4.6.13


„Liebe geht durch den Magen!“ und frisst die verhungernde Seele auf.

Lina ist acht Jahre alt.
Sie lebt mit ihrer Mutter in einer kleinen Zwei-Zimmerwohnung.
Ihre Mutter arbeitet in Call Center.
Von morgens um sechs bis abends um fünf.
Lina geht in die Schule.
Lina ist dick.
Sagen die anderen Kinder.
Lina ist wohlgenährt.
Sagt die Mutter.
Dick Madame, Dampfwalze, Fettkloß.
Rufen die Kinder.
Mein Pummelchen, mein Sahnetörtchen,  mein Zuckerstückchen.
Schmeichelt die Mutter.
Lina fühlt sich manchmal sehr alleine.

Aus all meiner Erfahrung als fetter Mensch kann ich für mich nur sagen: Ich habe dieses Randgruppen und Diskriminierungsgeschreie satt. Fast die Hälfte unserer Bevölkerung ist übergewichtig. Da ist nix mehr mit Randgrupperei. Ich habe es ebenso satt, dass Menschen sich hinter dem Argument der Diskriminierung verstecken, anstatt zu dem was sie sind zu stehen und endlich eigenverantwortlich mit sich umzugehen.
Es macht mich zornig, wenn ich sehe, wie fette Menschen ihr! Fett ohne Sinn und Verstand an ihre Kinder weitergeben und sich nicht entblöden, dies auch noch mit selbstbetrügerischen Argumenten von "fett ist schön und Fette leben länger" zu rechtfertigen.
Das hat mit Fürsorge und Liebe nix zu tun.
Ich nehme mir das Recht raus, in all dem Gesülze laut und deutlich zu sagen: Ich! war nicht glücklich mit 150 Kilo Gewicht. Ich fand es nicht spaßig, den Bus nicht erreichen zu können, weil ich keine Luft bekam und mir die Kinder davon rannten. Ich fand es nicht toll, ein Teil meines Geldes für Medikamente ausgeben zu müssen, damit ich überhaupt noch am Leben bin ... ... und ich fand es unendlich traurig, dass mir meine Sinnlichkeit, meine Wut, meine Lebendigkeit unter all meinem Fett verloren gingen.  
Damit keine Missverständnisse entstehen: In Bezug auf meine Liebe, in Bezug darauf, wenn ich achte und respektiere, in Bezug auf meine Zärtlichkeiten und meiner Zuneigung sind mir Kilos und Umfang und solche Dinge ziemlich scheißegal.
Nicht egal ist mir jedoch, wenn ich meinen verquerten Umgang mit meinem Hunger unverantwortlich an die Kinder weiter gebe.
Jedes Kind hat ein Recht auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Hier wie dort und überhaupt.
 

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