31.7.16

Dein DagegenSein erscheint mir unglaubwürdig, solange ich nicht verstehe, wofür du eigentlich bist. Für ein paar Hinweise wäre ich dankbar.

29.7.16

„Merkel ist dies und das und jenes. Merkel muss weg!“
„Genau. Und du übernimmst das Amt und machst alles anders.“
„Ähm“
„Oder wer sonst?“

Was es zu verstehen gilt: Es ist unterm Strich - bis auf ganz seltene, wirklich selten seltene Menschen – doch keine Personenfrage.

Woher kommt dann dieses Personen Bashing?

Es hat unter anderem etwas mit mangelnder Transparenz zu tun. Bei meinen kurzen Ausflügen in die aktive (Kommunal)Politik habe ich dieselbe immer ganz schnell schreiend wieder verlassen, weil mich dieses "das darf der und die nicht wissen" bzw. "der darf das, die darf jenes, der darf nur dieses Teilstückchen erfahren" in den Wahnsinn getrieben hat. Und man durfte und sollte nicht darüber reden. Dabei wäre es doch so einfach, wenn ich als Politikerin meine Verstrickungen auch öffentlich benennen dürfte, so alá "Ja, ich finde dieses Gesetz auch aus diesen und jenen Gründen beschissen, aber ich stimme dafür, weil ich dann von der Lobby Zugeständnisse für das andere, auch wichtige Gesetz bekomme." Oder: "Ich bin der Meinung, dass ...., aber zur Zeit sind die Machtverhältnisse und Abhängigkeiten halt so und so und deswegen kann ich nur so entscheiden, in der Hoffnung dafür beim nächsten Mal weniger Gegenwind für dies und das und jenes zu bekommen."

Es geht um Deals und um Kontenausgleich der Gefälligkeiten, jedes Mal wieder. Ohne Ausnahme bei allen! Und um Abhängigkeiten. Und ja, es würde alles viel klarer und einfacher machen, wenn endlich mal viele, viele Leute im politischen Geschäft damit anfingen Klartext zu reden und nicht erst in ihren Biografien die Katze ein bissl aus dem Sack gucken ließen.

Die Menschen spüren doch intuitiv, dass es neben den öffentlichkeitswirksamen Blubber Aussagen noch etwas anderes geben muss, etwas Tiefgehenderes, Hintergründigeres, das ihnen vorenthalten wird. Sie fühlen sich deshalb mit der Zeit verarscht und angelogen.

Ich wünsche mir, dass über die verschiedenen Ebenen und Verwicklungen bei einer politischen Entscheidungsfindung auch im Politikunterricht intensiv gesprochen würde, damit u.a. endlich das Märchen vom Tisch käme, dass ein Kanzler oder ein Minister alleine und unabhängig auch nur irgendwas so locker vom Hocker weg entscheiden könne.

Bleibt die Frage: Warum sollten Politiker offen und ehrlich kommunizieren? Was sollte ihr Antrieb sein, wenn der Schwur, ausschließlich zum Wohle des Volkes zu handeln allein nicht ausreicht?

Banale Antwort: Gleiches Geld für viel weniger Energieaufwand. Oder anders ausgedrückt: Diese ganze gelebte Schizophrenie hat auch für das Individuum ihren Preis. Der Energiehaushalt bricht zusammen und die landen dann irgendwann bei mir auf der Couch oder gleich auf der Intensivstation. All dieses Gehabe und Gemauschel zerrt den Menschen auf. Aus rein egoistischen, auf sich selbst bezogenen Gründen sollten sie es lassen. Meistens jedoch kapieren sie es zu spät, denn sie sind verblendet und beratungsresistent bis zum Anschlag.
The Last Stand of the Angry White Man: „… nachdem wir acht Jahre mitansehen mussten, wie uns ein Schwarzer rumkommandierte, sollen wir untätig danebenstehen und uns weitere acht Jahre von einer Frau rumschubsen lassen? Und danach vielleicht noch acht Jahre ein Schwuler im Weißen Haus. Danach die Transgender-Leute! Wo soll das noch hinführen? Wahrscheinlich wird man bis dahin den Tieren Menschenrechte zuerkannt haben, und ein beschissener Hamster regiert dann das Land. Das muss aufhören! Jetzt!“ Michael Moore, 2016 

25.7.16

Fraktionschefin Sahra Wagenknecht meinte heute öffentlich kundtun zu müssen, dass ein Anschlag wie der von Ansbach zeige, "dass die Aufnahme und Integration einer großen Zahl von Flüchtlingen und Zuwanderern mit erheblichen Problemen verbunden und schwieriger ist, als Merkels leichtfertiges ‚Wir schaffen das‘ uns im letzten Herbst einreden wollte“.

Ich halte Frau Wagenknecht für eine ausgesprochen kluge Frau. Sie weiß genau, was sie wann warum sagt. Und sie weiß auch was bei wem wie ankommt. Unter solchen Voraussetzung sind die Sätze von ihr unter den aktuellen Bedingungen zu diesem Zeitpunkt schlichtweg Brandstiftung. Und wenn ich mir die Reaktionen im Netz und in den Foren ansehe, dann zeigt sich, dass die Zündelei funktioniert. Was soll das also? Stimmenfang? Das mag ich nicht. Das hat doch alles nicht erst mit den Flüchtlingen im letzten Jahr angefangen. Das geht Jahre / Jahrzehnte zurück. Und ich denke, sie weiß das alles, besser als ich. Und sie weiß auch, dass der "Terrorismus" nicht erst jetzt angefangen hat, sondern den hatten wir schon vorher. Und sie weiß um die Verlogenheit der ganzen Integrationsprogramme und den ganzen Fördermist im Bildungssektor. Und sie weiß um die systemischen Rahmenbedingungen und die Ursachen für all den Scheiß. Das ist das, was ich ihr vorwerfe, dass sie es weiß und trotzdem so eine Aussage genau jetzt in die Welt setzt. Boah, das Weib macht mich gerade richtig wütend.
„PC Spiele sind schuld!“

„Genau. Der Erdogan treibt sich auch nächtelang auf LanPartys rum und zockt noch zwischendrin heimlich auf dem Klo.“

24.7.16

Ich nenne dich Arschloch, wenn du dich wie eines verhältst. Deine Herkunft, Religion oder sonstwas sind mir dabei egal. Das! nenn ich Akzeptanz!  

Ja, ich hätte auch ein anderes Schimpfwort benutzen können, Schlappekicker, oder implodierter Kugelfisch ... aber, ich habe jetzt jahrzehntelang daran gearbeitet auch mal, mit viel Überwindung immer noch, so einen richtig widerlichen, ungerechten, ekligen Begriff zumindest schreibend zu benutzen. ... Meine ehemalige Therapeutin wäre stolz auf mich. 

23.7.16

Hass und Dummheit - Verzweiflung und Hass ... ... und mittendrin die geifernde Journaille.

Unsäglich.

Wörtersuche.

Was könnte ich schreiben nach so einer Nacht? Was ist da in mir, was ich noch sagen könnte? Nichts anderes als zu all dem Schrecken vorher: Mitgefühl, Traurigkeit, Zorn, gemischt mit dem Gefühl der Hilflosigkeit und der zeitweisen Entmutigung.

In der Nacht erinnerte ich mich an die endlosen Diskussionen in den Schulen über die Gefährlichkeit von Computerspielen. Dass sie die jungen Menschen gewalttätiger machen und Hemmschwellen herabsetzen würden. Nun, ich dachte schon damals, und denke es auch noch heute, dass die Realitäten, mit denen wir junge Menschen tagtäglich konfrontieren, doch viel gefährlicher seien. Was macht es mit einem jungen Menschen, wenn er im Netz und in den Medien quasi per Liveschaltung das Gemetzel an Kindern und das elendige Morden und Sterben rund um den Erdball mitansehen kann. Was macht es mit ihm, wenn er all das Elend und Leid und all die Ungerechtigkeiten tagtäglich hautnah serviert bekommt? Er quasi dabei zusehen kann, wie wider besseren Wissens die Umwelt für kurzfristige Gewinnspannen zerstört und Menschenträume eiskalt vernichtet werden? Was macht es mit ihm, wenn er all die sich steigernden Hasstiraden mitliest? Und dann daneben die verlogene, sich wohlanständig gebende Saturiertheit der MitbürgerInnen und das für ihn nicht mehr durchschaubare Gehampel und Gebaren der Politikerkaste erlebt. Was macht all dies und mehr mit einem jungen Menschen? Macht es etwas mit ihm?

Ja, es macht etwas mit ihm oder ihr. Denn es macht ja auch etwas mit mir. Im Unterschied zu vielen jungen Leuten verfüge ich jedoch mit meinen sechzig Jahren über genügend Lebenserfahrung, innere Muster und Handwerkzeuge, über gewachsene und integrierte Wertvorstellungen, eine mäßigende Gelassenheit und genügend innere Stabilität  um damit einigermaßen angemessen umgehen zu können. Ich kann, wenn auch manchmal mit einiger Anstrengung, meine Emotionen regulieren, Fakten von Propaganda unterscheiden, mich distanzieren und abgrenzen… und, und, und. Sie können dies alles doch noch gar nicht können.

Als ich Ende der neunziger Jahren an Schulen und in Schulprojekten in sozialen Brennpunkten mit Jugendlichen arbeitete, machte ich mich bei Trägern und Mitarbeitern schon unbeliebt, wenn ich aus den Einzelgesprächen oder aus den Familien zurück kam und die Frage in den Raum warf: "Warum brennen eigentlich unsere Städte noch nicht?" Der Widerspruch zwischen der Lebensrealität dieser jungen Menschen und den schönredenden, jedoch irrealen Ansprüchen der damaligen Förderprogramme schrie quasi nach Irrsinn und Wahn.

Ach, alles nur Worte, Worte, Worte.

Das ändert ja nun doch alles nichts an der Tragik und dem Schrecken solcher Taten wie in Würzburg oder München oder in… und in… und in… . Und so sitz ich da und weine und suche in mir dieses Fünkchen Hoffnung.  Verdammt, ich weiß, dass es da ist, da sein muss. Ich bin doch alt genug um zu wissen, dass es immer da ist, niemals erlischt. Ich suche.

20.7.16

„Es gibt nur wenige Gründe, die mich zum Verlassen meiner Heimat bewegen könnten. Erdogan schreibt mir gerade die noch fehlende Liste dazu.“

*Anmerkung an all diejenigen, die meinen, mir den Kopf voll schwafeln zu müssen von wegen wir hätten hier in Deutschland eine Diktatur: Ich war in Griechenland zur Zeit der Diktatur; ich habe im Iran gelebt, als die Pasdaran noch ausschließlich die Straßen beherrschten; ich war in der Türkei, als die Kurdenverfolgung einen ihrer Höhepunkte hatte; ich war in Portugal und Spanien und ich habe damals die Überlebenden aus Chile kennengelernt … und, und, und. Erzählt mir also nix über Diktatur. Ihr habt nicht mal einen Hauch von Ahnung, was das wirklich bedeutet. Ihr könnt es euch in euren schlimmsten Albträumen nicht mal im Ansatz vorstellen.
Ja, es läuft eine Menge schief und quer in diesem, meinem Land, eine ganze Menge, aber! von einer Diktatur sind wir meilenmeilenweit entfernt. Und weil das so ist, kommt mir doch der schräge Gedanke, dass ihr, die ihr so widerwärtig und sinnentleert schreit und hetzt, euch ganz tief innerlich sehnt nach einem verklärten Etwas, das, würde es denn hier um euch drum herum existieren, euch von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen und jedwede Existenzgrundlage entziehen würde. Ihr wäret die ersten, die in einer Diktatur elendig verrecken würden. Oder, oder ihr würdet zu besinnungslosen Handreichern und Speichelleckern der diktatorischen Gewalt und des Staatsterrorismus werden. Aber auch das würde ja bedeuten, dass ihr innerlich schon längst tot wäret.
Also, lasst es einfach sein mit eurem Gehetze und eurem irrealen Gejammer. Und wenn ihr, aus welchen pathologischen Gründen auch immer, damit nicht aufhören könnt, seid wenigstens ein klein wenig dankbar dafür, dass ihr in einem Land lebt, in dem ihr euren Hass und Wahn ohne gravierende Folgen für Leib und Seele laut hinaus rotzen dürft. Mein Land hält dies, wenn auch völlig abgenervt, aus und ich letztendlich auch. Weil wir eben nicht in einer Diktatur leben.
Bei all der Traurigkeit über und dem tiefen Mitgefühl für die Menschen, die durch diesen Gewaltausbruch so sinnlos, so schrecklich sinnlos, schwer verletzt wurden, landen meine Gedanken beim Lesen der Artikel und Kommentare zu Würzburg doch immer wieder irgendwie bei dem jungen Mann, den ich vor vielen Jahren in einem Projekt kurz kennenlernen durfte und der sich selbst umgebracht hat. Und meine Traurigkeit wird ganz uferlos. Und mein Mitgefühl umfasst sie alle. Ja, da ist nichts in mir, dass sich diesem Gefühl in den Weg stellen könnte. Ja, ich weine auch um den jungen Mann, der keinen anderen Ausweg sah um die schreckliche innere Not zu handhaben als andere, ihm völlig fremde Menschen, mit in seinen Abgrund zu reißen. Ich weine um all diese jungen Menschen, fast noch Kinder, die so völlig wurzellos und außer sich sind, dass sie keine Hoffnung, keine Zukunft, kein Licht am Ende des elendigen Tunnels für sich, in sich, mehr zu finden meinen.
Und ich wüte gegen die, die jetzt ihren zügellosen Hass über sie ausschütten, die sie, kaltschnäuzig in ihrer arroganten, anmaßenden  Herrenmenschenmentalität, für ihre Zwecke instrumentalisieren, ohne einen Augenblick inne zu halten und sich zu fragen: Was muss der Mensch dem Menschen angetan haben, dass jemand zu solch einer Tat fähig sein kann? Und ich zorne ebenso gegen das zutiefst jedwede Menschlichkeit schreddernde Daesh Gesindel, das aus der Not von jugendlichen Tätern und dem unsäglichen Leid der Opfer noch seinen propagandistischen Gewinn meint ziehen zu müssen. Ich verachte euch zutiefst.

Ja, ich denke heute an Younes.

Meine Traurigkeit ist uferlos.


18.7.16

„Säuberungsaktion“

„Du meinst den Frühjahrsputz, samstägliche Autoreinigung, Fēng Shuǐ?“

„Nein, ich mein Willkür, Blut, Kerker, Folter, Mord.“

17.7.16

Ein Mitarbeiter des Senders CNN Türk, der vorübergehend von den Putschisten besetzt wurde, berichtet, bei den Soldaten habe es sich überwiegend um junge Männer gehandelt. "Sie zitterten. Sie sagten, sie befolgten lediglich Befehle."

Das war für mich eine der wichtigsten Aussagen bisher. Denn das, genau das demaskiert euch, ihrer Herren Generäle und Offiziere und Truppenchefs jedweder Couleur in jedwedem Land auf dieser Erde. Euch gehen Menschenleben am Arsch vorbei und für das von euch ersponnene Ziel, ganz egal welches es auch sei, geht ihr feist grinsend über Leichen. Das war vor tausenden von Jahren schon so und ist heute nicht anders. Und ihr schenkt euch da nix, egal für wen und was ihr meint kämpfen lassen zu müssen. Es sind immer die Unbedarften, die Jungen, die ihr einwickelt mit eurem verlogenen Gesülze von Ehre, Vaterland, Kameradschaft und absolutem Gehorsam. Ihr schickt sie ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod und lasst sie elendig auf der Straße, im Feld, in den Lagern verrecken. Für was? Für euer beschissenes Ego, für eure verquerte Sicht auf Welt und Leben, für eure egoistischen Interessen, für euren Ruhm und euren Profit. Ich könnte kotzen. Und nein, in der Türkei wurde keine Demokratie gerettet, denn die liegt in den namenlosen Gräbern hinter den Folterkammern, in den zerbombten kurdischen Dörfern und den überfüllten Gefängnissen schon seit Jahren begraben. Und ja, ich bin froh, dass dieser, von wem und warum auch immer angezettelte Putschversuch nichts gebracht hat. Denn die hohen, selbstherrlichen Herren auf beiden Seiten dieser scheinbaren Auseinandersetzung gleichen sich wie ein Ei dem anderen in ihrer absoluten Menschenverachtung. Pfui Deibel.
(Un)Logik

„Soldaten putschen, Richter fliegen sofort aus ihren Ämtern. Das nenn ich mal eine Logik!“

„Kann ich toppen: Nichtreligiöser Psychopath macht ein Attentat. Die Religion, genau diese, ist schuld!“

„Besser: Amokläufer wurde im Land geboren und sozialisiert. Zur Prävention schließen wir jetzt unsere Grenzen!“

„Auch nicht schlecht: Hier fand ein Anschlag statt, darum ziehen wir jetzt alle Einsatzkräfte exakt hier zusammen. Könnte sich ja wiederholen. Genau an diesem Ort.“

„Die Maus ist schuld. Sie hat sich vertippt, weil sie immer mit der Maus die Tastatur bedient.“

„Das war jetzt aber lasch.“

„Na gut, wie wäre es damit: Sie sind Sozialschmarotzer, weil sie uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen?“

„Mein Favorit ist und bleibt: Krieg schafft Frieden!“

„Stimmt, das lässt sich nicht toppen.“

Fällt euch noch mehr ein? 

15.7.16

Hilflos. Ich verstehe den Sinn hinter all diesen Anschlägen nicht. Die Auswahl der Anschlagsopfer ist beliebig. Weder auf Flughäfen, in Metros, auf belebten Straßen auf Festen oder Sportereignissen kann sich die Tötung/Verletzung von Menschen auf eine bestimmte Zugehörigkeit, sei es Status, politische Einstellung, Religion, Herkunft, Geschlecht, Alter einschränken lassen. Diese Beliebigkeit in der Opferwahl lässt in meiner Vorstellungswelt keinen Raum für irgendeine, wie auch immer geartete, und sei es eine noch so abstruse, „Message“.

Es könnte dann noch der Ort sein. Aber auch das verstehe ich nicht. „Die Straße“, der öffentliche Raum ist doch keine Metapher für ein Feindbild an sich. Da gäbe es doch ganz andere Ziele. Das jeweilige Land? Geht es nur darum, dass es in einem bestimmten Land stattfindet? Innerhalb bestimmter Landesgrenzen? Das wäre, unter Berücksichtigung der beliebigen Opferwahl, doch völlig absurd. Was für eine Aussage würde das denn transportieren?

Ja, was soll mit all den Anschlägen allereigentlich der Welt mitgeteilt werden?

Uns gehen Menschenleben am Arsch vorbei? Wir töten und zerfetzen beliebig Menschen wo und wann wir wollen, weil wir es können? Wir brauchen nicht mal einen Grund dafür, wir brauchen keine Rechtfertigung, wir brauchen keinen ideologischen Überbau, wir verdienen daran nix und wir erobern damit auch kein Land, keine Güter, keine Waren, keinen Markt, kein nix. Wir brauchen keine Begründung. Wir tun es einfach, weil es uns so gefällt?

Wer ist eigentlich dieses „wir“?

Ich verstehe es nicht. Ich erkenne keinen Sinn darin, so gar keinen. Ich verstehe es nicht.

Es macht mich so traurig, verzweifelt und zornig.

Hilflos.


8.7.16

"Möchten Sie nicht auch noch etwas abschließend Kluges zur EM sagen, Frau Müller?"

"Ähm. Die ist doch noch gar nicht fertig."

„Aber, die deutsche Mannschaft hat verloren. Das ist doch furchtbar!“

„Ach. Und warum ist das so furchtbar. Das ist Sport. Nicht mehr und nicht weniger. Da geht es um Tagesverfassung, Zusammenspiel vieler kleinster Faktoren, Druck, Zufälligkeiten und Glück und, und, und. Kann dir jeder Sportler nächtelang von erzählen.“

„Nein, das ist ganz schrecklich. Sie verstehen gar nichts, Frau Müller!“

„Was ist daran denn so schrecklich? Mal so konkret gefragt: Bricht jetzt ein Krieg aus, Hungersnot, Revolution, Naturkatastrophen, Wasserknappheit, Viren, Neuwahlen, Generalstreik, Zusammenbruch unserer Gesellschaft? Oder müssen die armen Jungs jetzt gar zur Strafe ins Hartz IV, ihre zweit, dritt, viert Autos abgeben und ihre Häuser räumen? Ist ihr Marktwert um ein paar Milliönchen international gesunken? Oder beendet die FIFA jetzt mal für ne Weile gar diesen ganzen Zirkus, löst sich auf und drückt den herrlichen Resetknopf? Ne, ich denke nix davon wird geschehen. Also komm mir nicht mit Katastrophe.“

„Aber, aber! Wir hätten gewinnen müssen!“

„Warum?“



„Na siehst. Alles gar nicht so schlimm.“



*Manches an den Kommentaren und Lamenti in den Medien erinnert mich sehr an die durchs Zimmer fliegenden Spielbretter, wenn kleine zornige Kinder zum ersten Mal mit Spielen konfrontiert werden, bei denen es Gewinner und Verlierer gibt.