3.6.18


Mich trieb die ganze Nacht die Frage um, was wohl mit „erfolgreicher 1000 jähriger deutscher Geschichte“ gemeint sein könne. Also las ich mich noch einmal durch viele historische Texte und Berichte, die mir bei der nächtlichen Recherche so über den Weg liefen. Von der traditionellen Geschichtsschreibung (Kaiser, Päpste, Fürstentümer, Kriege, Schlachten, Verträge) bis zu differenzierteren Beschreibungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen der unterschiedlichen Stände und Klassen. Mein Kopf brummte und ich hatte das Gefühl, ich wate durch ein Meer aus Blut und Leid und Schmerz, vergossen und erlitten für die Machtbestrebungen und den Machterhalt einzelner Clans, Häuser, Herrscher- und Wirtschaftscliquen. Einen "Vogelschiss" fand ich dabei nicht. Was ich jedoch fand, waren Menschen und Bewegungen, die sich in all den Zeiten, in all dem Elend, dem Schrecken und den Ungerechtigkeiten wieder und wieder dagegen aufbäumten und nach Alternativen suchten, Utopien entwarfen, den Menschenrechten über all die Jahrhunderte hinweg Schritt für Schritt den Weg bereiteten. Sie zahlten meistens einen hohen Preis für ihren Mut, ihre Zivilcourage und ihren Einsatz. Insofern sehe ich einen blutroten Faden in der Geschichte, den ich „erfolgreich“, jedoch nicht „deutsch“ nennen würde. Ich nehme an, Herr Gauland und Konsorten meinen diesen roten Faden in unserer Geschichte nicht, wenn sie von „erfolgreicher deutschen Geschichte“ faseln.

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