24.7.17

„Frau Müller, immer hacken Sie auf der Kirche rum, wenn es um Gewalt und sexuellen Missbrauch geht. In alternativen Projekten und Zirkeln gab es das doch auch!“

„Sind Sie so deppert, oder tun Sie nur so in ihrem unsäglichen Drang zu relativeren? Wenn es um Gewalt und Verbrechen an Kindern geht, sind Religionszugehörigkeit, Parteibuch oder politische Weltanschauung ebenso keine ein- oder ausschließende Kriterien wie Herkunft, Status, Geschlecht, Alter. Das geht durch alle gesellschaftlichen Schichten und Räume. Keine Ausnahmen. Gar keine.
Die katholische Kirche steht zurzeit wegen des Abschlussberichtes im Fokus. Auch deshalb, weil diese Beispiele erlauben aufzuzeigen, wie Schweigen und Vertuschung in einer großen gesellschaftlichen Institution es ermöglichen über einen langen Zeitraum die Täter zu schützen. Quasi Laborbedingungen in der Feldforschung. Relativiert wird dadurch jedoch gar nichts. Im Gegenteil. Gerade der Umgang und die Vorgänge in der Katholischen Kirche geben aufschlussreiche Hinweise auf Täterprofile in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen: Nichts, aber auch gar nichts verhindert, dass ein Mensch Gewalt gegen Kinder ausübt und/oder seine sexuelle Gier an ihnen austobt. Es geht ihm, dem Täter nur um die Befriedigung seiner Macht, seines Sadismus und seiner krankhaften sexuellen Bedürfnisse. Das sind die Grenzen seiner Wahrnehmung, darauf ist sein ganzes bewusstes und unbewusstes Verlangen, Streben und Trachten hin kalibriert. Und dafür sucht er sich Strukturen, die ihm dies mit möglichst geringer Gefahr für seine Person erlauben auszuleben. Das können kirchliche Institutionen sein, Schulen, Sportvereine, Wohnprojekte, Heime, Kindergärten, Jugendhäuser, Internet… und, und, und … und vor allem auch die eigenen Familienverbände. Überall dort eben, wo ihm Kinder als Abhängige anvertraut sind oder wo er leicht Abhängigkeitsverhältnisse herstellen kann. Die katholische Kirche hat da kein Alleinstellungsmerkmal und ist nur ein Schauplatz unter vielen anderen.“

*Anmerkung
„Der“ Täter? Er? Es gibt auch Täterinnen. Auch und gerade in den familiären Strukturen. Ja. Aber, mal ganz ehrlich, wenn ich mich weltweit umschaue, mir die konkreten Daten und die Vorgehensweise, die Taten selbst anschaue, dann ist es doch ein überwiegend männliches „Problem“. Da ständig zu relativieren mit dem Totschlagargument „Es gibt aber auch Frauen!“ schützt die Täter. Sonst nix. 

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