Gilt immer noch:
Jedes Mal aufs Neue überrascht werden, jedes Mal aufs Neue
von Gefühlen überrollt zu werden. Jedes Mal aufs Neue, entgegen aller
Erfahrungswerte, wie beim ersten Mal mit großen Augen staunen, dass die Welt so
ganz anders ist, als ich angenommen hatte.
Ja, ich heule immer wieder an den gleichen Stellen in längst
bekannten Filmen und weine mir die Seele aus dem Leib bei jedem Bericht aus
Kriegsgebieten, über jede Ungerechtigkeit, oder wenn ich sehe, wie Paare sich
über Jahrzehnte zerfleischen, oder der einzelne Mensch mit aller Kraft gegen
die Mühen des (Über)Lebens ankämpft, oder versucht gegen alle Widrigkeiten
seine innere Balance zu finden. Ich bebe vor Zorn über all die aggressive Dummheit
und Gnadenlosigkeit vieler Menschen und werfe meine Wut unbedacht laut
schreiend in die Arena der zwischenmenschlichen Kommunikation ... und, und, und.
Denn, da ist ja auch die andere Seite: Das Kichern und Glucksen
und Lachen über Dinge, für die sich andere nicht mal ein beiläufiges
Mundverziehen abringen könnten. Da ist die Liebe zu den Menschen und zu mir ...
und da ist immer noch Schönheit in allem Hässlichen … und, und, und.
Da ist nichts abgeklärt, da ist nichts kalt und abwinkend
geworden. Da fehlt mir wohl das richtige Gen dazu. Ich bin kindlich. Und
irgendwie will ich das auch nicht ändern.
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