13.1.15

Jetzt geht mir die Zuordnung "naiv" (weil ich doch tatsächlich annahm, die Staatsmänner und Frauen hätten unbedarft mit allen zusammen in Paris demonstriert) nicht aus dem Kopp. Ich denke gerade, naiv ist das falsche Adjektiv. "Kindlich" trifft es besser. Jedes Mal aufs Neue überrascht werden, jedes Mal aufs Neue von Gefühlen überrollt zu werden. Jedes Mal aufs Neue, entgegen aller Erfahrungswerte, wie beim ersten Mal mit großen Augen staunen, dass die Welt so ganz anders ist, als ich angenommen hatte. ... ... Und ja, ich heule immer noch bei "Heidi", beim "Doppelten Lottchen" und bei jedem Bericht aus Kriegsgebieten oder aus Folterzentren oder, wenn ich sehe, wie Paare sich über Jahrzehnte zerfleischen oder der einzelne Mensch mit aller Kraft gegen die Mühen des (Über)Lebens ankämpft oder versucht, gegen alle Widrigkeiten seine innere Balance zu finden ... und, und, und. Da klärt sich nix ab irgendwie, da wird nix kalt und abwinkend. Da fehlt mir wohl das richtige Gen dazu. ... Ich bin kindlich. ...Und irgendwie will ich das auch nicht ändern.
Denn, da ist ja auch die andere Seite: Das Kichern und Glucksen und Lachen über Dinge, für die sich andere nicht mal ein beiläufiges Mundverziehen abringen könnten. und da ist die Liebe zu den Menschen und zu mir ... und da ist immer noch Schönheit in allem Hässlichen und, und, und … Und ich denke, das eine gibt es eben nicht ohne das andere...


Ein Vorzug des Altwerdens ist es, dass ich dem Kindlichen in mir auch im Äußeren viel mehr Raum geben kann. Regt sich keiner mehr drüber auf, weil es ja so toll in die eigenen und gesellschaftlichen Vorurteilsschubladen passt. Die "Weise Alte" wird wieder zum Kind und erscheint gerade deshalb weise. Der Kreis schließt sich und Alt und Jung tanzen Hopsasa in der Seele.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen