28.12.19


"Meine Oma ist ne alte Umweltsau"

Jesses, da schießen die Wut und Hass Fontänen in den Himmel. Selbst bis dato recht gelassene Leute echauffieren sich bis kurz vor dem Herzkasper.

Holen wir die Leute jetzt sofort aus den Flüchtlingslagern, bevor sie alle dort elendig verrecken?

Zwingen wir unsere Regierung endlich dazu, Waffenexporte ein für alle Mal zu verbieten?

Nehmen wir die großen Dreckschleudern, die unsere Umwelt vergiften, endlich in die Verantwortung?

Stellen wir uns endlich massenhaft vor die Kinder, die in und von ihren Familien gequält, missbraucht, gedemütigt, getötet werden?

Und, und, und ... ... ... nein, wir regen uns lieber über ein umgetextetes Kinderlied auf, was anscheinend recht vergnüglich von Kindern dargeboten wurde.

Wird diese dämlich sinnlose Aufregung, sinnlos im Angesicht des täglichen erschreckenden Irrsinns, eigentlich von jemandem bewusst gesteuert?

Übrigens, ich bin eine Oma und ich war bis vor einiger Zeit mein Leben lang schlichtweg eine Umweltsau. Könnte man wohlwollender formulieren, vielleicht. Ändert aber nichts an der Tatsache.


Ergänzung: 

Wenn ich das richtig sehe, dann wurde vorher mit den Eltern und den Kindern über den Text ausführlich gesprochen und alle fanden ihn vertretbar. Sie sahen auch recht fidel aus beim Singen.
Mich erinnert der Text an die Umdichtungen von kleinen Kindern von Reimen und Kinderliedern. Höre ich immer wieder mal im Kindergarten. Die Kinder singen das mit Kichern und mit erwartungsvollen Augen, ob ich mich dadurch provozieren lasse. Meistens kichere ich mit. Wenn es mir zu ausfällig und diskriminierend erscheint, mach ich ein Thema in den nächsten Tagen daraus.

Das Bohei um das OmaLied kam eindeutig aus der rechten, sehr rechten Ecke und wurde auch auf deren Seiten (ich war letzte Nacht auf sehr vielen davon) regelrecht befeuert. Was ich da lesen musste ging weit, sehr weit über die "Respektlosigkeit" des Liedes hinaus und befand sich zum Teil im strafrechtlich relevanten Bereich.

By the way: Jede/jeder kann den Liedtext schräg, frech, ungehörig, respektlos finden und sich entsprechend darüber äußern. Da habe ich kein Problem mit. Genauso gut kann man ihn aber auch witzig, satirisch, provozierend gut, oder sonstwas finden. Alles im grünen Bereich. Das, was ich jedoch in den Kommentaren in den sozialen Netzwerken in Masse dazu gelesen habe, geht aber weit, weit über diesen grünen Bereich hinaus. Da ging es nicht mehr das Lied oder die Kinder, sondern um Zensur, um Rundumschläge gegen die Medien, um das Auskippen von uralten Vorurteilsschubladen, um Hass gegen alle und jeden, die auch nur im Ansatz versuchten zur Mäßigung beizutragen. Da! wurden Liedtext und die Kinder wirklich instrumentalisiert - für das Baden in und die Verbreitung von einem kranken und widerlichen Menschen- und Weltbild.

Und das geht so gar nicht.

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