13.11.16

„… besteht Trumps Erfolg somit nicht aus ökonomischen Versprechen an die Abgehängten. Er hat vielmehr das betrieben, was die Republikaner seit Jahrzehnten tun: die kulturkämpferische Überdeterminierung ökonomischer Konflikte. Am Ende sind es eben wieder die Immigranten, die Schwarzen, die Hispanics, Lesben oder Schwule, die für das Unglück der Arbeiterklasse verantwortlich sind. Trumps Erfolg besteht nicht in der Aussicht auf Aufstieg, sondern in seiner Autorisierung der Aggression, im kompensatorischen Hassen lassen. Er will den Konflikt des Konflikts wegen, weil die Abgehängten für ihn die nützlichen Idioten einer egomanischen One-Man-Show sind.“



Besser könnte ich es auch nicht formulieren. Ergänzend würde ich es jedoch nicht auf die „Republikaner“ einschränken und auch nicht auf eine „egomanische One-Man-show“. Es geht um Macht und Pfründe. Früher hätte man gesagt, es geht um Klassenkampf. Schöner Begriff in seiner ganzen Einfachheit. Wenn Not und Ungerechtigkeiten zu groß werden und die Ausbeutung und das VerreckenLassen fast ausgereizt sind und die Gefahr besteht, dass sich da Menschen, die nichts mehr zu verlieren hätten, über alle Vorurteile und Berührungsängsten hinweg zusammenschließen könnten und zahlenmäßig ja eindeutig in einer wirklichen Machtposition sind, dann gilt immer noch: Lass sie sich gegenseitig zerfleischen. Gib ihnen die falschen Feindbilder und hetz sie gegeneinander auf. Gib dem, der am Boden liegt einen, den er selbst noch tiefer in den Dreck drücken kann. Gib ihm eine klitzekleine Ahnung von Macht und einen vermeintlich Schuldigen, schon kannste die Solidarität durch den Kamin verpuffen sehen. Es geht doch gar nicht um die Person Trump, sondern um die Mechanismen und Muster, die sich dahinter finden. Doch wir fallen alle drauf rein. Auch und gerade seine Kritiker. Wir arbeiten uns an dieser Galionsfigur ab und übersehen das Wesentliche – weil es eben so schön einfach und entlastend ist, dass da einer noch dümmer, schäbiger, asozialer, gemeiner, und, und, und ist. Der Blick in den Spiegel wird dann für eine kleine Weile selbstgerechter und alle unterdrückten Emotionen finden endlich ein Ventil. Hach, wie tut das gut. Zwei Seiten der gleichen Medaille. Ein irrer perfekter Coup. Es funktioniert. Immer. 

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