Und wenn ich dann die Kommentare dazu lese (mehr Erziehung,
mehr Strenge, mehr Disziplin, mehr Autorität der Eltern), bekomme ich die
Krise. Meine Erfahrung ist nämlich genau eine gegenteilige: Es sind in der
Regel die Kinder, die von der Geburt an nur das ständige, inkonsequente Gequengel
der Eltern, das stetige „Nein! Lass das! Hör auf! Sitz still! Schlaf ein! Iss
anständig! Schrei nicht rum! Lauf langsam! Sei anders!“ gehört haben, die in
außerhäuslichen Situationen kein Maß zu kennen scheinen. Vielleicht auch gerade
deshalb, weil sie wissen, dass sie hier ihre Eltern in die Bredouille bringen,
da diese sich im Öffentlichen weniger schreiend und demütigend, oder gar
gewalttätig verhalten. Da ist der öffentliche Raum auf einmal Experimentierfeld
für Macht und Ohnmacht, für Provokation, für ganz neue Grenzen auszuprobieren,
für Abreagieren, für Maßlosigkeit, weil die bisherigen Maße nicht stimmig waren.
Gar nicht so dumm von den Kindern, sondern eine gesunde Reaktion auf all den
bisherigen Unsinn. Kinder, die mit einer sicheren Bindung aufgewachsenen sind,
die nach eigenem Rhythmus die Welt erkennen und lernen durften, die Menschen um
sich haben, die Respekt und Rücksichtnahme, auch und vor allem auch ihnen
gegenüber, vorleben, die haben in der Regel kein Problem damit, flexibel und
kompetent auf unterschiedliche Umgebungen mit deren eigenen Regel zu reagieren.
Im Gegenteil. Es ist dann ein wunderbares Spiel.
*Leise Anmerkung
Das ist jetzt nur eine Kurzfassung. Natürlich. Nicht aus
Büchern, sondern aus jahrzehntelanger Erfahrung in der Kinder- und
Elternarbeit. Wer mehr wissen möchte, fragt einfach. Oder ladet mich ein für
eine Gesprächsrunde. 😊
**Laute Anmerkung
Von einer „Professorin für Psychologie und Erziehungswissenschaften
würde ich mir persönlich schon ein bissl mehr Kompetenz erwarten. Interessant
auch, dass gerade bei solchen Themen nicht auch Leute aus der Richtung wie Hüther, Juul, Largo oder
Spitzer nachgefragt werden. Wäre bestimmt eine spannende und lehrreiche
Diskussion mit der Dame.
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