29.1.14

Auszug aus einer Diskussion auf Facebook.

H.M.: „Wenn ich in einer öffentlichen Sendung mit jemanden diskutiere, und dieser Jemand hält sich nicht an die allgemeinen Spielregeln, könnte ich doch deutlich darauf hinweisen und bei weiterer Nichtbeachtung einfach aufstehen und gehen, oder? Zu so einem Spiel gehören nämlich immer zwei und ich kann jederzeit das Spiel beenden. Dieses PetitionsGedöns geht mir auf die Nerven.
Das flutartige Erstellen von Petitionen hat letztendlich zur Folge, dass der Wert einer solchen allein durch Masse herab gewürdigt wird, sich ein Gewohnheitseffekt einstellen und sich bald so gar niemand mehr darum scheren wird. Das ist die eine Seite, die andere ist, dass mich ein Unbehagen piekst, weil ich irgendwie bei Online-Petitionen immer öfter so ein Bild von einem gelangweilten, trägen, übersättigten Menschenwesen in seinem einsamen Zimmerchen vor Augen hab. Ein Kreuzchen machen, möglichst noch anonym hat so gar nix mit politischer Willensbildung und aktiver Willensäußerung zu tun. ... Das sagt jetzt gar nichts über die Berechtigung der meisten PetitionsInhalte aus. Die sind zum Teil richtig gut. Nur der inflationsmäßige Anstieg dieser Form des Protestes, wenn es die alleinige bleibt, stört mich immer mehr.“

Teilnehmer: „Bei der Petition geht gar nix anonym. Hier scharen sich zurzeit über 200.000 Menschen, Bürger, Gebührenzahler hinter eine Sache, was ist daran schlecht. Wie wollen Sie diese Masse sonst in so kurzer Zeit zu einer Begebenheit im Jetzt vereinen?“

H.M.: „Natürlich geht das anonym. Du musst nämlich nicht deinen Personalausweis vorlegen, sondern du "kannst" dies bei manchen PetitionsSeiten tun. Wenn du willst. Organisiere mal ne Demo gegen die GEZ-Gebühren oder gegen die Art des NichtNeutralen Journalismus und dann schau mal, ob du die 200000 auch zusammen bekommst. ... ja, mit Petitionen lässt sich manches kundtun und vielleicht auch verändern. Aber alleine langt es eben nicht. Und eine AnkreuzchenKultur, ein Like oder ein Dislike ersetzt kein zivilcouragiertes bürgerliches Engagement. Nur darum, um diese Anmerkung, geht es mir. Und natürlich um den Hinweis, dass man in so einer DiskussionsSituation wie beim Lanz als Gesprächsteilnehmerin auch anders hätte reagieren können.  ... ... ... ... Wobei man sich natürlich die Frage stellen könnte, warum man sich auf sowas überhaupt von vorne herein einlässt. Die Art des Herrn Lanz und des Senders sind ja nu kein Geheimnis *denk“
Und, ich könnte mich da ja jetzt rein steigern, diese Personenhetze ist mir unterm Strich irgendwie zuwider, weil sie die Illusion in den Köpfen vieler Menschen schafft, dass, wenn der weg ist, dann wäre alles anders, besser. Dem ist aber nicht so, da es eine Systemfrage ist. ... ... ... ... ... ... Man könnte den Hype darum auch als ein wunderbares Ablenkungstool sehen ... mir huscht da gerade das abgelutschte "Brot und Spiele" Bild durch den Kopp ... ... Aber, nein, ich steigere mich da jetzt nicht rein, denn ich habe jetzt einen Termin.“

Teilnehmer: „Ein Normalbürger kann da einfach aufstehen, ein Politiker nicht.“

Teilnehmer: „Es wäre ein Weglaufen. Dann hätte man verloren. Aber so wird der Lanz vorgeführt und man hat gewonnen.“

H.M.: Ähm, ich habe ja nicht gesagt, dass man einfach wie eine beleidigte Leberwurst aufsteht und wie ein kleines Kind Türe knallend verschwinden solle. Da steht doch: "... könnte ich doch deutlich darauf hinweisen und bei weiterer Nichtbeachtung einfach aufstehen und gehen,..." Damit würde ich nämlich der geneigten Öffentlichkeit kundtun, dass ich mein Gegenüber mit Respekt behandle, indem ich freundlich darauf hinweise, dass es gerade über meine Grenzen trampelt, dass ich dies nicht erlauben möchte; ich jedoch nichts gegen seine Person habe, sondern gegen sein augenblickliches Verhalten in der konkreten Situation mir gegenüber, und ich, bei einem weiteren Trampeln, diese Situation, die es anscheinend ja dann nicht verändern kann, verlassen werde. Dies alles in einem Konflikt herunterfahrendem freundlichen, aber bestimmten Ton. Wie sollte sowas mein Bild in der Öffentlichkeit beschädigen? Im Gegenteil. Es wäre ermutigend für viele Menschen, denn es wäre das Verhalten eines Erwachsenen.“




Wie ist das mit der Authentizität? Wie ist das mit der Vorbildfunktion? Wie ist das mit der Ehrlichkeit? Auch bei Politikern. Auch in der Öffentlichkeit? 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen