Wenn mir jetzt noch einer kommt mit dem dämlichen Spruch:
„Die haben die Bibel und/oder den Koran nur falsch interpretiert, das ist
eigentlich gar nicht frauenfeindlich, menschenverachtend gemeint!“ dann bekomm
ich nen Schreikrampf. Was, bitteschön, ist an den uns heute vorliegenden und
verbreiteten Grundtexten denn falsch zu „interpretieren“?
Das Zeugs wurde von Männern in einem jeweils bestimmten
historischen (Macht)Kontext geschrieben, gesammelt, weiter gegeben, verändert,
angepasst, übersetzt, zusammengestellt, gekürzt und, über all die Jahrhunderte
bis jetzt, benutzt für die eigenen machtgeilen und egoistischen Gelüste von
einzelnen und/oder ausgelegt nach jeweils eigenem Gutdünken von den sich
jeweils drum herum etablierten (in der Regel männlich dominierten)
Organisationen und Vereinen. Da ist nix mit wohlwollender Interpretation und
Auslegung im Nachhinein.
Wer mit dem Interpretationsargument um sich schmeißt,
weigert sich ganz einfach diese Werke als historische Schriften anzusehen und
maßt sich an, daraus irgendwas verpflichtend Relevantes für heute heraus lesen
und als einzig wahre Handlungsvorgaben für alle Menschen statuieren zu können.
Tut mir leid, ich habe die auch gelesen und ja, ich halte
sie für wichtige Werke in der Evolutionsgeschichte der Menschheit. Für nicht
mehr und nicht weniger. Intime Relevanz mögen sie haben für deinen und deinen
und Ihren Glauben. Damit kann ich leben, solange es beim individuellen Glauben
bleibt und du mir nicht damit kommst, daraus Leitlinien für mein Leben machen
zu wollen. Dann ist es nämlich nicht mehr Glauben, sondern Ideologie und dann
muss ich mir anschauen, worauf du dich berufst und dann kann ich nur
feststellen, diese Texte sind aus heutiger Sicht menschen(rechts)verachtend bis
zum Anschlag und zwar aus dem banalen Grund, dass die Menschenrechte damals in
der menschlichen Entwicklung noch nicht zur Diskussion standen. Die lassen sich
deshalb da auch nicht rückwirkend hinein interpretieren.
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