4.7.12


„Jeder Mensch hat das Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können. Aus dieser Wahl dürfen weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale, gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile entstehen."

Du darfst keine Freundin haben, die auch BDSMerin ist und ganz locker zu dieser Freundschaft stehen? Weil diese Freundin spricht ganz offen und selbstverständlich auch über diesen kleinen Teil ihrer Persönlichkeit. Öffentlich! Jesses. Was ist mit lesbisch, vorbestraft, Drogen abhängig, arm, schwarz, Moslem, schizophren, Kommunistin, etc., etc...? Gibt es da irgendwo ne Liste? Sind das Zuschreibungen, die per se ansteckend sind und du wirst dann automatisch auch dazu? Wo willst du da eine Grenze ziehen bzw. von irgendjemand für dich ziehen lassen?

Was hat meine Lebensweise und Weltsicht mit deiner beruflichen Reputation zu tun? Einfaches Beispiel: Kirchendogma: Keine Scheidung. Lässt der Pfarrer sich scheiden, fliegt er raus aus Amt und Würde. Das wusste er vorher und zu diesem Dogma hat er sich bekannt, als er diesen Job angenommen hat. Das mag man verstehen oder auch net, das ist seine Entscheidung. Aber er fliegt doch net raus, weil sein Bruder oder sein Freund sich haben scheiden lassen. Freundschaft heißt doch net, dass du automatisch alles was dein Freund/deine Freundin lebt, denkt, gut heißt, auch leben, denken, gut heißen tust. So bekloppt können net mal Verbands-Psychoanalytiker in ihrer Argumentation sein. Und sollten sie es doch sein, dann sagt es ne Menge über sie aus und über ihr Menschenbild und net über dich und mich.
Man hat mich verleugnet und verschwiegen weil ich ein uneheliches Kind war, weil ich aus der Unterschicht gekommen bin, dann weil ich Feministin, Kommunistin und dann, weil ich mit einem Ausländer verheiratet war. Und jetzt willst du mich in einer virtuellen Freundesliste verstecken, weil ich mich offen zu dem Recht auf freie Wahl der eigenen Sexualität bekenne und darüber schreibe. Ne, oder?!
Was würde denn im schlimmsten Falle geschehen? Deine Umwelt würfe dir vor, dass du mit Frau Müller befreundet seiest? Und deshalb die Möglichkeit bestünde, dass du genauso tickst wie sie? Ähm, ne gute Möglichkeit Position zu beziehen und festzustellen, dass es um dich geht und net um Frau Müller (s.o.) Aber klar, Position beziehen trägt immer auch das Risiko in sich, dass man dann eben auch mit Nachteilen dafür „bestraft“ werden könnte. Fällt unter die Rubrik Zivilcourage und vielen sau schwer.
Etwas tun, weil vielleicht in Zukunft die Möglichkeit bestünde, dass man dadurch Nachteile haben könnte, obwohl man an und für sich die Begründungszusammenhänge der Benachteiligung nicht richtig findet, das nenne ich auch vorauseilenden Gehorsam aus opportunistischen Gründen. Und vielleicht sollte man da in der Ausbildungsanalyse mal hingucken. Oh, ne, geht ja net. Dann müsste man ja vielleicht auch über BDSM reden, zumindest den bei der Frau Müller. Und darüber spricht man ja nicht, weil ein Psychoanalytiker darf ja kein BDSMler sein und, nach deiner Ansicht anscheinend, auch keine freundschaftlichen Beziehungen zu ebensolchen haben. Das ist sowas von gaga und ein saublöder Kreis, in dem du dich da begeben hast. Du. Nicht ich.

Ich bin zu alt für so einen Scheiß.

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