gefühl, ich wate durch ein Meer aus Blut und Leid und Schmerz, vergossen und erlitten für die Machtbestrebungen und den Machterhalt einzelner Clans, Häuser, Herrscher- und Wirtschaftscliquen. Einen "Vogelschiss" fand ich dabei nicht. Was ich jedoch fand, waren Menschen und Bewegungen, die sich in all den Zeiten, in all dem Elend, dem Schrecken und den Ungerechtigkeiten wieder und wieder dagegen aufbäumten und nach Alternativen suchten, Utopien entwarfen, den Menschenrechten über all die Jahrhunderte hinweg Schritt für Schritt den Weg bereiteten. Sie zahlten meistens einen hohen Preis für ihren Mut, ihre Zivilcourage und ihren Einsatz. Insofern sehe ich einen blutroten Faden in der Geschichte, den ich „erfolgreich“, jedoch nicht „deutsch“ nennen würde. Ich nehme an, Herr Gauland und Konsorten meinen diesen roten Faden in unserer Geschichte nicht, wenn sie von „erfolgreicher deutschen Geschichte“ faseln.

27.5.18


Was könnte ich dir schon geben?
Nichts, was du nicht eh schon besitzt.
Ich kann dir deinen Reichtum nur zeigen.
Schenken musst du ihn dir selbst.


Alles in der therapeutischen Arbeit benötigt seine eigene Zeit.

Muster, die sich über Jahre oder Jahrzehnte verfestigt haben, legt niemand innerhalb von zwei, drei Stunden ab. Zumal diese Muster, in ihrer Ursprünglichkeit ja meistens sehr sinnig waren und Überleben ermöglichten und somit positive Erfahrungswerte lieferten, die wiederum das jeweilige Muster durch Erinnerungen und Kopplungen stabilisierten und verfestigten.
So eingefahrene und in der Vergangenheit positiv besetzte Denk- und Handlungsmuster sind hartnäckig, auch wenn sie in der Gegenwart nur noch zum Leiden führen.
Ihre Veränderung ist mit Angst besetzt und jeder konkrete Schritt heraus ist furchteinflößend. Es verlangt viel Geduld und Achtsamkeit, manchmal auch einige Umwege, um ihnen den heutigen Stellenwert zuzugestehen und sie abzulegen bzw. zu wandeln.
Daneben gibt es jedoch auch Muster, die stehen quasi in den Startlöchern zur Transformation und warten nur auf den befreienden Anstoß. Das sind diejenigen, die bis ins Unterbewusstsein hinein mittlerweile als störend, hemmend, überholt, leidensfördernd, überflüssig, etc. empfunden werden. Der Zeitaufwand ist hier wesentlich geringer, der Achtsamkeitsfaktor jedoch gleich hoch. Diese Unterschiede zu erkennen, sichtbar zu machen und dementsprechend flexibel damit zu arbeiten – das ist eine meiner Aufgaben.

Und ja, manchmal bin ich ungeduldig, denn ich habe kein Interesse daran, meine oder deine Zeit zu verschwenden. Und dein Geld will ich schon gar nicht für unnützes Geschwubbel. Wer mit mir arbeitet, der kennt das. Manchmal aber, da braucht es Zeit, obwohl Alles eigentlich da ist und nur darauf wartet umgesetzt zu werden. Dann ist meine Geduld grenzenlos und gibt Halt und Ermutigung.



Angeregt durch einen Diskussionsverlauf auf Facebook gingen mir spontan folgende Gedanken durch den Kopf:

Was unterscheidet eine Partei eigentlich von anderen Organisationsformen der Bürgerbeteiligung an politischen Prozessen?

Eine Partei vertritt ein feststehendes Menschenbild und eine bestimmte Sicht auf Welt.

Sie hat ein auf diesen Säulen basierendes Programm mit klaren Zielsetzungen. (Beispiele: „Soziale Gerechtigkeit“, „Umverteilung von Macht und Reichtum“, „Leistung muss sich lohnen“, „Deutschland den Deutschen“, „Weniger Staat – mehr Eigenverantwortung“, und ähnliches.

Die Mitglieder der Partei sind, unabhängig vom tagespolitischen Geschehen, an diese grundsätzliche Haltung zur Gesellschaft und an die im Parteiprogramm formulierten Zielsetzungen ihrer Partei gebunden. Bedeutet, ganz egal, was die gegnerische Partei formuliert und tut, ganz egal, welche Person die Partei wo auch immer nach außen vertritt, sind alle Mitglieder an diese Grundsätze gebunden und haben sie öffentlich zu vertreten.

Das zurzeit berechtigte Grummeln der Bürgerinnen und Bürger entsteht unter anderem auch dadurch, dass einzelne Politgrößen und/oder Splittergruppen der jeweiligen Parteien sich daran im Öffentlichen nicht mehr halten, sondern absolut unberechenbar nur noch auf Vorlagen anderer Parteien reagieren, anstatt im Sinne ihres jeweiligen Parteiprogrammes zu agieren. Dadurch verwischen sich die substanziellen Unterschiede der Parteien in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger. Alles wird zu einem undurchsichtigen Einheitsbrei und die Parteien verlieren dadurch sowohl ihre Konturen (wofür steht diese Partei grundsätzlich), ihre Alleinstellungsmerkmale als auch ihre Glaubwürdigkeit.

Einfacher: Es bringt nichts, wenn sich die bürgerlichen Parteien bemühen im Öffentlichen die AfD rechts zu überholen oder sich deren rassistischen Vorlagen anzupassen. Sie können nur verlieren und die AfD damit stärken. Diese hält sich nämlich an ihr Programm, ihre Grundhaltung und an ihre Themen: Rechtsradikal, menschenverachtend, rassistisch, homophob, sexistisch, nationalistisch. Und die Bürgerinnen und Bürger (die, die sie wählen) wählen und unterstützen sie aus genau diesen Gründen.

Also, was hilft?

Endlich wieder zu den jeweiligen Grundsätzen und Zielen der eigenen Partei zurückfinden und diese scharf und klar nach außen als Abgrenzung zu anderen Parteien kommunizieren. Den Bürgerinnen und Bürgern dieses Profil wieder deutlich erkennbar werden lassen, die Unterschiede zu den anderen Parteien eindeutig herausarbeiten und die aktiven Mitglieder darauf wieder verbindlich festlegen mit dem Tenor, wer sich nicht daran hält, der/die fliegt.  

Wenn das nicht passiert, werden die Parteien und ihre politischen Vertreter aus dem bürgerlich demokratischen Spektrum immer mehr Vertrauen verlieren, die Wahlbereitschaft weiter sinken, die Rechtsradikalen dazu gewinnen und letztendlich könnten wir uns dann den ganzen demokratischen Aufwand auch sparen und direkt in ein nichtdemokratisches System zurück wandern.      

20.5.18


„Frau Müller, wie viel Mut gehört dazu, Inhalte zum Kinderschutz zu posten oder zu retweeten? Keine polemische, sondern ernste Frage! Wie tabuisiert ist dieses Thema noch? Gibt es eine Scheu, sich damit zu exponieren?“

„Mut? Ich denke nicht, dass es hier um Mut geht. Verdrängung. Das Thema drängt ja jeden Einzelnen, der/die sich damit beschäftigt dazu, sich mit der eigenen Biografie, inneren Haltungen, den eigenen Narben, mit dem Menschenbild, dem eigenen Bild von Kindern, dem Eltern sein und ja, auch mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen. Man drängt es weg, weil es einem auf zu vielen Ebenen zu nahe kommt. Wenn man sich auf das Thema einlässt, dann kann man nicht mehr zurück und viele wohlige Glaubenssätze, innere Bilder und die eigene Psyche stützende Annahmen, etc. krachen zusammen. Und dann wird man irgendwann vor der ganz konkreten Frage stehen, wie man sich jetzt verhält. Ganz schön unbequem alles. Als Bereicherung empfinden dies die wenigsten. Wenn man sich mit der Not von Kindern beschäftigt und sich drauf einlässt, wohin das einem führt, dann ist das so, als würde man den Stöpsel aus einem riesigen Staudamm ziehen. Sprengkraft hoch zehn. Darum kommt es der Gesellschaft insgesamt nicht ungelegen, dass so viele lieber schweigen, wegsehen, tabuisieren.

Was hilft? Schritt für Schritt. Laut, kreativ, ansteckend. Wieder und wieder.“

13.5.18


Muttertag

Gebt mir Arbeit, Wohnung, Essen, medizinische Versorgung. Und meinen Kindern Bildung, Teilhabe, Chancen, Zukunft.

Dann, vielleicht dann, kann ich eure Blümelchens an diesem Tag auch ohne Brechreiz goutieren.


11.5.18


 The real problem with "treatment" for rapists is that they like what they do. The motive for sexual assault is sexual assault. 
Andrew Vachss 

Eine wesentliche Grundlage für Therapie ist das aus dem Leidensdruck entstandene Begehren nach einer Veränderung des eigenen Denkens und Tuns. Daraus entsteht der Auftrag für den Therapeuten für die gemeinsame Arbeit. Unmöglich wird das, wenn weder ein Leidensdruck vorhanden, noch ein Wunsch nach Veränderung beim Gegenüber vorhanden ist. Dann gibt es keinen Auftrag und aufgezwungene Therapie läuft damit ins Leere.

8.5.18


„8. Mai. War da nicht was?“

„Ein Krieg wurde beendet.“

„Danach kamen doch noch so viele, viele andere.“

„Stimmt, eigentlich kein Grund zum Feiern.“


Wenn sich nicht endlich jemand
traut den Frieden zu beginnen,
werden Kriege niemals aufhören.


7.5.18


Schlagzeile: "Unionsfraktionschefs fordern Wertekunde-Unterricht für Flüchtlingskinder." ... Habe ich kein Problem mit, wenn dies in Menschenrechtslehre für alle Kinder und Erwachsene, die in Deutschland leben, umbenannt und entsprechend inhaltlich gestaltet würde. Sagen wir, in einem Rhythmus von 5 Jahren muss jede/jeder verpflichtend, lebenslang an einem kreativen Workshop dazu teilnehmen. Aktive Politiker vielleicht eher in kürzeren Abständen mit jeweiliger Abschlussprüfung und der Auflage, konkrete Umsetzungsversuche dazwischen verbindlich nachzuweisen. Zwei, drei Generationen sollten wir das mindestens beibehalten.

23.4.18


Was mich nervt: Jetzt gehen alle wieder mit ihrer scheinheiligen Betroffenheit hausieren: „Oh gottohgott, Antisemitismus! In unserem Lande. Der Islam, der Islam!“ *heulzürnjammerkreisch

Wo habt ihr eigentlich gelebt in den letzten 60 Jahren? Antisemitismus gab es hier solange ich mich erinnern kann. Mal mehr, oder mal weniger offen. Ich erinnere mich sehr gut daran, dass ich als 12/13 Jährige keine Freundschaft schließen durfte mit dem Mädchen aus dem neunten Stock, weil ihre Familie jüdischen Glaubens war und meine Pflegemutter darob hysterische Anfälle markierte.

Und weil wir gerade dabei sind: Als junges Mädel unterwegs habe ich ganz schnell gelernt mich vor Männern in Gruppen fern zu halten und knutschen mit der Liebsten später nur an geschützten Orten. Und meine Freunde hatte einen wahnsinnigen Stress mit ihren langen Haaren, wurden angebrüllt und angespuckt. Mit einer Kippa, einem Schleier oder mit Turban, mit gleichgeschlechtlicher Freundin oder dem Freund offen unterwegs zu sein, war ein ebensolcher Hindernislauf. Mit Ausländern, Gastarbeitern, gar Flüchtlingen hatte dies jedoch nichts, aber auch gar nichts zu tun. Das waren hausgemachte Schweinereien und tief verwurzelte Antipathien, Rassismen, die jetzt nur wieder in voller Blüte stehen, gedüngt auch durch eure verbitterte Verlogenheit damals schon.  

Also, spart euch eure Heuchelei und setzt euch endlich mit eurer eigenen Geschichte auseinander und übernehmt Verantwortung für die jetzigen Zustände. 

*Anmerkung
“Euch“? Na, die jetzigen Rumheuler und die, die sich angesprochen fühlen könnten.

22.4.18


Das, Herr Seehofer, geht auf Ihr Konto und auf das Ihrer Mitläufer und Konsorten.

"Brandstifter" habe ich Sie früher genannt, heute nenne ich Sie Täter.

Nur eines von vielen Beispielen: Beispiel

19.4.18


Anmerkung zum „Entwurf zum Bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz“ und meinem Protest dagegen: Das Psychiatriesystem krankt seit Jahrzehnten hinten und vorne. Wenn ich nun vehement gegen diesen schrecklichen Entwurf bin, dann bin ich zwar dagegen, aber ich kämpfe mit diesem Protest nicht gleichzeitig für den bestehenden Zustand. Das gilt es zu verstehen.

Kurzfassung, populistisch -> Nur weil die neue Scheiße mächtig stinkt, hat sich der Geruch der alten nicht in Blümchenduft verwandelt.  

18.4.18


Kopftuch für kleine Mädchen

"Aber was wäre eine möglichst freie Entwicklung? Natürlich brauchen Mädchen unter 14 Jahre Unterstützung, damit sie stark und selbstbestimmt werden, egal welcher Religion sie oder ihre Eltern angehören. Sie brauchen das Wissen, dass sie keine Schlampen sind, wenn sie vorehelichen Sex haben, dass sie sich schminken oder nicht schminken dürfen, dass sie allein darüber bestimmen können, wer sie anfasst und wie und wann, dass sie eine Beziehung anfangen können, wenn sie wollen, und auch beenden, wenn sie wollen. Sie brauchen angemessene Aufklärung in körperlichen und sexuellen Fragen, sie brauchen Wissen über Menstruation, Jungfräulichkeit, Verhütung und Schwangerschaften, sie brauchen politische Bildung und Aufklärung über ihre eigenen Rechte sowie die Fähigkeit, sich selbst zu verteidigen, Grenzen zu ziehen und Pläne zu machen. Dafür brauchen sie Vorstellungen von unterschiedlichen Lebensentwürfen und Respekt vor den Entwürfen anderer. Jungs brauchen: exakt dasselbe." Zitat aus

Ja.

Spontane, persönliche Gedanken zu den weiteren Gedanken des Artikels: Ich halte nichts von staatlichen Geboten und Verboten in Bezug auf Kleidung. Liegt wohl an meiner Biographie, denn ich erinnere mich noch sehr gut an meine Kämpfe für Hosen und Hotpants und Minis und an all die schrägen Diskurse darum. Ich habe eine Aversion dagegen, wenn mir jemand vorschreiben will, was ich zu tragen habe aus einem einzigen Grunde: Weil ich eine Frau bin. Also, das Geschwätz älterer, weißer Männer zum Kopftuch geht mir am Hintern vorbei.

Auf der anderen Seite: Wenn kleinen Mädchen eingebläut wird, dass sie nur dann Papas Liebling und überhaupt "gut" seien, wenn sie Kopftücher tragen würden, dann geht es um mehr als nur um das Einhalten einer religiösen Vorschrift. Kinder können das gar nicht überblicken, sondern sie stecken in einer Eltern-Kind-Beziehung und wollen vor allem eines: Die Liebe ihrer Eltern nicht verlieren. Also tun sie, was diese verlangen und wenn es sie zu sehr nervt, weil sie es intuitiv falsch finden, dann internalisieren sie das religiöse Gebrabbel ihrer Erwachsenen und machen es zu ihrem eigenen. Allereigentlich eine gesunde Verhaltensweise, denn sonst würden sie an dem inneren Konflikt zerbrechen. Kann man die Kinder damit alleine lassen? Sollte man sie diesem lebensbedrohenden Widerspruch überhaupt aussetzen?

Was wäre die Lösung? Eine konsequente Trennung von Staat und Kirche. Keine religiösen Symbole jedweder Art im öffentlichen Raum. Stärkung der Rechte der Kinder durch konsequente Umsetzung der Kinderrechte. Keine Beschneidung, keine Taufe, kein Kopftuch, kein religiöses Irgendwas. Die Eltern können ja die Inhalte ihrer Religion durch Vorleben den Kindern nahe bringen - solange dieses Nahebringen kein einziges Recht der Kinder beschneidet.

Andere Lösungen?

17.4.18


Echogedöns

Was mir nicht gefällt ist die kursierende Bezeichnung "Rapper Skandal" und wie jetzt all das bürgerliche Gesimse undifferenziert gegen diese Art von Musik aus den verrotteten Dachbalken quillt. Ich kenne tolle Rapper, ich mag diese Stilrichtung und ja, manchmal knirschen die Wortreihungen ganz schön ins Bequemlichkeitspolster rein. Gut so. Was ich nicht mag sind hasstriefende, sexistische, rassistische und sinnbefreite Gewalt verherrlichende Texte. Und was ich genauso wenig mag sind solche dämlichen, kommerziellen Veranstaltungen wie der "Echo".

Ich finde es gut, dass jetzt einige ihre Preise zurück geben. Noch besser hätte ich es gefunden, sie hätten sie niemals angenommen.

11.4.18


Der Herr Spahn macht das sehr geschickt: Ich kann sein Gesicht mittlerweile nicht mehr sehen. Und hören, was für einen Scheiß er von sich gibt, kann ich auch nicht mehr. Er ist mittlerweile, wegen der Kotzerei ob seiner unqualifizierten Äußerungen, Gift für meine Magenschleimhaut. Und so könnte es passieren, dass ich ihn ignoriere. Mit der Folge, dass er jeden Mist klammheimlich durchsetzen könnte.
Aber! Ich bleibe tapfer und standhaft, halte ihn aus, leiste Widerstand und kauf mir einen noch größeren Kotzkübel.

Desensibilisierung kommt übrigens nicht in Frage, denn ich kann und will mich nicht an dieses Allergen auf zwei Beinen gewöhnen.

8.4.18


Sterben und leiden Opfer anders, wenn der Täter, die Täterin dieses oder jenes Motiv für seine Tat hatte? Relativiert sich der Schmerz der Angehörigen, wenn der oder die Täterin diese oder jene Nationalität, Religion, Herkunft oder Vorlieben hatte?

Alle die, die geifert und sabbernd ihr eigenes winziges Ego in Hasstiraden über Täter befriedigen, sind erbärmliche, kleine Hascherls. Aber all diejenigen, die genau wissen, wie sie diese Stimmungen anheizen, aufbauen, ausnutzen für ihre eigenen machtgeilen Spielchen, die, ja die sind in meinen Augen MittäterInnen.

Die Opfer? Ach, die Opfer kommen in all diesen Szenarien doch gar nicht vor. Mitgefühl? Trauer? Vergiss es. Wo Stille angebracht wäre, tiefstes Bedauern und heiße Tränen, werden sie ein zweites Mal gemordet und abgeschlachtet durch den sie verleugnenden, befeuerten Hass zutiefst erbärmlicher Menschenwesen.

Es macht mich so unendlich traurig und zornig.