Am 04.12.1975 starb Hannah Arendt. Eine Große.
„Es war ja auch zu schrecklich, was beim Jerusalemer
Eichmann-Prozeß herauskam: Da stand keine kalt berechnende Bestie in
Menschengestalt im schußsicheren Glaskasten, sondern ein Hanswurst.“
Dieser Satz hat mich damals als junge Frau an der Uni sehr
erschüttert. Das Böse konnte, ja durfte nicht banal sein. Es musste groß, hässlich,
entmenschlicht sein. Die Täter abseits jedweder Menschlichkeit. Nur so erschien
mir das Unsägliche überhaupt ertragbar. Und dann kam dieses Weib und schleuderte
mich mitten hinein in ein Gedankengebäude, das in späteren Jahren in der Frage
gipfelte: Unter welchen Umständen könntest auch du zur Täterin werden? Nix war
mehr einfach, nix war mehr mit hier Gut, dort Böse. Leichten, eindimensionalen
Antworten war der Weg ein für alle Mal verbaut. Der Verstand kreischte und es
blieben ihm doch nur das Denken, Hinterfragen, Zerlegen und Durchkauen jedweder
noch so wohltuenden einfachen Kausalität. Ich habe sie gehasst für ihre Gedanken
und den unbequemen Rattenschwanz, den diese in mir ausgelöst hatten. Und ich
bin ihr dankbar.
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