„Kölns
Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf der Pressekonferenz am 5. Januar ©
Wolfgang Rattay/Reuters
… Reker hatte auf
einer Pressekonferenz zu den Übergriffen in der Silvesternacht vor dem Kölner
Hauptbahnhof angekündigt, die Verhaltenshinweise zu aktualisieren, wie Frauen
sich auf Partys verhalten sollten. Zu den Regeln gehöre zum Beispiel, zu
Fremden eine Armlänge Distanz zu halten, sagte Reker in der Pressekonferenz auf
die Nachfrage einer Journalistin. Zudem sollten Frauen darauf achten, unter den
eigenen Freunden zu bleiben und sich von diesen nicht trennen zu lassen.“
Was für ein Verhaltenstipp an Frauen: Wenn ich jetzt raus
gehe, soll ich möglichst Abstand zu mir fremden Männergruppen halten und nicht
alleine gehen. Ähm ... nun ja ... das klingt so nach: Zieh dich ordentlich an,
sonst bist selbst schuld, wenn dir was passiert! oder, noch besser: Zieh ne Burka
an, damit du Männer nicht mit deinen Reizen reizt! oder "Was machst du
auch alleine nachts auf der Straße als Frau! ... Gehts noch?! Und wenn ich
nackt über die Zeil tanze, gibt das niemanden das Recht mich zu belästigen oder
mir Gewalt anzutun! Wobei ich dann wohl in Köln und Hamburg eh an Silvester
nicht belästigt worden wäre, denn ich hätte ja nackt nix zum Klauen bei mir
gehabt. Von der ganzen widerlichen Instrumentalisierung durch die rechten
Rattenfänger mal abgesehen, nimmt dieser Diskurs mittlerweile Züge an, die mich
als Frau nur anwidern.
Sind unsere Städte
jetzt für Frauen gefährlicher geworden?
Mein ganz und gar subjektiver Eindruck aus Frankfurt (der
soooo gefährlichen Stadt): Ich habe mich mit 18, und das ist jetzt 41 Jahre her
wesentlich unsicherer Nachts alleine auf den Straßen gefühlt, als heute. Mann
könnte jetzt sagen, in meinem Alter falle ich eh nicht mehr ins Beuteschema
potentieller Gewalttäter. Es geht aber ja nicht nur mir so, sondern meinen
jungen Mädels auch. Die verstehen gar nicht mehr, wenn ich ihnen erzähle, wie
das war, als ich jung war: Da konnste nicht in eine überfüllte Tram einsteigen,
weil dir dort sicher irgendwer an den Hintern gefasst hat beim Drängeln und du
hast den Mund nicht aufbekommen, weil du wusstest, sie würden über dich
herfallen mit Argumenten wie: Wie siehst du auch aus! Irgendwas musst du ja
getan haben, sonst wäre das ja nicht passiert! Was biste auch alleine
unterwegs! Heute schreist laut, knallst dem Typen eine und er hat Glück, wenn
er nicht von den Mitreisenden zusammen geschlagen wird. Im besten Fall, für
ihn, wird er festgehalten bis die Polizei kommt. Und in der Nacht, wenn du aus
dem Club kommst, dann brauchst nur laut werden, und schon sind ein paar Leute
da mit Handys und auch tatkräftig und helfen dir. Es gibt bestimmt noch mehr
Beispiele, aber die spar ich mir hier. Nein, ich finde es in meiner Stadt nicht
gefährlicher, im Gegenteil. Auf der anderen Seite: Ja, organisiertes Verbrechen
auf der Straße nimmt zu. Die Gründe dafür sind vielfältig, die RuckelzuckelMentalität
beim Zugriff und bei der Verurteilung sind mir ein Rätsel und ich frage mich
immer öfters, ob es am NichtKönnen oder NichtWollen liegt.
Anstieg des
Organisierten Verbrechens, Raub und Diebstahl auf den Straßen.
Mir ging gerade so durch den Kopf: Organisiertes
Verbrechen und die zaghaften Versuche von Polizei und Staatsanwaltschaft, das
nachhaltig in den Griff zu bekommen. Nun, vielleicht erinnere ich mich falsch,
aber gab es da nicht schon immer wieder mal eine Vernetzung und Kungeleien
zwischen Staatsmachtvertretern und Milieu? Und standen hinter dem raubenden und
gewalttätigen Fußvolk nicht immer auch irgendwelche Herrschaften, die mit
anderen Herrschaften zusammen ab und an kumpelhaft soffen und hurten? Ist das
alles Vergangenheit? Ich weiß ja net, ich weiß ja net.
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