15.10.18


Gedankensplitter zum Thema „Gewalt“ (zwischen Erwachsenen).

Jemanden mit Worten runtermachen, erniedrigen, demütigen, beleidigen, anschreien, anpöbeln und Ähnliches war und ist für mich schlichtweg Gewalt.

Körperliche Gewalt jedoch hatte und hat für mich immer noch eine andere Dimension. Mit der verbalen Gewalt kann ich, als ERWACHSENE, lernen umzugehen, kann mich abgrenzen, ignorieren, mich wehren und, das Wichtigste, ich kann einfach gehen. Der körperlichen Gewalt habe ich, in der Regel, nichts entgegenzusetzen. Ich kann sie weder mit Worten noch mit körperlichem Einsatz abwehren. Ich bin ihr ausgeliefert. Ich kann mich ihr nicht entziehen. Ich kann, in schlimmen Fällen, nicht einmal mehr weglaufen.

Deshalb verstehe ich nicht, mit welcher Lockerheit in letzter Zeit der Einsatz von körperlicher Gewalt als Reaktion auf verbale Angriffe entschuldigt bzw. banalisiert wird.

Das ist ein falscher und gefährlicher Weg. Körperliche Gewalt ist niemals banal und ein durch nichts gerechtfertigtes Mittel der Auseinandersetzung. Da wird gerade eine Grenze überschritten, die mir im Alltäglichen Angst macht.

Einfacher: Muss ich jetzt, wenn ich mich verbal mit dir auseinandersetze, damit rechnen, dass ich eins in die Fresse bekomme? Sind wir schon wieder soweit?

Gewalt ist Gewalt. Es geht mir nicht um eine Relativierung von psychischer und physischer Gewalt, sondern nur um die Auswirkungen in diesem, einen konkreten Moment. Wenn ich zusammengeschlagen in der Ecke liege und mein Körper sich jeder Anweisung des Kopfes verweigert, dann kann ich nicht gehen. Ich kann, auch wenn ich wollte, das „Spiel“ des anderen nicht verlassen.

In abhängigen Beziehungen ist es oft so, dass die verbale Gewalt ausreicht, weil die körperliche Gewalt als Drohung im Raum hängt und sich die abhängige Person genau an sie und ihr körperliches Ausgeliefertsein erinnert. Sei es, weil sie diese schon erlebt hat, oder weil sie Zeugin davon war. Oder weil sie um die obig benannte Hilflosigkeit im Falle einer Gewaltanwendung schlichtweg weiß. Nur so funktioniert zum Beispiel das Ausführen von Anweisungen, die einem selbst oder jemand anderem schaden.

Meine Erfahrung: Wenn die Grenze zur körperlichen Gewalt einmal überschritten ist, dann gibt es kein Zurück. Meint, auch darauf folgendes, zeitweiliges „Wohlverhalten“ des Täters/der Täterin verhindert nicht, dass es jederzeit wieder zu Gewaltausbrüchen kommen kann (wird).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen