4.12.15

Am 04.12.1975 starb Hannah Arendt. Eine Große.

„Es war ja auch zu schrecklich, was beim Jerusalemer Eichmann-Prozeß herauskam: Da stand keine kalt berechnende Bestie in Menschengestalt im schußsicheren Glaskasten, sondern ein Hanswurst.“


Dieser Satz hat mich damals als junge Frau an der Uni sehr erschüttert. Das Böse konnte, ja durfte nicht banal sein. Es musste groß, hässlich, entmenschlicht sein. Die Täter abseits jedweder Menschlichkeit. Nur so erschien mir das Unsägliche überhaupt ertragbar. Und dann kam dieses Weib und schleuderte mich mitten hinein in ein Gedankengebäude, das in späteren Jahren in der Frage gipfelte: Unter welchen Umständen könntest auch du zur Täterin werden? Nix war mehr einfach, nix war mehr mit hier Gut, dort Böse. Leichten, eindimensionalen Antworten war der Weg ein für alle Mal verbaut. Der Verstand kreischte und es blieben ihm doch nur das Denken, Hinterfragen, Zerlegen und Durchkauen jedweder noch so wohltuenden einfachen Kausalität. Ich habe sie gehasst für ihre Gedanken und den unbequemen Rattenschwanz, den diese in mir ausgelöst hatten. Und ich bin ihr dankbar. 

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