12.7.17

„Wenn ich mich so morgens durch die Medien lese, dann bekomme ich langsam gar nicht mehr richtig mit, wer da wieder wen aus welchen Gründen ermordet, gefoltert, zerschlagen, überrannt, ausspioniert, bombardiert, erschossen, verdrängt, hingerichtet, angegriffen, überrollt, entführt, totgeschlagen, gesäubert, ausgeräuchert, vertrieben, ermordet, etc., etc., hat. Das Leid aber, das ist immer das gleiche. „Seiten“? Völlig austauschbar. Die Welt ist ein Schlachthaus und der Schlächter heißt Mensch.“

„Guten Morgen, Frau Müller! Na, sind wir heute wieder etwas misanthropisch drauf? Was ist mit dem Kämpfen für die `gerechte´ Sache? Da floss und fließt doch auch Blut, oder?“

„Sorry, der Zug ist für mich schon lange abgefahren. Die Geschichte und meine Erfahrungen lehrten mich: Der Weg verändert das Ziel und den Wegbeschreiter. Du kannst nicht töten, foltern, erniedrigen und ausbeuten und dann so tun, als seiest du der gleiche Mensch wie vorher. Geht nicht. Ist reine Selbstverarschung. Entweder es verändert dich grundlegend oder, oder du warst schon vorher anders als du meintest zu sein oder vorgegeben hast. Du hast dich oder uns schlichtweg belogen. Bin ich ob dieser Erkenntnis ein Menschenfeind? Nein, ganz sicher nicht. Denn in all dem Gemetzel gab und gibt es immer wieder jene, die trotz alledem versuchen aufrecht zu gehen und sich diesem Weg verschließen. Sie zahlen einen hohen Preis. Es gibt sie, an jedem Ort der Welt. Sie mögen auf die Schlächter wirken wie kleine, graue Mäuschen, die man unter den Stiefeln beiläufig zertritt. Oder man beachtet sie einfach nicht. Aber, sie nagen, sie graben, sie durchlöchern das Fundament. Sie wispern, sie tuscheln, sie teilen sich flüsternd mit. Sie vermehren sich. Sie werden noch da sein, wenn die Häuser der Schlächter längst zu Staub zerfallen und deren vorgeblich hehren Ziele längst nur noch ein Fußnötchen in der Geschichte sind. Nein, ich bin keine Menschenfeindin. Ganz im Gegenteil. Nur ein kleines, graues Mäuschen.“


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