Im Laufe meines Lebens habe ich in Wohngemeinschaften, in
Studentenwohnheimen, alleine in normalen Wohnungen und einige Jahre im Ausland
gewohnt. Oft habe ich bei Auszügen fast alles zurück gelassen und ganz neu
angefangen. „Fast“ und das ist sonderbar, denn mitgeschleppt über all die Jahrzehnte
habe ich, nachdem ich mich mal in meinem jetzigen Hausstand umgesehen und
nachgedacht habe, folgende Gegenstände: Einen gusseisernen Schraubstock, ein
ebensolches Zweibein (Schuhmacherwerkzeug), ein altes Fotoalbum, eine Lupe und
mein Höckerchen. Seit nunmehr über vierzig Jahre begleiten mich diese Gegenstände.
Eine komische Auswahl, oder? Nein, eigentlich nicht, denn alle diese
Gegenstände stehen für das „glückliche“ Kind in mir. Mein Großvater war vor dem
Krieg gelernter Schuhmacher und nebenbei Uhrmacher. Nach dem Krieg war er
Kanalarbeiter, aber in seiner Freizeit hat er für die Nachbarschaft immer noch
Schuhe hergestellt, besohlt und Uhren repariert. Ich weiß nicht, wie viele Stunden
ich als kleines Kind mit ihm in seiner Werkstatt im Keller verbracht habe. Er
hat mir viel beigebracht und er hat mir beim Arbeiten so manche Geschichten aus seinem Leben erzählt. Auch zu
den Fotos im uralten Fotoalbum. Seine Geschichte und die seiner Familie. Und
auf dem Höckerchen stand ich morgens neben ihm beim Frühstücken, bevor er zur
Arbeit ging. Das sind wohlige Erinnerungen. Es gibt auch andere, mächtig dunklere
Bilder. Doch die wohligen, die waren und sind eine unglaubliche Ressource.
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