24.1.16

Wenn mir jetzt noch einer kommt mit dem dämlichen Spruch: „Die haben die Bibel und/oder den Koran nur falsch interpretiert, das ist eigentlich gar nicht frauenfeindlich, menschenverachtend gemeint!“ dann bekomm ich nen Schreikrampf. Was, bitteschön, ist an den uns heute vorliegenden und verbreiteten Grundtexten denn falsch zu „interpretieren“?

Das Zeugs wurde von Männern in einem jeweils bestimmten historischen (Macht)Kontext geschrieben, gesammelt, weiter gegeben, verändert, angepasst, übersetzt, zusammengestellt, gekürzt und, über all die Jahrhunderte bis jetzt, benutzt für die eigenen machtgeilen und egoistischen Gelüste von einzelnen und/oder ausgelegt nach jeweils eigenem Gutdünken von den sich jeweils drum herum etablierten (in der Regel männlich dominierten) Organisationen und Vereinen. Da ist nix mit wohlwollender Interpretation und Auslegung im Nachhinein.

Wer mit dem Interpretationsargument um sich schmeißt, weigert sich ganz einfach diese Werke als historische Schriften anzusehen und maßt sich an, daraus irgendwas verpflichtend Relevantes für heute heraus lesen und als einzig wahre Handlungsvorgaben für alle Menschen statuieren zu können.

Tut mir leid, ich habe die auch gelesen und ja, ich halte sie für wichtige Werke in der Evolutionsgeschichte der Menschheit. Für nicht mehr und nicht weniger. Intime Relevanz mögen sie haben für deinen und deinen und Ihren Glauben. Damit kann ich leben, solange es beim individuellen Glauben bleibt und du mir nicht damit kommst, daraus Leitlinien für mein Leben machen zu wollen. Dann ist es nämlich nicht mehr Glauben, sondern Ideologie und dann muss ich mir anschauen, worauf du dich berufst und dann kann ich nur feststellen, diese Texte sind aus heutiger Sicht menschen(rechts)verachtend bis zum Anschlag und zwar aus dem banalen Grund, dass die Menschenrechte damals in der menschlichen Entwicklung noch nicht zur Diskussion standen. Die lassen sich deshalb da auch nicht rückwirkend hinein interpretieren.

Also lass mich damit einfach in Ruhe oder sei ehrlich und sag mir, was du eigentlich willst, um was es dir eigentlich geht.   

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