5.7.17

Ganz banales Beispiel: Guter Abschluss, Mittlere Reife, gute Ausbildung, normaler Job in Frankfurt dafür, 1400,-- Netto, kein Weihnachtsgeld , kein RMV Ticket, aber sicherer Arbeitsplatz. Wohnung damit in Frankfurt realistisch nicht auffindbar, also ins Umland. Dort Miete mittlerweile für 600,-- Euro plus 80,-- Strom, 80,-- Euro für Gas (Heizung/warmes Wasser) und  Monatskarte 180,-- Euro. Bleiben unterm Strich 560,-- Euro. Damit kann man keine großen Sprünge machen. Hat man eh keine Zeit dafür. Denn die tägliche Fahrzeit zur Arbeit beträgt mit den Öffentlichen anderthalb Stunden. Einfache Fahrt. Wenn es gut läuft. An mindestens drei Tagen klappt es so jedoch nicht. Also zwei Stunden. Insgesamt vier. Dann noch ein paar Überstunden dazu, die aber nicht bezahlt, sondern verrechnet werden mit Freizeit. Die man aber gar nicht nehmen kann, weil sonst der Betrieb ins Schleudern käme.

Kein Einzelfall. Eigentlich hat dieser Mensch alles richtig gemacht. Schule, Ausbildung, Job gefunden, der ihm auch Spaß macht. Und doch geht es ihm nicht gut. Wenn auch nur eine unvorhergesehene Kleinigkeit passiert, irgendwas kaputt geht im Haushalt oder er wird länger als sechs Wochen krank, dann bricht er ein. Diese Angst ist immer irgendwie vorhanden und nagt an ihm. Nagt und nagt und nagt.

Und dann gibt es so Idioten, die sich hinstellen und von eigenem Verschulden reden. Von „musste halt was machen, biste selbst verantwortlich dafür. Hättest ja dies, hättest ja das. Musste mehr Leistung bringen. Blablablubb.“

Und dann wundert ihr euch, dass die Unzufriedenheit steigt? Dass die Menschen aufbegehren, nachfragen, wütend werden?

Na ja, er könnte sich ja Mühe geben und doch eine Wohnung in Frankfurt suchen.  Dann würde seine Zufriedenheit sicher steigen. *hahaha ->




Ging mir gerade noch so durch den Kopf: Wenn von Armut geredet wird, dann werden immer nur die Menschen mit Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld genannt. Das ist doch eine völlig dämliche Trennlinie. Ich kenne so viele Menschen, die liegen ein wenig über dem Satz und denen geht es nicht gut. Sie können sich zum Beispiel keinen Zahnersatz leisten, weil sie mit 23 Cent über der Freigrenze liegen, oder keinen Urlaub, oder ganz viele kleine Dinge nicht tun, die ihnen zwar Freude machen würden, aber einfach im Budget nicht drin sind. Da lässt sich etwas auseinander dividieren, was eigentlich solidarisch zusammen gehört.


Zu den ganzen "Armutsdefinitionen" fällt mir ein: Weder Hartz IV oder sonstige Sozialleistungen, noch die Berechnung von notwendigen Lebenshaltungskosten, noch die Errechnung von mittleren Haushaltseinkünften gehen doch von realistischen Zahlen aus. Das sind doch alles nur theoretische Konstrukte und meistens auch noch seit Jahren veraltet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen