8.12.12

"Nur die wenigsten katholischen Priester, die sich sexuell an Minderjährigen vergehen, sind im klinischen Sinn pädophil. Das ist das Ergebnis einer Studie des forensischen Psychiaters Norbert Leygraf (Duisburg) im Auftrag der deutschen Bischöfe. Es gebe im Vergleich zwischen Klerus und der männlichen Bevölkerung „keine bedeutsamen Unterschiede“, sagte Leygraf am Freitag in Trier. Die weitaus meisten sexuellen Übergriffe von Priestern geschähen aus Gründen, die sich „dem normalpsychologischen Bereich zuordnen lassen“.


Was ich ja net kapiere: Wieso meint die Kirche, das sei ein für sie positives Ergebnis? Ich finde es viel gruseliger, dass die Mehrheit der Täter dies nicht aufgrund einer Veranlagung ist, die sie evtl. nicht steuern können. Sie sind völlig "normal" (wer auch immer diese Normalität wie definiert) und tun es trotzdem. Was muss das für eine Geisteshaltung, was für ein Umfeld, was für ein Menschenbild und Selbstbild denn dann sein? Das macht mir einen Schrecken.
Mal unabhängig von der Institution, dass was diesen Untersuchungsbericht so wichtigmacht, ist, dass er wieder mal bezeugt, dass es eben nicht die Pädophilen sind, die das Grow der Kinderschänder darstellt. Denn darum geht es nicht und ging es nie. Gewalt gegen Kinder ist immer ein Machtmissbrauch, findet überwiegend im näheren sozialen Umfeld und durch Menschen des Vertrauens statt, wiederholt sich und nutzt und kreiert bestimmte Strukturen mit Schweigen, Angst und Schuld. Machtmissbrauch bracht nämlich eines: Abhängigkeit. Nur so funktioniert er. Deshalb erschreckt mich dieser Bericht, weil er gegen den medialen Mainstream und dem jeweiligen selbstgerechten Bohei der "Gerechten", wenn wieder mal ein Fall durch die Medien getrieben wird, zeigt, dass Gewalt gegen Kinder eben nicht einer klar definierten "bösen" (pathologischen) Menschengruppe entlastend zugeordnet werden kann, sondern Teil einer gesellschaftlich definierten Normalität (Gesundheit) ist. Das auszusprechen und damit zu arbeiten ist immer noch eines der größten Tabus in unserer Gesellschaft.

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