Mitgefühl und Solidarität haben ganz viele Gesichter und ich
fand sie auch in diesem Jahr wieder an völlig unvermuteten Orten.
31.12.17
30.12.17
Liebe schert sich nicht um Alter und Geschlecht, um Herkunft
und Neigung. Sie ist einfach. Wenn das doch nur endlich in Kopf und Bauch der
Leute rein ging. Nein, es ist immer noch keine Selbstverständlichkeit, auch
wenn ich das manchmal so in meiner einen kleinen Welt vergesse. Ja, es ist viel
passiert bis heute. So viel erreicht. Und doch, alles noch so fragil. Und schau
ich mich um in der Welt, dann werde ich so traurig und zornig zugleich. Immer
noch und immer wieder werden Menschen verachtet, diskriminiert, ausgestoßen,
verfolgt, geschlagen, getötet, weil sie den Falschen oder die Verbotene lieben.
Keine Zeiten um sich auf dem Erreichten auszuruhen. Ganz im Gegenteil.
22.12.17
"Ein Land, ein
Ort, in dem ich zusehen und erleben musste, wie meine Kinder zerfetzt, meine
Frau nieder gemetzelt, meine Eltern erschlagen, meine Nachbarn zu Tode
geprügelt und unsere Häuser zerbombt und dem Erdboden gleichgemacht wurden, wo
jeder, jeden verraten und verkauft hat, nur um das Leben seiner Kinder zu
retten, ist das noch mein Land, mein Ort? Meine Heimat?"
"Darauf kann ich dir keine Antwort geben, denn ich weiß
es nicht."
Jetzt kommen sie wieder aus ihren Löchern gekrochen, die
großzügigen Spender, die traurige Kinderaugen Teilenden. Die, die doch auch
dabei nur immer sich selbst im Blick haben, zücken die Portokasse, Almosen selbstherrlich
lächelnd verteilend. Die, die ihr Mitgefühl das ganze Jahr in der Tiefkühltruhe
ihrer Herzen lagern, puhlen es nun mühsam verkrampft in jedwedes Kameralicht. Die,
die nun Selfies mit Obdachlosen posten, denen sie ansonsten angewidert die schimmeligen
Krümel ihrer verlogenen Heimeligkeit für die Füße werfen. Wenn überhaupt. Die,
die das ganze Jahr kreischen nach sauberer Heimat und patriotisch entflammtem
Widerstand gegen Teilhabe und Barmherzigkeit, basteln nun rührselig trunken an bunten
Krippenspielen herum. Die, die jammernd und johlend durch das Jahr wilderten,
weil sie sich selbst nicht aushalten können, vergehen nun vor mediengerechter
Selbstherrlichkeit in aufgesetztem Mitleid und drücken sich verlogene Tränchen
ab, ob all der ihnen doch so fremd bleibenden Schrecken in der Welt.
Die, die widern mich an.
21.12.17
„Unabhängig davon, dass so ein alter Baum gefällt wird,
gehen die Kosten für so einen städtischen und/oder kommunalen Weihnachtsbaum in
die Abertausende.“
„Völlig Idiotisch. Dafür könnte man auch Schlafsäcke,
Winterjacken, Heizöl, oder sonst was Sinniges kaufen.“
„Ja, aber die Tradition!“
„Man muss ja nicht jeden Scheiß immer wieder wiederholen,
bloß weil die Altvorderen es nicht blickten.“
*Anmerkung
Ja, es regt mich immer
noch auf.
16.12.17
Dann mach doch was anderes!
Was mich ankotzt und was mich wütend macht, sind Kommentare
in dieser Art:
"Du musst diese Arbeit ja nicht machen, wenn es dir zu
wenig Geld ist."
"Du musst doch nicht in diesem Loch wohnen, such dir
eine andere Wohnung."
"Du bist doch selbst dran schuld, wenn du nur ALG II
bekommst, geh halt arbeiten."
"Wenn du nicht
genug Geld hast für gute Lebensmittel, dann iss halt weniger."
"Wenn es dir auf der Straße schlecht geht, dann wohne
halt in ner Wohnung."
"Wenn es dir so schlecht geht, dann höre doch einfach
auf zu trinken!"
Etc., etc., etc..
Es ist immer eine anmaßende, von oben nach unten
Argumentation, die der realen, individuellen Lebenswelt des Angesprochenen in
keiner Weise gerecht wird. Ja, man könnte sogar sagen, das Gegenüber wird
überhaupt nicht wahrgenommen. Es ist so arrogant (die bösartige Form von
Arroganz) und widerlich, und zeigt lediglich, dass die reale gesellschaftliche
und soziale Situation in diesen Zeiten in Gänze völlig ausgeblendet wird.
Warum argumentieren Leute so? Ich vermute, es hat mit
Abgrenzung zu tun, mit der eigenen Angst vor dem Abstieg, mit Ignoranz und
Blasiertheit, mit Dummheit und mit diesem klitzekleinen Moment, in dem man sich
selbst erhöhen kann, indem man dem anderen Schuld zuschiebt.
*Anmerkung
Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Ich bin eine
vehemente Anhängerin der Haltung "Setz deinen Arsch in Bewegung und
übernimm Verantwortung für dein Leben!". Aber!, und dieses Aber ist ein
fettes, es gibt Systeme, Strukturen, Lebensumstände, gesellschaftliche Zwänge,
die es schwierig machen, das eigene Leben locker auf die Reihe zu bekommen. In
solchen Fällen habe ich Verständnis, solidarisiere ich mich, begleite und suche
Ansätze, wo man, wie man an den nicht beeinflussbaren Schrauben doch noch etwas
ganz individuell drehen könnte. Ich käme nicht auf die Idee da Schuld im
Gießkannenprinzip zu verteilen.
12.12.17
6.12.17
Manchmal bin ich total unpädagogisch und knallhart:
Die kleinen Kinder streiten sich um eine blöde Ritterburg. Alle
Vorschläge, wie man denn gemeinsam mit diesem Ding spielen könnte, werden
abgelehnt. Sie kloppen sich, hetzen, tricksen, schlagen sich drum. Sie weinen,
schreien und können sich mit nichts anderem beschäftigen. „Das ist meine Burg!“
… „Nein, meine!“ Das geht Stunden und Stunden und alle sind totunglücklich. Sie
sind so aufgedreht, werden immer gewalttätiger und finden aus dem ganzen
Schlamassel nicht mehr von alleine raus. Irgendwie geht es gar nicht mehr um
die Burg selbst, sondern nur noch um die Streiterei. Wie gesagt, jeder
Vorschlag von außen wird abgelehnt. Ich habe irgendwann diese Faxen satt, nehme
den Hammer und zerschlage diese blöde Burg. Wenn ich wohlwollend bin, bekommt
jedes Kind ein gleich großes Plastikstückchen mit dem Hinweis: „Da kannst du
dir ja jetzt in deinem! Kinderzimmer eine neue Burg draus bauen!“ Ansonsten
wandert der Mist in die Mülltonne.
*flüster …und dann träume ich davon, ich könnte dies mit
Jerusalem auch machen
4.12.17
„Denken Sie, ich bin
verrückt, Frau Müller?“
„Halten Sie sich denn
für verrückt?“
„Ich ticke anders als
andere Menschen.“
„Würde mein Urteil über Sie etwas daran ändern?“
„Eigentlich nicht. Ich bin ja so, wie ich bin.“
„Und wie geht es Ihnen so mit sich?“
„Mir geht es eigentlich ganz gut mit mir. Die anderen Leute
sind halt oft davon genervt.“
„Ändert das Urteil der anderen etwas an dem, wer und was und
wie Sie sind?“
„Nein, eigentlich nicht. Es geht mir ja gut mit mir.“
„Wer bräuchte denn dann, wenn gewollt, Hilfe und
Unterstützung?“
„Jetzt, wo Sie es so sagen, doch eher die anderen und nicht
ich.“
29.11.17
„Seitdem es so viele Flüchtlinge und andere Ausländer bei
uns gibt, steigt die Gewalt gegen Frauen auf der Straße und überhaupt! Keine
Frau traut sich abends noch raus.“
„Ähm, ich bin jetzt 61 Jahre alt und als Mädchen und Frau
habe ich viel erlebt hier in meinem Land. Männer haben mich beleidigt,
diskriminiert, vergewaltigt, ausgeraubt, nieder gestoßen, bevormundet, belogen, bedroht.
Ich habe dabei keine gravierenden Unterschiede aufgrund von Herkunft, Status,
Ethnie, Reichtum oder Armut oder sonst irgendwas erkennen können. Das einzige
Merkmal, was sie alle einte: Sie waren männlichen Geschlechts und Arschlöcher.
Ne, komm mir also nicht damit, dass seit 2015 irgendwas grundlegend neu oder
anders wäre. Ist es nicht, so gar nicht.“
28.11.17
Im politischen Diskursen geht es oft hart zu. Ja, auch ich
halte mich da mit klaren und eindeutigen Aussagen nicht zurück.
Doch, es geht mir um die Sache. Manchmal bin ich jedoch so zornig,
dass auch ich die Contenance verliere.
Das ärgert mich dann im Nachhinein.
Denn es gilt, zumindest für mich: Die Würde des Menschen ist
unantastbar. Menschenrechte gelten für alle Menschen. Ohne Wenn und Aber.
Ein nicht endendes Ringen darum. Wieder und wieder. Fehltritte
inklusive. Anstrengend. So anstrengend. Aber, richtig.
Nachsicht, wenn es nicht immer klappt.
Danke!
25.11.17
Immer wenn es um das Thema „Gewalt gegen Frauen“ geht, kommt
mit schöner Regelmäßigkeit irgendwann das Argument, dass auch Frauen Gewalt
gegen Männer ausüben.
Keine Frage, das stimmt. Und richtig ist auch, dass es
männlichen Opfern richtig beschissen geht, es wenig Anlaufstellen und Hilfe für
sie gibt und ihre Traumatisierung der weiblichen in nichts nachsteht.
Allerdings geht mir dann auch jedes Mal durch den Kopf, dass
ich persönlich in den letzten 2500 Jahren keine größere Gesellschaft kenne, in
denen die Rechte der Männer zugunsten von Frauen beschnitten wurden. Ebenso wenig
kenne ich Gesellschaften, in denen ausschließlich Frauen die Gesetze machen,
die nur Männer betreffen oder in denen die körperliche Unversehrtheit des
Mannes dem Willen von Frauen und Familie unterliegt und das Verfügungsrecht
über Körper und Eigentum des Mannes den Frauen rechtlich garantiert würde. So lebten
und leben aber immer noch Millionen von Frauen. Das prägt. Sowohl die Frauen
als auch die Männer in diesen Gesellschaften.
Die gleichen Rechte für Männern und Frauen wurden in vielen
Ländern mittlerweile hart erkämpft. Sie stehen nun auf dem Papier, die gleichen
Rechte, und werden mühsam in den Alltag übertragen. In vielen, vielen Köpfen
jedoch sind sie noch gar nicht angekommen. Da dümpelt man noch in den „guten“ alten
Zeiten herum. Deshalb ist die Mehrheit der Opfer, auch bei uns, eben immer noch
weiblich. Und darum ist es weltweit und auch bei uns immer noch vor allem ein
Männerproblem.
21.11.17
Man vereinbart, sich zusammen an einen Tisch zu setzen und
zu besprechen, ob man eine längere Zeit, unter welchen Bedingungen,
zusammenarbeiten könnte. Man bildet quasi ein Team, um festzustellen, was geht
und was nicht. Dann stellt man fest, dass das für einen überhaupt nicht geht.
In der Regel sagt man das dann im Team, hört zu, was die anderen dazu sagen und
stellt dann gemeinsam fest, dass es eben nicht funktioniert. Und man geht
zusammen nach draußen und verkündet gemeinsam das Ergebnis. Also, von verschiedenen
Projekten mit den unterschiedlichsten Trägern kenne ich das nur so. Danach kann
jeder für sich nach innen und außen darstellen, woran es hakte. Das kann dann
auch manchmal hart und heftig zur Sache gehen. Warum auch nicht.
Man schmeißt aber doch nicht einfach mit ein paar kurzen
Sätzen hin und gibt dann draußen alleine bekannt, dass man nicht mehr mitmachen
will, weil die anderen ja so blöd sind und man selbst so toll. Ich fände das
unanständig und respektlos. Ich bin mir auch sicher, dass ich dann mit diesem
Träger in Zukunft nicht mehr zusammen arbeiten wollen würde. Ich hätte kein
Vertrauen mehr.
„Frau Müller, ein Kommentar von Ihnen zu dem überraschenden
Ende der sogenannten Sondierungsgespräche?“
„Nein. Meine Themen kamen in den Gesprächen doch gar nicht
vor: Armut, konkrete Arbeits- und Lebensbedingungen, Kinderrechte, Fluchtursachen,
Renten, Waffenhandel, Gesundheitssystem, BGE, Schulsystem, Wohnungsnot,
Inklusion, Kinderschutz und vieles mehr. Von fehlender, selbstkritischer
Reflektion oder einem sachlichen Disput über nachhaltige, neue
Gesellschaftsentwürfe ganz zu schweigen. In meinem Namen hat da niemand
gesprochen oder irgendwas verhandelt. Alles wie gehabt. Also, was sollte ich da
konkret wie und warum kommentieren?“
12.11.17
Wenn ich so mit KleinMadame unterwegs bin:
Die meisten Erwachsenen zuppeln laufend an ihren kleinen
Kindern rum. Da bleibt nix unkommentiert, alles bekommt einen ermahnend
nölenden Hinweis in hochgeschraubter Stimmlage. Ich würde deppert werden, wenn
jemand die ganze Zeit so mit mir kommunizieren würde. Wie anstrengend muss das
für ein kleines Menschenwesen sein unter diesem meckernden Dauerfeuer ein
gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Die 24 Stunden Botschaft lautet: Das
was du machst und tust und bist, ist so nicht in Ordnung.
Das dahinter stehende Kind- und Erziehungsbild ist immer
noch das gleiche wie Anfang des letzten Jahrhunderts: Das Kind als
unvollkommenes Wesen, das ähnlich eines Baumschösslings gezurrt und gezerrt
werden muss durch pädagogische Maßnahmen, damit es, zu seinem Wohle, in die
gewünschte Richtung wachse. Mit dem Rattenschwanz an Projektionen, Idealen,
Stellvertreterfunktionen von und für seine Erwachsenen.
10.11.17
Darum
Weil unsere Freundlichkeit größer ist als ihr Hass.
Weil wir gar nicht groß drüber nachdenken,
sondern mit Selbstverständlichkeit Selbstverständliches tun.
Weil wir die sind, die wir sind. Und weil wir viele sind.
Darum.
Lassen wir uns den Blick nicht trüben, nur weil um die
rechten Pupser so ein medialer Hype gemacht wird.
Lasst uns unsere Geschichten, unsere Realitäten,
unsere Wahrheiten in den Raum werfen. Reden wir drüber.
Lauter. Deutlicher. Offener. Mehr.
Damit die ermutigt werden, die sich ihrer selbst noch unsicher
sind.
Damit die leisen Unermüdlichen eine angemessene Stimme
bekommen.
Denn diese sind so viele in diesen Tagen und sie
sind wahrhaftiger als das wiederkäuende Gegrunze der vorgeblich so besorgten
Bürger.
Darum.
"Frau Müller, Sie können besorgte Bürger doch nicht
Pupser nennen!"
"Ähm. Doch. Kann ich."
"Gar nichts von Ihnen zu den Koalitionsverhandlungen?
Nichts zu Jamaika, Frau Müller?"
"Alles Wesentliche schon gesagt worden. 1919, vom Herrn
Tucholsky. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein."
"Nun, Sie können das doch nicht miteinander
vergleichen, Frau Müller!"
"Stimmt."
"Na sehen Sie, manchmal sind Sie ja doch ganz handsam
einsichtlich."
"Die Namen der Beteiligten, die sind anders, stimmt.
Aber die konnte und kann ich mir eh nicht merken."
8.11.17
„Warum regen sich die Leute nicht über die ganzen
Steuerflüchtlinge auf? Sind die deppert?“
„Nein, die sind nicht deppert, die träumen ganz tief in sich
drinnen, dass sie irgendwann auch mal zu denen gehören könnten. Und man will
sich ja nicht selbst ans spätere Bein pinkeln.“
„Na, das ist aber sehr wohl deppert!“
„Spielen Sie Lotto? Wenn ja, das ist in etwa der gleiche
innere Gemütszustand.“
6.11.17
Auch das. Immer noch:
Ich bin von Haus aus Pädagogin mit mehreren
Zusatzausbildungen. Dazu gehören unter anderem eine Gestalttherapeutische
Ausbildung, eine Ausbildung in Sucht- und Präventionsberatung, Weiterbildungen in
den Bereichen Familien-, Gesprächs- und Sexualtherapie, Psychodrama, NLP und,
und, und ... Erfahrungen in den unterschiedlichsten Berufsfeldern und immer
weiter und wieder lernen, was ja in meinem Alter nix besonderes ist.
Seit einigen Jahren arbeite ich, neben der allgemeinen
Therapie und dem Coaching, auch wieder als Sexualcoach/Sexualtherapeutin mit
einer oft sehr speziellen Klientel. Da ich mich selbst für eine Weile in der
Fetisch- und BDSM-Szene bewegte, sowohl Bi bin als auch Poly lebte, ergab es
sich wie von selbst, dass mich vermehrt Menschen ansprachen, die mit ihren
Neigungen/Veranlagungen in irgendeiner Weise „Probleme“ bzw. einen gewissen
Leidensdruck hatten und mir vertrauten.
Anscheinend bin ich verdammt gut in dieser Art von
Begleitung und Zusammenarbeit. Das sprach sich rum und irgendwann entschied ich
mich dazu, dies wieder professionell anzubieten.
Meine Klienten kommen oft zu mir mit dem Wunsch „mach es
weg!“, oder sie kommen zu mir mit der großen Sehnsucht nach Ausleben und
endlich SoSeinDürfen und finden den Weg nicht. Manche kommen auch, weil sie
sich in der Szene nicht wirklich wohl fühlen und ahnen, dass sie sich da etwas
antun bzw. versuchen zu sein, was sie eigentlich gar nicht sind. Manch andere
leiden unter der von ihnen vermuteten „Perversität“ ihrer sexuellen Wünsche und
Fantasien. Andere haben im höheren Alter noch niemals irgendwelche sexuellen
Erfahrungen gemacht (Absolut Beginners) und andere haben in ihrer Beziehung
einen momentanen, auch sinnlichen Leerlauf (Paartherapie). Und. Und. Und. Die
Beweggründe mich aufzusuchen sind in diesen Bereichen immer vielfältig und
immer einzigartig, so wie eben jeder Mensch einzigartig und etwas ganz
Besonderes ist.
Dementsprechend sieht auch meine Arbeit und Begleitung aus.
Individuell und immer genau auf diesen einen speziellen Menschen angepasst.
Durch meine Lebenserfahrungen und meine vielen Aus- und Weiterbildungen verfüge
ich über eine ziemlich große „Werkzeugkiste“ und in die greife ich dann rein
und finde für jeden Menschen das Passende.
Es gibt jedoch ein paar Grundsätze, die Basis meiner Arbeit
sind:
Menschen, die eine medikamentöse Unterstützung, ambulante
Betreuung oder gar einen Klinikaufenthalt benötigen, werden von mir in
kompetente Hände weiter empfohlen/begleitet.
Sexualität und Sinnlichkeit haben in meiner Welt unendlich
viele Facetten. Gemeinsam erarbeite ich mit meinem Gegenüber einen Blick auf
diese Vielfältigkeiten und übe und erprobe eine spielerische Flexibilität in
den eignen Denk- und Handlungsmustern. Die Wahrnehmung/das Wahrnehmen von
unzähligen Wahlmöglichkeiten ist immer Teil der gemeinsam erarbeiteten
Zielsetzung.
Wer mit mir zusammen arbeitet, dem gehört meine ganze
Aufmerksamkeit. Deshalb stehe ich meinen Klienten auch rund um die Uhr zur
Verfügung.
Ich nehme nur wenige Klienten an, damit ich jedem die
Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, die individuell für eine zügige! und kompetente
Zielerreichung benötigt werden, zukommen lassen kann. Gleichzeitig bin ich
flexibel genug, um jederzeit für Notfälle ansprechbar zu sein.
Ich bin immer und in jedem Fall lediglich Begleiterin in der
Welt meines Klienten. Ich achte und schätze es, dass mich mein Gegenüber in
seine Welt einlädt und mir erlaubt eine Weile an seiner Seite durch seine
Landkarte zu wandeln.
Meine Arbeit ist wertvoll und in Teilen einmalig. Sie hat
ihren Preis. Für viele ist der materielle Preis oft viel zu hoch und sie
meinen, sich mich nicht leisten zu können. Hier gilt der Grundsatz, dass manche
meiner Klienten aufgrund ihrer Stellung sehr viel und gerne bezahlen können und
ich somit genügend Kapazitäten habe, um in anderen Fällen individuell
angemessene Konditionen vereinbaren zu können. Dies halte ich transparent.
Alles eine Frage der offenen Kommunikation. Flexibilität auch in diesem
Bereich.
Ich liebe meine Arbeit.
4.11.17
Jetzt regen sich viele Männer darüber auf, dass andere
Männer vielleicht zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs oder der Belästigung
beschuldigt werden. Das tut mir für die betroffenen Männer echt leid.
Vielleicht bringt das aber die Aufgeregten jetzt endlich dazu dafür zu sorgen,
dass weltweit Gewalt gegen Frauen und Kinder von Männern durch Männer endlich
in der Männerwelt geächtet und im nahen Umfeld vehement bekämpft wird. Wenn
Männer nämlich Männern konsequent auf die Finger klopfen würden, meint sie zur
Rede stellen, es sich verbieten, laut und deutlich dagegen angehen, aus
Seilschaften rigoros rausschmeißen oder anzeigen würden, dann würde sich
vielleicht endlich grundsätzlich etwas ändern.
2.11.17
„Frau Müller, schauen Sie sich Filme an, lesen Sie Bücher,
goutieren Sie Kunstwerke und Musikstücke auch von Menschen, von denen sie
wissen, dass diese menschlich versagt haben. Also Betrüger, Lügner, Gewalttäter
waren?“
„Ja. Ich habe schon sehr früh in meinem Leben diese Entscheidung
getroffen ( war übrigens Karl Marx, der mich dazu brachte) und ich habe sie mir
nicht leicht gemacht und komme auch immer wieder an meine Grenzen dabei. Ich
trenne zwischen Werk und Autorin/Autor, etc., und nehme aus ihren Werken das
mit, was mit genehm ist. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich ihr allgemeines
oder spezielles Tun aufs heftigste kritisieren und ablehnen kann. Das sind für
mich persönlich zwei ganz unterschiedliche Ebenen. Ganz pragmatisch: Wenn ich diese
Trennung nicht vornehmen würde, dann würde mir eine Menge an Wertvollem, ja
allereigentlich fast alles, aus dem literarischen, künstlerischen,
philosophischen Schaffen der Menschen in Geschichte und Raum entgehen. Banales
Beispiel: Alice Miller. Sie hat wunderbare Türen zum Verständnis von Gewalt
gegen Kinder eröffnet und war doch selbst eine erbärmliche, vernachlässigende
Mutter. Trotzdem halte ich ihre Texte
für wesentlich und in Teilen wunderbar. Oder nehmen Sie andere Beispiele, die
Ihnen persönlich wichtig erscheinen. Würde ich nicht trennen, dann wäre ich
viel ärmer an Wissen und Verständnis.“
31.10.17
Ich finde es wichtig, dass man historische Personen und ihr
Wirken in ihrem historischen Kontext betrachtet und würdigt, und ihnen nicht
die Schablonen der eigenen Zeit überstülpt. Immerhin ist eine Menge passiert
zwischendrin. Was ich nicht verstehe ist jedoch das Bohei, das um manche dieser
Personen im Jetzt gemacht wird. Es bleibt das Geschmäckle, dass man sich selbst
feiert und inszeniert. Die vielschichtige und widersprüchliche Persönlichkeit
des vorgeblich Gefeierten/der Gefeierten wird dann gerne einfach glatt gebügelt
nach eigenem Gusto. Das mag ich nicht.
24.10.17
17.10.17
16.10.17
"Parteien sind scheiße."
"Frau MÜLLER!
Beherrschen Sie sich!"
"Habe ich im Moment keine Lust dazu. Die Menschen, die
sich an der Basis den Arsch für ihre Partei aufreißen, finde ich ja meistens
total in Ordnung. Das Posten- und Machtgerangel, die Verarschung der Basis
durch die oberen Ränge jedoch finde ich erbärmlich."
"Meinen Sie eine
bestimmte Partei?"
"NEIN! Geht durch alle Parteien."
"Da wir eine
repräsentative Demokratie sind, können wir jedoch auf das Parteiensystem nicht
verzichten."
"Aber, wir könnten es völlig neu denken. Quasi
Festplatte löschen und ein ganz neues Programm aufziehen. Wir haben so viele
kluge, kreative Köpfe im Land, da müsste es eigentlich möglich sein, die
Software für eine repräsentative Demokratie ganz neu aufzuspielen. Es kann doch
nicht angehen, dass Wahlbeteiligungen zwischen 40 und 80 % schwanken und dann
die Politik für 100% gemacht wird. Die meisten Menschen, mit denen ich
gesprochen habe, sind doch nicht müde und genervt von der Demokratie an sich,
sondern von den verkrusteten Parteistrukturen, den ewig gleichen Gestalten, die
ja dann auch noch oft genug Dreck am Stecken haben und immer nur weiter um sich
selbst kreiseln.
Ich bin sowas von sicher, wenn man da etwas ändern wollte,
dann könnte man das."
15.10.17
Ich wiederhole mich gerne, zumal ich mich eh in anderen Foren
damit gerade herumärgere:
Nein, man kann „Links“ und „Rechts“ nicht einfach austauschen
oder über einen Kamm scheren, obwohl dies gerade bei einigen meiner konservativen
Bekannten wieder einmal sehr beliebt ist.
Es gibt da nämlich einen grundlegenden Unterschied im jeweiligen
Menschenbild und in der Auffassung bezüglich Menschenrechten, dem unantastbaren
Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit und dergleichen.
Und ja natürlich gab und gibt es auch im Linken Spektrum
Idioten und Arschlöcher, die sich das Mäntelchen der Menschenfreundlichkeit nur
umhängen um ihr eigenes gewalttätiges, machtgeiles Süppchen zu kochen. Meine
Ablehnung und mein Zorn auch ihnen. Schaut man jedoch von oben und mit ein
wenig Abstand auf die gesamten Szenen drauf, so bleibt der gravierende,
grundlegende Unterschied in Haltung und Weltbild.
Die Frage ist jedoch: Warum macht das linke Menschen- und Weltbild
vielen Konservativen so viel mehr Angst denn das rechte? Warum steht für alle
bürgerlichen Parteien der Feind immer zuerst links und dann, wenn überhaupt,
erst viel später auch, vielleicht, rechts? Was meint man da schützen so müssen?
Und vor wem, für wen? Oder ist das mittlerweile einfach schon ein Reflex?
Meine Erfahrung: Im Laufe meines Lebens habe ich in
konkreten politischen Projekten ausgezeichnet mit konservativen Menschen
zusammenarbeiten können. Wir hatten viele Schnittstellen in unserem
Menschenbild und unsere Auffassung von Recht und Unrecht ließ sich immer
angleichen. Woher kommt nun wieder diese Unversöhnlichkeit auf alles was Links
ist? Mit Rechten war eine Zusammenarbeit niemals möglich, weil schon nach einer
kurzen Kommunikation klar war, dass es keinen noch so minimalen Konsens in und
für irgendetwas geben könnte.
Für mich war und ist jemanden mit Worten runtermachen,
erniedrigen, demütigen, beleidigen, anschreien, anpöbeln und Ähnliches schlichtweg
Gewalt. Körperliche Gewalt jedoch hatte und hat für mich immer eine andere Qualität.
Mit der verbalen Gewalt kann ich, als ERWACHSENE, lernen umzugehen, kann mich abgrenzen,
ignorieren, mich wehren und, das Wichtigste, ich kann einfach gehen. Der
körperlichen Gewalt habe ich, in der Regel, nichts entgegenzusetzen. Ich kann
sie weder mit Worten noch mit körperlichen Einsatz abwehren. Ich bin ihr
ausgeliefert. Ich kann mich ihr nicht entziehen. Ich kann, in schlimmen Fällen,
nicht einmal mehr weglaufen.
Deshalb verstehe ich nicht, mit welcher Lockerheit in
letzter Zeit der Einsatz von körperlicher Gewalt als Reaktion auf verbale
Angriffe entschuldigt bzw. banalisiert wird.
Das ist ein falscher und gefährlicher Weg. Körperliche Gewalt
ist niemals banal und ein durch nichts gerechtfertigtes Mittel der Auseinandersetzung.
Da wird gerade eine Grenze überschritten, die mir im Alltäglichen Angst macht.
Einfacher: Muss ich jetzt, wenn ich mich verbal mit dir
auseinandersetze, damit rechnen, dass ich eins in die Fresse bekomme? Sind wir schon
wieder soweit?
*Anmerkung
Beispiel, siehe medialen/virtuellen Diskurs über die Vorfälle auf der
Buchmesse
12.10.17
Was mich kirre macht, sind diese elendigen Relativierungen
in Diskussionen, die so gar nix bringen.
Beispiele:
"Da erschlägt ein
Mann sein Kind." Kann man nicht einfach stehen lassen, sondern würgt
alles ab mit"Frauen
erschlagen auch Kinder!"
"In diesem Land
wird gefoltert." Maximal zwei Minuten, dann kommt "In jenem Land aber auch!"
"In der DDR war
Gewalt gegen Kinder kein öffentliches Thema." Kurz warten, dann kommt "Aber bei uns ja auch nicht!"
"Im Krieg in xyz
gehören Vergewaltigungen zur Tagesordnung." ... ... "Die Blauhelme machen das auch!"
Und, und, und.
Was soll das? Wenn man auf das eine etwas fokussierter
zeigt, verleugnet man damit doch nicht auch alles andere. Es relativiert sich
das Ungeheuerliche doch nicht dadurch, dass es an anderen Orten und in anderen
Zeiten auch Ungeheuerliches gab/gibt.
Entlastet diese Form der Argumentation irgendwie? Was wird
da warum entlastet? Muss man keine eigene Stellung beziehen zu dem Konkreten,
wenn es irgendwo anders auch passiert? Ist es nicht so schlimm, wenn/weil es
auch andere tun? Darf man auf den entfernten (in Zeit undoder Raum) Schrecken
nicht hinweisen, weil es im Nahen genug Schreckliches gibt?
Ich kapiere es nicht.
9.10.17
Meine Herkunftsfamilie war, mit dem Verdienst eines
Kanalarbeiters, Frau und vier Kindern und einem Enkelkind einkommensschwach.
Seit meines Lebens wehre ich mich dagegen, dass wir deshalb sozial schwach gewesen
seien. Ganz im Gegenteil verfügten alle Familienmitglieder über eine sehr hohe
soziale Kompetenz. Sie sicherte uns nämlich das Überleben.
Auch in meinem weiteren Leben konnte ich eine immer gegebene
Kausalität zwischen niedrigem Einkommen und sozialer Kompetenz nicht feststellen.
Ja, es gibt eine Menge Menschen denen mangelnd es an Empathie, Mitgefühl, sozialverträglichen
Handlungsmustern und ähnlichen Skills. Oft fand ich diese jedoch oft eher im
näheren Kontakt bei sehr einkommensstarken Menschen und ansonsten quer durch
alle Schichten und Klassen.
Es kotzt mich an, dass diese vorurteilsvolle Kausalität zwischen
niedrigem Einkommen und mangelnder sozialer Kompetenz, wider besseres Wissen, immer
wieder im politischen Diskurs von allen Seiten als strategisches Argument missbraucht
wird. Das ist billig und unwürdig.
8.10.17
Da lese ich mich, noch nicht ganz wach, durch diese Zeilen,
weil mich die Überschrift neugierig machte und finde auch, vor allem das letzte
Drittel über „Erziehung“ recht gut formuliert und klicke dann auf das verlinkte
Video mit einer Rede von einem Jack Donovan. Fehler! Großer Fehler! Als Mensch
und Weib sitze ich immer noch mit herunter geklappter Kinnlade vor dem
Bildschirm. Er und seine Anhängerschaft, auch im deutschsprachigen Raum, meinen
das nicht ernst, oder? Doch meinen sie. Madame Misanthropie schleicht sich mal
wieder um die Ecke und winkt mir verführerisch lächelnd zu und lockt mit dem
Versprechen eingelullter Ruhe und einem letzten Rest seelischer Unversehrtheit.
Zu spät! In meinem Kopf wütet schon der Zorn auf diese Art von Männer und macht
keinen Unterschied mehr zwischen einem Herrn Donovan und einem Herrn Abu Bakr
al-Baghdadi, weil es diesen eben real nicht gibt. Brutale, hirnbefeite
männliche Arschlöcher, Samenträger für Gewalt und Tod. Kotzen? Nein, das wäre
zu viel der Zuwendung. Meine Kinnlade küsst immer noch die Kniekehlen. Wenn sie
sich wieder eingerenkt hat, werde ich den ersten und zweiten Teil dieser Kolumne
auch noch lesen.
26.9.17
„Ich habe die gewählt, weil bei uns in den Dörfern gibt es ja
gar nichts mehr. Bäcker zu, Friseur weg, Metzgerei dicht und den Supermarkt und
die Apotheke kannst nur mit dem Auto erreichen. Das ist doch kein Leben. Jetzt
wird sich da endlich einiges ändern!“
Genau, ich sehe es bildhaft vor mir, wie jetzt das blühende
Leben ausbricht bei euch: Der Gauland macht den Metzger, die Weidel die
Friseuse, der Meuthen schmeißt den Supermarkt und der Poggenburg gibt den
Apotheker. Und wenn das noch nicht blühend genug ist, dann kömmt die Störchin am
Wochenende und rockt die fahrende Üxx Disko. Alles wird gut. Jetzt.“
So, oder so ähnlich.
25.9.17
"Frau Petry will
nicht der AfD-Fraktion angehören."
"Sack Reis. China?"
"Sie klingen
genervt, Frau Müller."
"Ja, die Dame geht mir auf den nicht vorhandenen Sack.
Und weil ich jetzt eh schon so am rum Pöbeln bin, auch das noch -> Ein Stück
Scheiße bleibt trotz neuem Anstrich immer noch das, was es ist: Ein Stück
Scheiße."
"Unterste
Schublade, Ihre Argumentation!"
"Ach ja? Dann mal ernsthaft: In der Nacht ist ihr das
eingefallen? Sie verarscht doch die Leute, die sie gewählt haben. Und auch das:
Sie geriert sich jetzt als weniger rechts, als ihre Parteiführungskolleg*innen
und geht damit hausieren. Aber! Mit dem Rassismus und dem "Rechts"
Radikalsein ist es wie mit dem Schwangersein: Da gibt es nicht ein bisschen
mehr oder ein bisschen weniger. Die Dame Petry ist Rassistin und ist
rechtsradikal, Fraktionsmitglied hin oder her. Oder hast du schon vergessen,
was die alles in den letzten Jahren so von sich gegeben hat?"
Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die Sorgen der
besorgten Bürgerinnen und Bürger, wenn man sie sich denn geduldig und
aufmerksam bis zum Ende anhört, eben nicht die ausländischen Mitbürger*innen
und/oder deren jeweilige Religionszugehörigkeit sind, sondern ganz reale Dinge
wie Gesundheitssystem, Mindestlohn, Alterssicherung, Vereinbarkeit von Familie
und Beruf, Chancengleichheit, Wohnungsmarkt, Arbeitsmarkt,
Einkommensverhältnisse, Teilhabe, Abstiegsangst, Schulsystem, Verarmung, etc.,
etc., sind. Und ich denke, dass sie wirklich das Gefühl zu recht haben, dass
das in der Politik so richtig niemanden interessiert. Und genau das macht mich
so zornig, weil sie alle auf diesen von der AfD hingeschissenen Zug
aufspringen, um ja nicht Gefahr zu laufen, das System, das all diese
unerträglichen, realen Zustände für viele Menschen produziert, in Frage zu
stellen.
24.9.17
W wie Wahl
Wenn Wählende wirklich wählen wagen würden, wären Wahlen
wahrscheinlich wesentlich wahrhaftiger.
Wissende wählen wider widerspenstige Widerstände.
Wägender Wählerwille wirft wortgewaltige Wahlversprechen
wider weichgespülte Wände.
Wahlgewinner wählen widerspruchsfrei währungsstarke
Wegbegleiter.
Wahlgeschenke werden wohlbedacht wählend weitergereicht.
Wahlhelfer? Worte weich wie Wachs.
Wen wählen wir? Wahrscheinlich wessen Worte weitaus weiser
wirken. Welche Weise? Welchen Worten widersprechen wir?
Womöglich werden wir wacher werden. Wann? Wenn wilderer Wind
weht. Wenn Willkür Weggefährten wegsperrt. Wenn wir weinen, weil wir wahnsinnig
werden, wegen wütend wahlloser Wut.
Wählen wir Wirklichkeiten? Wir wählen Wahrnehmungen.
Wahlen wirken wohlig wärmend, während weit weg wuchernde Widrigkeiten
wachsen.
Weitere Worte wären würdigender Wahnsinn.
22.9.17
„In zwei Tagen sind
Wahlen. Alles gut bei Ihnen, Frau Müller? Nervös?“
„Eigentlich bin ich nur erschöpft und traurig und verfange
mich in all den Erinnerungen der letzten Jahrzehnte und so viele gute,
aufrechte Menschen, die sich immer wieder und wieder für ein "Nie
wieder!" ringend eingesetzt haben, wandern durch meinen Kopf. Es braucht
viel Kraft, da bei klarem Verstand zu bleiben und das Gute und Richtige nicht
aus den Augen zu verlieren.“
19.9.17
"Solidarität gegen Diskriminierung ist eine Frage des
humanistischen Prinzips. Sie setzt nicht voraus, dass man von den
Diskriminierten hofiert wird."
Das gilt es zu verstehen. Nur weil einige, vor allem auch
noch bei FB, normale Kommunikationsregeln nicht einhalten und mangels
sachlicher Argumente zu Beleidigungen greifen, tangiert das nicht das
Solidaritätsprinzip für mich. Das eine hat mit dem anderen in meiner Welt so
gar nichts miteinander zu tun. Gegen Beleidigungen grenze ich mich ab und wenn
es zu heftig und persönlich wird, dann wehre ich mich. Wenn nötig auch mit
Strafanzeige. Das ändert nichts daran, dass ich mich trotzdem mit dem Anliegen
auch dieses Menschen solidarisiere, wenn ich das Anliegen prinzipiell für
richtig halte. Ja, man könnte dies Humanismus nennen, oder sonst ein Etikett
aufkleben. Ich nenne es einfach eine logische Selbstverständlichkeit.
7.9.17
Ich finde ja, dass jeder (m/w), der sich als Kandidat für
eine politische Wahl aufstellen lassen möchte, vorher einen Grundkurs zur
Entwicklung und zu den konkreten Inhalten von Grundgesetz, Menschen- und
Kinderrechten und zu den wichtigsten UN Konventionen ablegen müsste. Mit
abschließender Wissens und Verständnis Prüfung. Durchgefallen? Pech gehabt.
Ermutigung zur Lebensfreude. Auch und gerade in diesen
Zeiten. Wieder und immer wieder. Sich daran erinnern und es wiederholen:
Das eigene Leben genießen. Jede Stunde, jede Minute, jede
Sekunde wach und bewusst das eigene Leben mit allen Sinnen goutieren. Das
darfst du. Das solltest du.
Sicher, die Welt ist nicht nur schön. Es gibt so Vieles, was
im Argen liegt, so viel Leid, Elend, Schmerz und Tod. So vieles zu verbessern,
zu verändern, neu zu gestalten.
Es gibt tausendundeinen Grund traurig und zornig zu sein.
Aber es gibt auch ein unschlagbares Argument, der für diesen
Genuss des eigenen Lebens spricht:
Nur so, und wirklich nur so, bekommst Du die Kraft und die
Energie wieder und wieder gegen den Strom zu schwimmen und den Mund aufzumachen
und „Nein!“ zu sagen bei Unrecht und Ungerechtigkeit.

Und nur so wächst und gedeiht Deine Gewissheit, dass das
Leben wunderschön ist und die Welt besser wird, weil Du so bist, wie Du bist
und weil Du Dich einbringst, kämpfst und Dich mit Deinem eigenen Leben für die
Schönheit des Lebens wieder und wieder verbürgst.
Also, genieße Dein Leben, auch und gerade in den widrigsten
Momenten! Tanze, singe, weine, schreie, zerberste vor Liebe und vor Zorn und
vor allem schmeiß Dein helles Lachen und Kichern in diese Welt des Leidens und
des Schmerzes. Es ist ansteckend.
Dein Lachen heilt. Dich und andere.
4.9.17
Einer meiner Glaubenssätze:
Die Würde des Individuums bleibt konstant, während der
Wert und die Angemessenheit seiner inneren Glaubenssätze und / oder seines
äußeren Verhaltens in Frage gestellt werden können.
Für mich die Grundlage jedweder menschlichen Gemeinschaft,
die von Achtung und Respekt gegen über sich und jedem anderen menschlichen
Wesen geprägt ist. Jedes Individuum hat seine eigene, unveräußerliche und nicht
wegzudiskutierende Würde, ganz egal, wie sehr ich mich in meiner Welt von
seinem Tun und seinem Denken auch abzugrenzen mag.
Das ist manchmal ganz schön schwer in der Praxis
durchzuhalten und ich habe lange Kämpfe mit mir führen müssen und führe sie
immer wieder im Kontext von Opfer- Täterdiskursen. Gewähre ich zum Beispiel
einem Folterer die gleichen Rechte, die gleiche Achtung seiner menschlichen
Würde wie einem Folteropfer? Oder, viel einfacher, kann ich jemanden in seinem
AndersSein akzeptieren und trotzdem sein konkretes Denken und Verhalten
abgrundtief verachten und mit aller Kraft dagegen angehen? Ist das so, kann ich
das? Ein permanentes Ringen. Hier scheidet sich für mich die Spreu vom Weizen.
28.8.17
-> Applaus und Jubelrufe
hat Alexander Gauland von seinen Anhängern für eine Äußerung gegen die
stellvertretende SPD-Vorsitzende und Integrationsbeauftragte der
Bundesregierung, Aydan Özoguz, erhalten. Auf einer Wahlkampfveranstaltung im
thüringischen Eichsfeld sprach der AfD-Spitzenkandidat von einer „Entsorgung“
Özoguz’, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) berichtet.
Nach Informationen der
Zeitung soll sich Gauland über eine Äußerung von Özoguz aus dem „Tagesspiegel“
im Mai empört haben. Die SPD-Vorsitzende hatte hier gesagt, „eine spezifisch
deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar“.
„Das sagt eine Deutschtürkin. Ladet sie mal ins Eichsfeld ein und sagt
ihr dann, was spezifisch deutsche Kultur ist“, sagte Gauland dazu. „Danach
kommt sie hier nie wieder her, und wir werden sie dann auch, Gott sei Dank, in
Anatolien entsorgen können.“ Das Publikum applaudierte und jubelte."
Es ist diese Gewöhnung an Unsägliches, das mich wirklich
erschreckt. Dieses "jeden Tag ein bisschen mehr Menschenverachtung"
als Selbstverständlichkeit, über die man dann einfach hinweggeht, weil man es
nicht mehr hören kann, weil man es für zu dämlich hält, weil man müde wird,
immer wieder die gleichen Argumente zu wiederholen. Ich kenne so viele Leute,
die mittlerweile sagen, dass sie den ganzen Scheiß nicht mehr hören können. Das
ist gefährlich, denn dieser "Scheiß" nistet sich ein und dockt bei so
vielen Menschen an und verändert das Miteinander in unserer Gesellschaft. Also,
wer es wirklich nicht mehr hören will, sorgt doch bitte dafür, dass dieser
rechte Mist wieder klein und unbedeutend wird. Eine Möglichkeit dazu ist die
kommende Wahl. Ja, unterm Strich ist es egal, welche der alteingesessenen
Parteien man wählt. Kommt für mich auf das Gleiche raus. Wenn man das nicht ab
kann, dann wählt man halt eine von den kleineren Parteien. Aber doch bitte
nicht die eigenen rechten Henker.
Ja, ich werde wählen gehen. Aus diesem Grunde, aber auch,
weil ich es, unter vielem anderen bei uns, immer noch für etwas Wertvolles
halte. Ich werde Die Linke wählen. Nicht weil ich mit allem, was die so sagen,
schreiben, machen, übereinstimme, sondern weil ich in diesem Umfeld die meisten
Menschen kenne, die meinem Menschen- und Weltbild am nächsten stehen. So findet
sicher jeder für sich eine wählbare Partei, die nicht am rechten Rand rum hetzt
und derart offensichtlich nazikonform ist. Den Kopf in den Sand stecken und so
tun, als gäbe es das Unsägliche einfach nicht und es würde einen ja eh nicht
betreffen und das eigene Leben nicht tangieren - das hatten wir schon einmal
und wir wissen alle, was daraus geworden ist. Nicht noch einmal, bitte!
26.8.17
Selbstliebe versus Egoismus
Es gibt die Mär von einem „gesunden Egoismus“. Diese Mär
teile ich nicht. Sich selbst wertschätzen, für sich sorgen, sich selbst
vertrauen… ich nenne es Selbstliebe.
Selbstliebe hat mit Egoismus so viel zu tun wie Frankfurter
Handkäse mit der Statik von erdbebensicheren Gebäuden: Gar nichts.
Selbstliebe ist unverbrüchlich gekoppelt an ein
grundlegendes Wissen um den Wert des eigenen Selbst.
Egoismus sucht den eigenen Selbstwert nur in Äußerlichkeiten
und polstert das eigene schwache Ego mit Konsum, Sucht, Gier, Gewalt und
Ähnlichem.
Selbstliebe ist die Voraussetzung für den wertschätzenden
und liebevollen Umgang mit anderen Menschen.
Egoismus kappt den freundlichen Umgang mit anderen Menschen,
da diese nur als Gegner, Konkurrenten, Feinde und ab und an als Spielsteine im
Kampf um die Befriedigung der eigenen, verquerten Bedürfnisse angesehen werden.
Selbstliebe sorgt für sich auf eine fürsorgliche Art und
Weise, die das Wohl anderer Menschen dabei im Auge behält, da dieses zu seinem
eigenen Wohlbefinden beiträgt.
Egoismus befriedigt seine oberflächlichen Bedürfnisse auf
Kosten seiner Mitmenschen. Fürsorge kennt er nicht, weder für sich, an sich,
noch für andere Leute.
Selbstliebe nährt sich aus dem Vertrauen zu sich selbst und
zu den eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten, die Welt und sich selbst wirksam
und wohlwollend händeln und zum Wohle aller auch gegebenenfalls verändern zu
können.
Egoismus nährt sich nur aus seiner Bedürftigkeit, seinem
Neid, seiner sinnentleerten Gier und seinem (Selbst) Hass und will die Welt und
das Drumherum, wenn überhaupt, nur verändern um die aufgesetzten Gelüste des
eigenen Ichs besser zu befriedigen.
Selbstliebe ist weit offen für ein Du und ein Wir.
Egoismus kennt nur das Ich. Und dieses Ich ist immer hungrig
und wird niemals satt, da es diesen Zustand bisher nie kennengelernt hat.
16.8.17
Nachdenklich. Ich habe über 3000 Leute in meiner
"Freundesliste" bei Facebook. Warum werden Links und Texte, die sich
mit Gewalt gegen und Missbrauch von Kindern beschäftigen, da nicht massenhaft
geteilt? Ich weiß, dass es anderen Seiten, die sich explizit mit dem Thema
beschäftigen, genauso geht. Es ist nur ein Klick. Es wäre eine eindeutige
Stellungnahme. Klare und eindeutige Positionierung in diesem Punkt. Was hätte
das denn für Nachteile?
Immer noch ein Tabu Thema? Zu heiß, um es zu teilen?
Desinteresse? Ich verstehe es nicht.
Eigentlich müssten die sozialen Netzwerke doch überschwemmt
werden von solchen Nachrichten und Berichten. Es wäre sooooo wichtig. Ein
klares und lautes Signal!: Wir tolerieren das nicht! Wir wollen das nicht! Die
Opfer sind nicht allein! Wir wissen, was ihr macht! Wir beobachten euch! Wir
bezeugen! Wir schweigen nicht!
Wieder und wieder und wieder!
Wer, außer Tätern, hätte ein Interesse daran, dass dies
nicht geschieht?
Erklärt es mir!
„Die meisten Migranten
kommen nicht aus einer unmittelbaren Bedrohung hier her, sondern aus sicheren
Drittstaaten. Und es kommen fast nur Männer - holen die alle ihre Frauen nach,
die erst mal ein paar Jahre im Bombenhagel warten? Die ganze Debatte ist
komplett verlogen.“
Verlogen ist es, so zu tun, als sei Europa ein friedliches
Gebiet für Flüchtlinge. Verlogen ist es, so zu tun, als sei die Flucht ein
Spaziergang, auf den man locker Frauen und Kinder mitnehmen könnte. Verlogen
ist es, so zu tun, als seien nur Krieg und Bürgerkrieg akzeptable Fluchtgründe.
Verlogen ist es, dass Europa so tut, als sei es nicht auch ursächlich an den
Fluchtursachen beteiligt. Verlogen ist es, wenn die reichen Länder Waffen
liefern und ihre zugesagten Zahlungen für die Flüchtlingshilfe nicht leisten.
Verlogen ist es, wenn man wirtschaftliche Deals mit Terrorregimen macht.
Verlogen ist es, wenn man jedem Flüchtling unterstellt, dass er entweder ein
potentieller Terrorist, oder ein Schmarotzer sei. Verlogen ist es, wenn man gut
integrierte und sich selbst unterhaltene Familien nach Jahren abschiebt, aber
mit Gefährder aus geheimdienstlicher Taktik Geschäfte macht. Verlogen ist es,
wenn man sich permanent zu Dingen äußert, ohne sich die Mühe zu machen, sich
gründlich über die Vielschichtigkeit zu informieren.
8.8.17
Immer wieder ein mich zerreißendes, emotionales Paradoxon:
Mich einzusetzen für die Würde des Menschen und für Meinungsfreiheit als
unveräußerliche Grundrechte auch für diejenigen, die die Würde des Menschen mit
Füßen treten und sich die Abschaffung der Meinungsfreiheit zum Programm gemacht
haben.
Unterm Strich jedoch bleibt am Schluss immer übrig: Die Würde
des Menschen ist unantastbar und die Menschenrechte gelten für jeden Menschen.
Ohne Ausnahme, ohne Wenn und Aber.
„Schreib doch mal was Positives! Berichte doch mal über das,
was klappt, was gut und schön ist! Oder darüber, wie es sein könnte. Erzähl mir
doch von dem, wofür sich all der Aufwand, der Verzicht, die Qual, das Sterben
und das Leben lohnen!“
Es brennt und schmerzt, verseucht, verleugnet und tötet in
allen Ecken der Welt. Informationen darüber auszutauschen ist richtig, gerade
in Zeiten, wo die Medien eine seltsame Vorauswahl der "wichtigen"
Nachrichten treffen. Es ist so notwendig, die verschwiegenen Zusammenhänge
wieder und wieder darzulegen, zu veröffentlichen, darauf hinzuweisen. Aber, es
erschlägt auch. Es entmutigt. Bei der täglichen Medienschau ist es kaum möglich
eine erfreuliche Meldung zu finden. Ist wie die Suche nach der Stecknadel im
Heuhaufen.
Das macht was. Mit den Menschen und mit mir. Doch bevor ich
im Zorn verglühe, in Traurigkeit ertrinke, der Schmerz der Welt mich in den
Wahnsinn treibt oder die Hoffnungslosigkeit mich gänzlich lähmt und ich im Zynismus
taumelnd schwelge, hilft mir immer eines: Ich dreh das Fernglas um und schau
auf das Kleine, das dann auf einmal groß und mir ganz nah ist.
Da findet sich, unter all dem Lebenskampf und der trotzigen
Lebensfreude, diese Sehnsucht nach einer besseren Welt. Da sind Träume und
Ziele, Utopien und ganz konkrete Vorstellungen, von dem, wie es sein sollte und
könnte. Dieses in Worte zu fassen, in Bildern zu malen, in Tönen einen Ausdruck
zu geben – das macht es leichter. Für! etwas sein, dem Dafür eine Gestalt
geben, auch und gerade in den kleinen Dingen, so dass es wächst und gedeiht in
den Köpfen und Herzen der Menschen, so sehr, dass man bereit ist, für das Dafür
gemeinsam zu kämpfen. Das ist eine feine Sicht auf Welt und sie ist ansteckend.
Doch sie ist nicht nur ansteckend, sondern genau in dem
„Dafür“ trennt sich die Spreu vom Weizen. Gerade in diesen Zeiten treffe ich
beim „Dagegen“ immer wieder und immer öfter auf Menschen, mit denen ich im
Dagegen sehr wohl einer Meinung bin, in dem Dafür jedoch entsetzt zurückschrecke.
Das hat mich in letzter Zeit sehr verwirrt und irritiert. Erst als ich den
Blick wieder für das Dafür schärfte, bekam ich mich selbst wieder klar und
weiß, wo ich mich wie laut und deutlich abzugrenzen habe.
5.8.17
Chancenlosigkeit, Ausgrenzung, Diskriminierung, Armut,
Perspektivlosigkeit, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot, schon als Kind erlebte
Gewalt, miserable Bildung, starres Weltbild zählen mit zu den wesentlichen
Voraussetzungen, aus denen Fanatismus, Fundamentalismus und Terrorismus
jedweder Couleur! sich nähren, wachsen und gedeihen.
Wenn dem so ist, dann – aufgepasst! - was wären denn dann die notwendigen ersten
Maßnahmen, um dem Dreigestirn der Gewalt den fruchtbaren Boden zu entziehen?
Na, na, na? Denk nach! … … … Ach, gucke
mal da.
----
*Anmerkung
"Und was ist mit denen, die aus reichen Verhältnissen
kommen, eine ausgezeichnete Ausbildung haben, über potente Netzwerke verfügen,
etc. und in Politik und Wirtschaft zum Beispiel dem rechten oder nationalen
(oder sonstigen) Fanatismus anhängen?"
"Denen geht es doch um etwas ganz anderes: Um Macht,
Gier, persönlichen Gewinn. Die springen auf jeden Zug auf und reiten jedes
Pferd. Denen geht es doch nicht um die Inhalte, die sind für sie beliebig
austauschbar. Sie hängen ihr Fähnchen in den Wind, der ihnen gerade Auftrieb
gibt und ihre Pfründe sichert und vermehrt. Das gilt es zu verstehen: Sie
nutzen die jeweiligen Stimmungen um sich drumherum nur für ihre eigenen
Interessen; arbeiten mit dem aktuell vorhandenen Potential in der Bevölkerung;
manipulieren, führen, indoktrinieren, verstärken das Vorhandene, sich ihnen
gerade Anbietende, aus rein egoistischen Gründen. Zwei Seiten der gleichen
Medaille, die sich ergänzen, jedoch ganz andere Wurzeln haben."
4.8.17
Dein größter Irrtum: Der gesunde Menschenverstand sagt dir,
dass du keine Angst vor Überwachung haben musst, denn du tust ja nichts
Ungesetzliches. Darum ging und geht es jedoch nie. Es ist nämlich völlig egal,
ob das, was du sagst, schreibst und tust völlig harmlos ist. Denn in dem einen
wesentlichen Augenblick liegt die Deutungshoheit über gut/schlecht,
legal/illegal, etc.., nicht in deiner Macht, auch nicht in einer einvernehmlich
gemeinschaftlichen Macht, sondern einzig und alleine bei demjenigen, der in
diesem Augenblick die Definitionsgewalt hat. Da kann das dämlichste
Hundebildchen zu einem Fail werden, der dich deine Integrität und
Unverletzlichkeit kosten wird. So einfach ist das.
Du glaubst mir nicht? Dann schau dich mal um in der Welt.
"Kinderpornographie" - Was für ein Scheißwort.
"Pornographie
sprachliche, bildliche
Darstellung sexueller Akte unter einseitiger Betonung des genitalen Bereichs
und unter Ausklammerung der psychischen und partnerschaftlichen Aspekte der
Sexualität" (Duden)
Von Erwachsenen, mit Erwachsenen, für Erwachsene. Denn es geht
dabei um die, wie auch immer geartete, Sexualität von Erwachsenen. Was hat das
mit Kindern zu tun? Auf jeder Ebene: nichts, aber auch gar nichts!
Sexuelle Darstellungen, egal in welcher Form, mit Kindern
von und für Erwachsene ist die Darstellung von Verbrechen: Missbrauch, Gewalt,
Vergewaltigung, schwerste Körperverletzung... .
Die Benutzung des Begriffes "Pornographie" in
diesem Kontext verharmlost, verschleiert, führt in die Irre und tut so, als sei
Gewalt gegen Kindern ein frei zur Verfügung stehendes Konsumgut unter anderen
Konsumgütern und nur dem marktwirtschaftlichen Gesetz von Angebot und Nachfrage
unterworfen und nicht nur und ausschließlich dem Strafrecht.
30.7.17
Frauen sollen sich verhüllen, weil Männer ihre Triebe sonst
nicht zügeln könnten?
Ähm.
Die haben sich nicht im Griff und deshalb soll ich?
Ähm.
Das erinnert mich an die scheinheiligen Diskussionen damals
in Bezug auf Hotpants und Minis und überhaupt. Der Mann dreht durch und die
Frau ist schuld, weil sie ihn ja mit ihren Reizen gereizt und eingeladen hat?
Ihr habt doch einen Knall!
Solange die Männer das bei sich nicht hinbekommen, zieht ihnen
gefälligst Keuschheitsgürtel und Fäustlinge an und gebt ihnen einen Schnuller. Schickt
sie in entsprechende Schulungen zur Trieb- und Affektregulierung. Aber lasst
mich und meine Schwestern in diesem Diskurs außen vor, denn es ist nicht unser
Problem.
*Anmerkung
Und bevor jetzt gleich
wieder das Islambashing losgeht: Wir haben hier eine lange, sehr lange und für
die Frauen schmerzvolle Geschichte vorzuweisen. Da wurde nix an Widerlichkeiten
und Ungerechtigkeiten ausgelassen. Ist doch vorbei?! *Hahaha, ich lach mich tot.
Geht mal zu Vergewaltigungsprozessen oder wenn es um Mobbing geht. Oder schaut
euch das dämliche Prostituiertenschutzgesetz an, wo diejenigen, vor denen die
Sexarbeiter*innen angeblich geschützt werden sollen, diejenigen sind, die nix
vorweisen müssen, keine Registrierung, keinen Gesundheitsnachweis, nix, gar
nix. Und euch fallen bestimmt noch mehr Beispiele ein, bin ich sicher.
25.7.17
„PC Spiele sind schuld
an der steigenden Gewaltbereitschaft!“
„Genau. Der Erdogan treibt sich ja auch nächtelang auf Lan-Partys rum und zockt noch zwischendrin heimlich auf dem Klo mit Putin, Trump,
Assad, Alijew und anderen Konsorten. Nein, nicht mit Merkel, die hat die
Technik bis heute nicht kapiert und keiner will sie in seinem Team haben. Aber,
sie darf ab und an die Häppchen reichen. Immerhin.“
„Das ist nicht witzig,
Frau Müller!“
„Ihr Intro auch nicht.“
24.7.17
„Frau Müller, immer hacken Sie auf der Kirche rum, wenn es
um Gewalt und sexuellen Missbrauch geht. In alternativen Projekten und Zirkeln
gab es das doch auch!“
„Sind Sie so deppert, oder tun Sie nur so in ihrem
unsäglichen Drang zu relativeren? Wenn es um Gewalt und Verbrechen an Kindern
geht, sind Religionszugehörigkeit, Parteibuch oder politische Weltanschauung
ebenso keine ein- oder ausschließende Kriterien wie Herkunft, Status,
Geschlecht, Alter. Das geht durch alle gesellschaftlichen Schichten und Räume.
Keine Ausnahmen. Gar keine.
Die katholische Kirche steht zurzeit wegen des
Abschlussberichtes im Fokus. Auch deshalb, weil diese Beispiele erlauben
aufzuzeigen, wie Schweigen und Vertuschung in einer großen gesellschaftlichen
Institution es ermöglichen über einen langen Zeitraum die Täter zu schützen. Quasi
Laborbedingungen in der Feldforschung. Relativiert wird dadurch jedoch gar
nichts. Im Gegenteil. Gerade der Umgang und die Vorgänge in der Katholischen
Kirche geben aufschlussreiche Hinweise auf Täterprofile in allen anderen
gesellschaftlichen Bereichen: Nichts, aber auch gar nichts verhindert, dass ein
Mensch Gewalt gegen Kinder ausübt und/oder seine sexuelle Gier an ihnen
austobt. Es geht ihm, dem Täter nur um die Befriedigung seiner Macht, seines
Sadismus und seiner krankhaften sexuellen Bedürfnisse. Das sind die Grenzen
seiner Wahrnehmung, darauf ist sein ganzes bewusstes und unbewusstes Verlangen,
Streben und Trachten hin kalibriert. Und dafür sucht er sich Strukturen, die
ihm dies mit möglichst geringer Gefahr für seine Person erlauben auszuleben.
Das können kirchliche Institutionen sein, Schulen, Sportvereine, Wohnprojekte,
Heime, Kindergärten, Jugendhäuser, Internet… und, und, und … und vor allem auch
die eigenen Familienverbände. Überall dort eben, wo ihm Kinder als Abhängige
anvertraut sind oder wo er leicht Abhängigkeitsverhältnisse herstellen kann. Die
katholische Kirche hat da kein Alleinstellungsmerkmal und ist nur ein
Schauplatz unter vielen anderen.“
*Anmerkung
„Der“ Täter? Er? Es gibt auch Täterinnen. Auch und gerade in
den familiären Strukturen. Ja. Aber, mal ganz ehrlich, wenn ich mich weltweit
umschaue, mir die konkreten Daten und die Vorgehensweise, die Taten selbst
anschaue, dann ist es doch ein überwiegend männliches „Problem“. Da ständig zu
relativieren mit dem Totschlagargument „Es gibt aber auch Frauen!“ schützt die
Täter. Sonst nix.
23.7.17
(Zitat)
Wir wissen, was wir von unseren Fürsten zu erwarten haben.
Alles, was sie bewilligten, wurde ihnen durch die Notwendigkeit abgezwungen.
Und selbst das Bewilligte wurde uns hingeworfen, wie eine erbettelte Gnade und
ein elendes Kinderspielzeug, um dem ewigen Maulaffen Volk seine zu eng
geschnürte Wickelschnur vergessen zu machen. Es ist eine blecherne Flinte und
ein hölzerner Säbel, womit nur ein Deutscher die Abgeschmacktheit begehen
konnte, Soldatchens zu spielen. Unsere Landstände sind eine Satyre auf die
gesunde Vernunft, wir können noch ein Säculum damit herumziehen, und wenn wir
die Resultate dann zusammennehmen, so hat das Volk die schönen Reden seiner
Vertreter noch immer teurer bezahlt, als der römische Kaiser, der seinem
Hofpoeten für zwei gebrochene Verse 20,000 Gulden geben ließ. Man wirft den
jungen Leuten den Gebrauch der Gewalt vor. Sind wir denn aber nicht in einem
ewigen Gewaltzustand? Weil wir im Kerker geboren und großgezogen sind, merken
wir nicht mehr, daß wir im Loch stecken mit angeschmiedeten Händen und Füßen
und einem Knebel im Munde. Was nennt Ihr denn gesetzlichen Zustand? Ein Gesetz,
das die große Masse der Staatsbürger zum fronenden Vieh macht, um die
unnatürlichen Bedürfnisse einer unbedeutenden und verdorbenen Minderzahl zu
befriedigen? Und dies Gesetz, unterstützt durch eine rohe Militärgewalt und
durch die dumme Pfiffigkeit seiner Agenten, dies Gesetz ist eine ewige, rohe
Gewalt, angetan dem Recht und der gesunden Vernunft, und ich werde mit Mund und
Hand dagegen kämpfen, wo ich kann.
(Zitat-Ende)
Georg Büchner aus seinen Briefen an die Familie aus Straßburg
April 1833.
185 Jahre her. Da fällt einem Ermutigung in heutigen Zeiten doch manchmal recht schwer.
Jede Form der Gewalt erzeugt Gegengewalt. Und immer geht es
um Stabilisierung, Instandsetzung oder Neuverteilung von Macht.
Gewalt hat viele Gesichter. Und manchmal erkenne ich sie für
eine lange Weile nicht hinter ihren Masken von Verlogenheit und Heuchelei.
Eine der verkleisterten und vernebelten Formen von Gewalt
ist die strukturelle Gewalt. Immer wieder muss ich innehalten, um mir dies zu
vergegenwärtigen ->
„Strukturelle Gewalt ist die vermeidbare Beeinträchtigung
grundlegender menschlicher Bedürfnisse oder, allgemeiner ausgedrückt, des
Lebens, die den realen Grad der Bedürfnisbefriedigung unter das herabsetzt, was
potentiell möglich ist.“ Johan Galtung
Dieser Satz ist so gehaltvoll, dass ich immer eine Weile
brauche um ihn durchzukauen und dann zu goutieren.
Bin ich gewaltlos? Nein, natürlich nicht. Es gibt
Situationen, da benutze ich Gewalt um mich zu schützen und Gefahren abzuwehren.
Und ab und zu neige ich zu zornig verbalen Gewaltausbrüchen ob der
Ungerechtigkeiten und der Verantwortungslosigkeiten von Gier und Profitstreben,
welche über Leichen gehen.
Gewaltlosigkeit als Ziel und auf dem Weg dahin jedes Mal ein
Schritt und ein Nachdenken über dessen Motivation und Implikationen, manche
Abzweigungen kritisch revidieren und auf ein Neues. Nicht mehr, aber auch nicht
weniger.
20.7.17
"Oh, wir haben die Reisehinweise für die Türkei abgeändert!"
"Yeah! Die lügen, bestechen, beuten aus, schreddern
Existenzen, schlagen, foltern, töten, ermorden, sperren ein... Keine Skrupel,
so gar keine. Und wir, wir ... hihihi ...tschuldigt ... chrrrchprust ... ähm
... sorry ... wir haben ... pffff ... ne, keine Warnung ... nur ... keusch ...
Hinweise. HINWEISE! *kreisch ...Oh ja, die dortige Regierung wird erzittern vor
unserer Courage und unserer Standhaftigkeit und unserem knallharten, absoluten
Willen für die Menschenrechte, mit allem was wir sind und haben, einzustehen!
Yeah! "
"Ach, war da was? Ist da was?"
Der deutsche Michel schlägt die Falten seines Schlafgewandes
platt, dreht sich selig seufzend zur Seite.
"Ist nur der Wind in den Zweigen. Müsste ich auch mal
wieder schneiden, die Nachbarn gucken schon so komisch."
Schnarchgeräusche wummern nach einigen Minuten durch den
Raum.
Die Welt tanzt Polka am Abgrund. Wenn juckt es.
Mein Eindruck von den Gesprächen in den letzten Tagen: Am
liebsten würde man es doch einfach unter den Tisch kehren. "Das ist doch
schon alles so lange her!", "In Internaten ging es eben damals so
zu.", "Es war halt die Zeit damals.", "Waren doch nur die
Überreste der Schwarzen Pädagogik." und so weiter, und so fort.
Ähm ... Ach?! ... So lange her? Heute ist alles ganz anders?
Heute herrscht im Realen und in den Köpfen der Leute doch eine ganz andere
Vorstellung über Kinderrechte und Erziehungsfragen? Das könnte heute so doch
gar nicht mehr passieren? Das hat 1992 doch von Jetzt auf Gleich aufgehört?
In welcher Welt lebt ihr denn?
Dass das rückwirkend überhaupt ans Licht kam und bearbeitet
werden konnte, liegt doch vor allem daran, dass betroffene Erwachsene! es nach
Jahrzehnten nicht mehr ausgehalten haben mit dem Trauma, das sie ein Leben lang
verfolgte und quälte, so weiter zu leben. Darum haben sie angefangen den Mund
aufzumachen und nach und nach, ermutigt dadurch, fanden sich immer mehr bereit,
sich öffentlich zu äußern und von ihren schrecklichen Erlebnissen zu erzählen.
Als Kinder hätten sie das doch gar nicht gekonnt, bzw. wurden ihre kindlich
ausgedrückten Ängste und Hinweise doch von niemandem verstanden oder gar ernst
genommen.
Was bringt euch nun zu der Annahme, dass Kinder, die in
diesem Moment Ähnliches erleiden, in der Lage sein könnten klar und deutlich
zeitnah öffentlich darüber zu reden?
Nein, wenn ich mir aktuelle Berichte von Gewalt und
Missbrauch von Abhängigen anschaue, dann denke ich nicht, dass sich Wesentliches
verändert hat. Es wird wieder seine Zeit brauchen, bis alles ans Licht kommt.
Das finde ich gruselig. Genauso wie die Ignoranz derer, die meinen, es sei doch
alles nur Schnee von gestern.
Ist da auch nur ein Hauch von Einsicht und Buße zu erkennen?
Nein, die gleiche Arroganz und Anmaßung wie all die Jahrzehnte vorher. Und ihr
glaubt, es hätte sich was verändert?
17.7.17
„Wir lebten in einer
Kultur, in der das Nachdenken und Muße keinen Platz mehr habe, sagte
Schmidbauer im Deutschlandfunk. Die Idee, man könnte sich auch mit weniger
zufrieden geben, habe in unserer Gesellschaft eine sehr geringe Akzeptanz. Die
Folge sei, dass die Menschen ihren Leistungsansprüchen selbst nicht mehr
gerecht werden könnten und dadurch auch häufiger an Depressionen erkrankten.“
Alles richtig, Herr Schmidbauer. Aber! und dieses Aber ist
ein sehr dickes und altes zwischen uns beiden -> Ich kenne eine Menge Menschen, die könnten
ihre "Depressionen" sehr gut ohne Medikamente in den Griff bekommen,
wenn sie Zeit und Muße hätten, einmal ganz und gar bei sich selbst anzukommen.
Können sie aber nicht, weil sie es sich schlichtweg nicht "leisten"
können. Sie kämpfen nämlich Tag für Tag um die Befriedigung ihrer ganz banalen
Grundbedürfnisse: Wohnen, Essen, Teilhabe. Die können nicht einfach aus
krankmachenden Verhältnissen aussteigen und sich den Luxus leisten, sich und
ihr Leben gesundheitsfördernd zu entschleunigen. Dann hängen ihnen nämlich
diverse Ämter und Gläubiger existenzbedrohend im Nacken. Mein ewiger Hader mit
den lieben Psychoanalytikern: Ihr habt wirklich wunderbare Werkzeuge
geschaffen! Aber ihr habt immer den größten Teil der Bevölkerung, nämlich die,
die in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen leben, von dem Genuss derselben
ausgeschlossen. Manchmal kommt es mir so vor, als sehet ihr die und ihre
Lebensumstände gar nicht. Ein blinder Fleck quasi, von Anfang an und recht
nachhaltig gehegt und gepflegt bis heute.
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