Ich komme aus einem absolut sozialdemokratischen, zum Teil
kommunistischen Milieu. Gerade deshalb hat mich als Jugendliche das Religiöse
im geschichtlichen Kontext sehr interessiert und ich bin dankbar dafür, dass
mir von Seiten der Familie erlaubt war, mich intensiv damit
auseinanderzusetzen. Viele meiner wichtigen Wegbegleiter in den letzten
Jahrzehnten kamen aus einem religiösen, breit gefächerten Kontext und ich bin
dankbar dafür, dass sie mich niemals missionieren wollten, sondern immer bereit
waren, jede meiner Fragen und kritischen Gedanken mit Inbrunst und
Wahrhaftigkeit zu beantworten und mir Wege wiesen, mich selbst schlau(er) zu
machen und eine eigene Haltung zu entwickeln. Niemals traf mich von ihrer Seite
bis heute ein Vorwurf oder eine Ablehnung. Ja, dafür bin ich zutiefst dankbar.
Wir können uns einfach mit Respekt einfach sein lassen, wie wir sind.
19.6.20
„Erinnern Sie sich, damals, als man behauptete, eine ganze
Schüler*innen Generation würde für immer im Leben scheitern, weil Sie samstags
nicht mehr die Schule besuchen mussten?“
„Gleiche Argumentation, als wir in den 70igern wegen der
Berufsverbote im Schulstreik waren.“
„Oh ja, oder als sie freitags, statt zur Schule zu gehen,
versucht haben, ihre Zukunft auf diesem Planeten zu retten?“
„Und?“
„Nichts weiter. Erinnerungen, mehr nicht.“
16.6.20
15.6.20
"...am 14. Juni 1976, wurde das Familienrecht
novelliert. Seither müssen Frauen nicht mehr ihre Ehemänner um Erlaubnis
fragen, ob und wie viel sie arbeiten möchten. Seither dürfen sie frei und
eigenverantwortlich über ihr Vermögen bestimmen und können ihre Arbeitsverträge
ohne Unterschrift des Herrn Gemahl einfach selber kündigen."
Da war ich gerade zwanzig.
„Festgemauert in der Erden …“ – nichts ist für die
Ewigkeit.
Leben ist Veränderung.
So, oder so.
Attention pleace! Aufpassen.
12.6.20
11.6.20
„So wenig Kommentare von Ihnen in diesen Tagen, Frau Müller?“

„Oh. Was hilft?“
„Action in der realen Welt.“ 😊
8.6.20
Väter, Mütter, Priester/Pfarrer, Lehrer, Trainer … Menschen,
denen wir Kinder anvertrauen, üben Gewalt und sexualisierte Gewalt gegen diese
aus. Wie kommt man dann auf den dünnen Ast, dass es bei ErzieherInnen anders
sein könnte? Weil die Kinder dort doch noch so jung seien? Weil die Menschen,
die in diesem Bereich arbeiten, besonders liebevoll und kompetent mit Kindern
seien? Weil …? Alles Quatsch. Gewalt und sexualisierte Gewalt an Kindern findet
in allen gesellschaftlichen Bereichen statt. Als Gesellschaft und als einzelner
Mensch haben wir nur viele, viele blinde Flecken im Auge und im Kopf. Weil wir
es nicht sehen wollen. Weil es uns unter die Haut geht. Weil es bequemer ist. Weil
es uns auf uns selbst zurück wirft. Weil es unseren idealisierten Blick auf
Welt zerschmettern würde.
Kindheit ist einer der gefährlichsten Lebensabschnitte im
Leben eines Menschen. Auch bei uns.
2.6.20
Vorbestellter Tisch in Nobelbar in Frankfurt.
Halbe Stunde zu früh da.
„Kommt doch später nochmal wieder.“
„Können wir schon vorbestellen.“
„Klar.“
Stunde später.
„Tut mir leid, ihr könnt hier nicht rein. Wir hatten erst
letztens mächtig Ärger mit einigen von eurer Sorte. Die Chefin will euch nicht.
Kann ich nichts machen.
„Häh? Sorte?
„Zigeuner!“
Ich nenne sowas Rassismus und Sippenhaftung. Da kannst du
nur noch schreien. Nicht das erste Mal, sondern wieder und wieder.
*Anmerkung
Anscheinend scheint das Geschäft auch in dieser Zeit für die
Bar so gut zu laufen, dass sie locker auf ein paar Hunderter verzichten kann.
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