16.6.13


Heute Nacht habe ich mich an meinen ersten Besuch in der Türkei Anfang der siebziger Jahre erinnert. Wie jung war ich und wie naiv. In Van (wie kommt man nur auf so ne Idee, da mit nem VW Bus hinzureisen? Jung, unbekümmert, neugierig) hatten wir einen freundlichen älteren Herren, dem ein kleines Ladengeschäft gehörte, in dem wir einkaufen wollten, kennen gelernt und gingen dort öfters hin um plaudernd einen Tee zu trinken. Eines Abends waren viele aufgeregte Leute und große Autos vor dem Geschäft und als ich mich nach vorne durchgekämpft hatte, sah ich, wie martialisch aussehende Typen meinen Bekannten mit Gewalt zu einem Transporter schleppten. Er blutete am Kopf und konnte kaum laufen. Ich war so empört, so entsetzt, dass ich auf sie zu rannte und wissen wollte, was denn los sei und verlangte, dass sie gefälligst stehen bleiben und mit mir reden sollten. Ich bekam nen Schlag ins Gesicht, und, passt auf, ich schlug reflexartig zurück und schrie dabei wohl, dass sie mit mir so nicht umgehen könnten, denn ich sei Deutsche und  solche Auftritte seien ja wohl der Hammer an Unrecht. *andenkoppklatschend. Boah, war ich kindisch damals. Nachdem ich noch ein paar Schläge abbekommen hatte und mich immer weiter in meine Empörung hinein steigerte, zogen mich mehrere Frauen einfach weg und eine hielt mir schlicht den Mund zu. Ich denke, ich hatte Glück damals. Unseren Bekannten haben wir nicht wieder gesehen. Meine kindliche Empörung ist seitdem jedoch nie verebbt, Strategie und Taktik im Umgang mit solchen Situationen haben sich allerdings danach sehr schnell verfeinert. Das war ganz tief in meinem Gedächtnis vergraben, die Geschehnisse in der Türkei von letzter Nacht haben es wohl hoch gespült und jetzt treiben die Bilder mich um und vermischen sich mit den Bildern aus Istanbul. Dabei wird mir wieder einmal klar: Es ist mir egal, wer da gerade an der Macht ist, welcher „Seite“ da jemand angehört. Wer da meint die Wahrheit gerade für sich gepachtet zu haben. So geht Mensch mit Menschen nicht um. Es ist Unrecht, schlicht und einfach nur Unrecht. Damals wie heute. Hier wie dort und dort und dort.
"Es gibt ein Schweigen, das lügt."
Es gibt keine akzeptablen Gründen mehr da nicht eindeutige Position zu beziehen. Für niemanden. Ich verlange von meinen politischen "Vertretern", dass sie endlich klar, öffentlich und eindeutig Position beziehen. Welche auch immer das nun sei.

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