30.6.18


Vergessen, relativieren, schönreden, abtun, verächtlich machen, verdrängen, abschließen. Kommt mir nicht damit. Niemals. Die Haltung, das Schweigen, das Wegsehen, das Verdrehen, das Leugnen, das Mitläufertum, das Glorifizieren – es hat ja nie aufgehört. Der Boden, aus dem diese Schrecklichkeiten erwuchsen, reicht weiter zurück als 1933 und gärt und brodelt seit 1945, mal mehr, mal weniger genährt, vor sich hin. Und jetzt erhebt der braune Dreck wieder erstarkt sein Haupt. Und weil es diese widerwärtige Linie gibt, in die Geschichte hinein und bis in unsere Gegenwart, müssen wir das Vergangene begreifen, um im Jetzt zu widerstehen, damit das Zukünftige davon nicht mehr verseucht sein wird.

"Heute hör‘ ich, wir soll‘n das in die Geschichte einreihen,
Und es muß doch auch mal Schluß sein, endlich, nach all den Jahr‘n.
Ich rede und ich singe und wenn es sein muß, werd‘ ich schreien,
Damit unsre Kinder erfahren, wer sie war‘n:
Der Älteste war siebzehn, der Jüngste grad vier Jahre,
Von der Rampe in Birkenau in die Gaskammern geführt.
Ich werd‘ sie mein Leben lang sehn und bewahre
Ihre Namen in meiner Seele eingraviert."


Die Kinder von Izieu

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