28.1.16

Als junger Mensch traf mich diese Erkenntnis wie ein Schlag: Das Böse hat keinen Schwanz, keine Hörner, keine dämonische Fratze. Es hat ein ganz alltägliches Gesicht. Es lächelt freundlich, streichelt seinem Kind liebevoll übers Haar, kehrt die Straße am Samstag pünktlich, hilft dem Nachbarn bei der Apfelernte und der alten Frau über die Straße. Geht munter zur Arbeit und tritt dort mit federleichtem Gewissen den fremden Menschen vor sich in den Dreck, zerfetzt einem anderen die Gedärme und verabredet sich dabei lachend mit den  Kumpels zur Skatrunde am nächsten Sonntag. Seine Frau wird Häppchen servieren. Mein Blick wurde schärfer durch diese Erkenntnis, auch mir selbst gegenüber. Meine Seele aber schwang sich ein in ein leises Wimmern, dass bis heute nicht verstummt ist. 

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