20.7.17

Mein Eindruck von den Gesprächen in den letzten Tagen: Am liebsten würde man es doch einfach unter den Tisch kehren. "Das ist doch schon alles so lange her!", "In Internaten ging es eben damals so zu.", "Es war halt die Zeit damals.", "Waren doch nur die Überreste der Schwarzen Pädagogik." und so weiter, und so fort.

Ähm ... Ach?! ... So lange her? Heute ist alles ganz anders? Heute herrscht im Realen und in den Köpfen der Leute doch eine ganz andere Vorstellung über Kinderrechte und Erziehungsfragen? Das könnte heute so doch gar nicht mehr passieren? Das hat 1992 doch von Jetzt auf Gleich aufgehört?

In welcher Welt lebt ihr denn?

Dass das rückwirkend überhaupt ans Licht kam und bearbeitet werden konnte, liegt doch vor allem daran, dass betroffene Erwachsene! es nach Jahrzehnten nicht mehr ausgehalten haben mit dem Trauma, das sie ein Leben lang verfolgte und quälte, so weiter zu leben. Darum haben sie angefangen den Mund aufzumachen und nach und nach, ermutigt dadurch, fanden sich immer mehr bereit, sich öffentlich zu äußern und von ihren schrecklichen Erlebnissen zu erzählen. Als Kinder hätten sie das doch gar nicht gekonnt, bzw. wurden ihre kindlich ausgedrückten Ängste und Hinweise doch von niemandem verstanden oder gar ernst genommen.

Was bringt euch nun zu der Annahme, dass Kinder, die in diesem Moment Ähnliches erleiden, in der Lage sein könnten klar und deutlich zeitnah öffentlich darüber zu reden?

Nein, wenn ich mir aktuelle Berichte von Gewalt und Missbrauch von Abhängigen anschaue, dann denke ich nicht, dass sich Wesentliches verändert hat. Es wird wieder seine Zeit brauchen, bis alles ans Licht kommt. Das finde ich gruselig. Genauso wie die Ignoranz derer, die meinen, es sei doch alles nur Schnee von gestern.  


Ist da auch nur ein Hauch von Einsicht und Buße zu erkennen? Nein, die gleiche Arroganz und Anmaßung wie all die Jahrzehnte vorher. Und ihr glaubt, es hätte sich was verändert?


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