Gedankensplitter zum Thema „Gewalt“ (zwischen Erwachsenen).
Jemanden mit Worten runtermachen, erniedrigen, demütigen,
beleidigen, anschreien, anpöbeln und Ähnliches war und ist für mich schlichtweg
Gewalt.
Körperliche Gewalt jedoch hatte und hat für mich immer noch eine
andere Dimension. Mit der verbalen Gewalt kann ich, als ERWACHSENE, lernen
umzugehen, kann mich abgrenzen, ignorieren, mich wehren und, das Wichtigste,
ich kann einfach gehen. Der körperlichen Gewalt habe ich, in der Regel, nichts
entgegenzusetzen. Ich kann sie weder mit Worten noch mit körperlichem Einsatz
abwehren. Ich bin ihr ausgeliefert. Ich kann mich ihr nicht entziehen. Ich
kann, in schlimmen Fällen, nicht einmal mehr weglaufen.
Deshalb verstehe ich nicht, mit welcher Lockerheit in
letzter Zeit der Einsatz von körperlicher Gewalt als Reaktion auf verbale
Angriffe entschuldigt bzw. banalisiert wird.
Das ist ein falscher und gefährlicher Weg. Körperliche
Gewalt ist niemals banal und ein durch nichts gerechtfertigtes Mittel der
Auseinandersetzung. Da wird gerade eine Grenze überschritten, die mir im Alltäglichen
Angst macht.
Einfacher: Muss ich jetzt, wenn ich mich verbal mit dir
auseinandersetze, damit rechnen, dass ich eins in die Fresse bekomme? Sind wir
schon wieder soweit?
Gewalt ist Gewalt. Es geht mir nicht um eine Relativierung
von psychischer und physischer Gewalt, sondern nur um die Auswirkungen in
diesem, einen konkreten Moment. Wenn ich zusammengeschlagen in der Ecke liege
und mein Körper sich jeder Anweisung des Kopfes verweigert, dann kann ich nicht
gehen. Ich kann, auch wenn ich wollte, das „Spiel“ des anderen nicht verlassen.
In abhängigen Beziehungen ist es oft so, dass die verbale
Gewalt ausreicht, weil die körperliche Gewalt als Drohung im Raum hängt und
sich die abhängige Person genau an sie und ihr körperliches Ausgeliefertsein
erinnert. Sei es, weil sie diese schon erlebt hat, oder weil sie Zeugin davon
war. Oder weil sie um die obig benannte Hilflosigkeit im Falle einer
Gewaltanwendung schlichtweg weiß. Nur so funktioniert zum Beispiel das Ausführen
von Anweisungen, die einem selbst oder jemand anderem schaden.
Meine Erfahrung: Wenn die Grenze zur körperlichen Gewalt
einmal überschritten ist, dann gibt es kein Zurück. Meint, auch darauf folgendes,
zeitweiliges „Wohlverhalten“ des Täters/der Täterin verhindert nicht, dass es
jederzeit wieder zu Gewaltausbrüchen kommen kann (wird).
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