29.7.16

„Merkel ist dies und das und jenes. Merkel muss weg!“
„Genau. Und du übernimmst das Amt und machst alles anders.“
„Ähm“
„Oder wer sonst?“

Was es zu verstehen gilt: Es ist unterm Strich - bis auf ganz seltene, wirklich selten seltene Menschen – doch keine Personenfrage.

Woher kommt dann dieses Personen Bashing?

Es hat unter anderem etwas mit mangelnder Transparenz zu tun. Bei meinen kurzen Ausflügen in die aktive (Kommunal)Politik habe ich dieselbe immer ganz schnell schreiend wieder verlassen, weil mich dieses "das darf der und die nicht wissen" bzw. "der darf das, die darf jenes, der darf nur dieses Teilstückchen erfahren" in den Wahnsinn getrieben hat. Und man durfte und sollte nicht darüber reden. Dabei wäre es doch so einfach, wenn ich als Politikerin meine Verstrickungen auch öffentlich benennen dürfte, so alá "Ja, ich finde dieses Gesetz auch aus diesen und jenen Gründen beschissen, aber ich stimme dafür, weil ich dann von der Lobby Zugeständnisse für das andere, auch wichtige Gesetz bekomme." Oder: "Ich bin der Meinung, dass ...., aber zur Zeit sind die Machtverhältnisse und Abhängigkeiten halt so und so und deswegen kann ich nur so entscheiden, in der Hoffnung dafür beim nächsten Mal weniger Gegenwind für dies und das und jenes zu bekommen."

Es geht um Deals und um Kontenausgleich der Gefälligkeiten, jedes Mal wieder. Ohne Ausnahme bei allen! Und um Abhängigkeiten. Und ja, es würde alles viel klarer und einfacher machen, wenn endlich mal viele, viele Leute im politischen Geschäft damit anfingen Klartext zu reden und nicht erst in ihren Biografien die Katze ein bissl aus dem Sack gucken ließen.

Die Menschen spüren doch intuitiv, dass es neben den öffentlichkeitswirksamen Blubber Aussagen noch etwas anderes geben muss, etwas Tiefgehenderes, Hintergründigeres, das ihnen vorenthalten wird. Sie fühlen sich deshalb mit der Zeit verarscht und angelogen.

Ich wünsche mir, dass über die verschiedenen Ebenen und Verwicklungen bei einer politischen Entscheidungsfindung auch im Politikunterricht intensiv gesprochen würde, damit u.a. endlich das Märchen vom Tisch käme, dass ein Kanzler oder ein Minister alleine und unabhängig auch nur irgendwas so locker vom Hocker weg entscheiden könne.

Bleibt die Frage: Warum sollten Politiker offen und ehrlich kommunizieren? Was sollte ihr Antrieb sein, wenn der Schwur, ausschließlich zum Wohle des Volkes zu handeln allein nicht ausreicht?

Banale Antwort: Gleiches Geld für viel weniger Energieaufwand. Oder anders ausgedrückt: Diese ganze gelebte Schizophrenie hat auch für das Individuum ihren Preis. Der Energiehaushalt bricht zusammen und die landen dann irgendwann bei mir auf der Couch oder gleich auf der Intensivstation. All dieses Gehabe und Gemauschel zerrt den Menschen auf. Aus rein egoistischen, auf sich selbst bezogenen Gründen sollten sie es lassen. Meistens jedoch kapieren sie es zu spät, denn sie sind verblendet und beratungsresistent bis zum Anschlag.

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