14.5.15

VatertagsGedanken: Als ich so um die neunzehn war, änderte sich die Volljährigkeit auf 18 Jahre und das Jugendamt teilte mir höchst unsensibel beiläufig mit, dass mein Vater in der DDR lebe und seit meiner Geburt regelmäßig Unterhalt ans Amt überwiesen habe. Von Seiten meiner Familie hatte ich bis dato nur schwammige Auskünfte alá „Den gibt es nicht, und überhaupt, lass die Fragerei.“ Der nicht vorhandene Vater war von klein auf für mich die Projektionsfläche all meiner kindlich verquerten Sehnsüchte und sporadischen Errettungsphantasien gewesen. Jetzt gab es ihn auf einmal wirklich. Als Reaktion auf diese neuen Informationen habe ich meine Mutter und meinen Großvater erstmal schreiend rund gemacht und bin nach Italien abgehauen. Von dort aus habe ich die aktuelle Adresse meines Vaters herausgefunden und ihm geschrieben. Was ein Akt. Und bin dann zu ihm gefahren. Viele Gespräche mit ihm, meinen Großeltern dort, seiner Frau, meinen sechs Halbgeschwistern. Alles liebe, freundliche Menschen. Das Angebot dort zu bleiben nach reiflicher Überlegung mit folgendem Resümee abgelehnt: Zeugung alleine macht noch keinen Vater und Blutsbande keine Familie und Tochtergefühle kamen bei mir nicht mehr auf.





Heute: Der nicht anwesende Vater war prägend, ob ich will oder nicht. Kein anderer Mann im begleitenden Familienverbund und auch nicht der Erzeuger konnten dieses schwarze Loch jemals füllen. 

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