17.7.17

„Wir lebten in einer Kultur, in der das Nachdenken und Muße keinen Platz mehr habe, sagte Schmidbauer im Deutschlandfunk. Die Idee, man könnte sich auch mit weniger zufrieden geben, habe in unserer Gesellschaft eine sehr geringe Akzeptanz. Die Folge sei, dass die Menschen ihren Leistungsansprüchen selbst nicht mehr gerecht werden könnten und dadurch auch häufiger an Depressionen erkrankten.“

Alles richtig, Herr Schmidbauer. Aber! und dieses Aber ist ein sehr dickes und altes zwischen uns beiden ->  Ich kenne eine Menge Menschen, die könnten ihre "Depressionen" sehr gut ohne Medikamente in den Griff bekommen, wenn sie Zeit und Muße hätten, einmal ganz und gar bei sich selbst anzukommen. Können sie aber nicht, weil sie es sich schlichtweg nicht "leisten" können. Sie kämpfen nämlich Tag für Tag um die Befriedigung ihrer ganz banalen Grundbedürfnisse: Wohnen, Essen, Teilhabe. Die können nicht einfach aus krankmachenden Verhältnissen aussteigen und sich den Luxus leisten, sich und ihr Leben gesundheitsfördernd zu entschleunigen. Dann hängen ihnen nämlich diverse Ämter und Gläubiger existenzbedrohend im Nacken. Mein ewiger Hader mit den lieben Psychoanalytikern: Ihr habt wirklich wunderbare Werkzeuge geschaffen! Aber ihr habt immer den größten Teil der Bevölkerung, nämlich die, die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben, von dem Genuss derselben ausgeschlossen. Manchmal kommt es mir so vor, als sehet ihr die und ihre Lebensumstände gar nicht. Ein blinder Fleck quasi, von Anfang an und recht nachhaltig gehegt und gepflegt bis heute. 

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